Oft beginnen Geschichten mit,
„Wir“,
etwa, „Wir Katzen….“
Auch meine Geschichte beginnt hier und jetzt mit dem Wörtchen „Wir“
folgend,
Wir Trans haben unsere Geheimnisse, gut gehütet sind diese unergründlich für jene, alle kompromisslos, Aussenstehende.
Verschiedenste Gründe bewegen uns Trans diese Geheimnisse tief einzuschliessen.
Seien es die Liebsten die mit allerlei Fragezeichen konfrontiert wären, seinen es die panischen Frühsexualisierungsneurotikerinnen welche Weltbilder wegbrechen sähen oder seien es verirrte Männer die um ihre geglaubt, schwindende, Männlichkeit kämpfen, unbestritten, wir Trans sind aussergewöhnlich, geheimnisvoll. Ein Umstand den, so pauschal gesprochen, wie sich gegenwärtig beobachten lässt, nicht nur Sympathien bildet. Es bleibt eine mögliche Übersetzung des Begriffes „Katoy (กะเทย)“, neben zig weiteren bekannten Übersetzungsmöglichkeiten, die „Aussergewöhnlichen“.

Wir Trans verfügen über zweierlei Konditionierungen womit wir ein hohes Einfühlungsvermögen für beiderlei Geschlechterrollen aufbringen. Einige unserer Spezies lebten in der Vergangenheit klassische, teils exzessive Männerbiografien, Militärkarriere ect.
Wir Trans durchleben zwei nacheinander geschaltete Pubertätsepochen. Phasen durchflutet von wuchtigen Gefühlsschwankungen dies oft im Wissen um eine solche, bereits durchlebte, Gefühlsschwankungsphase. Wir waren begehrenswert, interessant und attraktiv gleichermassen. Wir sahen toll aus, wussten um Sexy-Ausdrucksweise und waren richtig durchgeknallte Partynudeln.
Wir Trans sind sehr mutige Menschen. Bekannt als Kriegerinnen in einigen indianischen Kulturen, sind wir uns gewohnt mit teils heftigsten Anfeindungen umzugehen. Fast alle neuinterpretierten Buchreligionen neigen zur aktiven Verfolgung von Transpersonen. Manche dieser Religionsauswüchse tötet unsereins auf bestialische Weise. Alle von uns, alle, erfuhren in der Phase des Coming-outs Gewalt verbal oder gar physisch. Dieser Umstand schärft unsere Sinne und macht uns zunehmend kräftig.
Historisch gründen einige Gesellschaftliche Freiheiten auf das Engagement vieler unermüdlicher Transpersonen. Genannt an dieser Stelle die Transfrauen Sylvia Rivera und Marsha P. Johnson als Initiantinnen der Stonewall-Aufstände und der daraus resultierenden LGBT-Bewegung.
Aber, die Gesellschaft ist ironischerweise voller Widersprüche. Dies, unser Geheimnis fasziniert mehr als uns manchmal lieb ist. Dies Geheimnis wird als Tür zu unbegrenzten Freiheiten gelesen. Ein Honigtöpfchen welches viele Verlockungen verbirgt.
Aus diesem Honigtöpfchen wollen viele naschen. Wohl prominentester Honigtopfnascher, wenn wir hier schon mal die Historik hervorkramen, Andy Warhol.
Etwas dümmliche Männer glauben im Transfrauenumfeld, neue sexuelle Höhen zu erklimmen. Grosse Teile der Thailändischen Sexindustrie bauen auf eben diese Männer. Ob dies zutrifft müssten diese Männer beantworten. Zweifelsohne, die Komplexität des Themas haben wahrscheinlich die wenigsten genannter Männer begriffen.
Die Freiheit „Sich“ zu sein, das eigene „Ich“ Performen, unabhängig äusserlicher Widerstände, beeindruckt viele in Sachzwängen Verfallener. Logisch, das die Fachrichtung Gender Studies sich des Experimentierfeldes „Trans“ dankend annahm. In der Folge, auch logisch, schmückt sich aktuell die serbelnde Linke gerne mit den Trans-Federn der Vielfalt. Es bleibt, dem Zeitgeist geschuldet, die Linke hat ein Identitätsproblem nicht wir Trans.
Und doch, weiterhin kompliziert
Die kurzen Momente in denen wir ein hochmotorisiertes Fahrzeug besteigen und eine Passfahrt absolvieren artikuliert sich unsere, äusserlich als Widerspruch wahrgenommene, Doppelkonditionierung. Längst hat auch die Werbeindustrie dies kleine Detail erkannt (Seat).
Nun, die Sache mit den Trans ist und bleibt definitiv schwer verständlich. Auch ich könnt kaum sinnvoll dies Phänomen Trans äusserlich plausibel näherbringen. Auch wenn ich weiss dass einige Unbeteiligte aus diesem Honigtöpfchen naschen möchten, dies Honigtöpfchen ist kaum erreichbar. Die Konfrontation mit dem eigenen „Ich“ kann heftig unangenehm ausarten.
Meine Versuche dies Honigtöpfchen wenigstens punktuell verständlich zu machen schweiften in kulturgeschichtliche Tiefen ab, zwar wichtig aber eben, nur die halbe Geschichte.
Die Geheimnisse sind unergründlich währenddessen sich Irrtum breit macht.
In der Community gern verwendete Sätze wie „Ich war schon immer Frau“ fallen für mich in den Bereich „Flacherdler“ und banalisieren die Trans-Thematik schwerstwiegend. Es gibt schlicht, aus meiner bescheiden zu betrachtenden Sicht, ganze Herden an verirrten Schafen die, ob gewollt oder nicht, im Eilzugstempo ein Klima zunehmender Intoleranz schaffen.
Lieder ist und bleibt Manches nicht in eindeutigen Schwarzweis-Kontrasten erkennbar. Wer in die Tiefe blickt wirft Fragen auf, manche dieser Fragen bleiben ein Geheimnis wiederum andere dieser Fragen können nicht mal wir schlüssig beantworten.
Und doch
Trotz all dieser, von uns gut gehüteten Geheimnisse, Geheimnisse die oft auch wir nicht genau zu erkunden wissen, sind wir viel mehr als nur Trans.
Alle verfügen wir über einen bunten Strauss an Fähigkeiten und Eigenschaften die uns gleich der Restbevölkerung macht. Diese Gleichheit und diese Verschiedenheit ist was ein Zusammenleben, zusammen Agieren lebenswert interessant macht.
Alle diese Verschiedenheiten sind eine Change zur Weiterentwicklung zur Koexistenz uns Menschen.



















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