Ein Objekt meiner unerhörten Neugierde war des Sonntages ausführlich erkundet worden. Genannt sei hier das Braunkohlebergwerk Schlafegg auf der Hauptmundlochhöhe von 1798 Meter über Meer.
Was waren die letzten Tage dieses beeindruckenden Bergwerkes war Frage aller Fragen denn ich wusste, der Hauptquerstollen war zu früheren Tagen zugemauert. Schnee hinderte mich das beim letzten Ausflug den Hauptstollen, zu begehen respektive Bergbauisch formuliert, zu befahren.
Diesen Sonntag war die erforderliche Begleitperson gut ausgerüstet mit dabei und auch der gefährliche Schnee an der Felswand hatte sich verzogen.
Also erstmals mit Grubenplan, Spaten, Kompass, und einigen Lampen ab in den Hauptstollen. Das Stollenprofil rund 3 Meter breit zeugt von reger Abbautätigkeit, wahrscheinlich Zweigleisige Erschliessung. Und auch die in einer Halle, vom Hauptstollen her erreichbar, gefundenen Maschinenfundamente lassen mehr als nur ein Pressluftmacher vermuten. In diesem Bergwerk müssen einige Presslufthämmer gleichzeitig im Betrieb gewesen sein.
Leider ist der Hauptstollen , wo ausgedehnte Zimmerung verschiedene seitlich verlaufende Stollen ankündigt, verstürzt. Da wir die Holzbalken Jahrgang 1940 in bestem Zustand vorfanden war logische Schlussfolgerung, hier wurde absichtlich gesprengt um den Weitereinstieg ins komplizierte Labyrinth zu verhindern.
Der Fels ist von standhafter Qualität, Zimmerungen sind uns vorwiegend in Abbaufeldern und komplizierten Kreuzungen aufgefallen. Auch waren Zimmerungen dazu verwendet worden um Versatz, von irgendeiner Richtung her drückend, zu Verstützen. Der Hauptstollen tritt gemäss Grubenplan an der Verstürzstelle allmählich in ein Abbaufeld. Auch sind an dieser Stelle einige weitere komplett verschüttete Fahrstollen.
Interessant, im Hauptstollen findet sich nahe dem Mundloch ein emporsteigender Vertikalschacht. Dieser Schacht ist bis weit hinauf mit Gerüsten ausgebaut. Wir vermuteten einen Wetterschacht obschon keinerlei Thermik sich bemerkbar machte.
Also suchten wir in der Folge von Aussen her die Felswand nach einem Einstieg zu dieser Gerüstbehangenen Konstruktion ab. Der Erfolg jedoch blieb aus.
Da ich jedoch im Gedächtnis noch den Seigerriss der Grube Schlafegg bewarte und nach wie vor wir ins Labyrinth wollten, machten wir uns auf, oberhalb des Hauptstollens rund 50 Meter, auf die Suche nach weiteren Stollen. Solch grosses Bergwerk müsste, nahe liegend, einige Wetterschächte zur guten Belüftung dessen eigen nennen. Es galt diese zu finden um doch noch ins Stollengewirr zu gelangen.
Und tatsächlich fand sich in sehr unwegsamem Gelände solch ein Wetterschacht. Anfänglich glaubte ich dieser sei verschüttet bis mich die Thermik sanft im Gesicht streichelte. Naja wo Luftzug ist, ist ein Loch und dieses ist in gewohnter Manier knapp 25cm hoch. Nicht so einfach, gegen den Luftstrom robbend, in das dahinter liegende Gewölbe zu gelangen, trotzdem, offensichtlich möglich.
Dahinter nun des Rätsels Lösung, der Einstieg ins riesige Stollenlabyrinth. Auch klar, der Stollen war zugeschaufelt worden, ähnlich Gottschalkenberg, die Erde jedoch senkte sich, und ich war offensichtlich doch nicht zu dick. Bitter, die Thermik schien sich ins kaum Spürbare zu verflüchtigen was meine Furcht vor allfälligen CO2 Fallen etwas erhöhte.
Die Zimmerung, welche vorwiegend in und vor Abbaufelder anzutreffen ist, ist bis auf wenige Ausnahmen noch gut beisammen. Auch der Fels scheint unbeirrt des Weiteren zu harren wenn doch auch einige wenige Verstürzungen anzutreffen sind die natürlich geschahen.
Die Stollen sind in verschiedenen Ebenen angelegt worden welche mittels Schrägschächten erschlossen waren. Teils sind in denen Schrägschächten (Gestrichelte Linien im Grubenplan) Holztreppen eingebaut die, wie gestern gebaut, noch Einiges tragen mögen.
So war denn schnell der Tag verstrichen und 3 Stunden unter Tage waren wir am erkunden jenes Bruchteils des Schlafegg-Labyrinths.
Der Grubenplan (Quelle: Projektwochen Berner Oberland) stimmte erstaunlich genau was die Orientierung massgeblich erleichterte.
Geschichte
Das Konsortium „Bergwerk Schlafegg AG“ war mit Beteiligung der Firmen Ciba Basel, Cellulosefabrik Attisholz, Zuckerfabrik Aarberg und
der von Roll Eisenwerke Gerlafingen 1941 gegründet. Bis zu 120 Arbeiter waren in der umfangreichen Anlage tätig bis 1946 das Bergwerk geschlossen wurde. Effektiv und definitiv waren die Zugänge gemäss meinen Beobachtungen verschlossen worden die Gruben Schlafegg waren erschöpft.
Quelle: Kulturgutstiftung Frutiger Schiefer und Kandergrunder Kohle
Sonstiges und sehr Wichtiges
Wer mit meinen Koordinaten, siehe Erstbeitrag Berner Oberländer Braunkohle, ausgestattet sich in diese Stollen bemüht sollte viel Vorsicht und Vernunft walten lassen. Die noch zugänglichen Mundlöcher befinden sich in unwegsamem und äusserst steinschlagexponiertem Gelände. Die Gruben sind vollbespickt mit tausend Gefahren. Die vorhandene Zimmerung wartet keineswegs auf mögliche Provokationen und auch die viel gepriesene Thermik kommt stellenweise komplett zum erliegen. Gefährliche Gase vermute ich insbesondere in den tiefer gelegten Ebenen. Irgendwo taucht der Schacht „Cornu“, auf siehe Seigerriss auf meinem Vorbeitrag Berner Oberländer Braunkohle, welcher 40 Meter in die tiefe fällt. Was auf meinem Grubenplan rot markiert ist, sieht nach wenig aus, ist es aber keineswegs. 3 Stunden waren wir unter Tags am bauen einiger Steinmänndli um den glitzekleinen Ausstieg wieder zu finden. Also wenn Nachahmer dann mit der nötigen Vorsicht und einer gewissen Bergerfahrung.
Links von mir
Berner Oberländer Braunkohle
Links fremd
Gruppe Projektwoche Berner Oberland mit dem Infoheft als PDF „Schiefer und Kohle“
Kulturgutstiftung Frutigland mit der PDF Broschüre „Frutiger Schiefer und Kandergrunder Kohle“
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