Ich und meine Partnerin Christina weilten, des Berufes wegen, die letzten Tage, in schönen St. Gallen. Grund genug dies Örtchen, welches uns beherbergte, etwas näher zu entschlüsseln dies, wie üblich, mit viel Bilder und diese, wie unüblich, ausnahmsweise mit Smart-Phönchen abgelichtet.
Die erste imposante Begegnung die der Reisende macht, ist definitiv die wuchtige Stiftskirche und Kathedrale. Der um 1755, in 11 Jähriger Bauzeit, errichtete Barocke Neubau ersetzte die damalige, allmählich baufällig werdende, Klosterkirche aus dem Jahr 800.
Die Fürstabtei St. Gallen (gegründet 719, aufgehoben 1805) war eine Benediktinerabtei die an Stelle des, vom irischen Mönch Gallus (Namensgeber der Stadt), um 612, gründete Einsiedlerzelle, an der Steinach, zu stehen kam.
Dank der ältesten, noch erhaltenen, Gebäudegrundriss-Zeichnung, dem karolingischem Klosterplan St. Gallen, lässt sich Grösse und Ausstattung des Benediktinerklosters um ca. 827 rekonstruieren.
Der karolingische Klosterplan Stand 819 oder 827/830, Quelle: St. Gallen, Stiftsbibliothek, Ansicht in gross auf http://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/1092/recto
Die Stadt St. Gallen wird in den Folgejahren nördlich des Klosters allmählich zur bedeutenden Tuchmacher-Metropole heranwachsen. Die Benediktinerabtei indes schliesst, nach diversen Konflikten, rund um Reformation und Autonomiebestrebungen der Stadt, um 1805 den Klosterbetrieb.
Ansicht der reformierten Stadt St. Gallen mit massiv ummauerter Klosteranlage datiert aufs Jahr 1770. Ich indes wage die Behauptung einer früheren Stadtaufnahme. Die Kathedrale, respektive deren Neubau, verfügt, auf der Zeichnung, über ein einzelnes Türmchen. Der alte Plan wie auch der Barocke Bau kennt 2 Türme.
Plan, Quelle: Zentralbibliothek Zürich
Im Jahre 1899 ist der Klosterbau mit Kathedrale und allem drumrum Staatsbesitz. Die Südostbahn betreibt den Bahnhof nordwestlich der Stadt und ein anwachsendes, heute grösstenteils verschwundenes, Strassenbahnnetz, durchzieht die Aussenquartiere. Eine moderne Stadt entsteht so wie wir sie heute Innerstädtisch wiederfinden.
Abgesehen vom sakralem Wirken gibt’s in St. Gallen weitere durchaus lohnenswerte Sehenswürdigkeiten die uns bei nächtlichen Spaziergängen auffielen.
Die drei Weiher sind der ganze Stolz eines jeden waschechten St. Gallers. Tatsächlich waren die Weiher oberhalb der Stadt gelegen, ganz und gar, den Erwartungen entsprechend. Mein Bild ist, der Absicht Willen, und 180 Grad gedreht da die Spiegelung ein imposantes Wolkenschauspiel bot und dieses die obere Bildhälfte verdient.
Die Weiher waren, so wird vermutet, ursprünglich als Steinbruch dienend, künstlich angelegt. Um 1610 wurden die Brüche geflutet um die Wasserversorgung der Stadt und des Tuchgewerbes sicherzustellen. Heute sind diese viel besuchtes Naherholungsgebiet.
Die drei Weiher sind bequem zu Fuss oder, seit 1893 per Standseilbahn erreichbar. Die damalig erbaute Mühleggbahn verläuft noch heute parallel zur Steinach grösstenteils unterirdisch bis Mühlegg. Die erste Standseilbahn funktionierte bis 1950 als Wassergewichtsseilbahn. Heute fährt eine vollautomatisierte Bahn durch den Tunnel. Im Bild die Talstation am steilen Ufer der Steinach.
Wer, wie wir, eher sportlich unterwegs, die 69 Meter Höhenunterschied, bewältigen, findet in der Steinach-Schlucht weitere Geschichtsträchtige Überbleibsel.
Zahlreiche Mühlen bewirtschafteten das steil herunter donnernde Steinachwasser. Heute finden sich vereinzelte, ungenutzte Radstuben aus dem 19. Jahrhundert, entlang des Fussweges.
Und auch en Stollen, leider bei meinem Besuch verschlossen, liegt am Wege. Wie ich später erfahre der sogenannte Berneggstollen welcher in Zeiten um den 2. WK angelegt wurde.
Das Bauwerk ist, wie die amtliche Vermessung zeigt, in Tat und Wahrheit ein Tunnel welcher den Berg von der Steinachschlucht zur Strasse Am Sturz quert. Ergo ein Teil mit Ein und Ausgang obschon die Militärarchitekten eher von Eingang und Notausgang reden täten. Die ganze Anlage war damals als Luftschutzalarmzentralle projektiert. Fertiggestellt wurde das Untertagewerk nie.
Und wers aufs Einächtigen des bewölkten Sommertages schafft kann eindrückliche Bildstimmungen einfangen.
Dito nochmals Smartphöndlibild mit Kathedrale.
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