Meine Suche nach den vergessenen Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende-Vorkommen am Bristenstock erfährt hier nun eine weitere Fortsetzung. Diesmal, mit Unterstützung von Roger Widmer www.bergwerkforschung.ch, waren wir zielbewusst ins Bergwerk Stube unterwegs wenn doch dieser Flurname ich massgeblich hinterfrage und stattdessen von Grube Gemsegg sprechen möchte. Beweggründe hierbei seinen wie folgt beschrieben,
Die Grubenhauen befinden sich eindeutig geografisch betrachtet auf Gemsegg-Seite. Indes dürften die Versorgungsbauten und Unterkünfte, an geschützter Stelle, bei Stuben gestanden haben.
Der Flurname Stuben scheint sich, über all die Forschergenerationen hinweg, eingebürgert zu haben so wird noch heute vom Bergwerk Stube gesprochen. Eine Begrifflichkeit die, wenn man dortige damaligen Bergbauverhältnisse um 1700, mit deren vielfältigen kleinen Gruben betrachtet, durchaus deren Gültigkeit haben mag. Aber, Roger und ich waren eindeutig an der Grube Gemsegg zu Gast wenn doch leider wir den Hauptförderstollen, beim, um Felswände herum zirkeln, schlicht verpassten. Klar erscheint jedoch, es dürften auch Gruben am Stuben bestanden haben. Der Geologische Sachverhalt lässt solch eine Vermutung durchaus zu.
Wir sind nicht die ersten und wahrscheinlich sind wir auch nicht die letzten welche das um 1746 aufgegebene Bauwerk besuchen. Vor uns etwa war um 1744 der Zürcher Apotheker Lavater im noch aktivem Werk unterwegs. Er lieferte an einem Vortrag interessante Vorinformationen zu den Bergwerken. Viele weitere mehr oder minder Bergbaubewanderte besuchten die Stollen und Schächte. Als letzte umfassende Arbeit ist Jean-Pierre Jennis Beitrag zur Geologie der Schweiz unter dem Titel „Die Vorkommen von Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende des Bristenstocks (Kt. Uri)“, bekannt. Diese umfassende Arbeit entstand im Jahr 1973.
Über die Alp Bristenberg, etliche ausgedehnte Schneefelder querend, erreichten wir, zu doch bereits fortgeschrittener Nachmittagsstunde, das abartig steile Gelände der Tagbauschlitze und Schürfstellen.
In der Gesamtübersicht (Bild Roger Widmer) sind, im Foto rechts nahe Bach, 3 Einschnitte sichtbar die rund 60 Grad fallend ins Felsreich schwinden. Alle Schlitze sind mit Geschiebe und Schmelzwasser rege verfüllt.
Die Ansicht von oben talwärts ablichtend (Bild Roger Widmer) zeigt wiederum, rechts von mir, 3 Gesenke welche, bei abnehmender Berghöhe, vom Bach weg, südwärts ziehen. Meine maximal gemessene Meereshöhe, an oberster Schürfstelle, beträgt, entgegen Jean-Pierre Jennis Aufzeichnungen, nur gerade 1844 müm.
Und auch mein aufgezeichneter GPS-Track (Kartenbasis Swisstopo) trotz Differenzen, übersteigt nie die 1880 Meter an den Gruben. Anmerkend, die genauer erforschten Grubenhauen sind auf dem Track als deutliche Nordschlänker, deren 2, wiederzufinden.
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Im Gegensatz dazu scheint Jenni die Bergbauanlagen deutlich höher zu messen. Auch der Bach Grubenverlauf war bei unserer Begehung keineswegs parallel verlaufend. Auf 1940 müm speisten wir genüsslich unser gut verstauter Brötchenballast, von Gruben oder deren Spuren indes weit und breit nichts mehr auffindbar.
Die Abbauschlitze, im Bild wahrscheinlich die Tagesspalte welche ehemals Anschluss an den Hauptförderstollen hatte, sind grösstenteils verfüllt mit Geschiebe, Felsbrocken, Wasser und Sonstig was unsanft den Hang hinunter donnerte.
Die Bleiglanz und Zinkblendeausbisse schienen gründlich weggeschlagen worden zu sein. Wir könnten einige gesprengte Bohrlöcher aufspüren.
Da das Gelände keineswegs Wandertauglich war, mussten wir uns mühsam zwischen den Sträuchern hin und her angeln um sicher die zahlreichen Felsbänder zu umklettern. Diese Tarzantechnik verschlag Unmengen an verfügbarer Zeit und da wir einzig die etwas ungenauen Koordinaten von Jenni mit im Gepäck hatten, landeten wir zwangsläufig in den oberen Bergbauanlagen. Der Ansich interessante Förderstollen blieb uns lange verborgen.
Erst als wir nach mühsamer Felskletterei und spassiger Hosenboden-Schlittenfahrt die kleine Jägerblockhütte auf Stubenseite erreichten, erkannten wir im rückgerichtetem Blick, klar und deutlich den Förderstollen welche unsere erforschten Schlitze unterfährt. Die Blockhütte im Vordergrund, so glaube ich, postiert sich auf einem ehemaligem Fundament, möglich das dieses Fundament früher zu einem Bergbaugebäude gehörte. In näherer Region sind etliche Mauerreste von alten Gebäuden auffindbar. Zwar mögen nicht alle Ruinen zu Bergbauanlagen gehört haben doch vor rund 150 Jahren muss rege geschäftiges Treiben am Bristenfuss geherrscht haben
Da sich allmählich ein Gewitter manifestierte und wir keine Lust auf Blitzgewagte Bergabenteuer hatten, beschlossen wir, ohne Stolleneinblicke, im Schutze des Waldes den Heimweg über Schniderblätz anzutreten. Obschon wir, bis zur Stunde, nicht so richtig wissen wie wir den Stolleneingang erreichen, müssen wir eindeutig nochmals da hoch. Sicher ist, Jean-Pierre Jenni hatts in den 70er Jahren in den rund 60 Meter langen Stollen geschafft denn von eben diesen Jean-Pierre Jenni gibt’s eine Grubenplanzeichnung die bei Betracht des Geländes, auch ohne Stollenbefahrung, durchaus Sinn macht.
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Jennis Grubenplangrundlage fügte ich wiederum etwas Winkelversetzt in meine Geländebeobachtungen und entstanden ist ein durchaus stimmiges Bild des Werkes um 1740. Entdeckt dürften die ersten Bleiglanz und Zinkblendeausbisse am Bach in den steilen Felsbändchen. Über die Wintermonate liegen meterdicke Schneefelder im schlanken Bachbett welche, auf Schneeschmelze hin, die Felstälchen blitzblank polieren. Anfänglich diesen Ausbissen folgend, trat zunehmend Wasser im Abbau zu Tage. Der Förderstollen sollte dies Problem endgültig lösen was wahrscheinlich auch damals gelang.
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Der Abbau erfolgte über den Förderstollen im Strossenbauverfahren wobei, wie aus Jennis Seigerriss-Zeichnungen hervorgeht, immer wieder Bühnen in den Tagesschlitz eingezogen wurden. Die oberste Bühne dürfte folglich das gesamte Geschiebe und ebenso das gesammelte Wasser tapfer, bald 300 Jahre, zusammenhalten.
Szenenwechsel, auf dem Heimweg fällt uns, zwischen hin und wieder auftauchenden Ruinen, kurz vor Schniderblätz, die Jahreszahl 1678 auf. Unbestritten fällt diese, in Neuzeit frisch ausgestrichene, Jahreszahl in die Bergbauperiode damaliger Bleibergwerke. Ob indes die Jahresangabe tatsächlich in direktem Zusammenhang mit der Bergbautätigkeit im Zusammenhang steht entzieht sich unserer Kenntnis. Unbestritten und immer wieder erwähnt, um 1600 war um die Weiler Ober und Unterried viel Industrie und Landwirtschaft angesiedelt. Es wird gar in Nähe der gemeisselten Jahreszahl von einer Harzbrennerei berichtet.
Alleweil, die Geschichte wird baldig Fortgesetzt.
Quellen
Fotos: Luisa / Roger www.bergwerkforschung.ch
Geologische Situation: Jean-Pierre Jenni „Die Vorkommen von Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende des Bristenstocks (Kt. Uri)“
Grubenplangrundlage: Jean-Pierre Jenni
Kartenbasis: Swisstopo über map.geo.admin.ch
Textrecherchen:
Jean-Pierre Jenni „Die Vorkommen von Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende des Bristenstocks (Kt. Uri)“
Ueli Wenger „Bergbau im Kt. Uri“
Vorbeiträge Bergbau Kanton Uri:
Heimische Gefilde
Geheimnisvolle Graggener Kupferminen
Bristenbergwerke
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