Die Amys, der kalte Krieg und ein längst vergessenes Eisenbergwerk, eine Val Tisch Fortsetzungsgeschichte
Ich zappe mich durch diverse kartografische Werke und ich staune nicht schlecht als das längst versunkene Teil, genannt das Val Tischer Eisenbergwerk, gar den amerikanischen Streitkräften eine Erwähnung wert ist. Namentlich findet sich dies Bergwerk auf der US Armykarte von 1960. Ich frage mich wieso denn andere längst zu jener Zeit aktive Anlagen schienen den Pentagonstrategen keinerlei Erwähnung wert.
US Army-Karte Massstab 1:250 000 (stand 1960) Ausschnitt Bergün mit klar ersichtlichem Bergwerkssymbol und dazugehöriger Förderbezeichnung „Iron“ (Quelle: University of Texsas, Archiv Western Europe AMS Topographic Maps).
Erstmals jedoch an dieser Stelle etwas Hintergrundinformation. Ein wichtiger Bestandteil der Invasionsvorbereitung Anno 1944 beinhaltete die genaue Kartografierung des Kriegsschauplatzes. Konkret genannt Frankreich und Deutschland. Von Deutschland sind sehr umfangreiche Karten 1:25 000 überliefert. Diese wahrhaft detailierten Karten halfen zum Sieg der damaligen Allegierten. Somit wird die Wichtigkeit genauer Karten im Kriegsgeschehen eindrücklich klar. In der Folge, zu Beginn des kalten Krieges, tun sowohl die Sowjets wie auch die Amerikaner minutiös deren möglicher Kampfplatz, Mitteleuropa, minutiös dokumentieren.
Nicht alle Karten sind mir als Normalsterbliche, ohne hochdekorierten Kampfanzug, zugänglich doch allmählich öffnen sich geheime Hochsicherheitsarchive und Material tritt zu tage welches mir einen spannenden Blick in vergangene Tage erlaubt.
US Army-Karte Massstab 1:250 000 Blatt NL 32-5 Lugano zeigt hierbei einen bedeutenden Ausschnitt der Bündner Berge und gleich zu Beginn meiner Sichtung fallen mir die zwei gekreuzten Hämmer im Val Tisch auf. 1960 da will ich gar behaupten seie längst Schluss gewesen mit Bergbautätigkeit. So schreibe ich doch vom Ende der Aktivitäten im Jahre 1840.
Dies wär längst kein Grund zur Unruhe wäre nicht die interessante Tatsache das keines der, zu jener Zeit aktiven, mir bekannten Bergwerken irgendwie in dieser US-Army-Kartenserie Erwähnung findet.
Ergo, 1960 war am Gonzen richtig der Bär los und doch, auf Blatt NL 32-2 Zurich keinerlei Nennung. Auch in Herznach suche ich vergebens nach gekreuzten Hämmern nicht viel anders auf Blatt NL 32-4 Geneve wo ich wenigstens einige Dionisotti-Spuren zu finden glaubte.
Ich finde einzig Val Tisch als Bergwerk aufgeführt was wiederum meine Neugierde füttert. Ehe ich drauflos spekuliere wage ich erstmals den Blick in hiesige Karten denn ich weiss, die Amys klauten zusammen was sie fanden und somit dürfte deren naheliegende Basis die 25 000 Swisstopo sein.
Beginnend nennen wir das Jahr 1887
Die Siegfriedkarte von 1887 (Quelle: map.geo.admin.ch) zeigt den Zugangsweg und Gebäudereste vor dem Hauptmundloch.
Der Geologieatlas Ausgabe 1987 (Quelle: map.geo.admin.ch) zeigt zwei gedrehte Bergbausymbole, stehend für Stillgelegt, an der Position des Hauptstollens und des tauben Sondierstollens.
Die Aktuelle 25 000er weiss noch einzig auf Rumantsch von den Minas da Fier zu berichten (Quelle: map.geo.admin.ch). Der genaue Standort der Mundlöcher indes bleibt verborgen.
Die Amys jedoch wissen offensichtlich recht genau wo dies Bergwerk zu finden ist. Die Frage bleibt, wieso. Ob wir dies je erfahren werden mag ich bezweifeln. Sicher ist, nach verweigerter Zufahrtsbewillung und sonstigen Gemeindebehördenmysterien dürfte diese Geschichte je länger je spannender werden.
Und vielleicht aktuell das Panoramabild des Bergwerksareals stand 2012
Quellen
US-Armykarten: University of Texsas, Archiv Western Europe AMS Topographic Maps
Swisstopokarten: http://map.geo.admin.ch
Panoramabild: Matti / Michael
Vorbeiträge hier:
Eisenbergwerk Val Tisch, Neues
Minas da Fier Val Tisch
Die geheimnisvollen Minen des Val Tisch
Bergbausachverständige am graben
Val Tisch, die Fortsetzung
Das Geheimnis von Val Tisch
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