Monat: Mai 2013

Uranier und sonstwie Hochdekorierte

Eine Geschichte um ein gemeinberüchtigtes, Bergwerk, vormals Silber und Kupfer, später, man sagts, spärliche Versuche des Uranabbaus, gehörend zur Mürtschenalp-Gruppe.

Eine Geschichte auch, resultierend nach abenteuerlichen Erkundung, neulich am Pfingstmontag durch unser vier, Gina, Matti, Barbara und eben meiner Wenigkeit.

Genannt hier die Mysteriösen Gruben des Chalttals.

Oberhalb Merlen in luftiger Höhe auf rund 1520 Meter am Grat zwischen Murgtal und Kalttal ziemlich genau auf Kantonsgrenze Glarus / Sankt Gallen, finden sich die Kupfer und Silbergruben Chalttal. Sowohl Heinrich Julius Tröger als auch dessen Vorgänger Emil Stoehr um 1850  bewirtschafteten diese Bergwerke. Obschon, so wird berichtet, diese Bauen ergiebige Resultate lieferten ist nur wenig bekannt zu den besagten Bergwerken. Während Emil Stoehr sehr detailgetreue Grubenpläne zu den benachbarten Gruben Erzbett und Hauptgrube anfertigte, sind zu Chalttal kaum taugliche, genaue Pläne auffindbar.

In Jahren um 1950 sind die Bergwerke des Chalttal erneut im Zentrum des Interesses. Diesmal jedoch im Fokus, die Suche nach begehrtem Uran. Im Chalttal solle dieses in Form von Pechblende entdeckt worden sein doch der Schleier der Kaltkrieg-Geheimhaltung scheint noch viel mehr Dunkel auf dies Werk zu legen. Es sollen die Mannen vom Gonzen im Chalttal an allen Registern gezogen haben und doch weiss kaum Jemand um deren Grubenumfang.

Wir, das inzwischen recht ambitionierte Entdeckerteam, sahen uns, bei doch eher regnerischem Wetter, berufen dieser Geschichte näher auf den Grund zu gehen.

Chalttal

Der eindrückliche Aufstieg durch denn Gsponwald wirkt nicht minder Geheimnisumwittert. Eine, wie mir scheint, andere, unwirkliche Welt beginnt am Südufer des Gsponbachs.  Der Knappenweg verliert sich immer wieder in felsiger Trümmerwelt.

Chalttal

Trotz des zeitweilig nasskaltem Wetters schaffen wir, vorbei an Felstrümerlandschaften, den Aufstieg auf die Hochebene auf welcher einst die Bergwerksanlagen zu stehen kamen.

Die Hochebene, einst Standort umfangreicher Bergbautechnik, scheint gegenwärtig wieder ganz in Händen der Natur zu stehen und doch sind die Spuren damaliger Tätigkeit kaum übersehbar. Ein verschütteter Schacht, welcher auch auf Sattelitenbilder deutlich zu erkennen ist, etwa auf map.geo.admin.ch, zeugt von Grabarbeiten. Nahe dem Schacht liegt ein vor sich hin rostendes Drahtseil welches einst wahrscheinlich zu einer Seilbahn oder einer Förderanlage gehörte.

Schachtkopf Bergwerk Chalttal

Nicht unweit der Schachtanlage, und merkwürdigerweise auf Schachtkopfniveau, finden sich zwei mächtige Mundlocheinschnitte die ganz grosses vermuten lassen. Das einst hier mit richtig grosser Kelle geschürft wurde, dürfte auf der Hand liegen. So war denn auch unsere Neugierde nicht minder gross die beiden Stollen hinter den Einschnitten näher zu erforschen. Erstmals jedoch versuchte ich mit meinem Armeegeigerzähler, um den Schachtkopf herum, an zahlreich herumliegendem Mineral, mögliche Radioaktivität um den Milirem/h- Bereich aufzuspüren. Indes war mir in dessen Messbereich nichts Radioaktives aufgefallen.

Bergwerk Chalttal Ära Stoehr

Der Sollen auf Stankt Galler Seite, ich nenne diesen auf meinem Grubenplan Stollen 2, ist schnell erkundet. Keine 20 Meter nach Tag ist deren verstürztes Ende. Gnadenlose Steinblöcke drücken auf die altertümlich anmutende Zimmerung. An der Versturzstelle gewannen die Steinblöcke eindeutig die Herrschaft. Es finden sich an Stollenwänden diverse rote Vermessungsmarkierungen, was auf eine eher neuzeitliche Vermessung hindeutet.

Wir vermuten das sichs beim Sankt Galler Bauwerk um ein älterer Stollen aus Stoehrs Zeiten handelt. Berichten zu folge sollen die Gonzener Bergarbeiter versucht haben, in den Jahren um die 1950, dies Werk wieder aufzuwältigen doch die Felsmassen drückten immer wieder nach. Ich erachte dies als durchaus wahrscheinlich, zumal die Grösse und Form der Felsblöcke, welche auf der verdrückten Zimmerung ruhen, kaum einen funktionierenden Schildvortrieb zulassen. Indes zeugt der breite Stollenzugang von gehegter Absicht wieder in die Stoehr-Unterwelten einzutauchen.

Der Stollen auf Glarner Seite, nach Luisa Stollen 1, umso ausgedehnter und geheimnisvoller.

Bergwerk Chalttal

Im Mundlocheinschnitt liegt ein Schneebedeckter Erdwall. Ein kleines Loch an der Felsstirnseite indes kündigt ein interessantes Bauwerk an. Bei genauer Betrachtung wird klar, das Mundloch wurde mit schwerem Gehölz abgedeckt. Erdmaterial bedecke das grosse Mundloch Tagseitig. Über die Jahre hinweg rieselte ein Teil dieses Erdwalls, zwischen den faulenden Holzpranken, in den Stollen was uns wiederum den Zugang, über ein perfid schmales Loch, ermöglichte.

Es wird schnell klar, feinstes Bergbauhandwerk flattert uns um die Ohren. Kleine Holzpflöckchen an der Stollendecke zeugen von moderner Installationstechnik, Elektrisch im Stollen wahrscheinlich nicht gänzlich unbekannt.

Bergwerk Chalttal

In der Strecke West finden sich immer wieder Spuren eines scheuen Abbaus. Reste von Arbeitsbühnen und Materialrutschen in ausgeräumten Minikluften, ca. 4 Meter und 45 Grad steigend, sind ein Indiz für den erfolgen Abbau. Ob hier tatsächlich Pechblende oder nur Kupfer respektive Silber gewonnen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Die typischen Merkmale der Pechblende sind mir, als nicht geologiebewanderte Person, keine begegnet und der Geigerzähler musste, da der Stolleneistig sehr eng war, draussen warten.

Bergwerk Chalttal

Indes findet sich überall feinste Handwerkskunst, behandeltes Holz und Indizien für die Verwendung diverser Werkzeuge und Maschinen. Kurzum ein Stollen welcher keineswegs nur aus einer Experimentierlaune heraus getrieben wurde.

Nach rund 45 Meter westseitig endet der Stollen, auch wieder an einer Versturzstelle. Es bleibt deren Weiterverlauf ein ungelüftetes Geheimnis. Das dies Werk nach dem Verbruch weiterführte erscheint naheliegend.

Bergwerk Chalttal

Der Ostanschluss des Stolles nicht minder interessant. Dieser Zweig reicht um die 35 Meter, ohne nennenswerten Abbau, bis an eine weitere Versturzstelle. Auch dieser Stollen war einst weiterführend. Die Richtung wie auch deren Länge legt die Vermutung nahe dass eins versucht wurde den alten Stollen aus Stoehrs Zeiten von Westen her anzustechen. Ob dies gelang dürfte ein weiteres, gut gehütetes, Geheimnis bleiben. Tatsache ist, die Verbruchstelle liegt nahe dem alten Stollenverlauf. Vermutlich gelang dieser Durchbruch indes war auch hier der morsche Fels immer wieder nachgerutscht was jegliche Zimmerung im nu erdrückte.

Bergwerk Chalttal Mundloch

Das Stollenmundloch verdient wiederum besondere Beachtung. Der Zugang ist mit festem Holzbollen zugebaut. Hangseitig oberhalb des Zugangs ist viel Material in den Mundlocheinschnitt gerutscht, oder gerutscht worden. Ergo bildete sich ein fester Verschluss von dem Stolleneingang welcher, so wie es aussieht, die Werke im Innern hätte vor unerwünschten Zugriffen schützen sollen. Über die Jahre hinweg rutschte jedoch ein Teil der feineren Erde zwischen den Bollen ins Stolleninnere. Unter dem Schneefeld auf etwa 3,5 Meter Seiger Schneerand, an den Bollen vorbei, findet sich der Stollenboden. Wieso solch ein Aufwand betrieben wurde um dies verlassene  Stollenwerk zu versiegeln, bleibt rätselhaft.  Kurt Bächtiger welcher in „Die Kupfer- und Uranmineralisationen der Mürtschenalp“ um 1963, die Uranfunde genauer erkundet, erwähnt diesen Stollen auf Glarner Seite nur wage.

Zeit darum hier meine Beobachtungen mit den Schriften von Stoehr und Bächtiger genauer abzugleichen. Hierbei anmerkend, ich bin kaum geologisch bewandert. Meine Betrachtungen beleuchten die bergmännisch, bautechnischen Aspekte dieser Anlagen.

Bergwerke Chalttal

Grubenplan gross machen, Grubenplan anklicken

Auf wunderschönem Hochplateau oberhalb des Murgtals finden sich auf engstem Raum diverse Zeugen verschiedenster Bergbauepochen. Einige dieser Zeugen indes werfen mehr Rätsel auf als das sie klärend die damaligen Verhältnisse wiedergeben könnten. Abgesehen von zweien Stollen mit äusserst mächtigem Zufahrtseinschnitt und einem äusserst Mysteriösem Schacht liegen etliche Spuren maschineller Bergbautechnik herum. Nicht unweit des Schachtes rostet ein Drahtseil vor sich hin und in einer Spalte liegt Blechzeugs unbekannter Herkunft herum.

Nummeriert habe ich von Links nach Rechts oder von Westen nach Osten, ergo findet sich der Stollen 1 auf Glarner Seite während Stollen 2 und Schacht in Sankt Galler Kantonsgebiet residieren.

Stollen 1

Die Datierung wage ich auf die Jahre 1956 anzusetzten. Berichtet wird in Bächtigers Schriften dass dieser Stollen in der letzten Bergbauperiode von der EISENBERGWERK GONZEN AG angelegt wurde mit dem Ziel das alte Bergwerk, Stollen 2, von Westen her anzufahren. Widersprüchlich hierbei, der Stollenverlauf bewegt sich geradewegs vom alten Feld weg. Ein zweiter steil östlich ziehende Stollen indes reicht nahe an die vermutete alte Bergbaustelle aus der Epoche Stoehr. Ich glaube das die alten Stollen tatsächlich angefahren wurden doch die Störungszone erschwerte ein dauerhaftes Auszimmern des Durchstichs. Knapp 35 Meter endet der Zweig Ost an einer Verbruchstelle. Im Ostteil sind keine Spuren eines Abbaus erkennbar während im Westzweig in einer leergeräumten Kluft, 4 Meter steigend, Reste von Arbeitsbühnen und eine Rutsche von Abbautätigkeit zeugen. Auch dieser Stollenzweig endet nach rund 45 Meter an einer Verbruchstelle.

Die Literatur erwähnt  diese Haue nur Scheu. Da er in Stoehrs Beschreibung „Die Kupfererze auf der Mürtschenalp und der auf ihnen geführte Bergbau“ keine Nennung findet und einzig Bächtiger kurz darüber sinniert kann definitiv davon ausgegangen werden das vor 1956 an dieser Stelle kein Bergbau stattfand.

Im Stolleninnern finden sich Zeugen des moderner Bergbaus, das Holz ist imprägniert und Maschinell zugeschnitten. Die Decke ist bestückt mit den bekannten Installationsholzpflöcklis. Auf dem Boden bei der Stollenkreuzung liegen drei Flash-Blitzbirnen wie sie um etwa 1950 häufig fürs Fotografieren in der Dunkelheit verwendet wurden.

Es bleibt ein nicht 100pro geklärtes Rätsel wieso dieser Stollen mit viel Aufwand verschlossen, respektive versiegelt wurde. Heute indes kann, mit etwas Mut, diesen auf einer grob geschätzten Gesamtlänge von 100 Meter befahren werden.

Stollen 2

Ein weiteres Mysterium eröffnet sich bei genauer Ansicht. Dieser Stollen stammt eindeutig aus Stoehrs Zeit wobei eindeutig erscheint dass um 1956 die Gonzenmänner hier richtig Hand anlegten. Der Einschnitt ist mächtig dimensioniert. Nebenan in der Felswand, auf einer kleiner horizontalen Fläche, sind Trockenmauerreste auffindbar. Deren Anordnung könnte als damaliges Kompressorhäuschen gedeutet werden. Der Stollenverlauf indes ist uns rätselhalt. Zielgerade steuert dieser eine Nordsüdrichtung an ehe nach 5 bis 6 Meter ein steiler Rechtsknick folgt. Hierbei verläuft der Stollen steig Profilsenkend weitere 4 bis 5 Meter Westlich bis eine endgültige Verruchstelle deren Ende ankündigt. Die Umfangreiche Türstockzimmerung ist an etlichen Stellen durch grössere Blöcke geknickt.  Am Ende wird die Problematik der kantigen, permanent nachrutschenden Felsblöcke klar. Stollenvortrieb  oder Schildvortrieb erscheint meinem, eher ungeübtem Auge, an besagter Verbruchstelle mit denn gewohnten Bergbaumitteln unmöglich. Naheliegend das ein Projekt zur Aufwältigung der Stoehr-Tagesstrecke damals um 1956 schnell verworfen wurde.

Bleibt dennoch ungeklärt, die Widersprüche im Karten, Grubenplanmaterial.

Grubenplan Stoehr

Nach Stoehr zieht der Stollen geradewegs rund 80 Meter Westwärts ehe, nach zweiter Verwerfung, ein Südknick folgt. Auf meinem Grubenplan  ist der Verlauf nach Stoehr Massstabs und Winkelgetreu mit Blaugestrichelt dargestellt.

Nicht minder Merkwürdig, die zweite Karte aus den Stoehr-Aufzeichnungen Anno 1865.

Grubenplan Stoehr

Mit Roter Farbe wird das Erz symbolisiert. Dies Rot übermalt eine schwarze Linie, verlaufend von West nach Ost, die ich als Stollen interpretiere. Ein möglicher Eingang, bei Beachtung der Höhenlinien ergibt sich mir genau auf der Kantonsgrenze. Ich glaube indes eine weitere Linie zu erkennen die diesmal von Nord nach Süd verläuft. Ähnlich diese zweite Linie, wie die erste auch, mit Pfeilchen in der Mitte, dem Symbol für Verwerfung. Es könnte aber auch ein zweiter ins taube laufende Stollenwerk sein. Klar ist, solch ein Stollenverlauf hätte nur geringe Überdeckung.

Schacht

Der Schacht ist zweifelsohne einer der grössten Mysterien. Keiner weis dies Werk erwähnt und trotzdem ist allen, via Sattelitenbild, sowohl auf Google wie auch auf map.geo.admin.ch, dies Bauwerk sichtbar. Mittig in einer Halde, die klar vom genannten Bauwerk stammt, wurde ein Tiefstoss getrieben unbekannter Tiefe. Verschüttet ist die Öffnung nach etwa 2 Meter Tiefe. Der Schacht, so scheint es, liegt haargenau in einer natürlichen Spalte etwa 0.5 Meter breite, 16 Meter Länge und unbekannter Tiefe, diese von Nord nach Süd verlaufend. Sowohl Nordseitig am Ende der Halde wie auch Südseitig, an einer Einbruchstelle am Haldenrand, tritt die Spalte zu Tage. Würde der gewiefte Hobbyarchäologe  eine Schnur spannen von Spaltenloch Nord zu Spaltenloch Süd so würde diese den Schacht genau mittig durchschneiden. Die Spalte verläuft wahrscheinlich unter dem Schacht hindurch ist indes schwierig genau zu eruieren. Ein Abstieg in diese Unterwelt schien uns viel zu gefährlich. Indes kann an den Enden der Unterdurchverlauf,  erahnt werden. Haldenmaterial scheint eine Art Deckel zu Spannen rund um den Schacht und auch im Schacht vermute ich ein gefährlicher Deckel ab Seigertiefe 2 Meter.

Schacht Chalttal

Im Schacht selbst sind dicke Holzstämme seitlich und quer vergraben. Wahrscheinlich ist hier Sichtbar die letzten Reste einer Schachtverkleidung. Wie tief und wohin führend dieser Schacht war, bleibt gänzlich ein Rätsel. Namentlich steht, im Höhepunkt aller Wiedersprüche, dieser Schacht in keinem direkten Zusammenhang zu denn beiden Stollen. So etwa ist das Schachtkopfniveau genau identisch mit dem Stollenbodenniveau. In denn befahrenen Stollenabschnnitten wiederum sind keine Anzeichen für Abteufungen erkennbar.

Wieso baut jemand ein Tiefbau unterhalb möglicher Erzfundstellen? Sofern dies Bauwerk einer Sondierung diente, weshalb keine Erwähnung in der Dis von  Bächtiger?

Der Schacht bewegt sich, soweit überblickbar, mittig durch eine natürliche Spalte. Perse, ein schlicht unstabiles Gebiet, wieso?

Was deckt die Spalte um den Schachtkopf am, etwa Holzprügel wie im Bild zu sehen? Folglich müsste der Schacht ab Haldenboden herauf robust ausgekleidet worden sein. Könnte mit den Funden im Schachtinnern korrespondieren.

Erkenntnisse

Ich spekuliere, dies Bergwerk ist keineswegs so Handzahm wies aussieht.

Herrn Bächtiger Werk „Die Kupfer- und Uranmineralisationen der Mürtschenalp“ von 1963 ist unvollständig. Die Geheimhaltung spielte eine nicht unwesentliche Rolle. Zwar sieht Herr Bächtiger, mit Werten um die 0.03mr/h in Stollen und Halde keinerlei nennenswerte Radioaktivität doch wiederum sind tabellarisch genannt Werte bis zu 1.4 mr/h. Ob je die begehrte Pechblende zur Weiterverarbeitung in Atomwaffen entdeckt worden war,  mag ich bezweifeln indes beginnt in deren Jahre der Kalte Krieg mit resultierender atomarer Hochrüstung.

Die Schweiz träumt in der besagten Zeitepoche von der Hausgemachten Bombe. Alles was annähernd dies Thema durchstreift wird in den Berner Tresoren fest verschlossen. Die einte Stollenanlage wurde Bergmännisch gekonnt versiegelt, der zweite, deutlich ältere, Stollen trägt etliche Spuren eines Vermessungsteams. Herr Bächtiger wusste viel mehr, indes wurden seinem Bericht die Details gestutzt. Um denn Schacht herum liegt Mineral, mein Geigerzähler, ab 1 mr/h messend, erkennt keine Radioaktivität. Das Mineral stammt mit Sicherheit aus der Schachtanlage. Radioaktives indes wurde peinlich genau aufgeräumt. Es könnt sein das auch die Schachtanlage versiegelt wurde. Der Gedanke hierbei, das Bergwerk verfügbar halten ohne das Unerwünschte Einblick in die effektiven Fundstellen erhalten, scheint einzuleuchten.

Eine Handvoll Buben mit Affinitäten zur Isone-RS suchte sich die EISENBERGWERK GONZEN AG, um in luftiger Höhe nach Uranien in Form von Pechblende zu graben, aus. Nach getaner Arbeit räumte dieser Spezialtrupp feinsäuberlich das Feld. Stollen 1 und Schacht wurden versiegelt die Werkzeuge und Maschinen waren mit direkter Seilbahn Talwärts nach Merlen befördert worden und als letztes das Seilbahndrahtseil nahe dem Schacht liegen gelassen.

Herr Bächtiger wurde mit seinem Kuschelbericht zu Akademischen Ehren erhoben und die Welt schien wieder einst ein Teilkapitel Schweizer Uransuche vergessen zu haben.

Quellen:
Die Kupfererze auf der Mürtschenalp und der auf ihnen geführte Bergbau von Emil Stoehr
Die Kupfer- und Uranmineralisationen der Mürtschenalp von Kurt Bächtiger

Ein Dankeschön fürs Mitforschen,
Gina Rickenbach
Mattias Keller
Barbara

Links zu Vorbeiträgen
Kupfer und Silberbergwerk Mürtschenalp
Mürtschenalp, eine Wanderung
Die Bilderseite: Mürtschenalp

Kohlebergwerk im Fürst

Es war wieder einst Zeit für konkret umgesetzte Bergbauabenteuer doch da das Wetter über Wochen, wenn nicht gar Monate, eher Regen und Kälte zu bieten hatte, mussten im Flachland liegende Unterwelten unsere Neugierde befriedigen.

Kohlebergwerk im Fürst

Naheliegend wieder in Elgger Untiefen abzutauchen diesmal im wissen das so wie auf Tag auch Untertag viel Wasser uns beehren dürfte. Indes, diesmal zu dritt unterwegs, war mir zuteil die Feststellung das meine Begleiter einiges erfahrener in Wasserführenden Schichten sich bewegten. Allweil, ich in Gummistiefeln eher beschränkt auf die Stiefelhöhe, während meine Begleiter, Matti und Barbara, im Neopren, sich flink durch angestautes Wasser bewegten.

Kohlebergwerk im Fürst

Es galt unser Hauptinteresse dem hinter den Wassermassen liegendem Hauptsystem welches wir, Marlene und ic,h nur bis zur Wasserstelle kannten. Unser Glaube am Ende stände das Wasser bis zur Decke, stellte sich als Irrtum heraus. Matti wagte mutig, ausgestattet mit jenem berüchtigtem Grubenplan des Brunnenmeisters, die Befahrung des tief Wasserführenden Stollenteils im Hauptsystem. Zwar ist dieser Teil, wie Matti bewies, überwindbar ohne dass das Wasser je die Decke erreicht doch leider folgt nach dessen Ende erneut eine wasserführende Stelle diese jedoch mit deutlich mehr Wasser. Quasi solle im zweiten Teil das Wasser fast die Stollendecke berühren. Ein Durchtauchen unter diese Engstelle schien auch Matti definitiv zu gefährlich.

Kohlebergwerk im Fürst

Wieder zurück nahe Tag fällt die nicht wirklich stimmende Nordausrichtung aller Grubenpläne auf.

Grubenplan Kohlebergwerk im Fürst

Die Originalnordausrichtung des Elgger Brunnenmeisters, welcher das Bergwerk vor grauer Vorzeit vermass,  zeigt die Stollen, hier dargestellt meine Kopie des fahrbaren Teils, in Süd-Ost Ausrichtung. Alle waren wir uns, bei der ersten Befahrung, einig das der Stollen zielgerade Norden anpeilt also drehte ich den Nordenpfeil um 90 Grad, des geht ganz Fix mit Vektorgrafik. Bei der aktuell letzten Befahrung indes zeigte uns der Stollenanfang eine durchaus westlichere Richtung. Irgendwo musste der Lösungsansatz zwischendrin liegen. Interessant hierbei, nach Brunnenmeister musste ein zweiter Eingang das Hauptsystem direkt erschliessen. Es interessierte uns nicht minder Spuren aufzufinden des zweiten Bergwerkzugangs. Anfänglich, da ich die Nordausrichtung um 90 Grad drehte, glaubte ich den Zweiteingang am Familiengrillplatz in einer Sandsteinhöhle gefunden zu haben doch die erneute Überprüfung ergab ein differentes Bild.

Grubenplan Kohlebergwerk im Fürst

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Die Massstabsgetreue Übertragung des gesamten Grubenplans in die GIS-Karte des Kantons zeigt die mögliche Position des zweiten Durchgangs  nur dürfte dieser Einstieg höchstens über einen Schacht erfolgt sein. Zu hoch ist die Überdeckung an dieser Stelle des eher Waagrecht verlaufenden Stollensystems. Der Grubenplan des Brunnenmeisters stimmt, mit Ausnahme der  Nordausrichtung, Metergenau.

Grubenplan Kohlebergwerk im Fürst nach Letsch

Ein ungeklärtes Rätsel bleibt immer noch die Aufzeichnung von Dr. E. Letsch welche überhaupt nicht mit der Brunnenmeisteraufzeichnung übereinstimmt. Bereits wenige Meter konkreter Stollenbefahrung zeigten keinerlei Übereinstimmung mit dem Grubenplan von Letsch noch hinzukommend wäre dies Bergwerk anhand der zwei Mundlöcher im Kontext zu den Höhenlinien, fatal in Schieflage. Ergo wage ich dies Planwerk 100pro anzuzweifeln was ich bei Letsch bis anhin nie erlebte.

Vorbeiträge
Verborgene Kohlen in Elgg, Part II
Verborgene Kohle in Elgg

Link von Hansjürg
Kohlebergwerk Elgg

Eisenbergwerk Val Tisch so is es

Zweifelsohne die Geschichte zieht Fäden und zwar richtig lange doch die Entwirrung dieser Fäden macht mir und vielen anderen hier irgendwie Mitbeteiligten richtig viel Spass.

Die Zusammenreihung einiger merkwürdigen Randgeschichten rund um dies Bergwerk nährt meine Neugierde noch zusätzlich.

  • Die Gemeinde Bergün erfuhr irgendwie von meiner Grabesabsicht, wie dies geschah bleibt mir ein Rätsel. So rasseln hin und wieder eingeschriebene Briefe bei mir ein.
  • Alle aus unserem Umfeld eingereichten Anträge für eine Fahrbewilligung nach Alp Tisch werden ablehnend entschieden.
  • Es wird ein Riesenmysterium um etwelche existente alte Grubenpläne gemacht. Das Ölgemälde welches die Minen von Val Tisch zeigt, verschwand unter Mysteriösen Umständen aus dem Schmelzboden Bergbaumuseum.

Entgegen dieser Geheimnisse findet das Bergwerk Val Tisch in Amerikanischen Gefechtskarten, aus Zeiten den Kalten Krieges, Nennung als Eisenbergwerk. Wirklich bedeutende Bergwerke wie Gonzen sind auf den besagten Karten nicht mal ein Symbölchen wert.

Also weiterforschen und da kommen mir zugereichte Aufzeichnungen des Dr. H. Eugsters aus Jahren um 1920 äusserst gelegen, lieben dank hier an Matti.

Die Worte Eugsters versuche ich folgend zu Übersetzten um ein mögliches Bild des Bergwerks zu erarbeiten. Noch immer sind wir am Graben und aufspüren längst verschütteter Stollen.

Eugster wiederum bediente sich bei der Stollen-Positionsbestimmung wahrscheinlich zu grossen Teilen den Aufzeichnungen von Albertini, Betriebsleiter Bergwerke Belaluna um 1835.

Die Stollennummerierung übernehme ich der Einfachheit definitiv nur von Eugster.

Stollenpositionen Val Tisch

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Der obere Bildvergleich zeigt die Mundlochpositionen nach Eugster um 1920 und die Mundlöcher übertragen ins Panoramabild aus dem Jahre 2012. Beim Besuch von Eugster 1920 auf Val Tisch sind fasst alle Mundlöcher verschüttet einzig der Stollen I beschreibt er mittels Grubenplan sehr detailliert. Bei allen weiteren Stollenbeschreibungen bediente sich Eugster wahrscheinlich den Aufzeichnungen von Albertini.

Stollenpositionen Val Tisch

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Meine ermittelten Koordinaten an den Mundlochspuren verknüpft mit Eugsters Aufzeichnungen ergibt die oben  dargestellte Situation. Auffällig sind die teilweise resultierten Positions-Differenzen zwischen mir und Eugster. Begründen tue ich dies vorwiegend mit der Kartenungenauigkeit Siegfried zu aktueller 25tausender. Die Siegfriedkarte welche Eugster als Basis verwendete stimmt nicht mit dem vorhandenen Gelände überein. Felsen und Runsen springen im Quervergleich Siegfried zu aktueller 25tausender bis zu 100 Meter umher.

Trotzdem konnte ich ein stimmiges Destillat aus all den Informationen gewinnen welches auch noch logisch erscheint. Es sei an dieser Stelle erwähnt das ich in Vorbeiträgen ganz gewaltig irrte und ich nun dank den Eugsteraufzeichnungen eines besseren belehrt wurde.

Ein Grubenplan ist entstanden welcher drei Stollen im näheren logischen Kontext zeigt. Klar nun auch, der Hauptabbau liegt oben auf 2476 Meter und nicht wie angenommen auf 2427.

Grubenplan Eisenbergwerk Val Tisch

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Wie folgt nun die Stollenbeschreibung aus Eugsters Sicht kombiniert mit meinen Erkenntnissen.

Stollen I (2476m)

Dieser Stollen hat Eugster als einzigen befahren. Der Stollen umfasst eine Gesamtlänge von 56m. 3 Meter ab Mundloch wurde ein Hochstoss angelegt welcher etwa 3 Meter hoch reicht. Auf Meter 31 nach Mundloch findet Eugster eine Seilwinde gehörend zum Schräglift des Tiefbaus. Oberhalb der Haspel findet sich wiederum ein Hochstoss welcher, da verbrochen, nicht weiter verfolgt werden konnte. Möglich das dieser Hochstoss in Stollen II reichte. Im weiteren Stollenverlauf treffen zwei kurze Stollen auf den Hauptfahrstollen ehe dieser nach denen 56 Meter endet. Der Tiefbau ist 22 Meter reichend unterteilt in zwei Abbausohlen. Die Tiefere indes dürfte, da weiter ausgeschlagen, am meisten verwertbares Hämatit geliefert haben. Am Boden der tiefst gelegenen Abbausohle wurde zusätzlich ein Schacht mit 12 Meter tiefe abgeteuft. Wahrscheinlich sollte einst dieser Schacht als Verbindung zu Stollen IV gedacht worden sein. Indes war dies Werk mangels Ergiebigkeit nicht fertiggestellt worden

Auch ich hab dieses Stollensystem befahren indes mit mässigem Erfolg.

Stollen I Val Tisch

Zwar war das Mundloch schnell aufgespürt doch nur nach wenigen Metern versperrt ein Schutthaufen die Weiterbefahrung.

Stollen I Val Tisch

Im Innern versuchten wir, bei unserer zweiten Expedition, den Schutthaufen soweit abzubauen  so das eine Weiterbefahrung möglich würde. Irgendwann jedoch stiessen wir an eine vertikale Wand die uns in Glaube setzte der Stollen nähme ein definitives Ende. Dies zeigte sich, nach Bearbeiten der Eugsteraufzeichnungen, als Irrtum. Die gefundene Wand ist das Ende des Hochstosses, in Tat und Wahrheit folgt der Stollen 3 Meter tiefer seiner gewohnten Richtung.

Hämatit im Val Tisch

Oberhalb Stollen I finden sich etliche Hämatitspuren auf Tag. Dies könnte die Erklärung für den angelegten kurzen Hochstoss sein. Wir werden dies Jahr unsere Forschung am Stollen I intensivieren.

Stollen II (2491m)

Sowohl 1920 wie auch im Jahre 2012 gilt dieser Stollen als komplett zugeschüttet. Die Halde jedoch zeugt von regen Abbau. Eugster beschreibt diesen nicht näher. Mir erscheint ein Zusammenhang mit Stollen I durchaus einleuchtend näheres ist jedoch auch mir nicht bekannt. Eine Aufwältigung dieser Anlage ist, aus meiner Sicht, ohne schweres Gerät kaum realistisch.

Stollen III (2422m)

Auch diese Baue war 1920 Schutt und Steine. Eugster beschreibt den Stollen einzig als unterteufenden Stollen von Nummer I welcher taubes Gestein durchquerte. Ich selbst fand weder Spuren noch sonst wie Indizien für ein Stollenwerk. Die Koordinaten sind meiner Interpretation entsprungen.

Stollen V (2473m)

Eugster beschreibt in diesem Stollen, welcher nach seinen Worten 19 Meter lang sein soll, eine 2 cm breite Erzader. Ob Eugster tatsächlich im Stollen V war oder ob er hier einzig Albertinis Beobachtungen wiedergibt entzieht sich meiner Kenntnis. Eugster will, nach dessen Worte, einzig den Stollen I befahren haben.

Stollen V Val Tisch

Merkwürdig jedoch, an annähernd seiner Positionsbeschreibung Stollen V finden wir im Jahr 2012 ein edelst hoher Stollen welcher in aufrechter Haltung bis weit über 19 Meter befahren werden kann. Wir Messen grob geschätzt minimum 30 Laufmeter ohne leiseste Hämatitspur. Die Koordinaten stammen eindeutig aus meinem Fundus.

Stollen IV (2427m)

Dieses Bauwerk beschreibt Eugster als 132 Meter lang. Das Mundlch solle bereits 1920 verschüttet gewesen sein. Der Stollen, so will es Eugster wissen, unterteuft den Schacht des Tiefbaus Stollen I dies bei Meter 125 bis 130 Meter ab Mundloch. Auf Meter 115 findet sich ein 8 Metriger Hochstoss. Seitenstösse in unbekannter Richtung waren auf 7.5 und auf 11 Meter angelegt worden. Wahrscheinlich sollte dieser Stollen einst die Erschliessung des Tiefbaus Stollen I sicherstellen. Da jedoch die Ergiebigkeit der Bergwerke allmählich nachliess wurde die Verbindung zu Tiefbau Stollen I nie fertiggestellt.

Ich glaubte lange  an dieser Mundlochposition den Zugang zum Hauptabbau gefunden zu haben was sich letztlich als Irrtum herausstellte. Die Tatsache das hier, vor dem ehemaligen Mundloch, eine stattliche Installationsfläche, noch heute, wiedererkennbar ist, veranlasste mich zu dieser Annahme.

Stollen IV Val Tisch

Im Jahr  2012 begannen wir am Installationsplatz mit der Suche des Mundlochs. Dem nativem Fels folgend sind wir gegenwärtig durchaus auf der richtigen Spur indes dürfte das Mundloch einiges tiefer liegen. Trotzdem erachte ich ein Auffinden eines fahrbaren Stollens auch hier als durchaus realistisch.

Die Geschichte in Meilensteinen zusammengetragen aus Eugsters Schriften

1568 erste Erwähnung der Eisenbergwerke der Gemeinde Bergün. Damals solle Georg Besserer aus Ulm die Eisengruben im Val Tisch, Val Tuors und dazugehörige Schmelzhütten gepachtet haben.

1576 erwirbt Johann von Salis die Eisengruben und Werke.

1682 wird bei Filisur eine Schmelzhütte erwähnt, die aus 2 Schmelzöfen, 4 Blasebalgen, 1 Röstofen, 1 Schmiede und Behausungen bestand.

1717 beutete Le Maire aus Neuenburg die Eisengruben im Val Tisch aus.

1737 wird auf Ballalüna das Eisenwerk Bellaluna vom Zürcher Heidegger gebaut.

1745 steht das neu errichtete Werk Bellaluna bereits still.

1833 nimmt die Gruben- und Hüttengewerkschaft Bellaluna den Bergbau und Hüttenbetrieb wieder auf. Albertini verwaltet während dieser Zeit die Betriebe.

1835 waren während den Sommermonaten bis zu 11 Erzhauer auf Val Tisch beschäftigt.

1837 stehen Berg und Hüttenwerke erneut still.

1840 übernimmt Graf Renard aus Schlesien die Werke.

1850 wird der Betrieb erneut eingestellt.

bis 1913 zahlt ein französisches Konsortium Gebühren für die Abbaukonzession indes waren die Minen seit 1850 nimmer aktiv.

1. Januar 1917 die Konzession für die Dauer von 50 Jahren wird Ingenieur G. Küng aus Chur erteilt. Auch der neue Konzessionär wird keines der Werke wieder aktivieren. Nicht mal die Erzlager werden weiterverwertet.

Bellaluna

Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Eisenwerks Bellaluna 1737 vom Zürcher Heidegger gebaut ist nach einer langen und bewegten Geschichte heute ein bekanntes Ausflugsrestaurant.

Quellen Texte Eugster, Panorama Eugster
Die Eisen und Manganerze der Schweiz
Beiträge zur Geologie der Schweiz
Geotechnische Serie XIII Lieferung, 1. Band

Vorbeiträge
Internationale Val Tischer Bergwerke
Eisenbergwerk Val Tisch, Neues
Minas da Fier Val Tisch
Die geheimnisvollen Minen des Val Tisch
Bergbausachverständige am graben
Val Tisch, die Fortsetzung
Das Geheimnis von Val Tisch

Braunkohlebergwerk Löchli bei Uzwil

Und schon wieder krieche ich in unmöglichen Schlammlöchern. Doch zweifelsohne, manche Löcher habens Faustdick hinter dem Schlamm so geschehen in jenem Uzwiler Geheimnis.

An verträumt, verspielten Glatt, nicht jene die im Rhein einmündet, eher jene die in kleinere Thur einfliesst, gruben einst fleissige Uzwiler Mannen nach Kohlen. Nichts grosses solls gewesen sein eher klein und etwas chaotisch organisiert sollen 2 bis 3 Bergarbeiter die Braunkohle geschöpft haben. Berichtet wird von einem rund 100 Meter langem Stollen und diversen Seitengängen im Schutze des Nagelfluhdaches. Mich stemmte Gina eine langjährige Uzwilbewohnerin in diese Geschichte. Und da diese Story, mal ganz meinem Geschmacke, entsprechend niemand sonst tiefer aufgriff, war die Zeit gekommen um alle meine längst versteiften Körperteile tief in den Berg hinein zu schlängeln.

Braunkohlebergwerk Löchli

An einer Nagelfluhwand oberhalb des Flussknies der Glatt findet der geübte Bergbaumensch schnell ein Mundloch welcher auf etwas aus dem Runder laufenden Tagbau erinnert. Irgendwo nachdem im sichtbaren Nagelfluh möglichst viel des bergehrten Braunsteines entzogen war wagten sich mutige Männer an dickster Flözstelle in den Berg hinein.

Braunkohlebergwerk Löchli

Für mich machte dies Mundloch, kaum 30 cm hoch, den Eindruck eines konsequent abgebautem Kohleflöz soweit der Pickel und der Mensch dahinter noch hineinpasste. Ich krieche hinein und mit mir scheint der Schlamm aller Schlammschlachten sich förmlich zu potenzieren.

Braunkohlebergwerk Löchli

Die Stollenhöhe nimmt dramatisch ab während der Schlamm dramatisch zunimmt. Ich bleib bei einer Stollenhöhe von rund 20 cm im Schlamm kleben. Zwar könnte Bauch einziehen durchaus helfen doch mein Hindernis ist der Vorbau Körbchengrösse B welcher schlicht nicht durch passt. Der Amispaten welcher helfen soll die fehlenden 5 cm zu beseitigen, verklebt genau so gnadenlos wie meine Vorderseite, respektive der Dreck klebt auf ihm. Indes schaffst mein Höhlenerfahrener Begleiter Matti in die weitere Tiefe. So auch entsteht dieses Bild einer sichtlich resignierten Luisa. Und trotz meiner erhöhten Beweglichkeit, der geduldigen Flex-Physiotherapeutin sei Dank, schaff ichs nicht bis Stollenende, eine doch eher seltene Situation.

Braunkohlebergwerk Löchli

Matti indes macht interessante Bilder des Stollens die wichtige Informationen zur Weiterbearbeitung liefern. Auf Mattis Bildern wird nach 12 Meter ein  klares Stollenende sichtbar. Das Flöz keilt allmählich aus bis nur noch vereinzelt schwarze Flecken sichtbar werden. Am Fels eindeutige Werkzeugspuren von oben nach unten verlaufend. Frei interpretierend würde auch ich hier das logische Stollenende vermuten. Die Geologische Karte sieht auch so, wenige Meter hinter der Felswand ein sich verdruckendes Flöz. Auch glaube ich nicht das unter dem Schutthaufen, über dessen Höhe frei debattiert wird, eine Stollenfortsetzung zu finden wäre. Die Geologiekarte welche sich wahrscheinlich den Erfahrungen vom Löchli bediente, dürfte stimmig sein.

Braunkohlebergwerk Löchli

Doch der Blick nach rechts  Richtung Norden zeigt Neues. Es scheint so als wäre eine rechts verlaufende Abzweigung die Weiterführung des Löchlistollens. Hinein geht nicht auch für den superschlanken Matti nicht. Indes zeigt Mattis Fotoapparat eine leichte Abwärtsneigung des Stollenverlaufes. Auch die Decke ähnelt mehr einem Stollen als einem wilden Flözausbruchs.

Braunkohlebergwerk Löchli

Währen nicht widersprüchliche Aussagen im Örtchen Uzwil zu Tage, hatte diese Geschichte mit der endgültigen Auskeilung des Kohleflözes unter Tage, hier im Bilde noch stolze 15 cm breit, sein endgültiges Ende genommen. Im Blog stunde heute, Stollenlänge 12 m und der ruhefindende Fuchs  hätts gefreut.

Doch es gibt, durchaus ernstzunehmende Herren die von 100 und mehr Laufmeter berichten. 1806 findet dies Bergwerk, so klein es auch gewesen sein mag, Erwähnung. Um die 19er Jahrhundertwende gar schenkt Molassekohleguru Letsch dem Bergwerkchen Aufmerksamkeit. Später, zu Zeiten des zweiten Weltkriegs, sollen Uzwiler Buben ein Schnürchen im Stollen verlegt haben um den Ausgang wieder zu finden. So wollen die heute gestandenen Buben berichtet haben.

Alles in allem genügend Gründe um wieder zurück in die tiefen zu blicken. Im Glattblatt Ausgabe 2011 findet sich ein Artikel zum besagten Stollenbau. Das auf den historischen Bildern abgebildete Mundloch entspricht meiner Eingangspartie und auch das Wasserfällchen ist erklärbar, mittels Siegfriedkarte von  1878, mit dem damaligen Bachverlauf. Die Stollenhöhe ist in den Bildern locker Meter und mehr.

Es ergibt sich aus diesen Beobachtung folgender Rückschluss,

Das Mundloch ist ziemlich aufgefüllt worden mit gebröckeltem Nagelfluh. Das Stolleninnere wiederum ist massiv zugeschlammt worden. In der rechtwinklig zur Felswand künstlich gebauten Höhle könnte unter dem Flöz eine Störungszone liegen die immer fleissig nachschlammt. Je tiefer der Vorstoss möglich wird desto mehr schwindet der Schlamm zu Gunsten von neu hinzu kommendem Deckenbruchmaterial.

Braunkohlebergwerk Löchli

Kartengrundlage, Quelle Geoportal

Das Destillat aus gemachten Beobachtungen.

  • Das Flöz in seiner vollen Mächtigkeit, so weiss es die Geologiekarte, bewegt sich parallel zur Felswand nur wenige Meter hinter dieser. Auch so solle das Flöz rund 150 Meter Länge aufweisen.
  • Die Herren welche als Buben den Stollenverlauf als Kompliziert empfanden waren wahrscheinlich durch immer wieder auftretende leichte Richtungsänderungen an Stollenkreuzpunkten schnell irritiert. Dies könnte die etwas unkoordinierte Flözverfolgung erklären. Im Stollen selbst waren keine Hunte unterwegs eher dürfte das Zeugs mit Kesseln und sonstigen Gefässen zum Labyrinth herausgezogen worden sein. Einiges spricht gegen ein Industrieller Abbau, wahrscheinlicher dürften Lokalansässige dem Flöz zu Leibe gerückt sein.
  • 1806 findet dies Bergwerk Erwähnung. Zwar unterschiedlich intensiv dafür jedoch immer wieder waren Männer am Graben. In der Zeitspanne zwischen  1806 und 1945 als Kohle wirklich noch Thema war, dürften etliche Laufmeter Stollenwerk entstanden sein.

Ich folgere daraus das im Innern der Nagelfluhwand, zu grosser Wahrscheinlichkeit, ein verzweigtes Stollensystem zu finden ist. Indes jedoch die ersten Meter, rund 20, bis auf wenige, cm verfüllt sind.

Mein angenommener Grubenplan im Kartenausschnitt (Stollen rote Linie) lehnt an den Flözverlauf in der Geologiekarte. Wir konnten einzig den Querschlag von rund 12 Meter Länge befahren. Dieser Querschlag könnte das Resultat eines ausgebauten Tagbauschlitzes sein während der rechtwinklig weiter folgende Stollen als eigentlicher Förderstollen eine klassische Stollenprofilform aufweisen dürfte. Wegführend, im rechten Winkel zum besagten Hauptförderstollen, sind wahrscheinlich niedere Abbauschlitze und Stollen im Fels geschlagen worden. Fazit, ein Stollen welcher längst nicht zu ende erforscht ist.

Quellen Kartenausschnitt: Geoportal

Quellen Bilder: Matti und Luisa

Aussagen Buben, Glattblatt 2011