Monat: September 2017

Murtel da Fier tiefere Einsichten

Es war mal wieder schönes Wetter, vier Freunde in bester Zeitlaune und noch immer unerkundete Unterwelten also gegebener Anlass um mit Bohrmaschine und reichlich Montagematerial eine kleine Wanderung zu unternehmen.

Wie oft auch diesmal unser Ziel eine Bergbau-Industrieanlage aus vergangenen Tagen.  Genannte diese sitz am Fusse des Murtel da Fiers was soviel bedeuten wie, Berg des Eisens. Somit diente unser Relikt den Eisenerzabbau in Jahren, mit Unterbrüchen, um 1500 bis 1840.

Murtel da Fier

Auf 2500 Meter über Meer sind 4, mehr oder minder,  tiefe Schlitze in den Berghang getrieben worden.  Um die Abbauschlitze herum finden sich noch heute interessante Installationen rund um den damaligen Bergbau. Abgesehen von der prächtigen Landschaft, die mich immer wieder zu verzaubern vermag, ist diese Bergwerksanlage noch vollbespikt mit unentdeckten Geheimnissen also meine Wohlfühloase schlechthin.

Murtel da Fier

In schier unberührter Natur sind einige Interessante Details auf dem Areal erhalten die Aufschlüsse übers damalige Bergmannsleben geben können. Im Bild den mittleren Tagbaueinschnitt.

Murtel da Fier

Die Ruinen des damaligen  Knappenhauses, in mittig der Bergwerksanlage, sind noch gut erkennbar. Das Gebäude weisst einige äusserst interessante Merkmale auf. In der Gebäudemitte ist ein mächtiger Riegel aufgetürmt, die Wände sind stellenweise bis zu einem Meter stark. Für mich ein mögliches Indiz eines Zweistöckigen Baus. In der Räumlichkeit,  rechts im Bild, war wahrscheinlich eine Schmiede mit metallurgischer Versuchsanlage installiert,  es liegen noch etliche Schlackenreste herum. Auf dem Mauerabsatz, respektive im Mauerabsatz, ganz rechts fanden wir diverse Holzkohlestückchen. Holz indes ist gänzlich leergefegt. In geografischer Nähe stehen heute noch diverse Bauten, reichend von Alpwirtschaft bis hin zu ehemaliger Armee-Fliegerbeobachtungsunterständen. Wahrscheinlich ist das erreichbare Holz in den umliegenden Gebäuden verbaut worden.

Murtel da Fier

Am obersten Abbau steht ein sauber zusammengestellter Erzhaufen, Siderit, zum Abtransport breit, rechts im Bild.  Es scheint so als ob dieser Haufen, damals um 1840, der Schlittensäumer, schlicht vergessen hätte. Er steht noch heute und wartet auf deren Röstung.

Auch im Bild, klar zu erkennen, in den Tagebauschlitzen, an unterster Stelle, sind Stollen getrieben worden. Diese Stollen fuhren in tieferen Lagen die fast senkrecht stehende Siderit-Ader an.

Murtel da Fier

3 Stollen unter 3 Tagbaustellen sind mir bekannt leider jedoch sind alle 3 Stollenwerke verstürzt oder abgesoffen. Eines dieser Untertagewerke jedoch, genannt das höchstgelegene, kann heute, mit etwas Mut und Akrobatik, befahren werden.

Murtel da Fier

Im obersten Abbauschlitz ist an kleiner Stelle die untere Stollendecke eingebrochen was, zwischen den Felsböcken, ein Eindringen ermöglicht. Nur ist dieser Einstieg weit oberhalb, ca 10 m, des verschütteten Mundlochs also ist die Stollenregion erstmals gänzlich unbekannt und kein beherrschbarer Stollen im eigentlichen Sinn.  Ergo musste viel Sicherungsmaterial verbaut werden um sicher Einblicke ins damalig Untertägige zu erhaschen.

Murtel da Fier

Der Weg führt den Bergbauforscher, die Bergbauforscherin, erstmals über einen tiefen Schacht.  Der Schacht war einst mit Brettersteg überbrückt. Noch heute steht dieser Brettersteg und er hielt unserem Gewichte stand, trotzdem baute ich eine Traverse um möglichst keine Holzbauteile zu belasten. Oberhalb des Schachtes wird klar das die gesamte Strecke auf, mit Schutt überfüllten, Holzstempeln verläuft.  Nach dem Schacht folgt sogleich das nächste Hindernis, diesmal ein Bodeneinbruch. Der Boden liegt an dieser Einbruch-Stelle rund 3 Meter tiefer. Auch dieses Hindernis erfordert maximale Aufmerksamkeit denn allmählich wird klar,  wir bewegen uns im First eines klassischen Firstenbaus. Unsere Befahrung steht auf, mit Tonnen beschwerten, Holzbühnen aus Jahren 1840. Der Stollenboden wird zunehmend weich, das Abraummaterial ist sehr feinkörnig, gar sandig dies kombiniert mit viel herunter tropfendem Wasser ist kein gutes Omen. Die Belastung der Holzbühnen erreicht äusserst gefährliche Grenzwerte.  Der Sand ist auch ein Indiz für äusserst mürbes Wand-Gestein was wiederum meinen Schlagangern wahrscheinlich die Zugfestigkeit auf runde 300 Kilo reduziert.

Kurzum eine nicht wirklich Wellnesstaugliche Befahrung  und doch obsiegte die Neugierde.

Murtel da Fier

Nach erfolgreicher Querung der gefährlichen Hindernisse wird die Befahrung keineswegs ungefährlicher nur ist dies, dank des optisch schönen Bodens, uns nimmer so bewusst. Der Stollen indes belohnt uns mit vielerlei noch intakten Holzobjekten wie etwa ein sauber gearbeiteter Erztrog.

Murtel da Fier

Stempel sind einige sauber eingepasst, alle samt von guter Tragkraft.

Murtel da Fier

Gegen Ende unserer Befahrung, geschätzte 45 Meter ab Einstieg, sinkt Boden wie Decke allmählich ins klare Wasser ab. Über den weiterverlauf des Stollens gibt’s keinerlei Zweifel, wahrscheinlich wird dieser wieder auf die unbekannte Fahrstrecke  treffen das Wasser indes besagt, a) das der Fahrstollen dicht verstürzt ist b) dass dies kalte Nass rund 8 Meter Höhe abdeckt. Suboptimale Aussichten um den Fahrstollen, vom Hauptmundloch aus, Aufzuwältigen.

Wieder auftag  blieb noch Zeit um das umliegende Gelände genauer zu erforschen, bei meiner ersten Tour, im September 2015, lang noch haufenweise Schnee auf dem Bergwerksgelände, interessante Details blieben mir somit damals noch verborgen. Diesmal jedoch waren mir die Wettergötter eindeutig  freundlicher gesonnen und Neues trat zu Tage.

Murtel da Fier

Von allen 3 Stollenbauten führten  Wasserkanäle weg am untersten Stolleneingang  jedoch ist dieser Kanal mit Mauer eingefasst.  Auch sonstig konnten wir diverse Erzwege auskundschaften.

Die Gesamtübersicht des Areals

Murtel da Fier

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Das Revier erstreckt sich von Ost nach West auf rund 100 Höhenmetern am Fusse des Murtel da Fiers. Die Bergwerksanlage gehörte, zusammen mit den Minas da Fier auf Val Tischer Seite, zu den Eisenwerken Bellaluna. Die Werke, Abbauten, leitete, in letzten Bergbauperiode, bis ca. 1840, Albertini.

Und der Einblick in den Stollen

Murtel da Fier

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Kein Zweifel, die von uns befahrene Grube ist ein klassischer Firstenbau mit Fahrstollen und Erschliessungsschächten. Wir haben bei unserer Erkundung den eigentlichen Firstabbau befahren. Der Fahrstollen, soviel ist klar, führt a) momentan recht viel Wasser b) ist dieser an minimum 2 Stellen eindeutig verstürzt. Der Schacht ist sehr gefährlich zumal 1. keine eindeutige Auszimmerung erkennbar war 2. das westseitig anliegende Abraummaterial sandig und reichlich Wassergetränkt, eine labile Masse darstellt. Kurzum, eine Unterwelt für Geduldige wenn doch die Landschaft allweil bereits den Ausflug legitimiert.

Die Vorgeschichte Murtel da Fier
Murtel da Fier

Eisenwerke Belaluna, Val Tisch und co
Val Tisch und die verschollenen Unterwelten
Val Tisch im 2017
Fopa da Chianols, noch mehr Geschichten
Wer war Anton ?
Eisenbergwerk Val Tisch so is es
Internationale Val Tischer Bergwerke
Eisenbergwerk Val Tisch, Neues
Minas da Fier Val Tisch
Die geheimnisvollen Minen des Val Tisch
Bergbausachverständige am graben

CSD 2002

Legendär auch die kleine Bilderserie, als noch Digicams richtig scheisse waren.

Luisa 2002

Luisa auf dem Käfig gebunden, Wagen Mister Leather an der Pride 2002.

Luisa 2002

Damals noch in einer äusserst beflügelnden Beziehung mit Franz, ganz links in Bild.

Luisa 2002

Die Bilder schoss meine jetzige Lebensgefährtin Christina. Mein Auftritt auf dem Wagen machte Dirk Grundmann möglich welcher leider viel zu früh von uns ging.

Luisa bebildert

Und ja, für Auswertige mein aktuelles Aussehen.

Luisa 2016

Mal nicht in Bergbaukluft, ich mit meiner Lebensgefährtin Christina, links im Bild, an einer Vernissage, Juli 2016. (Bild Maya)

Luisa 2017

Voll durch den Wind auf Gotschens, August 2017. (Bild Elsbeth)

Luisa 2017

Mal wenigstens Windstille, Untertägig im Juli 2017. (Bild Matti)

Blick ins Fotoalbum

Es gibt manchmal sehr bewegende Entscheide so wie etwa die Auflösung des Trans*-Stammtisches. Solch Entscheide  sind gern wiederkehrende Gelegenheit um im Fotoalbum zu stöbern und nach Erinnerungen zu forschen.  Da dies Blog auch mein geistiges Gedächtnis darstellt  und dies über die erkundeten Bergwerke hinaus, eine kleine Bilderschau der Luisa.

Luisa

Ich glaub dies Bild knipste meine damalige Freundin Monika Poser von mir. Behaupten tue ich dies sei im Jahr 1983 gewesen. Ich sitze im Cafe City Oerlikon und im Hintergrund ist noch die Gebäudezeile am Sternen Oerlikon, vor der Gentrifizierungswelle, zu erkennen.

Luisa

Die wilden Jahre vor Millennium sind geprägt von einer androgynen Artikulationsform. Experimentelle Sexualität, BDSM, Techkno, und das Kreative allgemein wirken sehr anziehend auf mich.  Gleichzeitig folgt, nach Beendigung meiner Kleinkriminellenkariere, eine neue Welle gesellschaftlicher Konflikte.

Luisa

Nen BDSM-Stammtisch, so plus minus der erste, entsteht im Widder Winterthur. Erster Meilenstein, ich bin Trans oder ich bin auch Trans, wissen tue ichs nid so genau.

Luisa

Der Switch ist perfekt, ich mach das was ich kann, ich gaff in Computer und ich mach, mir nichts dir nichts, Militär bis Ende Diensttage. Im Bild, Katastropheneinsatz Beckenried, mein letzter WK. Im Hintergrund, mein Vorgesetzter, naja ich weiss nimmer so genau wie er hiess.

Luisa

Nachts bin ich Königin der Nacht. Ich beehre Herrn Valentino an erster Stadtzürcher Dargqueenparty im Mascotte. Das Pola-Bild ist ziemlich bekannt und war nen Dankeschön fürs gegebene Fernsehen-Interview.

Luisa

Es steigt die wilde Zeit eben so wilder Partys. Fetisch, BDSM, Trans und meine überaus kommunikative Art vermengt sich zu einer hektisch pulsierenden Lebensform wer indes der hohe junge Mann neben mir ist, weiss ich leider heute nimmer.

Ich bin, Anno Domini 2000, in Jahren meiner absoluten Vitalität angekommen, Schlaf scheint in jener Zeit eine äusserst seltene Tätigkeit zu werden. Indessen ist der Glimmstängel längst nimmer mein Begleiter und mein Körpergewicht, steigt leider stetig aber unaufhaltsam.

Luisa

Es folgt, ab Mai 2001 der TG-Stammtisch,  damals im Club 696. Im August 2000 beschloss ich nur noch als Luisa zu leben.

Weiteres zu meiner Geschichte auf Luisa.net unter Bio

TG-Stammtisch ich sage tschüss

Liebe Trans*Menschen  und Interessierte

16 Jahre sind genug

Als wir, ein recht illustres Idealistinnen-Grüppchen, damals am 31. Mai des Jahres 2001, das erste TG-Treffen organisierten dachten wir nie dass diese monatliche Zusammenkunft noch ganze 16 Jahre überdauern würde.

Luisa im 2004

Und es wurden 16 Jahre in denen ich, als letzte Verbleibende, viele, viele interessante Menschen kennenlernte und in einige Transbiografien, teils sehr nah, Einblick erhaschte. Auch ich durchlebte meine ganz eigene Trans*-Biografie und doch, jener Moment der sogenannten Transition mit allen damit verknüpften Fragen rückte mit fortschreitender Zeit weit in die Vergangenheit. Viele MitstreiterInnen, dieses oft steinigen Weges, waren auch mir wichtige Stütze auf dieser Reise genannt Transition. Heute nun ist diese Transition wichtige Geschichte aber eben, seit meiner Geschlechtsangleichenden Operation, ganze 11 Jahre zurück.

Dies wie auch die Tatsache dass die Transcommunity heute über eine Vielzahl von neuen Angeboten verfügt, veranlasst mich dazu den regelmässigen Freitagsstammtisch definitiv zu streichen. Ich bin für viele Trans, die wichtige Unterstützung brauchen, längs nimmer mögliche Identifikationsfigur indessen war ich stehts stark verwurzelt in der Geschichte des Transensyndikats. Logisch das neue Angebote, initiiert von  jungen Transmenschen, zahlreicher frequentiert werden. Anderseits wars für mich je länger je schwieriger ein geeignetes Treff-Lokal zu finden. In der bornierten Hipster-Stadt Zürich schwanden zunehmend witzig, kreative Gastro-Projekte, wichtige Orte für unsere Zusammenkünfte. Für mich und eine sich austauschend wollende Transgruppe wurde der Raum zunehmend eng gleichzeitig entstanden zahlreiche wirklich tolle Gruppen die klar jede Unterstützung verdienen.

Nach 16 Jahren nun, mit eindeutig zwei weinenden Augen,  sag ich Tschüss doch nur ganz klein Tschüss. Nach wie vor bin ich, mit meiner Geschichte, Teil der Trans*Community und solange eine Jung-SVP über uns lästert und uns der Dekadenz bezichtigt, wird mein Engagement umso wichtiger sein.

Noch ist meine  Lust gross zu machen denn als solches bezeichne ich mich gern, sprich als Macherin, und jener Space der nun frei wird, gibt Raum her für neue tolle Projekte.

Konkret solle die  Domain http://www.transensyndikat.net wie auch die dazugehörige Webseite als Informationspool weiter leben.

Die Facebookseite wird auch bleiben, ich habe an dieser viel Freude und meine Lebensgefährtin Christina pflegt dies Werk mit qualitativ hochstehenden Beiträgen.

Das Forum werde ich längerfristig löschen. Die Beiträge sind fern jeglicher Aktualität und die Interaktivität, bedingt durch die, in die Jahre gekommene PHPBB-Software, ist nur noch teilweise gegeben. Hinzukommend ist meine Lust eher gering um dem Forum wieder etwas Dynamik einzuhauchen.

Der Stammtisch ist, wie geschrieben, nimmer, nichts desto trotz wird’s wahrscheinlich wieder Aktionen wies Trans-Fondue oder den TG-Brunch geben.  Auch hätt ich Lust mal nen Filmabend aufzugleisen.

Und mich gibt’s eh immer noch,

In diesem Sinne, keine Sorge, nicht nur, aktuell, die Archäologen, werde ich aufzumischen wissen. Es gibt noch viel und noch viele um richtig intensiv aufzumischen.

Es war ne saugeile Zeit, wir, Ihr, Romelle, Cornelia, Esther,  Christina, Martina, und viele mehr, wir haben echt bewegt.

Wir waren wichtiger Impuls in dieser, hiesigen Transcommunity. Ohne unser Dazutun wären Aufklärungsfremde SVPler der Regelfall und wir eine massiv diskriminierte Subkultur. Wir sind heute selbstbewusste, stolze Persönlichkeiten, anerkannte Mitglieder, Mitgliederinnen, einer, so hoffe ich, aufgeschlossenen Gesellschaft. Diese Tatsache ist a) nicht Gottgegeben und b) definitiv auch unser Verdienst.

Ich erinnere mich an 16 sehr bewegende Jahre in denen wir, die Transcommunity, vom der Avantgarde-Ecke uns zur starken Lobby herauf arbeiteten. Viele Knochen warfen wir der Gesellschaft vor die Füsse an denen noch lange zu beissen ist. An diesen Knochen war unser Grüppchen, zeitweilig mit recht viel Impact bestückt, nid gänzlich unbeteiligt.

Und ich erinnere mich an ganz viele tolle Menschen die ich gerne wieder treffen würde.

Danke Euch für all die schönen Stunden.

Liebs Grüessli

Luisa