Monat: Juli 2013

Zweidlen und die Mühlesteine

Manch Geheimnis schlummert noch verborgen in tiefen des Waldbodens so auch die Steinbrüche oberhalb Zweidlen. Jene noch auffindbaren Anlagen waren einst schon hier im Blog Thema unter Sandsteinbruch Zweidlen doch damals machten sich einige Fragezeichen auf meinem Grubenplan breit. Anlass diesmal etwas wissenschaftlicher hinter die Sandsteinwände zu blicken.

Wissen taten wir am 10. April 2012 folgend:

Der Steinbruch Zweidlen dürfte sehr alt sein, 1000 Jahre oder mehr. Er besteht aus einem Tagbaubereich mit der notwendigen Pferdekarrenlogistik und einem Untertageteil von dessen wir wahrscheinlich nur ein Bruchteil kennen.

Bekannt war auch das die Abbausohle zwischen harter und weicher Sandsteinschicht verlief. Die untere Hartsandsteinschicht war, soweit überblickbar, vorwiegend in Form von Mühlesteine abgebaut worden. Die obere weiche Schicht diente wahrscheinlich als Mörtelbeifügestoff.

Das Vorgehen der damaligen Brucharbeiter um 1200 erscheint auch logisch. Bei geringer Hügelüberdeckung wurde die gesamte Schichtung abgetragen bis der harte Sandstein sich offenbarte. Mit Zunahme der Überdeckung indes wurde zunehmend Stollenbau betrieben um an die, eindeutig begehrteren, harten Sandsteine zu gelangen. Es wuchs ein verzweigtes Stollensystem welches wahrscheinlich grösstenteils um 1800, mangels Rendite, aufgeben wurde.

Mit Archivarbeit und intensivere Erkundungsarbeit entstand nun die Fortsetzungsgeschichte zu diesem Werk. In diesem Sinne, lieber Leser, viel Spass beim stillen Deiner Neugierde.

Hier Nennenswert als Grundlage zur vertiefter Forschungstätigkeit, die Arbeit von  J. Utzinger im „Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde“ aus Jahren 1872 bis 1875. Damals, so weiss Utzinger im Artikel „Alter Steinbruch zu Zweidlen, Kt. Zürich“ zu berichten, solle der damalige Grundstücksbesitzer Herr Major Ryffel einen bekannten Zugang freischaufeln lassen. Für mich nicht 100 pro klar ob wir diesen Zugang  noch heute, rund 150 Jahre, später zum Einstieg in die Unterwelt nutzen. Einige Wiedersprüche bleiben noch bis heute ungeklärt.

Aber erstmals, Chronologisch, Aussenansichten.

Steinbruch Zweidlen

Rechter Hand, Sicht Süden, die Sandstein-Steilwand, links davon grosse Schutthügel, wahrscheinlich nicht abgebaute Zone wie auch Schuttdeponie. In der Mitte verläuft der alte Pferdewagenweg und im Hintergrund, hinter dem Holzstapel, die Untertagseingänge, heute zwei deren auffindbar.

Die Situation aktuell präsentiert sich wie folgt:

Steinbruch Zweidlen

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Im östlichen Bereich auf Kataster 6018 findet sich unter Flurnamen „Steinbruch“ eine Gruppe  unterirdischen Kammern in welchen einige Spuren der letzten Verwendungszwecke zu finden sind. Die Kammern sind über zwei Mundlocher erreichbar. Im Innern sind  keine weiteren Indizien für ein drittes Mundloch, wie dies Herr Utzinger in seiner Handskizze beschreibt, zu finden.

Steinbruch Zweidlen

In der ersten Kammer macht sich ein mächtiger Schuttkegel breit. Es erscheint eindeutig das dieser Kegel aus Verbruch von der Kammerdecke stammt. Somit kann dieser Haufen über den neu entstandenen Hohlraum überklettert werden.

Oberhalb des Schuttbergs offenbaren sich, im Weiterverlauf, weitere teilweise sehr gut erhaltene Kammern.

Steinbruch Zweidlen

In Kammer 2 und 3, nach meiner Benamsung, sind etliche Mühlesteinspuren zu finden. Einige Mühlesteine sind noch fest im harten Sandstein. Auch in Kammer 7 und 8 finden sich Reste von grosser Mühlesteinproduktion. Aus neuerer Zeit sind Indizien für eine automatisierte Champignon-Zucht  erkennbar. So liegen einige Zollrohre herum die auf Bewässerung, Befeuchtung schliessen lassen. Ohnehin ist das Klima in den Höhlen erstaunlich trocken was für die Pilze eher suboptimal erscheint. Einzig in der Strecke Kammer 1 zu Kammer 4 findet, sich bei unserer Befahrung, eine Wassereinbruchstelle die mächtig für Schlamm sorgt. Und auch die immer wieder angetroffenen damaligen unterirdischen Wasserläufe scheinen alle samt ausgetrocknet.

Indes Gegenstand unseres vertieften Interesses waren all die zahlreichen Gerüchte und widersprüchlichen Aussagen zu denen Unterwelten. Das durchstöbern allfälliger Archive war hierbei von grossem Nutzen für weitere Erkundungen. Das allererste Mysterium, die Beobachtungen von Utzinger, insbesondere auch dessen Grubenplan.

Steinbruch Zweidlen

Quelle: Alter Steinbruch zu Zweidlen, Kt. Zürich

Herr Utzingers Plan, so vermute ich, scheint einer Handskizze zu entstammen, auch möglich das dies Werk vor 1870 gefertigt wurde und Herr Utzinger sich einzig auf diese Angaben stützte. Eines jedoch ist klar, der Zeichner, die Zeichnerin setzte sich auf dem Hügel gegenüber dem Steinbruch und zeichnete aus dieser Position heraus die Unterwelten. Ergo ist oben auf dem Grundriss die Südrichtung während die Unterseite nördlich dazu steht. Der oberste Zeichnungsteil stellt die Aufsicht dar. Klar ersichtlich 3 Mundlöcher obschon wir nur 2 ausmachen konnten. Spannend auch der Gang welcher Bergwärts nach rund 30 Fuss im Wasser verschwinden soll. Dieser Stollen, welcher 2 Personen unabhängig von einander beschreiben, wollten wir  auffinden, was sich keineswegs als leichte Aufgabe entpuppte.

Wir suchten diesen Stollen im Anschluss an die grosse Kammer Nummer 3 nach meinem Grubenplan. Leider jedoch ist diese Kammer gegen Rückseite also Südseitig ziemlich übel verschüttet. Indes ist am Rande zu Kammerende ein kleiner Spalt offen.

Sandsteinbruch Zweidlen

Im Bild, links vom mir der native Fels (Sandstein weich) rechts vom mir ein Trümmerfeld von verbrochenen Sandsteinblöcken die einst die Kammerdecke ausmachten.

Sandsteinbruch Zweidlen

Je tiefer wir, der Kammerwand folgend, in den Schutthaufen kriechen desto grösser werden die Hohlräume bis sich diese wieder auf 20 cm verengen.

Mittels Kompass und Distanzmessgerät können wir in etwa unsere zurückgelegte Strecke ermitteln, siehe gelbe Linie im Grubenplan. Somit ergibt sich in Kammer 5 eine Fastumrundung durch denn Spalt zwischen fester Wand und Versturzmaterial, indes finden wir den Stollen, welcher uns ans Wasser führen sollte, nicht. 2 leichte Verbreiterungen durchqueren wir die mögliche verstürzte Stollenanschlüsse sein könnten doch auch in denen sind keine weiteren Indizien sichtbar. Indes, nicht 100 pro geklärt ist unsere Höhe, beim Durchschlupf, gegenüber der Kammer-Sohle. Wir jedoch vermuten eine kritische Höhe von rund 2 Meter ab Kammersohle was wiederum ein Seitenstollen unter Umständen unauffindbar macht.

Aus gewonnenen Erkenntnissen zeichne ich einen neuen Grubenplan welcher einerseits deutliche Korrekturen zu meiner letzen Version vom Vorbeitrag Sandsteinbruch Zweidlen aufwiest anderseits stark differiert zu Utzingers Fassung.

Grubenplan Sandsteinbruch Zweidlen

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Meine Zeichnung enthüllt somit wiederum einige Wiedersprüche und Unklarheiten die noch manch Geschichte entlocken könnten.

So bleibt Geheimnisumwittert,

Sofern ich Herr Utzinger richtig interpretiere, solle dies System teilweise künstlich mit weichem Sandstein aufgefüllt worden sein, erst 1870 war das Untertagwerk ausgeräumt worden. Nicht der Ansatz eines Indizes spricht für diese Theorie viel eher sind im Innern grosse Teile der Decke zusammengebrochen. Die Schutthafen können grösstenteils überklettert werden was für Deckenversturz spricht.

Der Stollen welcher allmählich im Wasser verschwinden soll, fanden wir nicht. Auch waren kaum Spuren zu solch einem Bauwerk. In Kammer 5, nach Luisa, wo am ehesten dieser nach Utzinger Anschluss hätte, ist nicht die Spur von Feuchtigkeit erfühlbar. Der Bau eines solchen Stollens entbehrt jeder Logik. Sondierungen waren keine Nötig, harter Sandstein ist über den gesamten Boden auffindbar. Ergo, ein Leichtes, immer wieder Kammer an Kammer anzusetzen so das knapp noch die Abstützung genügte.

Es spricht rein gar nichts zugunsten des dritten Zugangangs. Im Innern sind die Wände Richtung Tag-Bruch frei Zugänglich. Einzig 2 Mundlöcher sind in diesen Wänden vorhanden.

Indes, meine Theorie

Wir haben einzig das kleine System des Steinbruches erkundet. Die weitaus grössere Anlage könnte Nebenan im Kataster 6017 zu finden sein. Dafür spricht a) der Flurnamen Zweidlerloch b) die Wegverläufe. Es scheint so als wäre einst das Hauptsystem mit Zufahrt und Wegfahrt (Einbahnbetrieb) erschlossen gewesen. Das von uns bekannte Stollensystem könnte ein kleiner Nebenbetrieb, welcher in gemächlicher Handarbeit als Nebenprodukt, Mühlesteine fertigte.

Die Wahrscheinlichkeit ist durchaus gegeben das die Bezeichnung Zweidlerloch ein damalig mächtiger Untertagesteinbruch beschrieb. Vielleicht berichtete Herr Utzinger vor 150 Jahren in Tat und Wahrheit über das mächtige Zweidlerloch mit Stollen welcher ins Wasser führte. Der kleine und jedem Kind bekannte Steinbruch nebenan indes interessierte diesen Herrn nicht weiter.

Der vermutete  Eingang zum grossen Zweidlerloch auf dem Grundstück 6017 dürfte Heute unter einem immensen Schuttkegel liegen. 150 Jahre erscheint realistisch zur Bildung dieser Schuttmasse und auch die Bäume dürften über längere Zeit hinweg ungestört gedeiht haben.

Das bekannte System ist in aktuellen Jahren immer wieder genutzt, gehegt und gepflegt worden. Abgesehen von den Mühlesteinen sind Spuren ersichtlich von einer Champignonzucht, einer Geranienüberwinterung, besuchenden Schulklassen und Schaltafelmontierenden Bauarbeitern.

Möglich folglich das alle Interessen denn benachbarten Stollenwerken galt. Unser erkundetes Bergwerkchen indes dürfte nicht mehr als 60 mal 60 Meter umfassen.

Quellen: Alter Steinbruch zu Zweidlen, Kt. Zürich

Fotos: Matti

Geopostion auf GIS ZH

Mein Vorbeitrag: Sandsteinbruch Zweidlen

Hocico

Wieder Zeit für ein kleiner musikalischer Leckerbissen. Ich verpasste letztjährig, absichtlich den Liveact von Hocico am WGT, die anstehende Menschenmenge war mir schlicht viel zu gross, was zugegeben, nachträglich betrachtet, ein Verlust war. Die Band aus Mexiko soll richtig beeindruckende Liveauftritte bauen.

Any, das Video etwas älter, hier als kleiner Appetitmacher auf Kommendes.

Die Band Hocico wie erwähnt aus Mexiko wenn doch oftmals in Deutschland an etlichen Dark und Alternative-Festivals zu hören und zu sehen, beides sei äusserst lohnenswert.

Bandlink, Hocico www.hocico.com