Monat: April 2014

Gina

Liebe Blogleser und Leserinnen

Lange her seit letzten Beitrag hier in meinem Blog, dies gründet auf ein schwerer Schicksalsschlag der mich förmlich aus allen Bahnen warf.

Gina im Val Tisch

Meine Forschungsbegleiterin Gina verstarb am Ostersonntag überraschend an Herzversagen.

So schrieb ich im Facebook

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Manchmal so glaubt Frau seinen Freunde unsterblich
Manchmal beim durchqueren felsiger Untiefen wird klar wie dünn der Lebensfaden sein kann, dies insbesondere im Vertikalen, und doch glaubt Frau bis zuletzt unverwundbar zu sein.
Je länger je mehr steigert sich die Erfahrung und damit verknüpft die Professionalität im Umgang mit lauernden Gefahren.
Und eines Tages stirbt eine gute Freundin, welche mit mir etliche Berge durchquerte, überraschend weit fern all dieser Gefahren.
Ein tiefer Schlag der Realität welcher mich wieder auf Sohle 0 des Lebens zurückholt.
Zweifelsohne, ich habe viel zu verarbeiten, ich packs mal an.

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Und ich verarbeitete und machte eine Seite ganz Gina der Bergbauforscherin und Begleiterin in manch Lebenssituationen gewidmet.

Die Seite auf Luisa.net findet sich unter Gina Rickenmann

Auf dass Gina ewig in unserem Herzen ruhe.

Und er wächst doch

Trotzend der Schweizerischen Volksverblödungs Partei wächst unser geliebtes Wahrzeichen globaler Handelswerte, genannt der Züricherische Hafenkran, unermüdlich in die  Höhe.

Hafenkran Zürich

Kleines Update heut Nachmittag zu bester Passantenzeit, „kommt gut“.

Hafenkran Zürich

Und noch eines weils so schön ist.

Doch die tiefgründigere Geschichte zu diesem Kunstprojekt muss definitiv noch warten bis dies Werk vollendet ist.

Klar ist, wer lesen kann wird dies längst wissen, ich finds Geil.

Update Klötzlistadt

Wiedermalig spazierte ich durch kapitalistische Untiefen in Erinnerung an die Vorbeiträge, siehe unten. Klar, Maagareal und sonstiges minder Erhaltenswertes.

Klötzli Maagareal

Den zweifelsohne diese Strafkolonienen- Architektur wird wohl kaum den Anreiz schaffen um 3000 Stutz abzudrücken.  Da kann die auch die grün gepappte Wiese nicht darüber hinwegtäuschen.

Klötzli Maagareal

Die Vorderseite, nicht minder von grosser Wurffähigkeit, gibt vor Retamar zu sein doch wo zum Geier ist das Meer geblieben?

Klötzli Maagareal

Und schliesslich gilt, wo ein umgekipptes Klötzchen da gesellt sich gerne ein Zweites. Also gleiches Konzept, gleicher Style und wahrscheinlich gleicher Preis wie Alias Mobino-Tower.

ZHdK

Da wirkt das neue Gebäude der Zürcher Hochschule der Künste, ehemals Tonimolki, wie ein Lichtblickt in dieser Betonwüste. Endlich ein Gebäude mit dessen Lochblechfassade welches vorgibt ein Industriekomplex zu sein, was es faktisch auch ist.

Swissmill

Unterdessen wächst eine Stadtmühle gemütlich vor sich hin was ich mal tatsächlich, für die ach so biedere Stadt, ein grosser und mutiger Wurf, bei 118 Meter Endhöhe, finde.

Löwenbräu

Und auch der fertiggestellte Löwenbräuneubau mit roter Kachelfassade passt durchaus harmonisch in die noch urbane Gegend des Kreis 5.

Vorbeiträge, war doch Thema,
Die Anfänge im November 2010, Eine Stadt wird gebaut
September 2012 Ölscheiche und sonstige Ferraris im Turbinenlande

Ausgehöhlte Sonnenberge und sonstig herumstreunende Wölfe

Die zweite Bergwerk Sonneberg Geschichte diese schwergewichtig dem Kohlebergwerk gewidmet welches in letzten Jahren, genannt diese 1946, den Sonnenberg, dem Kohleflöz folgend, förmlich in zwei Sonnenberge teilte.  Es bliebt uns offen die Erkundung der Vogelsang-Mittelstrecke auf Littauerseite wie auch, meine Neugierden nährend, die Wolfsschlucht mit dessen Schacht aus 2 WK welcher das zweite Kohleflöz auf 12 Meter anfuhr.

Bergwerk Vogelsang Littau

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Nochmals der Übersicht willen,

Ich nannte die Vogelsang Bergwerk Mittelstrecke,  Stollen 3, damals bei der Befahrung vom 21.3.2014  eindeutig ein zu nasses Unterfangen. Auch mich neugierig machend, die Mysterien um die Wolfsschlucht und der dortige Schacht ins Südflöz führend.

Diesmal mit Gummistiefeln im Gepäck, machten wir uns auf das noch unerforschte Stollenmundloch genauer auszukundschaften. Die Vermutung wonach dies Stollenwerk uns ganz tief in die Geheimnisse gespaltener Sonnenberge einführen könnte, liess uns zweifelsohne keine Ruhe.

Gemäss Originalseigerriss Büro für Bergbau, bis 19.12.1945 nachgeführt, könnte noch einzig diese Mittelstrecke weite Teile des Bergwerks offenlegen.

Bergwerk Vogelsang Littau

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Also ab ins Wasser, welches sich doch tiefer zeigte als ursprünglich angedacht, trotzdem, trockenen Fusses, erreichten wir den wasserfreien Stollenboden etwa 30 Meter nach Tag.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Der Langzeitbelichtungs-Fotoblick zeigt ein stattlicher Stollen wenn doch für Grubenhunte eher schmalen Kalibers. Die Ansicht hierbei von allmählich schlammintensiveren Stollenpartie Richtung Tag. Die im Bild unten mittig sichtbare Figur ist nicht etwa ein verschiedener Alien, die können, meines Wissenstands, bescheiden  wenig mit Kohlen anfangen, nein, im Bild ist einzig, so banal dies nun klingen mag, ein etwas Schlammverunstalteter Stein am Boden liegend.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Gegen Ende des Querschlags findet sich eine kleine Staumauer im Stollen welche zu einer längst stillgelegten Wasserfassung  gehört. Hinter dem kleinen Stausee beginnt eine aufsteigende Schlammlawine welche die Weiterbefahrung zunehmend zu erschwerte. Die Sicht geradeaus zeigte uns ein bis aufs Dach verfüllter Querschlag, rechts abzweigend indes eine Kurve die etwas Hoffnung aufkeimen liess.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Die Kurve führt auf die so vielversprechende Mittelstrecke welche nach Grubenplan etliche Abbaufelder miteinander verbinden tat. Inzwischen liegt rund 1.5 Meter Schlamm auf dem Stollenboden. Zum Glück ist der Schlamm grösstenteils verfestigt so das wir nicht ins unermessene versinken. Der noch vorhandene Holzrugel, im Bild links, dürfte von einer Arbeitsbühne stammen welche zum Ausschlagen des Kohleflöz diente.  Damals, um 1945, so denke ich, war dieses Holzstück rund 3 Meter ab Stollenboden, heute ist der Pflock auf Bauchhöhe positioniert alles untendurch ist verfestigter Schlamm. Auch hier, der Blick geradeaus zeigt die bis obenhin verfüllte Mittelstrecke. Oben durch indes, gut sichtbar, das Kohleflöz welches nicht restlos ausgekratzt wurde.

Die Mittelstrecke Richtung Osten ist folglich mit Schlamm bis zum Dach verfüllt und auch mein mitgebrachter Klappspaten hätte kaum dem Schlamm besänftigen können. Der Stollen dürfte leider, so aus dem Plänen ableitend, über weite Strecken hinweg mit teils ausgesintertem  Schlamm versiegelt sein.

Die 180 Grad-Drehung, Mittelstrecke West, lies indes anfänglich etwas Hoffnung aufkommen. Im Abbaubereich welcher, entgegen des Seigerrisses, auch Mittelstrecke war, mehren sich Verstürze die bis auch beträchtliche Höhe, etwa 7 Meter ab Mittelstreckenniveau, besteigbar sind. Oben angekommen jedoch die ernüchternde Erkenntnis, ein wildes Durcheinander an Steinblöcken versperrt jegliches weiterkommen. Zwar wird zwischen den Blöcken leicht ein weiterverlauf erkennbar doch ein wegstemmen der Steine könnte, mit viel Getöse, ein weiterer, alles unter sich begrabende, Versturz produzieren.

Gemäss meiner Seigerriss-Interpretation vermute ist an dieser Steinblockbeladenen Stelle  ein ehemaliger Fahr respektive Fördertrumm welcher viele Meter bis auf Tag führte, auf hiesigem Seigerriss-Ausschnitt mit grüner Farbe dargestellt.

Ergo, der gespaltete Berg könnte in Tat und Wahrheit  mit einer kaum fassbaren Unordnung an Steinblöcken, Schlamm und Waldboden, im Spalt wieder zusammengefügt sein. Ein Durchkommen,  auch auf Westseite, ist folglich nur mit grober Stütztechnik möglich.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

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Die zeichnerische Umsetzung der Befahrung zeigt ein rund 130 Meter langer Stollen wovon 110 noch fahrbarer Querschlag sind. Auch nach rund 110 Metern taucht das Nordföz auf, mehr oder minder denkungsgleich dem Worten Fehlmann wie auch Letsch. Die Weiterfahrt geradeaus ist wegen des Schlamms nicht möglich. Die Stollenbahnkurve ermöglicht indes den Einstieg in die Weststrecke, dem Flöz folgend auf einer Länge von 20 Metern ehe der Stollen wegen Verbruchs auch wieder unpassierbar wird.

Noch war mir aber immer noch ein Geheimnis verborgen, welches mich am Folgetag zu kleiner Wanderung animierte,  die geheimnisumgarnte  Wolfsschucht genau auf der Linie des zweiten Flöz verlaufend.

Die Legende besagt das einst Männer im Jahre rund 1480 Eisenerze an besagter Stelle, im Tagbau, förderten und somit diese imposante Schlucht in den Sonnenberg schlugen. 1486 soll gar ein Schacht der Erzgrube eingestürzt sein, wobei 60 Arbeiter begraben worden seien.

Viele Jahre später, besagt im Jahre 1943, legen die Bergarbeiter erneut einen 12 Meter tiefen Schacht in der Wolfsschlucht an welcher das deutlich kleinere Süd-Kohleflöz auf gesamter Länge aufschloss.

Der Flurname Wolfsschlucht entstammt aus 19tem Jahrhundert im Sinne der damaligen Tourismusentwicklung auf dem Sonnenberg. Ältere Ortsbezeichnungen  weissen indes einen klaren Bezug zu früherer Bergbautätigkeit auf. So ist auch auf den Büro für Bergbau-Unterlagen die Rede von Erzgrube am besagten Ort.

Wolfsschlucht

Die Wolfsschlucht ist in der Tat ein imposantes, eindeutig von Menschenhand geschaffenes, Werk. Spuren von Erzen fand ich keine indes war der Schacht aus 2 WK, oder was noch davon übrig ist, schnell gefunden.

Schnell wird mir auch klar, dies Werk dürfte nicht nur Erze zu Tage gefördert haben.  Wahrscheinlich kratzen um 1400 Arbeiter die weiche Flözschicht aus um einerseits die Kohle zu nutzen anderseits an naheliegende Erze zu gelangen. Es entstand allmählich ein langer Schlitz von welchem aus, links und rechts, zu späteren Perioden, Sandsteinblöcke  gebrochen wurden.  Der Sandstein wirkt in der Wolfsschlucht kompakt und witterungsresistent.  Als das Kohle-Nordflöz über weite Strecken hinweg abgebaut war, versuchte man in den 40erjahren des letzten Jahrhunderts in der, rund 300 Meter langen und 30 Meter tiefen, Wolfsschlucht das Südflöz anzustechen. Da dieses jedoch von kaum abbauwürdiger Mächtigkeit war, blieb es beim 12 Meter tiefen Sondierschacht.

Fazit, die Kilometerlangen Bergwerksgänge bleiben zu grosser Wahrscheinlichkeit für immer verborgen. Littauseitig sind 2 Stollen fahrbar. Der obere Querschlag auf rund 30 Meter, siehe Vorbeitrag, und der mittlere Querschlag, mit wenigen Metern Mittelstrecke, auf rund 130 Meter. Rängglochseitig  fanden wir keine nennenswert interessante Stollenwerke. Der Schacht in der Wolfsschlucht ist zwar eindeutig erkennbar indes auch so verfüllt.

Quellen
Seigerriss Swisstopo
Karte map.geo.admin.ch

Vorbeitrag
Bergwerk Sonneberg