An Pfingsten war wieder einst die Gelegenheit gegeben um, mit einem erfahrenen Team, die restlichen Geheimnisse des Bergwerks Schlafegg zu lüften. 3 Tage intensiver Bergbau stand an besagten Feiertagen an. Entgegen vorgängiger Planung jedoch war an denen 3 Tagen, mangels Zeit, effektiv nur die Befahrung der Kohlegruben Schlafegg möglich.
Mich plagte die Unwissenheit um den Weiterverlauf der Hauptstrecke vom Schacht 7 herkommend, folglich musste viel Material zur Schacht Nummer 7 Befahrung herauf geschleppt werden. Um wuchtige Anfahrtswege zu meiden liessen wir uns im schönen Hotel Altels in Kandergrund nieder.
Schacht 7 (Totenkopfschacht)
Als erste Aktion steuerten wir den 10 Meter tiefen Schacht 7 an, welcher wir bereits seit Oktober 2013 mit Bolzenankern ausstatteten.
(Bild Matti)
Entgegen meinen anfänglichen Befürchtungen bezüglich mieser Bewetterung, stiessen wir am Schachtboden Hauptstrecke Nord auf allerbeste Alpenluft. Noch besser, ein leichter Luftstrom von Nordost zu Südwest fliessend, beseitigte alle restlichen Bedenken. Wir befanden uns in einer sehr gut belüfteten Zone.
Auf der Hauptstrecke in Richtung Nordost (Berginneres) begegnen wir bald dem Gegenende des gefährlichen Gesenks 2. Im Bild die von der Feuchtigkeit gezeichnete, ergo durchgebogene, Leiter welche Gesenk 2 erschliesst. Obwohl dies Gesenk, so wies untendurch aussieht, intakt ist, sollte keineswegs über diesen Weg den Abstieg in die Grundstrecke 2N gewagt werden. Ich erwähnte bereits im Beitrag Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke dass zwischendurch eine sehr gefährliche, randvoll mit Schutt gefüllte Steinstaumauer auf unvorsichtige Befahrer wartet. Schacht 7 ist da entschieden die sicherere Abstiegsvariante wenn doch auch diese, gute Ausrüstung, präzise Planung und vorallem, erfahrene Befahrer verlangt.
Fast am Ende der Grundstrecke 2N ist unübersehbar der weitere Abstieg über Gesenk 3 auf tieferliegende Sohlen. Auch Gesenk 3 zeigt keinerlei Anzeichen geschehener Verstürze. Das Gesenk selbst ist, wie bereits bekannt vom Gesenk 1, auch mit einer Holztreppe ausgestattet.
Über diesen Abstieg erreichten wir den hinteren Teil der Grundstrecke 1780. Somit konnten wir dies Geheimnis drüben am Versturz lüften.
Die Strecke 1780, Richtung Tag Strecke 1777, führt über eine kleine Abbaulinse welche wahrscheinlich diesen Streckenabschnitt an etlichen Stellen verdrückte. Auch wir mussten uns immer wieder ganz schlank machen um, teils unter drohenden Türstöcken, hindurch zu kriechen.
Leider ist die Strecke nur kurz fahrbar bis erneut ein Versturz, diesmal ein unüberwindbarer, aufkreuzt.
Zuunterst im Gesenk 3 könnte der Stollen 1758 erreicht werden wäre da nicht die restlos verfaulte Holzkonstruktion welche diese kleine Höhendifferenz von 4 Metern zum unüberwindbarem Hindernis macht. Statt die Bohrmaschine hinunter zu schleppen um eine Holzkonstruktionen-Umgehung zu basteln, beschlossen wir unser Mysterium über den Gornuschacht zu knacken. Angedacht hatten wir über den Gornuschacht, Gesamttiefe 54 Meter, zweierlei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits, so dachten wir, könnte Grundstrecke 1758 erreicht werden anderseits im Schachtboden würde uns Strecke 1746 offen stehen. Beides war Irrtümlich doch dazu später.
Zurück auf Grundstrecke 2N wollten wir die Gegenseite dieses Stollens erforschen. Dies Werk solle im Hauptquerschlag einmünden, interessant hierbei, von beiden Seiten her stand ich vor mächtigen Verstürzen. Etwas zwischendrin des Hauptquerschlags fehlte in meinen Befahrungsberichten. Genannt hierbei das kleine Lokdepot welches immer wieder sich hinter Erdmassen verbarg.
Und tatsächlich kann vom Schacht 7, über Grundstrecke 2N, herkommend, das fehlende Stück des Hauptquerschlags 1797 befahren werden.
Somit konnten wir das Lokdepot genauer Erkunden.
Im Lokdepotstollen war wahrscheinlich einst eine gut eingerichtete Werkstatt zur Reparatur der Diesellokomotiven, untergebracht. So finden wir im hinteren Teil, die Arbeitsgrube mit darin stehenden Reisbesen, als hätte vor kurzem der Stollenbahnfahrer die Lokunterseite geschruppt. Auch liegen überall herum verstreut Putzfäden und verwitterte Jutesäcke. Werkzeuge indes sind keine liegen geblieben.
Gornuschacht
Am Tag Zwei wagten wir den Abstieg in den Gurnuschacht. Eine Tour die mir ohne Zweifel gewisse Ehrfurcht einflösste. Ich wusste bis anhin einzig die Tiefe, nach Grubenplan 1798müm – 1746müm also 52 Meter. Um nicht die gesamten 52 Meter senkrecht auf und abzuarbeiten, beschlossen wir den Gornueinstieg über die Grundstrecke 1780 zu wagen. Die Route hierbei von Gesenk 1 zu Grundstrecke 1S hinunter über den Schrägschacht auf die Grundstrecke 2S weiter über den Schrägschacht 2 zur Strecke 1780. Diesmal klar, die gesamte Strecke mit gesamter Ausrüstung.
Der Gurnuschacht, obschon ich diesen am besagten Pfingstsonntag bis zuunterst bekletterte, mag noch heute einige Geheimnisse, die viel Anlass zu Spekulationen geben, verborgen halten.
Die Ansicht von Strecke 1780 zu Schachtdecke, also aufwärts Fotografiert (Bild Matti)
Und die Ansicht von Strecke 1780 zu Schachtboden, ergo abwärts Fotografiert (Bild Matti). Am sichtbarem Seil liess ich mich in die Tiefe bis Ende Schacht mit folgenden Erkenntnissen.
Auf 1758 begegnete mir, an der Schachtwand Ost, der Stollenanschluss welcher die Grundstrecke 1758 hätte erschliessen sollen. Leider war dieser Stollen bis unters Stollendach verfüllt mit feinem Bruchstein. Meine erste Beurteilung besagte dass dies Werk wahrscheinlich von innen her gefüllt war.
Rund 9 Meter tiefer, rein empfundene Meter, stehe ich auf dem Schachtboden, währenddessen meine linke Hand von einen Steintreffer, welcher, ich vermute, rund 30 Meter Fallstrecke zurücklegte, rege blutet. Ein Stollenanschluss suche ich vergeblich. Im ersten Moment glaube ich das der damalige Anschluss auf 1746 verfüllt sei. Bei blutender Hand scheint mir der Boden des Gornuschachtes äusserst weich zu wirken so als wären tatsächlich noch einige Meter Sand zwischen mir und Strecke 1746.
Bei Durchsicht Unterlagen aus den Jahren 1945 kommen mir indes allmählich Zweifel bezüglich des Grundstreckenanschlusses auf Meter 1746.
Der kolorierte Grubenplananschnitt (Norden Linksgerichtet) zeigt interessante Details die einige Fragen aufwerfen.
Auf grüner Strecke (Grundstrecke 1798) beginnt eindeutig der Gornuschacht. Die Grubenhunte fahren von Westen nach Osten über den ehemaligen Lift welcher damals rückgebaut wurde.
Auch auf dem Foto von 1945 fahren die Hunte durch den Lift hindurch.
Gleiche Situation findet sich wieder auf der gelborangen Grundstrecke 1780. Punktiert ist im Grubenplan der Verlauf der Grundstrecke 1780 durch den Gornuschacht hindurch dargestellt. Dies deckt sich auch eindeutig mit gemachten Beobachtungen und auch auf dieser Strecke fahren die Hunte hindurch.
Die nächsttiefere Stecke auf 1758 kann auf dem Grubenplanausschnitt nur erahnt werden. Im Zeitalter der Farbstifte (1945) war der blaue Stollen nicht bis Gornu ausgemalt. In Tat und Wahrheit trifft dieser Stollen, in ungefährer Höhe 1758müm, auf den Gornuschacht dies jedoch nur an Ostwand. An der gemauerten Südschachtwand leicht oberhalb des Stollens 1758 ist eine kurze Führungsschiene montiert. Diese Schiene könnte einst Endschalter oder Glockenauslöser, zur Begrenzung der Liftfahrt, getragen haben.
Am Schachtboden indes ist mir keinerlei Indiz für ein weiterer Stollenanschluss aufgefallen. Und auch auf dem Grubenplan scheint die violette Strecke 1746 vor Gornu zu endigen.
Auch die Aufsicht (Schnitt B im Grubenplan) zeigt, meiner Meinung nach, Eindeutiges. Der Gurnuschacht hat eine Liftunterfahrt von stolzen 12 Metern aber, leider, keinen Anschluss auf die unterste Strecke 1746. Im Plan scheint der gesuchte Stollen hinten durch zu verlaufen und doch ist irgendwie die meinige Theorie nicht 100pro hieb und stichfest.
Gornuschacht die Theorie
Ich glaube, der Gornuschacht folgte einst der Hauptkluft. Erst in letzten Jahren des Bergwerksbetriebs, als die Effizienz gesteigert wurde, könnte der Gornuschacht in jetziger Form zu einem Liftschacht umfunktioniert worden sein. Bis dahin waren unsere altbekannten Gesenkkübel in der Hauptkluft unterwegs. Tatsächlich gibt’s so ein Bild vom Büro für Bergbau mit Gesenkkübel im Einsatz.
Der Gornuschacht ist im unteren Teil, ab 1776 müm, mit KS gemauert und trennt in Folge die Hauptkuft von der Liftfahrte. Gorunschacht wie Schacht 1 sind nahe beisammen und auch Schacht 1 verläuft in der Hauptkluft bis tiefste Stelle. Auf der nachfolgenden Hauptkluftlinie sind weitere 2 Schächte eingebaut. Leider sind uns alle diese Schächte 1 bis 3 unbekannt.
Genaue Gewissheit zum Verlauf dieser Stollensysteme ist nach Gornuschachtbefahrung nur über Gesenk 3 mit kurzem Aufstieg auf 1759 möglich.
Genug des Gornuschachtes also folglich die letzte Mission, Erkundung Südbauten und das Aufsuchen der Stollenfenster.
Südbau und Stollenfenster
Der Südbau mit Aufbrüchen 1 bis 8 ist auch wieder über Gesenk 1 zu Grundstrecke 1S hinunter über den Schrägschacht auf die Grundstrecke 2S erreichbar. Ein gut getarnter Versturz muss erstmals überklettert werden ehe der Südbau zugänglich wird.
Bei dieser Befahrung wollten wir genauer in die Aufbrüche blicken und bei Gelegenheit die beiden Stollenfenster in Augenschein nehmen. Eines dieser Stollenfenster beschrieb ich im Letztbeitrag Kohlebergwerk Schlafegg weitere Tiefsichten eindeutig als Versatzverfüllt. Das Zweite indes galt noch zu entdecken.
Über Aufbruch 1 bahnten wir uns den Weg zum beschriebenen Stollenfenster welches, auf halber Aufbruch-Strecke, einstig zur Bundergrabe-Felswand heraus guckte.
Schnell war dieser Wetterstollen gefunden da auch bei diesem Werk eindeutige Reste einer Wettertüre sichtbar wurden. Leider jedoch war auch dieses Fenster Richtung Tag unerreichbar. Kurz vor Felsöffnung ist der Stollen irreversibel verstürzt.
Folglich sind beide Stollenfenster am Südbau unpassierbar. Das untere auf Niveau Hautstrecke ist mit Versatz aufgefüllt. Das obere im Aufbruch 1 ist eindeutig verstürzt.
Indes blieb reichlich Zeit um die Aufbrüche oben durch genauer auszukundschaften. Auffallend im ganzen Südbau, trotz brachialer Luftfeuchtigkeit, der gute Zustand der Holzeinbauten.
Teils sind immer wieder kleine Gänge, durch sauber ausgearbeitete Versatzpackungen, befahrbar.
Abschliessender Befahrungfstand
(Plan gross machen, Plan anklicken)
Der Befahrungsstand seit Pfingsten 2014 ergab folgende Seigerriss
(Plan gross machen, Plan anklicken)
Bekannt sind uns nun ausgedehnte Nord Streckenabschnitte bis und mit Gesenk 3 wie auch die gesamten Südaufbrüche. Auch der Gornuschacht ist erledigt. Indes sind die tieferliegenden Stollenwerke wie 1758 und 1746 uns noch verborgen geblieben.
Somit heisst dies, Fortsetzung folgt.
Warnend
Und allen Hobbybefahrer und Befahrerinnen
Wo Totenkopf steht, da steckt auch Totenkopf drin. Dieser Meinung waren nicht nur Bergarbeiter in 40er-Jahre als sie damals mit der Karbidflame dies Köpfchen nahe Gornuschacht zeichneten, dieser Meinung bin auch ich.
Also, das Bergwerk Schlafegg ist sehr gefährlich!!!!!!!!
Wissen, Erfahrung, Ausrüstung und gute Vorbereitung machens aus. Definitiv jedoch kein Objekt zur Spontanbefahrung.
Und, Vorbeiträge
Kohlebergwerk Schlafegg weitere Tiefsichten
Schlafegg, die ganz grosse Kelle
Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke
Braunkohlegruben Schlafegg
Kohlegruben Schlafegg
Berner Oberländer Braunkohle
Und erwähnenswert,
Hotel Altels, gutes Essen, tolle Unterkunft und tolle Beizerfamilie
Neueste Kommentare