Es ist wieder einst an der Zeit den interessierten Leser mit einer Bergbaugeschichte zu beglücken denn es führte mich diesbezüglich mein Forschungsdrang, bei bestem Sonnenschein, ins Bündnerische Val Tisch oberhalb Bergün.
Dortig, so wird berichtet, solle in ausgedehntem Stollensystem edelstes Eisenerz abgebaut worden sein. Legenden von Steigbäumen in hohen Schächten und verworrene Stollen tummeln sich noch heute um dies Werk.
Wer an der Albulastrasse, kurz vor Bergün, die ausgedehnten Ruinen der Schmelze erblickte oder im Belaluna, dem ehemaligem Direktionshaus der Bergwerksgesellschaft, ein kühles Bier zu sich nahm, wird wahrscheinlich sich gefragt haben wo all dies Erz herkam um solch grosses Schmelzwerk zu legitimieren. Ein sonniges Wochenende war uns Anlass genug dieser Frage nachzugehen, die Bergwerke aufzusuchen und zu erkunden.

Ein wunderschöner Aufstieg führt uns in wahrhaft abgelegene Täler. Kaum vorstellbar das einst in dieser unwirren Gegend Holzschlitten mit Eisenerz beladen Talwärts donnerten.

Unser Weg führt uns immer wieder über gefährlich wasserunterspülte Schneefelder ehe wir zum Aufstieg zu den Erzminen ansetzten welche, gemäss Karte, auf rund 2400 Meter Höhe zu finden sein sollen.
Schnell gewinnen wir, bei brennender Sonne und ohne Aussicht auf Schatten, an Höhe und erreichen zerklüftete Felslandschaften. Und tatsächlich ist erstaunlich Fix auf nicht ganz 2500 Meter das erste Mundloch gefunden. Leider jedoch, ehe die Befahrung gestartet werden kann müssen erstmals, von der Stollendecke gefallene, grosse Felsblöcke weggeräumt werden.

Eine Arbeit, die verstärkend mit den sich allmählich artikulierendem Sonnenbrand, mir einen Hochroten Kopf bescherte. Trotzdem, auch diese Hürde war dank ausgeklügelter Mechanik erstaunlich schnell genommen. Die Erkundung in kühlender Stollenfrische könnte somit folgen.

Doch oh weh, nach nur wenigen Metern macht sich im Stollen ein schlammiger Schuttkegel breit. Zwar könnte dieser mit vertretbar geringem Aufwand etwas minimiert werden um so weiter ins Stollensystem einzudringen, doch einerseits lang uns viel daran weitere Stollen zu finden des weiteren fehlte uns den, dazu notwendigen, Amispaten. Also liessen wir ab und suchten nach weiteren Stollenwerken.
Etwas Östlich unterhalb unseres Mundlochs wird ein auffälliger Bergeinschnitt sichtbar. Ähnlich dem unserem wo wir die Felsen zum Stolleneingang wegräumten, vermuten wir auch unterhalb im besagten Einschnitt ein Mundloch. Deren genaue Sichtung indes ergibt die eindeutige Gewissheit. Der Einschnitt war tatsächlich von Menschenhand gepickelt worden, die Konturen sind eindeutig sichtbar, auch liegt vor der Stelle eine auf dem Gefälle verteilte Abraumhalde doch das eigentliche Mundloch liegt tief begraben. Bei Annahne von 2 Meter Stollenhöhe dürfte der aufgeschichtete Schutt auf der Stolleneinfahrt rund seine 3 Meter locker übersteigen. Obschon auch dieser vermutete Stollen unsere Neugierde weckt ist hier eindeutig gröberes Gerät gefragt, wenn überhaupt.
Mit dem Privileg ausgestattet, von oben herab die Bergwelt systematisch absuchen zu können, wird erneut ein U-förmiger Einschnitt in der Felsformation sichtbar. Auch führen diverse Wege, respektive Wegspuren, dorthin. Erstmals vermuten wir eine Fläche wo vielleicht einst ein Knappenhaus zu stehen kam. Auch die Siegfriedkarte will hier am Ende des Eisenerzschlittenweges von einer Ruine wissen.

Der genauere Augenschein indes lässt auch hier ein Mundloch erahnen. Dies Mundloch solle so glauben wir, von doch grosszügigem Profil gewesen sein. Wahrscheinlich gar stand hier einst ein grösserer Materialschuppen vor oder neben dem Stolleneingang. Wissen tun wir dies indes nicht. Klar ist, auch dies Mundloch liegt Metertief unter dem Geröll brachialer Naturgewalten. Obschon im Satellitenbild den Verlauf des Eisenerzschlittenweges klar zu erkennen ist, war dieser in Natura beschnitten durch etliche tief eingefressene Bergbäche. Ein durchkommen über die Eisenerzstrecke war enorm beschwerlich indes immer noch sicherer als der teilweise schneebedeckte Talboden.

Der einzige von uns befahrene Stollen, und dies auch nur auf einer Länge von rund 5 Metern, liegt westlich im Felsbereich die weiteren Stollen können nur erahnt werden. Auch die Stollenverläufe sind nur Mutmassungen. Die kommende Expedition dürfte gewiss weitere Erkenntnisse einbringen bis dahin erstmals bleiben tolle Erinnerungen an eine wunderschöne, aber nicht ganz handzahme, Wanderung. Die Steigbäume indes blieben aus und ich vermute dass diese zuletzt zu Siegfrieds Zeiten gesehen waren.

Vielleicht sollten wir bei kommender Erkundung einer dieser, zum besten neugierigen, Bergbausachverständigen mit hinauf nehmen.
Ehe ich die Geschichte, anno vor Luisa, in die Tasten haue einige Impressionen des Erzgegenendes dortig wo aus Erz edelste Zweihandschwerter, wie sie meine Liebste, mag und vieles mehr wurde.

Nicht unweit Bergün, die Kantonsstrasse führt mitten durch, findet sich Hangseits eine Röstofenanlage. Die zwei grosszügig bemessenen Ofenkammern, die zum Vorrösten der Eisenerze verwendet wurden, lassen grosse Verarbeitungsmengen erahnen. Ansonsten finden sich in der näheren Umgebung etliche meterhohe Mauerreste die Einstig zu Gebäuden von Hammerwerken und Schmelzhallen gehörten.
Am Gegenufer der Albula restauriert und sauber herausgeputzt, ein schmuckes zweistöckiges Haus mit Glockentürmchen welches einstig, Direktionssitz der Bergwerksgesellschaft war.

Heute im Haus untergebracht, die lauschige Gartenbeiz Belaluna. In dessen Durchgang zu einigen Gästezimmern wie auch zu den WCs steht eine Vitrine in welcher alte Bergbauzeugnisse zu sehen sind. So auch fanden wir wieder, einige Mocken des, im Val Tisch überall verstreuten, Hämatits.
Die Geschichte
Vorweg, wahrscheinlich können Einige diese eher wiedergeben. Mir ist nur Weniges bekannt zu denen Bergwerke. Erwähnt sind diese erstmalig um 1560. Am Fusse der Tschimas da Tisch und doch auf luftiger Höhe von 2500 Meter waren einst den Hämatitschichten folgend, Stollen getrieben worden um den begehrten Rohstoff Hämatit zur Eisengewinnung abzubauen.
Immer wieder erlebten die Minen kleine Unterbruche da zumeist der Erztransport aufwendig und damit kostspielig wurde. Über die Jahrhunderte entstanden am Gegenhang zahlreiche Bergknappensiedlungen. Um die Jahre 1790 werden weitere Stollen, tiefer gelegen, in den Berg, Richtung Erzgang, getrieben.
Man erzählt im Jahre 1840 vom Höhepunkt der Minen. Das Stollensystem ist deutlich angewachsen. Nahe der Alp Tisch stand ein Erzzwischenlager welches in deren Grösse die Charakteristik des eigentlichen Bergwerks zu übertreffen schien. Der Erzschlittenweg, war in dieser Zeit massiv ausgebaut worden. Währenddessen im Schmelzwerk nahe Bergün allmählich der letzte Baum im Schmelziwald der Eisen und Silberproduktion zum Opfer viel.
Da die Holzkohle aus umliegenden Wäldern immer seltener wurde und die Produktion somit kaum rentierte schlossen die Minen 1847. Während die Stollen allmählich verfielen vermehrten sich die Legenden um dies Werk. Erzählt wird von 5 Stollen und ein steil fallender Erzgang. Gefunden haben wir am 17.6.2012 deren 3 Stollen respektive Stollenspuren.
Links
Geostandort 1987
Geostandort 1887 (nach Siegfried)
Terra Grischuna Bündnerland
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