Vorweg, der moderne Mensch heute ist geneigt zu glauben dass Bauwerke förmlich aus dem Boden gestampft werden. Die Erkundung alter Baugeschichten macht klar, nichts von dem. Es bedarf manchmal einzig der Neugierde, der Wanderslust und des kombinatorischen Denkens um fehlende Steine im Felsen an Fassaden wieder zu finden.
Eine bebilderte Geschichte über die Herkunft des Klosters Einsiedeln insbesondere in der Bauzeit um 1704, genannt die Ära Caspar Moosbrugger, in umkehr der Reise jener verwendeten Sandsteinblöcken folgend bis zu deren Geburtsort.
Eine Geschichte auch denen gewidmet die mittellos, halsringbeschmückt oft unfreiwillig Tonnen an Sandsteinmaterial den Etzel entnahmen um dieses zum 7 Kilometer entfernten Bauplatz Kloster Einsiedeln hinunter zuschleiften.
Das Kloster Einsiedeln wie es sich mir am 11.12.2011 zeigte. Es sei hier die Barocke Sandsteinfassade, mehr oder minder in der Form wie sie der Architekt und Klosterbewohner Caspar Moosbrugger Plante, teil meiner Neugierde gewesen.
Wir schreiben das Jahr 1705 als der dritte Komplett-Neubau des Klosters in Angriff genommen wird.
Caspar Moosbrugger Westfassade (Quelle http://www.klosterarchiv.ch)
Die barocke Westfassade verschlingt eine Unmenge an Sandsteinblöcke die, in einer ausgesprochenen Nagelfluhgegend, vom 6797 Meter entfernten Etzelsteinbruch hinuntergeschleppt werden müssen.
Blick auf den damaligen Sandsteinblöckeweg anno 1700 als Kartenbasis, die Siegfriedkarte stand 1890 (Quelle http://www.swisstopo.ch)
Die Teufelsbrücke
Eine zu bestehende Königsdisziplin war der Bau einer Brücke über die Sihl mit, für damalige Verhältnisse, hoch angesetzter Maximalgewichtsbelastung. So entstand im 17ten Jahrhundert eine steinerne Rundbogenbrücke mit Bedachung an Stelle der bereits vorhandenen, etwas schwächer dimensionierten, Brücke.
Die Brücke war keineswegs nur der Baulogistik willen errichtet worden, viel eher ziert dies Bauwerk den Jakobsweg welcher vom Etzelpass herab auf gleicher Fahrstrasse wie die Sandsteinroute verläuft. Dies dienend auch als Erklärung für die üppig gestaltete Dachkonstruktion wie auch für den wachenden Heiligen Johannes Nepomuk (dem Schutzpatron der Brücken) in Form einer Statue in Mitte des Bauwerks.
Hinaufsteigend zum Etzelpass zeigt sich der klösterliche Reichtum in aller Fülle. Edle Gehöfte sind am Rande der Strasse auf welcher einst bemitleidenswerte Kreaturen Sandsteine zogen, noch heute 300 Jahre danach, angesiedelt.
Der Steinbruch
Am Etzelpass zweigt links, Richtung Etzel, der edel ausgebaute 4 Meter breite, Steinbruch- Erschliessungsfahrtweg ab. Streckenweise ist dieser luxuriös mit Steinplatten ausgepflastert. Die robusten Stützmauern stellenweise lassen eine damalige zeitweilig hohe Gewichtsbelastung des Fahrbelags erahnen. Da der Weg relativ steil und geradlinig zum Steinbruch empor klettert neige ich zur Annahme dass vor 300 Jahren grosse Steinblöcke auf Holzschlitten den Berg hinter geschleift wurden. Indes sind im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Fahrtwegen, hier auf dieser Strecke nirgends Spuren von Kufen oder sonst welchen Abnützungen erkennbar.
Der Steinbruch selbst ist in 4 erkennbare Zonen aufteilbar wovon Steinbruch West mit dessen ausgedehnter Halde und Steinbruch Ost am ehesten als Steinbruche identifizierbar sind.
Die Zonen Nord sind anhand der Zugangswege erahnbar. Im Nordteil liegt ein Steinwald in mitten des Waldes obschon ein klassischer Felsbruch gänzlich fehlt. Die Vermutung dass vielleicht gar Untertagssteinbruche die herumliegenden Sandsteinquader herausspukten erscheint mir nahe liegend. Verstärkend meiner Vermutung, die Anwesenheit im Felsinneren einer Armeebefestigung aus Jahren 1942 welche wie ich glaube alte Untertagssteinbruche nutze aber hierbei ist eindeutig eine Fortsetzungsgeschichte notwendig.
Im Steinbruch Ost offenbart sich mir leicht abgeneigt eine rund 6 Meter hohe geschrämte Wand in dessen ein Mundloch am Rande zur Erkundung lädt.
Das Muster und die Tatsache dass diese Wand kaum Unebenheiten aufweisst dürfte ein klares Zeichen für gekonnte Handwerkskunst sein. Die Wand wie auch der darin sitzende Stollen könnte, so meine Annahme, zur Ära Caspar Moosbrugger gehören. So war der Stollen, durch mich und Marlene schnell befahren doch leider, es zeigte sich, entgegen meiner anfänglich gehegten Vermutung, dieser Vortrieb war nach kleiner Verstürzung, einzig rund 15 Meter ins Gestein führt.
Das Stollenende mündet in rund 3 Meter hoher Halle. Wir sind, wie uns die rechte Wand mitteilen möchte, nicht einzigen Besucherinnen in diesem Gewölbe. Eine Jasmin, in schwarzer Asche bekritzelte Inschrift, schien sich hier bereits anno 2010 verewigt zu haben.
Obschon dieser Steinbruch sehr alt sein dürfte, lange vor 1700, sind etliche Spuren der Neuzeit auffindbar. So ist der Berg der Jahre um 1941 besäht worden mit zahlreichen unterirdischen Befestigungsanlagen. Im Bereich Steinbruch ist, wie ich nach intensiven Recherchen herausfinde, die A7107 das Artillerie-Beobachterwerk Etzel Kulm eingebaut. Es ist durchaus möglich dass dies Werk in ehemalige Untertagssteinbruchstollen nutzte. Das sichtbare fehlende Bergvolumen ist, meiner Meinung nach, weniger als die erkennbarenbaren Caspar Moosbrugger Klosterbauten.
Beim Umherstreifen durch die verlassenen Brüche finde ich noch und nöcher 60er Geleiseelemente, wie sie im Bergbau ab 1900 verwendet wurden. Industriegeschmiedete Ringe sind im Felsen eingemauert die an Material-Seilbahnzeiten des Zweiten Weltkriegs erinnern. Alles in allem zeigt sich ein durchaus lebendiger Steinbruch dies weit nach der Caspar Moosbrugger Zeit. Was sich jedoch für weitere Geheimnisse im Berge verbergen, ist mit Sicherheit Gegenstand einer weiteren Geschichte. Hierbei solle der Fokus der Fortsetzung auf das A7107 Artillerie-Beobachterwerk Etzel Kulm gesetzt sein.
Links zur Geschichte
Kloster
Kloster Einsiedeln
Klosterarchiv Einsiedeln
Armeehistorik
Festung Oberland mit Etzel
Stiftung Schwyzer Festungswerke
Neueste Kommentare