Und schon wieder eine Gottschalkenberger Bergbaugeschichte. Wäre nicht mir ein Blick in ein längst verstürzt geglaubtes Bergbauwerk gelungen hätte die Sparrenweidgeschichte zweifelsohne nimmer Fortsetzung gefunden. So war vergangener Freitag der Einstieg, welcher Matti im Alleingang eine Woche vorher probte, mir gelungen.
Ausgestattet mit Akkuspitzmaschine wagten wir den Einstieg in das Untertagswerk welches im Februar 1943 definitiv aufgegeben wurde. Und so wie die Spuren zeugen, dürften nur wenige Neugierige diese Grube nach deren Stilllegung besucht haben.
Im Bild, aufgenommen im Frühling 2011, die Sicht Richtung Tag von der vermeidlichen Versturzstelle aus. Lange glaubte ich am Ende des Stollens nach rund 10 Metern angelangt zu sein obschon die noch vorhandene Türstockzimmerung Grösseres vermuten lässt.
Erst die Unterlagen des Büros für Bergbau, welche heute bei Swisstopo lagern, insbesondere der besagte Grubenplan, schafte die erwünschte Klarheit. Mit dieser Zeichnung ausgestattet gelang unser Schlangenmensch Matti die Erstbefahrung. Und, zweifelsohne, ich wollte mir dies Geheimnis nicht nehmen lassen so stieg ich am besagten Freitag mit ein. Da ich jedoch nicht so Schlangenartig um Felsblöcke mich winden kann war präventiv meine Akkuspitzmaschine mit 2 x 2.6Ah Akkus mit dabei. Eine wie sich zeigte, weisse Entscheidung.
Doch mal vorerst der Reihe nach.
Am 26.3.2011 nenn ich, im Beitrag Gottschalkenberg die Letzte das Mundloch Sparrenweid auf 692545 / 224149 / 1007m, und dessen Stollen nach rund 10 Meter definitiv verstürzt.
Der nun Vorhandene Grubenplan aus dem Jahre 1943 klärt die grosszügige Mundlochgrösse und damit mein möglicher Irrtum.
Grubenplan Kohlebergwerk Sparrenweid (Quelle: Büro für Bergbau, aktuell Swisstopo, 3084 Wabern).
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Zur Verdeutlichung meine Kolorierung wie folgt.
Der Stollen in Gelb, nach Grubenplan Stollen I, mündet am bekannten Mundloch mit der markanten Türstockzimmerung. Die Seitenstützen sind aktuell über ein Meter im Schlamm versoffen was mich damals, im 2011, zur Annahme bewegte dass dieser Stollen versoffen sein müsste.
Der orange gefärbte Stollen, im Plan Stollen III, ist von aussen zweifelsfrei verstürzt. Im Wald ist noch eine verschüttete Einbuchtung zu erkennen die einem Stollen zugeordnet werden kann. Im Berginnern ist gemäss Plan Stollen I und Stollen III über ein Gesenk verbunden. Ergo liegt der Orange Gang einige Meter tiefer.
Der violette Stollenbau, im Plan Stollen II, ist wie bereits Stollen III am Mundloch zu klar verschüttet.
Während Stollen II als definitiv verstürzt angenommen werden kann, sind Stollen I wie auch Stollen III noch heute, wie sich beim letzten Ausflug zeigte, mit etwas Mut, fahrbar wenn doch nicht gänzlich gefahrlos. Von meiner letzten Erkundung am Freitag resultierte der folgende Grubenplan welcher die heutige Situation wiedergibt.
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Kurz nach Mundloch Stollen I findet sich ein wildes Durcheinander von herunter gebrochenen Felsböcken. Diese Versturzzone rührt wahrscheinlich von einer geweiteten Abbauzone noch aus den Jahren 1846. In dieser Zone, ohne Kohle, genannt in der Fachsprache Alter Mann, dürfte bedingt durch die fehlende Stützkraft der verrotteten Türstockzimmerung, die Decke gestürzt sein.
Zur Vergangenheit,
1942 beschloss ein Industrie-Konsortium, bestehend aus den beiden Firmen SULZER AG und Georg Fischer AG die alten Grubenbauten von 1846 wieder zu öffnen und auszuweiten. Stollen I war durch eine kurze leergeräumte Abbauzone getrieben worden. Da an der besagten Strecke, rund 10 bis 20 Meter ab Mundloch, Deckenstabilität fehlte, taten die Bergarbeiter mittels umfangreicher Türstockzimmerung das Stollendach abstützen.
Die Jahre verstrichen und die faulende Zimmerung verbrach unter der Last loser Blöcke. Heute ist diese Strecke nur mit viel Akrobatik befahrbar. Ich behalf mich an Engstellen mit Abspitzen grober Sandsteinkanten, was durchaus hilfreich erschien.
Nach durchqueren der rund 10 Meter langen Störungszone erreichten wir das Hauptgesenk welches Stollen III verbindet.
An der Westflanke des Gesenks sind noch intakte Spundwände verbaut die geduldig die Versatzmassen zusammenhalten.
Im Weiterverlauf des Gesenks weitet sich der Schrägschacht zu edler Säulenhalle, aus, klares Indiz, dieses Gesenk musste ordentlich Kohle lassen obschon das Flözchen, gemäss Büro für Bergbau, selten über 15cm mass. Auch in dieser Zone scheint das Holz einen ganz passablen Eindruck zu machen. Allmählich steigt uns ein penetrantes Düftchen zur Nase welches auf die Nähe des Fuchses hindeutet. Tatsächlich finden sich im Gesenk allerlei Kothäufchen wie auch diverse Knochen.
Das Gesenk am Stollenanschluss Stollen III ist Wassergefüllt folglich ist eine Weiterfahrung des Schrägwerkes eine eher nasse Angelegenheit. Indes ermöglicht ein noch intakter Holzrost uns den Zugang zum Stollen III sowohl Richtung Tag wie auch in Gegenrichtung ins Berginnere.
Auf dem Bild zu sehen den Stollen III vom Versturz Mundloch Richtung Hauptgesenk. Klar ersichtlich hierbei, dieser Stollen führt bis praktisch Gesenk durch tauben Fels. Am Gesenk und fortlaufend waren die Bergmänner teilweise Fündig mit einem Kohleflöz von rund 10 bis 20 cm welches jedoch bald wieder auskeilt. Der Fuchs indes scheint in diesem Stollenteil eine richtig fette Party mit vielen Fuchsfreunden gefeiert zu haben. Abgesehen von punktuell verstreuten Knochengerüsten finden sich, massiert im Schlamm, unzählige Pfotenspuren Spezies Fuxus-Minaria.
Am Gegenende des Stollens III muss, nach dem kreuzenden Gesenk, eine Verwerfung durchquert werden die richtig übel für Verbruch sorgte. Der Versturz lässt sich zwar relativ bequem, kriechend, überklettern doch schweres, halb loses Gestein droht bei Berührung zusammenzubrechen. Diese Zone birgt ein hohes Risiko und sollte folglich nur mit äusserster Vorsicht befahren werden.
Beim Abstieg des Versturzhügels folgt sogleich das nächste Abenteuer.
Steil fallend öffnet sich das zweite Gesenk im Boden. Auch dieses weit über den verfaulten Rost hinweg mit Wasser gefüllt. Das, auf dem Bild, links abgesoffene Brett war unser Einstieg in die zweite Stollenstrecke des Stollens III. Klar, Nasse Füsse waren Pflichttribut für unsere unstillbare Neugierde. Die Brettoberkante lang, bei unserer Erkundung, leider rund 40cm unter Wasser, definitiv auch für meine Springerstiefel zu viel, hinzukommend war dies Holzbrücklein von äusserster Glitschigkeit. Wir entkamen nur knapp einen kühlen Gesenk-Bad was mich keineswegs traurig stimmte.
Der S-Förmige Stollenweiterverlauf zeigt Interessantes. Dem Kohleflöz folgend driftet das Werk unerwartet in nördliche Richtung.
In der zweiten Rechtskurve unterbricht das Kohlelager an steigender Flanke immer wieder. Im Bild, die Schwarze Kohleschicht rund 20 Grad von rechts nach links steigend. An linker Stollenwand unterbricht die rund 12 cm mächtige Schicht immer wieder. Am Stollenende ist kaum Kohle sichtbar. Ein kleiner Hochstoss am Stollenende mit einsamen Stempel mittendrin zeugt von letzten Versuch dies Schwarze Zeugs wieder aufzuspüren, wie unsere Erkundung belegt, erfolglos.
Obschon am Ende des Stollens III die Nähe zu Stollen II rund 15 Meter beträgt sind keine Kohlen im Hochstoss auffindbar. Naheliegend folglich das auch Stollen II am Ende sich nur magerer Ausbeute erfreute.
Der Weiterverlauf von Stollen I am Ende des Gesenks bleibt uns, wie bereits Stollen II, gänzlich verborgen. Entgegen dem Grubenplan aus Büro für Bergbau-Bestände zeigen sich in einer kleinen Versturzhalle bei Weiterverlauf des Stollens I etliche Reste einer verdrückten Türstockzimmerung. Wo viel Holz mit Druck wie auch Feuchtigkeit zusammenprallt dürfte kaum was Stollenartiges zu finden sein. Im Gegensatz zur Eingangszone ist in dieser Versturzregion eine Häufung von lehmartigem Material zu beobachten. Es bleiben auf meinem Plan folglich rote Kreuze übrig.
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Der Seigerriss verdeutlich das Gesenk mit Anschluss an Stollen I wie auch tiefer unten an Stollen III. Das Niveau Stollen I ist heute nicht eindeutig auszumachen. Der Durchschlupf liegt unter Felsblöcken auf einem Holzrugel kriechend an der Spundwand vorbei. Stollen III indes erscheint dank noch intakter Holzrost und relativ aufgeräumten Stollenprofil klar ersichtlich. Im hintern Teil von Stollen III finden sich perfekt erhaltene Schienenabdrücke der 60er Bahn im Schlamm verewigt. Die einzigen Schuhabdrücke am Stollen III-Ende dürften, ich behaupte mal, von den Männern stammen welche 1943 die Schienen abbauten. Eines ist klar, ausser Fuxus-Minaria waren kaum Besucher in diesem Bergwerk unterwegs.
Weiter auch deutlich, das Kohleflöz welches von Süd zu Nord ,20 Grad steigend, verläuft, war einzig im relativ schmalen Gesenk abgebaut worden. Weitere nennenswerte Abbauspuren aus der Zeitepoche 1942 – 1943 sich keine Sichtbar.
Quellen:
Grubenplan Büro für Bergbau „Swisstopo Wabern“
Und am Schluss, gesammelte Ergüsse auf meinen Seiten zu Gottschalkenberg.
Gottschalkenberger Erkundungen
Gottschalkenberg die Letzte
Im Greit
Der Weg des Wassers
Die Gottschalkenberger Kohlegruben
Das Geheimnis der zwei Fragezeichen
Gottschalkenberg
Die erste Suche verborgener Stollen
Die Molassekohle Greit und Wurf
auf Luisa.net
Verborgene Kohlen
Links von Hansjürg
Familie Keller Gottschalkenberg
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