Kategorie: Steinerne Unterwelten

Schweizer Bergbau und Sonstiges

Mürtschenalp 2024

Die kleinen Kupfererz-Gruben ob der Mürtschenalp sind ein immer wieder willkommenes Wanderziel. Ich geniesse die prächtige Landschaft gemischt mit etwas Industrieromantik. Die Relikte reichen, im und oberhalb der unteren Mütschenalp, bis in die Jahre 1919, Epoche Gustav Weinmann.

Mütschenalp

Untere Mütschenalp, Bildmittig, die Tannengruppe, ehemalige Wasserradbetriebene Poche.

Bei unserer Exkursion lang bereits eine feine Schneedecke über dem Tief-Gelände und der Tag schien sich überzeugend zu verabschieden. Trotz aller Widrigkeiten die ein Besteigen der hochgelegenen Gruben erschwerte siegte die Neugierde und die Lust. Insbesondere meine Begleiterin brannte nach untertägigen Tiefsichten.

Erzbett Mütschenalp

Also stiegen wir auf, Wegspurensuchend und bei absinkender Sonne, in die damaligen Kupfererzreviere. Am Erzbettmundloch, Bildmittig, sammelte sich reichlich Schnee in der Senke was mich, eher Wasserscheu veranlagt, von tieferen Einblicken abhielt. Fest steht, der blöde, Busenaufkrazende Klotz hängt immer noch verkeilt tief von der Decke. Im Mundloch liegt eine  etwas Rostramponierte Schaufel die, so wies aussieht, nicht wirklich Wirkung tat.

Hauptgrube Mürtschenalp

Das obere Mundloch der Hauptgrube neigte sich allmählich der Nacht zu. Wir erreichten die Hauptgrube gegen 17:00 Uhr bei Sonnenuntergang. Ein letzter Blick hinunter ins Alptal nährte die Hoffnung eines Direktabstiegs. Der begangene, weit ausholende Weg hätten wir bei Dunkelheit eh nicht wieder gefunden.

Hauptgrube Mürtschenalp

Die Grube entlockt auch meiner Wenigkeit, nach rund 20 Besuchen, immer wieder ein qualitativ hochstehendes Stauen. Abgesehen von den üblichen, nervenden Geocaches gibt’s bei jeder Befahrung Neues zu entdecken.

Hauptgrube Mürtschenalp

Die Grubendokumentation ist eher Spärlich und basiert den von Emil Stöhr gezeichneten Plänen. Ein jeder fingerte noch weitere Ergänzungen hinzu, mich mit eingeschlossen, doch so richtig genaue Erkenntnisse zu den Grubenwerken liegen keine auf.  

Nichts desto trotz machts immer wieder Spass die bis zu 200 Meter langen Gängen abzulaufen.

Hauptgrube Mürtschenalp

Auf Ebene Förderstrecke liegt immer noch der Geheimnisumwitterte Schacht bis Rand wassergefüllt. Nach mir bekannten Unterwasseraufnahmen, GoPro, solle dies Schachtwerk, mit verschiedenen seitlichen Aufhauen, bis zu 12 Meter messen. Bekannte Pläne, Emil Stöhr, enden bei 4 Meter Tiefe.

Hauptgrube Mürtschenalp

Inzwischen zeigte sich die ankommende Dunkelheit am Fenster der Zwischensohle.

Bis zum Ausstieg wars am Hauptmundloch stockfinster. Die direkte Route trotz einiger Schwierigkeiten lang auf der Hand.

Hauptgrube Mürtschenalp

Der schneebedeckte Abstieg führte uns an der kleinen unteren Grube vorbei.

Auf abenteuerlichen Pfaden endete unser Abstiegt, minus einer Thermosflasche, punktgenau am ehemaligen Pochwerklein.

Pochwerk Mütschenalp

Inzwischen jedoch dieses reichlich ins Dunkel gehüllt. Der letzte noch verbleibende stündige Spaziergang bis zum Auto wirkte, im Vergleich zu halsbrecherischer Fährtensuche, wie reines Wellness auf flauschigem Schneeboden.   

Auch dieser Ausflug offenbarte einige neue Tatsachen zum Bergwerk und den Zugangswegen. Mit der Ära Gustav Weinmann 1916 bis 1919 riss die Dokumentation der  Grubenwerke abrupt ab.  Das tragische Ende des Bergbaupioniers, früher Tod und heftige Erbstreitigkeiten, vernichteten wertvolle Schriften der letzten Bergbauepoche. Viele der heute herumgeisternden Texte weisen Ungereimtheiten auf, wahrscheinlich trifft dies auch auf meine Ergüsse zu.

Plan Hauptgrube

Der Plan, in seiner Urform zeichnete Emil Stöhr um 1865, weitere Ergänzungen folgten von Fehlmann 1919 und ich bin, seit letzten Sonntag, der Meinung dass die Strecke Gelb in Westrichtung deutlich länger und gewundener verläuft als auf letzter Planfassung.  

Da ich, zur Orientierungshilfe, unser Track aufzeichnete konnte ich die abgespulte Wanderstrecke mit allerlei Kartenmaterial vergleichen was mögliche Indizien auf den alten Grubenweg von 1919 offen legen könnte.

Mutschenalp_Gruben_2024

Auf der Aktuellen Karte ersichtlich der Hinweg über die weit ausholende Westwanderroute. Vom Erzbett führt eine geschlagene und nivellierte Fuss/Rollstrecke bis fast an die Hauptgrube. Mein doch eher schlechter Orientierungssinn und reichlich Schnee bescherte uns, nahe der Hauptgrube, eine kurze Mundlochsuchaktion. Naja, nun wissen wir wies oben am Weg aussieht. Ab Hauptmundloch Hauptgrube beschlossen wir den direkten Abstieg zu riskieren quasi den Spuren folgend des alten Grubenwegs.

Der alte Grubenweg ist seit längerem verschwunden und doch wir lagen wir gar nicht so krumm.

Mutschenalp_Gruben_1920

Das Kartenwerk von 1920 zeigt leider, in dieser Gegend, erhebliche Ungenauigkeiten und doch, sofern die Kartendarstellung Geistig-Mental etwas zurechtgerückt wird,  stimmt der Verlauf gar nicht schlecht. Der Weg nach Karte 1920 trifft auf das Südosteck des Pochwerks. Auch wir erreichten über eine kleine Rampe im Wald punktgenau die Poche.

Mutschenalp_Gruben_1956

1956 sind zwei Wege abgebildet die gerade zu den Gruben, Erzbett und Hauptgrube führen. Wir sind am Hauptgrubenweg von 1956 eher östlich vorbei geschrammt. Der 1956 gezeichnete Weg ist aktuell unpassierbar da sich in den Jahren des Verfalls Sträuchervegetation breit machte. In Kombination mit Schnee mutierte diese Route, wie ich feststellen musste,  zur  schnellen Bobbahn. Am letzten Wegstück unserer GPS-Aufzeichnung, kurz vor der Bachpassage führt eine sanfte Rampe auf Niveau Pochwerk. Diese Rampe könnte ein Überbleibsel aus der  Ära Gustav Weinmann sein.

Mutschenalp_Gruben_luftbild_aktuell

Der vollständigkeitshalber die Trackaufzeichnung auf sommerlichem Luftbild. Die Luftaufnahme mag täuschen, der Weg ist deutlich abenteuerlicher und die Felsbändchen, Vertikal, nicht wirklich sichtbar.

Fazit, zweierlei Projekte stehen an. Der Aufstieg über die Abstiegsroute. Vielleicht werden weitere Details des Grubenwegs sichtbar.

Und, eine Vermessung der Grubenanlage, den Pläne sind a) selten b) reichlich spekulativ.

Buffalora / Valdera, die Geister die ich rief

Das Bergwerk ob Buffalora, nahe Ofenpass, birgt noch heute reichlich Geheimnisse. Die Benennung, Flurname, wie auch die Endigung des Bergwerksbetriebs sind immer noch nebulös.

Die fast 100 noch verbleibenden Bergbauspuren, vorwiegend eingestürzte Mundlöcher, machen die Forschung auch nicht einfacher.

Es darf, aus meiner Sicht, mehr als nur eine Antwort gelten. Während die einten, aus fernem Bormio kommend, Bergwerk und Dorf um 1500 Valdera nannten, schreiben Bischoff Heinrich um 1495 und Johann von Salis um 1589  in geführter Korrespondenz von Buffalora.

Der, von mir gerne zitierte, Engadin-Chronist Campell nennt um 1571 keine Ortsbezeichnung zum Bergbaudorf nahe des Ofenpasses.

Es bleibt auch nebulös wann der Bergwerksbetrieb einstellte und ab wann alle Anlagen aufgegeben wurden. Da verschiedene Investoren beteiligt waren ist eine gestaffelte Aufgabe durchaus plausibel.

Da wir über die Vergangenheit recht wenig wissen an dieser Stelle eine kleine Zusammenstellung kleiner Details die die aufmerksame Forscherin zur Kenntnis nahm.

Die Siegfriedkarte Erstausgabe (um 1897) nennt ehemalige Erzgruben zuoberst im Bergbauareal. Die zwei Ruinen gibt’s tatsächlich nur sind diese, seit eh und je, östlich der Gradkante.

Buffalora

Auf dem Geocover sind zwei offene Mundlöcher verzeichnet, Quellangabe unbekannt.

Buffalora

Beide Mundlöcher sind, falls korrekt eingezeichnet, meiner Beurteilung nach, seit Jahrhunderten verschüttet.

Das südwestlich Mundloch deckt sich mit oberen Sohlen 7 und 8 in meinem Planwerk, Der nordöstliche Stollenmund zeigt auf ein sehr alter Bergwerksteil Sohle 4. Beide Positionen sind von innen her bekannt und auf beiden Positionen liegen Meterdicke Einbruchstellen zu Tage.

Buffalora

Anderseits würden Bergleute nie einzelne Erzklumpen lose auf einem Brett 2.5 Meter ab Boden deponieren. Sohle 5 erfuhr möglicherweise nach Bergbaubetrieb noch Besuch.

In Sohle 2 will einer aus unserem Team, namentlich der Erstbefahrer Cristian Conradin, moderne, gerippte Schuhsohlenabdrücke erkannt haben und auch in Sohle 2, nahe Tag, liegt Fledermauskot.

Kurz vor Ende des ersten Weltkriegs projektierte das Büro für Bergbau eine Prospektionsmission. Zu dieser ist es nie gekommen. Ob der Zugang  zum Werk fehlte oder inzwischen der Krieg endete ist nicht ganz klar.

Es gibt ein Foto vom 15. September 1934 welches die Haldenlandschaft wiedergibt. Aus meiner Beurteilung, keine Indizien die auf offene Mundlöcher hindeuten.

Anderseits sind, ausserhalb des Erzfördernden Bergwerks, einige unbedeutende Nebenstollen bis zu heutigem Tage offen geblieben. Es ist aber auch denkbar dass diese tauben  Strecken von neugierigen Menschen, wie ich auch, später geöffnet wurden.

Der von mir oft zitierte Engadin-Chronist Campell gilt, aus meiner Sicht, als zuverlässigster Zeitzeuge.

Zu Buffalora, anmerkend ohne Flurnamensangabe, schrieb Campell um 1571:

«Hier standen noch bei unserm Gedenken einige Herbergshäuser, fast ein kleines Dorf zu nennen, für die, welche den Berg in der einen oder der andern Richtung überstiegen und dort einen Halt machen mussten, um Unterkunft zu nehmen. Es wurden hier auch mancherlei Waren zum Kauf feilgeboten. Deshalb war der Ort als kleiner Handelsplatz von den Leuten der Umgebung stark besucht. Es fanden sich hier auch viele deshalb ein, weil es da verschiedene Silbergruben gab, von denen heute nur noch die Überreste zu sehen sind. Denn die, welche den Platz als Gastwirte innehatten, das heisst als Eltern und Beschützer der Gäste und fremden Wanderer (was man landläufig als die Pflicht der Herbergsväter bezeichnet), wurden als Diebsgesindel und schändliche Mörder entlarvt, im Engadin abgeurteilt und ihre Häuser zerstört. Seither liegt der Ort verlassen und die Bergwerksanlagen und Häuser in Schutt und Asche.» (Übertragen aus dem lateinischen Originaltext.)

Das Jahr 1571 und der beschriebene Zerfall des Dorfes ist ein mögliches Indiz des Endes einer rentierenden  Eisenerzförderung.

Es gibt aber allerlei Indizien die auf eine Fortsetzung des Grubenbetriebs, respektive auf eine Eisenherstellung, hindeuten.

Johann von Salis betreibt nach 1571 an verschiedenen Zeitpunkten Handel mit, genannt hier, Buffalora.

Das Staatsarchiv Graubünden kennt unter Aktenvermerk StAGR CB II 1360 g 03 und Titel „Johann v. Salis-Samedan (1546–1624), Bergwerksakten“ folgende Korrespondenz:

Von Salis

Das Erz stammt vom Berg Fraele und solle nach Buffalora, vermutlich zur Verhütung, transportiert werden. Das ein Eisenbergwerk auf Buffalora zu jener Zeit bestand ist aus dieser Textpassage nicht ersichtlich. Die Ofenanlagen sind vermutlich noch lange nach Bergwerksende erhalten geblieben. Klar ist, Von Salis mischte im Erzhandel kräftig mit.

Von Salis

Das Zernezer Schmelzwerk wird immer wieder in der Literatur nahe Buffalora angesiedelt. Heute sind kaum noch Reste der Verhütungsanlagen ausmachbar.

Auch unklar bleibt ab wann der Bergwerksbetrieb startete. Die Dendrochronologie der wenigen Holz-Aussenkonstruktionen (Spuntwände, Türstöcke) deckt den Bereich zwischen 1310 und 1457 ab (Schlagjahr).

Bischof Heinrich

Bischof Heinrich (Bistum Chur) nennt 1495 Buffalora im Zusammenhang mit einer Zahlung. Konkreteres entzieht sich meiner Kenntnis. Staatsarchiv Graubünden, Aktenvermerk StAGR CB II 1360 b 09 Titel „Gillardon Paul“

Die Alp Buffalora wird Grundbuchamtlich, im 16. Jahrhundert, von der Gemeinde Tschierv an die Gemeinde Zernez überschrieben.

Der Geografische Ort Buffalora oder Valdera, war lange bekannt so wie der Rote Stein am Grat vielleicht bereits um 1000 als Eisenerzlieferant diente.

Roter Stein

Roter Stein, Initialauslöser  zu umfangreicher Bergbautätigkeit am  Munt Buffalora.

Obwohl ich mich seit dem 25.8.2018 intensiv mit dem Bergwerk Buffalora / Valdera beschäftige bleibt, insbesondere die Historische Komponente, noch sehr im Dunkeln.

Zwar sind bei der Vermessung des umfangreichen 4 Kilometer-Stollenwerks einige interessante Aspekte aufgetaucht die detaillierte Einblicke ins Bergleute-Leben um 1500 geben doch die Strippenzieher hinter solch einer investitionsintensiver Anlage bleiben Unerkannt. Italienische Fachleute spielen eine massgebliche Rolle in der Lokalen Montanindustrie um Buffalora tiefere Erkenntnisse könnten jedoch, trotz 6 Jähriger Forschungszeit, keine gezogen werden.

Buffalora 2024 im Oktober

Auch im Jahre 2024 gleisten wir, wie bis anhin, 2 verlängerte, 3 Tägige, Messpraktikums-Wochenenden auf. Das letzte Wochenende lang bei inzwischen verschneitem Oktober an.

Buffalora

In leicht beschneiter Berglandschaft suchten wir die mollige Wärme des Untertagewerkes Buffalora.

Buffalora

Inzwischen war auch bereits unser Einstiegsschacht-Deckel  mit einer flauschigen Schneeschicht überzogen.

Die Missionen umfassten, Team 1, die Weitervermessung Sohle 8 und Team 2 die Aufwältigung des Verbindungsstollen Sohle 1 zu Sohle 2.

Buffalora

Im Gegensatz zum Sommerwochenende sollte diesmal der Vortrieb vom Hauptförderstollen Sohle 1 erfolgen.

Buffalora

In der Verlängerung der, heute verschlossenen Abteufung des Hauptgesenks liegt ein, dem immer schmäler werdendem Erzband folgendes, Bauwerk. Dies Bauwerk ist nach Ausbeute, während der des Durchschlags Tagesstrecke Sohle 1, als Schuttdeponie verwendet worden.

Buffalora

Der Stollen welcher einst, über ein komplexes Wirrwarr an Strecken, Sohle 1 mit Sohle 2 verband, ist bis Dach verfüllt. Im Bild Ansicht vor Schaufelarbeit im Jahr 2022.

Buffalora

Auch auf der Gegenseite, von Sohle 2 her kommend, ist diese Strecke gestossen voll feinkörniger Abraum.

Die Faktenlage scheint nun, nach 8.5 Meter Vortrieb, eindeutig.

Die Bergleute teuften von Sohle 2 (Michael II) her kommend steil, dem Erzgang folgend, ab. Zwischen den beiden Sohlen 1 und 2 liegt eine erzreiche Zone die immer wieder bearbeitet wurde.

In einer letzten, zweitletzten Betriebsausbauepoche entstand der ca 300 Meter lange Michael I Stollen (Sohle 1). Dieses Bauwerk verfehlte in der Vertikalen die Abteufung um rund 2 Meter. In der Folge entstand ein oberhalb angesetzter Stollen welcher Anschluss zu Michael I Tagesstrecke suchte.

Ab Meter 25 trafen sich die  Teams Michael I Tagesstrecke und Vernindungsstrecke ab Abteufung.

Die Erzförderung geschah nun über die neue aber richtig lange Michael I Tagesstrecke.

In einer erneuten Ausbauphase wältigten die Bergleute die Erzreiche Zwischenzone erneut weitläufig aus. Nun geschah die Förderung, mittels Hochziehen, nach einer vermuteten jahrelangen Zwischenphase, über die Michael II Tagesstrecke.

In dieser Zwischenphase wurde erstmals die bis zu 4 Meter hohe Verknüpfungsstrecke halb verfüllt.

Als zweiter Schritt verfüllten die Knappen den Verbindungsstollen Michael I zu Michael II.

Buffalora

Der Erztrog welcher zu dieser Arbeit verwendet wurde, steht noch immer in der Grundstrecke 1 nahe des Abgangs.  

In einer letzten Phase bauten die Zimmerleute den Holzdeckel in die Abteufung und verfüllten diese mit Abraum aus der Erzreichen Zwischenzone.

Buffalora

Der weiche, feine Schutt den wir aus dem verfüllten Stollen schleppen stammt von der oberhalb liegenden Erzzone.

Buffalora

Bis zur Stunde liegen 8.5 Meter Schuttfrei in einer Profilgrösse von 50 cm Breite mal 80 cm Höhe.

Der kleine Absenkspalt, Stollendach zu Aufschüttung von 3 bis 5 cm verrät uns dass dies Stollenwerk noch ewig weiterführt und möglicherweise noch weitere Abbauhallen dazwischenliegen. Bis anhin ist eine solche Hochstosshalle bei Meter 7 offen gelegt.

Buffalora

Der Plan besagt eine fehlende Luftlinie-Aushubstrecke von 8.9 Meter.

Die blaue dicke Linie symbolisiert die bis ausgebaute Verfüllung, die rot gestrichelte Linie gibt den Erzgangverlauf wieder. Diesem, zeitweilig auskeilendem Erzgang folgten die Bergleute um rund 1570.

Für uns heisst weiterhin, schaufeln, schaufeln und nochmals schaufeln.

Kurzum, wir haben noch reichlich zu tun.

Ofenpass militarisiert

Eigentlich war ich wieder mal auf Buffalora, den von Cristian freigelegten Stollen Sohle 0 lockte mich. Leider war inzwischen der kleine Durchschlupf ziemlich verfallen und zur Schaufelarbeit fehlte die zweite Person die den Schutt aus dem 4 Meter tiefen Schacht empor hätte ziehen sollen.

Buffalora

Halb so wild, der Spaziergang in solch abgelegenes Eck war auch diesmal die 8 Stunden Autofahrt Wert und es lockten weitere Geheimnisse.

Geheimnisse denen ich, mangels Zeit, nie einen Augenschein schenkte und doch waren diese Mysterien bei jeder Buffalorafahrt wieder präsent meiner Neugierde.

Die Zeit war seit langem wieder gegeben zur ausschweifenden Bergbaufreien Erkundung und etwas Urban-Exen war auch ganz in meinem Sinne.

Wer auf der Ofenpassstrasse kurz vor der Ova Spin Überquerung  Richtung  Zernez unterwegs ist, dem sei mit Gewissheit die markante Ruine am gegenüberliegendem Hang aufgefallen.  

Mein Interesse war längs geweckt also schmiss ich das Auto in einen unauffälligen Parkplatz um die besagte Hangseite abzusuchen. Bis dato hatte ich keinerlei Idee was dies komische für Funktionen inne hatte.

Sperrstelle Ova Spin

Markant, erstes Detail, etwas was aussieht wie ne Minitruppenunterkunft aus den 1970ern mit den obliganten Privattafeln rund herum. Schnell war klar, hinter dem Zaun war mein Teil des Interesses.

Sperrstelle Ova Spin

Nicht weit des Truppenhäuschens winkt mir ein Bunker-Minenwerfer entgegen.

Ein paar weinige Meter im Wald fördern weitere Militärhistorische Artefakte zu Tage.

Sperrstelle Ova Spin

Allerlei Türen, Militärischer Machart, zieren das steile Waldstück.

Sperrstelle Ova Spin

Eine MG-Stellung liegt im Walde halb vergraben. Mein Kuriosikum  war indes, vor lauter Bäumen, noch gefühlt in weiter Ferne.

Doch wer folget dem Wege wird baldig fündig.

Sperrstelle Ova Spin

Und so stand ich nun da vor diesem, meine Neugierde immer wieder entfachendem, Objekt. Das Teil ist, als kleine Artilleriefestung, getarnt als Burgruine.

Sperrstelle Ova Spin

Bei näherer Betrachtung sticht die attraktive Bemalung hervor die wahrscheinlich jedem Spion der letzte Funken Neugier entlockte. Fakt ist, die Anlage stand noch bis Ende der 1970er im WK-Einsatz und folglich Klassifiziert.

Sperrstelle Ova Spin

Den Bunkerfreunden entlockte ich ein Plänchen mit A-Bezeichnungen welches mir als Basis zur Karte diente. Ich tummelte mich zwischen den Anlagen A7633, A7635 und A7632 letzte verfügt über eine neuere 8.4 cm Kanone.

Bei so viel Militärhistorischer Erkundung durfte der Turm am Rande der Ofenpassstrasse kurz vor Zernezeinfahrt nicht fehlen.

La Serra

Dieser Turm reicht weit zurück in die Geschichte und wird von Campell um 1570 bereits als Ruine beschrieben. Der Turm mit Namen „La Serra“ ist Teil einer alten Talsperre die, so wird erwähnte, um 1499, von Ofenpass her eindringende Feinde hätte abwehren sollen. Die verfallene Anlage wurde während der Bündner Wirren um 1624 erneuert.

Der Turm steht direkt am alten Passweg, oberhalb des Turms liegt die aus dem 19. Jahrhundert stammende, heute  noch benutze Ofenpassstrasse.

La Serra

Im Innern, Blick aufwärts, ist noch die Balkenlage der 1. Etage erhalten. Das Dach stammt aus dem Jahre 1998.

Neulich in Land gehorchender Menschen

Ein Land welches en Christian Drosten toleriert und auf Menschen wie en Karl Lauterbach hört ist auf bedingungsloser gehorsam eingeschworen. In einem solchen Eck sollt ich die Wissenschaft schleunigst begraben und stattdessen die Füsse sehr still halten.

Naja, manchmal gelingt mir dies nur bedingt, die Neugierde überkommt mich doch noch. Und, das Gute an der Geschichte, es gibt weitere Menschen die Neugierig sind und dies mit dem Gehorchen auch nicht so richtig so drauf haben.

Meine letzte Bergbautour führte mich in solch verwegene Gegend, eine Gegend die Landschaftlich viel zu bieten hat. In solch Eck herrschte einst geschäftige Bergbautätigkeit wenn doch diese eher von minderem Erfolg geprägt.

En paar Bilder sollen doch noch Platz haben, die dies kennen wissen Bescheid und die dies wissen wollen unds nicht sollten, sollen auch so die Füsse still halten.

Die Zugänge in die Untertagegeheimnisse, sind, in guter deutscher Manier, von gefühlt millionen Zecken bewacht. Trotz dieser kleinen Hürde ist die wilde Natur, an einem warmen Herbsttag, von kaum zu übertreffender Schönheit. Und die Zecken lassen sind locker Pflücken nachdem diese sich den Weg durch alle Körperpartien suchten.

Aber drinnen wars feinstes Bergwerk mit viel Überraschungsgehalt.

Die oberste Schürf-Sohle erforderte en paar kleine Verrenkungen bis Frau den Abbau erreichte.  

En paar verfallene Stempel und was Weniges an Versatzmauer bestätigen den eher dynamischen Zustand des Abbaus.

An die Abbautätigkeit schliesst ein etwas wirres Netz an kleineren Stollenbauten und Hochstösse. Auch wieder viel zu Kletter-Kriechen.

In dieser Zone sind verschiedene Blindschächte offen. Dieses Exemplar, mit klarem Wasser gefüllt und überquerbar mittels Brücke, ist nicht von grosser Teufe.

Einige dieser kleinen Stollen sind durch oberhalb liegende Strecken verfüllt.

In Gegenseite führt eine Hauptförderstrecke noch weitere 100 m taub ins Berginnere.

Die unterste Strecke indes, genannter Erbstollen, ist noch immer reichlich mit Wasser gefüllt.

Trockenen Fusses ist da kein Durchkommen. Das Wasser reicht  etwa 20 cm unter Stollendecke.

Nichts desto trotz, das Maschinenhaus tief im Wald, war trotz des Wassers im Hauptstollen, ein lohnenswerter Abschweifer in untere Grubenwerke.  

Untere Biene

Manchmal da verleiht die Neugierde Flügel, manchmal gar Superkräfte. Zweifelsohne gibt’s allerlei Untertagewerke die ich nicht gesehen habe doch hin und wieder, beim Anblick eines verstürzten Mundlochs, kann mich tatsächlich noch der Arbeitseifer richtig hart packen.

Untere Biene

Neulich so geschehen am Mot Madlain genanntes Bergwerklein „Untere Biene“. Ein Durchkommen unmöglich und vor dem Mundloch en fetter Stein geschätzte 300 Kilo. Und genau diese Umstände nähren die Neugierde.

Untere Biene

Bei toller Landschaft in Menschenleerer Umgebung machte ich mich am Stollenmündchen zu schaffen. Allererst mussten jedoch die Steine weg die eine Vortriebsarbeit verunmöglichten oder gar zur unkontrollierbaren Gefahrenquelle mutiert wären.

Mache dieser Felsblöcke lagen im Bereich des Verschiebbaren, Altägyptische Rolltechniken, was auch immer. Einer dieser Bergkandidaten war indes auch mir, als Einzelperson, fünf Nummern zu gross.

Untere Biene

Da half nur draufrumbengeln bis das Ding kleiner wurde. Tatsächlich erreichte ich nach einer Stunde permanenter Hammerschlag eine allein drehbare Grösse. Nachdem dies Unding aus dem Arbeitsbereich entfernt war und noch weitere, mich drohend angaffenden Klötze von der Holzzimmerung weg waren, konnte die eigentliche Vortriebsarbeit, mit Amyspaten und so, starten.

Untere Biene

Sieht jetzt etwas aufgeräumter aus. Ist zwar immer noch richtig mühsam um rein zu kriechen doch aller Anfang ist schwer.

Untere Biene

Im Innern sichtbar der Holzbau aus 1830 der wahrscheinlich damals als Mundlochschutz im exponiertem Hang diente. Leider gelang mir der Einstieg in die eigentliche Grube, an diesem diese kurzem Nachmittag, nicht wirklich. Zuviel Schutt liegt noch im Eingangsbereich aber eine wichtige Vorarbeit ist mal geleistet.

Und bei so viel Fleiss darf en aktuelles Selfi meinerseits nicht fehlen.

Luisa

Zu bedenken gilt, Frau ist seit em 17. August 2024 ganze 59 Lenzen erhaben.

Und ja, Geschichte geht weiter, Neugierde noch nicht gestillt. Wers gwundert, die Bergwerke sind auf meiner Seite S-charl näher beschrieben.

Büvetta Trinkhalle Tarasp

Bei meinen Forschungsreisen begegnet mir so manch Sehenswürdigkeit. Die Büvetta Trinkhalle ist mir indes seit den späten 1970ern bekannt als ich noch, im fröhlichem Teenager-Alter, den Schulleiter der Bergschule Avrona Willi Overhage ärgerte. Die prunkvolle Büvetta Trinkhalle stand damals schon leer und verweist.

Dies Gebäude war immer wieder Gegenstand meiner Neugierde. Infolge gibt’s bereits einiges an Bildmaterial zum Thema Büvetta. Gestern war ich alleine in S-charl am Forschen, folglich a) alleine b) in Bergwerkskleidung, die Gelegenheit zu vertiefter Sichtung.

Büvetta Trinkhalle

Die Büvetta Trinkhalle Aussenansicht, erbaut von Simon Bernhard um die Jahre 1875 bis 1876. Heute ein begehrtes Lost-Place-Objekt.

Leider ist dieses Gebäude billigster Ständerbau was den Zerfall massiv beschleunigt. Hinzukommend liegt der Standort in einer Steinschlagexponierten Zone. Anhand der Treffen, Einschusslöcher im Dach, wird klar, die Restaurierung steht unter denkbar schlechten Sternen trotz des kulturhistorischen Wertes.

Büvetta Trinkhalle

Die getäferte Wandelhalle mit seitlich eingebauten kleinen Verkaufsläden erinnert an die goldenen Jahre damaliger Kurhotels.

Büvetta Trinkhalle

Die Verkaufsnischen mit oberhalb liegender Lagermöglichkeit, dem Steinschlag zugeneigt, sind schwer gezeichnet von einschliessenden Steinen.

Büvetta Trinkhalle

Rotonde in welcher sich die Trickbrunnen der  drei Quellen „Bonafacius“,  „Lucius“ und „Emerita“ befinden.

Büvetta Trinkhalle

Ansicht Trickbrunnen in der Rotonde.

Büvetta Trinkhalle

Der Mineralienaktivste Brunnen Luzius

Büvetta Trinkhalle

Aus diesen 3 Handgenieteten Tanks sprudelt das Quellwasser aller 3 Quellen. Dieser Raum ist als einziger im Fels eingehauen was etwas Schutz vor Steinschlag bietet.

Büvetta Trinkhalle

Der Rest der Technik ist, der Felswand zugewannt, leider übel dem Felsbruch ausgeliefert. Das Dach ist undicht, der Holzbau durchgefault die Spriesse versuchen zu retten was kaum zu retten ist.  

Büvetta Trinkhalle

Der kleine Zwischengang ins Verwaltergebäude ist heute kaum noch passierbar ohne ins niedere Kellergewölbe abzusinken.

Büvetta Trinkhalle

Als letztes eine aktuelle Grundriss / Seigerissaufnahme geklaut vom Bericht der Kantonalen Denkmalpflege.

Der Bericht als Ganzes gibt’s auf: https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/are/themen/Tarasp_Trinkhalle.pdf

Gonzen Edition 2024

Es gab in diesem Blog bereits eine „Gonzen Edition 2017„. Nun ja, die Zeit verrinnt. Da ich am Gonzen als Besucherin amte und mich in Folge voll den Bilder-Knipsen hingeben kann hier eine Bildintensive Geschichte ohne viel Blabla in Umkehrreihenfolge von Oben, alt, nach Unten, neu.

Gonzen

Die obersten Gruben aus der Zeitspanne 1700 bis ca 1860 liegen in steiler Hanglage des Gonzenmassivs. Im Bild, Blick auf Sargans.

Gonzen

Die alte obere Grube, im Bild Grube 1 Fahrstollen, verfügt über ein komfortables, stehfähiges Profil mit früher einst Schienenausbau 30 cm Spurweite.

Gonzen

Zusammengewachsen an die alten Aufhauen  dehnt sich das System Naus über ein weit verzweigtes Stollennetz aus. Im Bild etwas um die Galerie 24 ob Naus, so genau weiss ichs ehrlich gesagt, nimmer.

Gonzen

Oberer Bremsberg II Grube Naus Bergstation.

Gonzen

Behauptend, Bremsberg I Siloabwurf ob Naus.

Gonzen

Hauptfahrstrecke Naus ca. 1000 müm.

Gonzen

Schrapper-Abbau, links im Bild,  Strecke Naus.

Gonzen

Stollenimpression Hochlager Naus.

Gonzen

Siloabwurf Unterstrecke Naus.

Gonzen

Umladebrücke am Gesenk 2 ob Wolfsloch.

Gonzen

 Umladestation auf Gesenkkübel System Wolfsloch.

Gonzen

Hauptstrecke Wolfsloch.

Gonzen

Ebene Vlid, mechanische Werkstatt.

Gonzen

Elektrowerkstatt auf Sohle Vlid 480 müm.

Gonzen

Silostrecke mit Rollenschnauzen, rechts im Bild, Hauptfördersohle Vlid.

Gonzen

Gesenk 1 ab Vlid.

Gonzen

En Plan zur allgemeinen Übersicht hier noch anmerkend.

Und klar, Herr Epprecht darf an dieser Stelle nicht fehlen.

Gonzen

Auf Epprechts 3D Visualisierung ist das Flöz in 30 Grad Steigung wiedergegeben, auch sind die jeweiligen Verwerfungen dargestellt.  

Buffalora 2024 die Erste

Am Freitag, der 1. Tag unserer Mission, war das Wetter ganz und gar nicht uns wohlgesonnen, also suchten wir neue Baustellen.

Ein Herr Bösch erkannte Eisenerze am Rande der Passstrasse ordnete diese einem Berg namens Il Jalet zu.

Buffalora

Erze waren in erschreckend schlechter Qualität tatsächlich auffindbar und so machten wir uns auf den Il Jalet um nach möglichen Abbaustellen abzusuchen.

Buffalora

Im steilen Gelände taten sich keine Eisenerz-Abbaustellen offenbaren. Einzig ein kleines Nugget fanden wir am Boden.

Buffalora

Bis am Gipfel, an den vertikal abfallenden Wänden kein Indiz fürs damals begehrte Erz. Im Bildhintergrund der Munt Buffalora mit den wuchtigen Bergwerken am rechten Bergrücken.

Am Tage 2 war uns der Wettergott eher freundlich gesonnen worauf wir ins Untertägige wechselten.

Buffalora

In der Sohle 4 (Rafael II) lag ein Stein im Stollen welcher den Weg ins vermutete Gesenk sperrte.

Buffalora

Also mal wieder mit Spitzzeugs, Maschine und Vermessungskrempel durch den wunderschön ausgebauten engen Stollen. Auf den 500 Jährigen Hölzern lasten 5.3 m x 0.51 m x 4 m x 2600 Kg/m3 so gesprochen eine Last von 28.111 Tonnen. Gut tendieren Kalksteine sich selbst in engen Spalten zu verkeilen, dies Wissen hat zweifelsohne eine beruhigende Wirkung.

Nach erfolgtem Durchbruch entpuppte sich das Gesenk als kleiner als gedacht.

Buffalora

Respektive, das vermutlich bis in Sohle zwei reichende Gesenk, ist grösstenteils verfüllt.

Eine zweite Baustelle war auch lange Initiator meiner Neugierde.

Namentlich gibt’s eine vermutete, fahrtenlos befahrbare Verbindung zwischen Michael II und Michael I diese ist jedoch mit feinem Material bis fast Stollendach verfüllt.

Buffalora

Ein kleiner Trupp Verrückter machte sich sogleich an die Arbeit mit erstaunlichem Resultat.

Buffalora

Ab Messpunkt 70 folgt eine begrabene Treppe in die Tiefe. Rechts, nach 4 Meter, öffnet eine kleine Abbauhalle ein schmaler Erzgang 3 cm mächtig. Leicht links abzweigend schliesst ein Stollen mit Trapezprofil an. In diesem Stollen Richtung Michael I lässt sich knappe 3 Meter hineinblicken ehe der Erdwall bis fast Stollendach die Sicht versperrt.

Ergo, es gibt noch viel zu tun.

Miniera Alfredo

Die letzte im Bunde unserer kleinen Rundreise. Sie nennt sich Miniera Alfredo und liegt am Ortsausgang Bovegno an selber Strasse SP345 oder auch gerne genannt, je mach Kartenwerk, SPBS345.

Miniera Alfredo Bovegno

Auch dies Werk produzierte ein barythaltiges Granulat zur Weiterverarbeitung im Flotationswerk Torgola. Wie die Miniera due Ponti hat auch die Miniera Alfredo hat kein eigenständiges Flotationswerk.

Und auch dieser Bergbaubetrieb startete eine aufstrebende Kariere als Blei, Kupfer und Silbermine. Da jedoch Konkurrenzbetriebe im fernen Ausland zunehmend günstiger Blei und Kupfer förderten schloss der Bergbau als Barytwerk seine Tore um die 1970er.

Miniera Alfredo Bovegno

Die Lastwagenwaage lässt Grosses erahnen. Zweifelsohne ist dies Gerät aus der letzten Barytepoche.

Miniera Alfredo Bovegno

Die halbzerfallenen  Silos und sonstige Überbleibsel am Strassenrand konnte ich indes nicht so eindeutig identifizieren geschweige den funktionell begründen. Der im Vordergrund stehende Betonständerbau wirkt, mit verrussten Partien, wie ein Ofenwerk. Im Hintergrund steht ein Lastwagensilo.

Miniera Alfredo Bovegno

Der geglaubte Erbstollen mit Datum 1875, zu finden im Betonbau neben der Trafostation, ist auch nicht aller Zweifel erhaben. Zwar fliesst, wie sichs für nen Erbstollen gehört, tonnenweise Wasser aus dem Mundloch, auch strömt ein übertrieben kräftiger Luftstrom heraus, die Pressluftleitung mit passendem Gitterausschnitt gibt’s auch, doch die Tatsache dass an der Betonbaudecke eine Rollenschnauze klebt und der Stollen etliche Zwischensilos unterfährt, lässt in mir einige Zweifel aufkommen bezüglich des lang ersehnten Untertagebaus. Der Stollen blieb von einer Befahrung meinerseits verschont. Als ich bei Regenwetter in dies vermeintlich ruhig wirkende Wasser hoch auf dem Schienenprofil stand, türmte sich das Wasser an meinem Hosenbein empor. Mit ruhig war gar nix dafür mit intensiv durchnässt. Im Wissen das noch weitere Stollen auf mich warteten unterliess ich den Alfredo-Stollenbesuch.

Miniera Alfredo Bovegno

Zwischensilogruppe die vermutet vom Erbstollen her entleert werden.

Miniera Alfredo Bovegno

Das helle hochgestellte Gebäude entpuppte sich als ausgeräumte Steinbrecheranlage.

Miniera Alfredo Bovegno

Seitenansicht Brecheranlage

Miniera Alfredo Bovegno

Das Brechergebäude schliesst an ein Teilweise untertägiges Bauwerk in welchem die Grobbrecher platziert waren.

Miniera Alfredo Bovegno

In den Grobbrecher führte ein demontiertes Förderband welches durch einen Stollen Schüttgut transportierte.

Miniera Alfredo Bovegno

Die 180 Grad Umkehransicht mündet erneut an einer Silorollenschnauze. Die Füllebene dieser Siloanlage blieb uns leider, mangels Zeit, verborgen. Klar ist, oberhalb dieser Siloanlage  liegen die ergiebigen Barytabbauten doch einerseits zeigte sich das Aussengelände von seiner wildesten Seite anderseits lockten andere Minen in weiterer Umgebung.

Kurzum, zu Alfredo weiss ich am wenigsten.

Miniera Torgola

Oder, Bovegno Part II

Nach wie vor, zwischen Bovegno und Collio gibt nur Minen, viele Minen, zuletzt, nach Jahrhunderter Blei-Kupfer-Abbautradition, schossen Barytstollen in die Bergflanken.

Barytwerke Torgola Bovegno

In den Weiten des WWWs geistern alte Geo-Karten herum. In einer dieser Karten, Stand 1877, sind handschriftlich, mit zerknautschen Farbstift, Erzgänge markiert. Diese Gange, eher Blei, sind in mein QGIS-Plänchen eingeflossen und diese Erzgänge korrelieren erstaunlich präzise mit den vorgefundenen Stollenbauten.

Das Hauptwerk, die Flotationsanlage Torgola mit dazugehörigem Stollen, solle hier etwas näher beschrieben sein.

Barytwerke Torgola Bovegno

Wer die Bergstrasse SP345 hinauf schlängelt wird zwangsläufig kurz vor Collio das imposante Industriegebäude der Torgola-Gesellschaft erblicken. Im Innern der rot gefärbten Bauten verbirgt sich eine kompakte Flotationsanlage die zuletzt, von allen umliegenden Gruben, Baryt extrahierte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Nass-Kugelmühlen bereitenden in einer grossen Halle den Flotationsschlamm.

Barytwerke Torgola Bovegno

Grosse Tanks sammelten diese Gesteinsmasse

Barytwerke Torgola Bovegno

In einem ersten Schritt folgt eine Grobflotation im Rührwerktank. Flüssigkeit und leichtes Geschiebe wird in dem lokalen „Flume Mella“-Bach abgeleitet der am Boden abgelagerte Schlamm fliest in die Feinflotation.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die zweite Flotationsstufe, auch wieder mit langsam drehendem Rührwerk, extrahiert nochmal exakter, die verschiedenen Mineralien nach spezifischem Gewicht geordnet.

Barytwerke Torgola Bovegno

Der gewonnene Barytsand wandert in die Silosortierung. Je nach Reinheitsgehalt ist, mittels, nach oben gerichtetem, Förderband, Bild oben Rechts, ein erneuter Flotationsdurchlauf möglich. Im Berginnern liegt eine Siloanlage verborgen zur Sammlung des Nachbearbeitungsguts.

Barytwerke Torgola Bovegno

Nochmals abgelichtet die verschiedenen Förderbandanlagen zwischen Silo, im Bild, und Flotationsmaschinen, mein Fotostandort.      

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Stollen sind über den Wasserableitenden Erb-Querschlag trockenen Fusses zu erreichen. Im Stollen sitzt ein Wassergraben welcher die Menge an ausströmendem Nass bewältigen mag. Das Mundloch liegt neben der kleinen Trafostation nördlich der SP345-Strasse. Die am boden liegenden Kabeln dienten zur Einspeisung der Kompressoranlage im Berginnern.  

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Kompressorhalle ist ein mächtiges Geschoss mit eigener Zuluftversorgung. Total 3 Lufttanks deuten auf ein enormes Bergwerk mit vielen Pressluft-Arbeitsstellen hin.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Hauptförderstrecke ist an vielen Stellen verstürzt. Zwar sind alle von uns entdeckten Verstürze mehr oder minder überkletterbar doch in den Zwischenstellen macht sich Wasser breit was ziemlich bald, an einem Regentag, richtig nasse Füsse sorgte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Tagesförderstrecke ist mit Holz ausgebaut, was reichlich für Verbrüche sorgte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Leider wurde das Wasser in Bergrichtung nicht weniger, Zeitweilige Wassertiefen bis zu 50 cm. Da wir noch eine Schlafgelegenheit suchen mussten, liessen wir von weiterer Befahrung ab. Im Bild sichtbar, der kleine Versturz und hinten nachfolgend ein weiterer, deckenüberragender Vesturz. Grundsätzlich jedoch, beide Fahrbar.

Barytwerke Torgola Bovegno

Meine Detailansicht visualisiert die verschiedenen Komponenten der Anlage. Der Hauptförderstollen ist in etwa die befahrene Länge abgebildet. Das Bauwerk wird jedoch, schätzungsweise, noch ewig in den Berg führen. Zur Weitererkundung müssten nasse Füsse oder Fischerstiefel mit eingerechnet werden.

Allem in allem en tolles Erlebnis und en grosses Dankeschön an Claudia fürs Miterkunden.

Miniera due Ponti

Es gibt schöne Ecken auf dieser Kugel. Manche Ecken sind schwierig zu erreichen und mit einigen Abenteuern verbunden umso schöner die zu erkundenden Sehenswürdigkeiten.

Ein solcher Ort nennt sich Bovegno und liegt im Niemandsland an einer Gebirgsflanke der Lombardei namentlich in der Industriereichen Provinz Brecia, (Beretta und sonstige bekannte Namen).

Dies Bovegno kennt auch grosse Bergwerke eines will ich hier näher Vorstellen. Diese Anlage liegt an abenteuerlicher Passstrasse SP345 und wird allgemein genannt „Miniera due Ponti“. Anfänglich als Kupfer, Blei und Silbergrube aufgefahren förderten die lokal ansässigen Mineuren in letzter Abbauepoche Baryt bis ins 1974.   

Bovegno Bergwerke

Das Bergwerk ist Teil einer weitläufigen Barytproduktion und zuletzt der Führung einer Torgola-Gruppe unterstellt. Die Stollen sind Kilometerlang und auf verschiedene Sohlen verteilt. Ich kenn, mangels Zeit, aktuell einzig die Fördersohle.

Miniera due Ponti Bovegno

Auftage sind die Silos und eine Brecheranlage platziert. Links im Bild Kipphunde die einst in den Förderstollen zirkulierten.

Miniera due Ponti Bovegno

Detail Brecheranlage unterhalb des Fülltrichters.

Miniera due Ponti Bovegno

Automatische Kippführung auf Ebene Förderstollenmundloch.

Von den Stollenbauten kenne ich nur die Hauptförderebene. Das Vorhandensein minimum einer tieferen Ebene mit Wasserabfluss wie auch minimum einer höheren Abbausohle ist erwiesen. Verschiedene Schächte auf und ab schliessen an die Förderstrecke.

Miniera due Ponti Bovegno

Förderstrecke, ausgebaute Teilabschnitte nahe Mundloch.

Miniera due Ponti Bovegno

Nahe Eingang führt ein Förderlift in eine tiefere Ebene. Bild, Blick aufwärts zur Umlenkrolle.   

Miniera due Ponti Bovegno

In die oberen Bereiche führen Fahrten und Rolllochöffnungen.

Miniera due Ponti Bovegno

Eine pneumatisch gesteuerte Rollenschnauze markiert die Wichtigkeit des obenliegenden Abbaus.

Miniera due Ponti Bovegno

Die Stollen sind beträchtlich lang was Pressluftzwischentanks nötig macht. In dieser Strecke sitzt ein genietetes Exemplar aus früherer Epochen. Wasser in diesem Stollen zu genüge vorhanden was die Befahrung zunehmend unangenehm machte. 

Miniera due Ponti Bovegno

Zwischendurch eine Wasserstauung in einer Seitenstrecke. Den ewig langen Haupt-Stollenzweig haben wir nicht bis Ende befahren da das Wasser unaufhörlich zunahm. Ein Fragezeichen mehr auf meinem Plänchen.

Miniera due Ponti Bovegno

Ohnehin gabs reichlich Strecken anzukucken, da fehlte reichlich Zeit um jedem Detail nachzuforschen. Im Bild eines der gefühlt tausend Abzweiger.

Miniera due Ponti Bovegno

Ein Leckerli darf in meiner Fotodokumentation keinesfalls fehlen, unbeweglich steht noch heute knapp vor Stollenbrust, eine der wenigen erreichten, ein Überkopflader aus neuerer Bergbauzeit.

Da die Bergwerke sehr gross uns sehr umfangreich sind und auch die Verarbeitungsanlagen nicht mit Reizen geizen werden noch weitere Geschichten zu Bovegno folgen.

La Familia 6299

Dies Geheimnis prägte mich und einige Interessierte immer wieder. In naher Gegenwart konnte dieses immense, unterirdische System, im Gewirr der Minas de Gador, nie erkundet werden. Zu tief und zu unwegsam sind die, bis zu 130 Meter tiefen Schächte. Auch die Hauptfahrstrecke, obschon Pepi und ich diese vor 50 Jahren erkundeten, konnte nicht wieder gefunden werden.

Trotz Misserfolgen, entstand bei all den zahlreichen Arealerkundungen ein fundiertes Wissen zum Schwefel-Bergwerk La Familia 6299. Dank des Austausches mit einigen Forschern  ist heute eine umfangreiche Dokumentation verfügbar.

Schwefelbergwerk La Familia 6299

Im Bild, Ofenbatterie La Familia 6299

Ich habe Einiges gebündelt und daraus eine druckfähig gelayoutete Geschichte geschmiedet. Ob ich eine HTML-Fassung bauen werde steht indes in den Sternen. Vermehrt glaube ich an die Zukunft des Buches und an den Zerfall eines zentralistisch kontrollierten Internets.  

Bis dahin jedoch ist diese, Buchform-gelayoutete La Familia 6299-Geschichte im Internet als PDF unter https://www.luisa.net/wp-content/uploads/2024/06/la_Familia_2024_V2.pdf abrufbar.

Lipburger Doggererzer

Doggererzminen sind immer wieder en Besuch wert auch wenn diese im benachbarten Ländle stehen. Zwar sind drüben, bösartige Behördenvertreter die bei weitem konsequentesten Leser meiner Texte doch diese Tatsache ist mir schlicht scheissegal.

Trotzdem, manchmal muss ich mit Ortsangaben eher geizen auch wenn mal wieder alles offen stand. Meine Seiten sollen letztlich den interessierten, taktvollen Forscher / Forscherin ansprechen.

Nichts desto trotz en paar schöne Bilder muss sein.

Doggererz Lipburg

En Ausflug ins Grüne bei richtig intensivem Schauerwetter passte optimal ins Sonntagsprogramm. Die Trafostation hübsch überwachsen und der Geräteschuppen kündigten bald interessante Unterwelten an. Rechts im Bild der Stolleneinschnitt aus besseren Tagen.

Doggererz Lipburg

Nicht weit von grüner Pracht der Vorbote damaliger Bergbautätigkeit.

Doggererz Lipburg

Dazugehörig das 60er Stollensystem in der verfallenen Hauptrollstrecke.

Doggererz Lipburg

Ansicht hier knapp vor Versturz.

Doggererz Lipburg

Wettertüre in der  Tagesstrecke

Doggererz Lipburg

Der Nordostteil (auf meinem Plan gelb) liegt etwas höher womit hin und wieder steile Abhänge den Blick auf die Rollstrecke offen legen.

Doggererz Lipburg

Abbaustrecke mit Pfeilerbau.

Doggererz Lipburg

Und auch schön anzuschauen die obere, gelbe Grundstrecke.

Grubenplan Doggererzbergwerk Lipburg

Wie üblich en Grubenplan mit meinen Ergänzungen darf nid fehlen. Plan im PDF-Gross gibt’s bei Klick auf den Link.

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