Die Fortsetzungsgeschichte wartet lange und so nahm ich eine neulich neugierige Anfrage zu Mürtschenalp zum Anlass um etwas genauer in die dortigen Bergwerke mich zu klemmen. Historisch ist Einiges zu denen Werken überliefert womit meine Arbeit allmählich eine halbwegs taugliche Wissenschaftlichkeit erfährt.
Alleweil weiss ich nun das meine Koordinaten, welche das Garmin damals ausspukte, grösstenteils Mist sind. Die Kombination mit einigen mir zugänglichen Informationen und die eigenen Erfahrungswerte ergeben heute ein eindeutig exakteres Bild. So können etwa die heute zugänglichen Satellitenbilder ganz genaue Standortbestimmungen möglich machen, ein dank hierbei dem schweizerischen Geodienst http://map.geo.admin.ch denen ich immer wieder Sat-Bilder klaue.
Also nochmals Mürtschenalp, hoch zu Lüfte am Hang der Tschermannen im Kanton Glarus und am Rande, noch im Kanton St Gallen, finden sich drei Bergwerke mit eben so zahlreichen Mundlöchern. Diese Bergwerke sollen einst Kupfer und Silber zu Tage gefördert haben. Genannt erstmals in Jahren um 1500 ist jedoch deren Rentabilität steht’s bescheiden. Zu gross schien der Aufwand um aus Berg, Silber und Kupfer zu gewinnen. So verwunderts nicht weiter das immer wieder nur kurze Abbauperioden sich längeren Stillstandsphasen abwechseln.
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Im Westen liegt das Bergwerk Erzbett. Eine immense, jegliche Vegetation ablehnende, Halde zeugt hierbei von fleissigen Händen und bissigem Sprengstoff. Die Positionsbestimmung war hierbei ein leichtes. Ich selbst war nie im Hauptstollen drin, zu eng erschien mir dieser, doch einige Bilder geistern im WWW herum die noch intaktes Förderschachtmobiliar aus 1916 zeigen.
Erzbett Hauptstollen 731548 / 214111 / 1719 müm
Erzbett Querschlag 731523 / 214196 / 1682 müm
(10 Meter Genauigkeitstoleranz)
Folgend in Richtung Osten die Hauptgrube welche in Neuzeiten 1800 bis 1900 immer wieder gerne ein Förderversuch wert war. Hierbei sammeln sich einige Stollenmundlöcher mit mehr oder minder wichtiger Relevanz. Am Hauptmundloch oberhalb zeugen noch heute zahlreiche Inschriften von früherer Abbauperioden.
Auflistung hierbei nur die wichtigen Stollen.
Hauptmundloch oben 731757 / 214272 / 1697 müm
Förderhauptmundloch 731775 / 214339 / 1642 müm
(10 Meter Genauigkeitstoleranz)
Weiter in östlicher Richtung über die Kantonsgrenze hinweg also bereits auf St Galler Boden das Bergwerk Chalttal. Es ranken sich viele Geheimnisse um dies Werk, tatsächlich finde ich kaum Dokumentation hierbei, obschon an dieser Stelle in Frühzeiten die meisten Erze gefördert wurden. Im Jahre 1952 entdeckt ein Geologe Uran im Bergwerk worauf die Mannen vom Gonzen dies unwirkliche Gebiet erklimmen. Ich selber dürfte nie dies interessante Gebiet erkunden womit ich nur bescheidenes dazu erzählen kann hinzukommend sind keinerlei Grubenpläne mir zu Händen. Einzig der vermutete Schacht welcher die verschütteten Mundlocher hätte überbrücken sollen, erkenne ich im Satellitenbild unter,
Schacht 733071 / 214642 / 1522 müm
(10 Meter Genauigkeitstoleranz)
Ergo kann ich vor allem über die Bergwerke Erzbett und Hauptgrube berichten, dazu erstmals der Grubenplan der Übersichtlichkeit willen diesen in meiner Karte eingefügt. Basis des Grubenplans sind die Aufzeichnungen Herr Fehlmanns, damaliger Chef des Büro für Bergbaus, aus denn Jahren 1919. Dazu hinzugefügt von mir bekannten weiteren Stollen.
Fazit, 1918 dürfte das Stollensystem in etwa wie folgt ausgesehen haben. Die Karte wiederum ist der gegenwärtige Istzustand. Damals um 1918 dürften wahrscheinlich um die Gruben herum deutlich weniger Bäume herumgestanden haben.
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Der Grubenplan ohne Karte wie folgt,
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Und folgend der Seigerriss um meine farbliche Ausgestaltung etwas zu durchschauen.
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Entliehe Abbauperioden erlebte dies Bergwerk die selten 10 Jahre überdauerten. Eine will ich hier speziell aufgreifen um nahtlos an meine Seemühlegeschichte anzuknüpfen.
Es ist Herr Tröger welcher im Jahre 1855 die Mürtschenalpbergwerke von seinem Vorgänger Stoehr, als Betriebsleiter, übernahm. Heinrich Julius Tröger, welcher an der Sächsischen Bergbauakademie studierte, wird folglich mit 26 Leiter des Betriebs auf Mürtschen. In denen Jahren neigen sich die bereits erschlossenen Erzgänge dem Ende zu. Die Ergiebigkeit der Gruben lässt nach. Nahe der Alp Mütschenen betreibt Tröger ein Pochwerk um die Erze aufzubereiten. Im Erzbett wird noch weiteres Erz gefunden welches jedoch keineswegs die Gruben in eine positive Rentabilität befördern zu aufwendig ist deren Förderung. Zur gleichen Zeit sollten etliche Sondierstollenverlängerungen in der Hauptgrube entstanden sein die einen geglaubten Weiterverlauf des Erzganges aufspüren sollten.
Der Erfolg blieb, bis auf kleinere Abbaue, aus. Auch im Erzbett scheit der gefolgte Gang allmählich den Winkel Richtung senkrecht zu ändern. Der Schrägschacht im Erzbett dürfte aus Trögers Zeit stammen. Bis dato ist bekannt das die Erzschicht 40 bis 80 Grad fallend in den Berg verschwindet und bei zunehmender Tiefe in Kupferkies übergeht.
Knappe 7 Jahre dauert die Trögerperiode ehe das Bergwerk erneut stillgelegt wird und die dortig ansässige Gesellschaft Liquidiert wird. Nach Trögers Worten waren 25 000 Tonnen Roherz zur Weiterverarbeitung ausgeführt worden. Womit angenommen wird dass die Trögerepoche rund 4 Tonnen Reinkupfer und 8 Kilo Reinsilber produzierte. Indes wird von Fehlmann eine widersprüchlich, deutlich kleinere Fördermenge genannt.
Tröger wird sich in den Folgejahren auf ein neues Projekt einlassen und dieses als Inhaber zum Erfolg führen. Hier genannt die Marmorbrüche Wallenstadt welche er im Jahre 1866 aufbaut und die letztlich als Seemühle bei mir regelrecht Geschichte schrieben.
Zurück wieder zur Mürtschenalpgeschichte
Immer wieder gibt’s versuche dem Fels wertvolles zu entlocken. Dies auch lange nach Tröger. In Erstweltkriegszeit als Rohstoffe hierzulande stetig verknappen und das neue Spielzeug Elektrizität Unmengen an Kupfer zu verschlingen schient, macht sich wieder ein illustres Grüppchen nach Mürtschenalp auf. Die Firma Gustav Weinmann beginnt 1916 mit umfangreichen Arbeiten zur Abklärung der Abbauwürdigkeit noch vorhandener Erze. In der Hauptgrube wird Tiefensohle 2 um 35 Meter Richtung Erzbett verlängert.
Im Erzbett wird der Wassergefühlte Schrägschacht entwässert und 35 Meter tiefer ein Querschlag getrieben welcher nach 142 Meter das im Schrägschacht abgebaute Erz hätte treffen sollen. Trotz einer Gesamtlänge von 181 Metern traf der Querschlag weder das vermutete Erz noch den Schrägschacht. Die 181 Meter verläuft der Stollen im tauben Fels.
Zwischen Schrägschacht und Querschlag ist eine Wasserdichte Felsbarriere was erklärt wieso der Schrägschacht heute mit Kristallklarem Wasser gefüllt ist.
Der Querschlag ist heute nach nur wenigen Metern unüberwindbar verstürzt und mit Wasser gefühlt.
Nach 1918 werden die zwei Bergwerke definitiv aufgegeben während das Dritte, Chalttal ein weiteres Revival 1952 auf der Suche nach Uran erlebte. Es bleiben einzig die Zahlreichen Besucher und Besucherinnen die denen Werken immer wieder neue Geheimnisse entlocken.
Und allgemein zu meiner Geschichte, eine Fortsetzung dürfte folgen.
Links zu denen Mürtschen
Quelle Satellitenbild: http://map.geo.admin.ch
Links von mir
Vorbeitrag: Mürtschenalp, eine Wanderung
Die Bilderseite: Mürtschenalp
Fremde Links
Bilder des Erzbettes auf der Hans Jürg Keller Bergwerksseite: Exkursion des FBG zum Kupferbergwerk Mürtschenalp am 21.8.2010
Die Geschichte der Kupfer und Silbergruben Mürtschenalp ist auf “Die Lagerstätten und die Geschichte des Silber- und Kupfer-Bergbaues auf der Mürtschenalp (Kanton Glarus, Schweiz)” als PDF niedergelegt.
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