Es war mal wieder schönes Wetter, vier Freunde in bester Zeitlaune und noch immer unerkundete Unterwelten also gegebener Anlass um mit Bohrmaschine und reichlich Montagematerial eine kleine Wanderung zu unternehmen.
Wie oft auch diesmal unser Ziel eine Bergbau-Industrieanlage aus vergangenen Tagen. Genannte diese sitz am Fusse des Murtel da Fiers was soviel bedeuten wie, Berg des Eisens. Somit diente unser Relikt den Eisenerzabbau in Jahren, mit Unterbrüchen, um 1500 bis 1840.
Auf 2500 Meter über Meer sind 4, mehr oder minder, tiefe Schlitze in den Berghang getrieben worden. Um die Abbauschlitze herum finden sich noch heute interessante Installationen rund um den damaligen Bergbau. Abgesehen von der prächtigen Landschaft, die mich immer wieder zu verzaubern vermag, ist diese Bergwerksanlage noch vollbespikt mit unentdeckten Geheimnissen also meine Wohlfühloase schlechthin.
In schier unberührter Natur sind einige Interessante Details auf dem Areal erhalten die Aufschlüsse übers damalige Bergmannsleben geben können. Im Bild den mittleren Tagbaueinschnitt.
Die Ruinen des damaligen Knappenhauses, in mittig der Bergwerksanlage, sind noch gut erkennbar. Das Gebäude weisst einige äusserst interessante Merkmale auf. In der Gebäudemitte ist ein mächtiger Riegel aufgetürmt, die Wände sind stellenweise bis zu einem Meter stark. Für mich ein mögliches Indiz eines Zweistöckigen Baus. In der Räumlichkeit, rechts im Bild, war wahrscheinlich eine Schmiede mit metallurgischer Versuchsanlage installiert, es liegen noch etliche Schlackenreste herum. Auf dem Mauerabsatz, respektive im Mauerabsatz, ganz rechts fanden wir diverse Holzkohlestückchen. Holz indes ist gänzlich leergefegt. In geografischer Nähe stehen heute noch diverse Bauten, reichend von Alpwirtschaft bis hin zu ehemaliger Armee-Fliegerbeobachtungsunterständen. Wahrscheinlich ist das erreichbare Holz in den umliegenden Gebäuden verbaut worden.
Am obersten Abbau steht ein sauber zusammengestellter Erzhaufen, Siderit, zum Abtransport breit, rechts im Bild. Es scheint so als ob dieser Haufen, damals um 1840, der Schlittensäumer, schlicht vergessen hätte. Er steht noch heute und wartet auf deren Röstung.
Auch im Bild, klar zu erkennen, in den Tagebauschlitzen, an unterster Stelle, sind Stollen getrieben worden. Diese Stollen fuhren in tieferen Lagen die fast senkrecht stehende Siderit-Ader an.
3 Stollen unter 3 Tagbaustellen sind mir bekannt leider jedoch sind alle 3 Stollenwerke verstürzt oder abgesoffen. Eines dieser Untertagewerke jedoch, genannt das höchstgelegene, kann heute, mit etwas Mut und Akrobatik, befahren werden.
Im obersten Abbauschlitz ist an kleiner Stelle die untere Stollendecke eingebrochen was, zwischen den Felsböcken, ein Eindringen ermöglicht. Nur ist dieser Einstieg weit oberhalb, ca 10 m, des verschütteten Mundlochs also ist die Stollenregion erstmals gänzlich unbekannt und kein beherrschbarer Stollen im eigentlichen Sinn. Ergo musste viel Sicherungsmaterial verbaut werden um sicher Einblicke ins damalig Untertägige zu erhaschen.
Der Weg führt den Bergbauforscher, die Bergbauforscherin, erstmals über einen tiefen Schacht. Der Schacht war einst mit Brettersteg überbrückt. Noch heute steht dieser Brettersteg und er hielt unserem Gewichte stand, trotzdem baute ich eine Traverse um möglichst keine Holzbauteile zu belasten. Oberhalb des Schachtes wird klar das die gesamte Strecke auf, mit Schutt überfüllten, Holzstempeln verläuft. Nach dem Schacht folgt sogleich das nächste Hindernis, diesmal ein Bodeneinbruch. Der Boden liegt an dieser Einbruch-Stelle rund 3 Meter tiefer. Auch dieses Hindernis erfordert maximale Aufmerksamkeit denn allmählich wird klar, wir bewegen uns im First eines klassischen Firstenbaus. Unsere Befahrung steht auf, mit Tonnen beschwerten, Holzbühnen aus Jahren 1840. Der Stollenboden wird zunehmend weich, das Abraummaterial ist sehr feinkörnig, gar sandig dies kombiniert mit viel herunter tropfendem Wasser ist kein gutes Omen. Die Belastung der Holzbühnen erreicht äusserst gefährliche Grenzwerte. Der Sand ist auch ein Indiz für äusserst mürbes Wand-Gestein was wiederum meinen Schlagangern wahrscheinlich die Zugfestigkeit auf runde 300 Kilo reduziert.
Kurzum eine nicht wirklich Wellnesstaugliche Befahrung und doch obsiegte die Neugierde.
Nach erfolgreicher Querung der gefährlichen Hindernisse wird die Befahrung keineswegs ungefährlicher nur ist dies, dank des optisch schönen Bodens, uns nimmer so bewusst. Der Stollen indes belohnt uns mit vielerlei noch intakten Holzobjekten wie etwa ein sauber gearbeiteter Erztrog.
Stempel sind einige sauber eingepasst, alle samt von guter Tragkraft.
Gegen Ende unserer Befahrung, geschätzte 45 Meter ab Einstieg, sinkt Boden wie Decke allmählich ins klare Wasser ab. Über den weiterverlauf des Stollens gibt’s keinerlei Zweifel, wahrscheinlich wird dieser wieder auf die unbekannte Fahrstrecke treffen das Wasser indes besagt, a) das der Fahrstollen dicht verstürzt ist b) dass dies kalte Nass rund 8 Meter Höhe abdeckt. Suboptimale Aussichten um den Fahrstollen, vom Hauptmundloch aus, Aufzuwältigen.
Wieder auftag blieb noch Zeit um das umliegende Gelände genauer zu erforschen, bei meiner ersten Tour, im September 2015, lang noch haufenweise Schnee auf dem Bergwerksgelände, interessante Details blieben mir somit damals noch verborgen. Diesmal jedoch waren mir die Wettergötter eindeutig freundlicher gesonnen und Neues trat zu Tage.
Von allen 3 Stollenbauten führten Wasserkanäle weg am untersten Stolleneingang jedoch ist dieser Kanal mit Mauer eingefasst. Auch sonstig konnten wir diverse Erzwege auskundschaften.
Die Gesamtübersicht des Areals
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Das Revier erstreckt sich von Ost nach West auf rund 100 Höhenmetern am Fusse des Murtel da Fiers. Die Bergwerksanlage gehörte, zusammen mit den Minas da Fier auf Val Tischer Seite, zu den Eisenwerken Bellaluna. Die Werke, Abbauten, leitete, in letzten Bergbauperiode, bis ca. 1840, Albertini.
Und der Einblick in den Stollen
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Kein Zweifel, die von uns befahrene Grube ist ein klassischer Firstenbau mit Fahrstollen und Erschliessungsschächten. Wir haben bei unserer Erkundung den eigentlichen Firstabbau befahren. Der Fahrstollen, soviel ist klar, führt a) momentan recht viel Wasser b) ist dieser an minimum 2 Stellen eindeutig verstürzt. Der Schacht ist sehr gefährlich zumal 1. keine eindeutige Auszimmerung erkennbar war 2. das westseitig anliegende Abraummaterial sandig und reichlich Wassergetränkt, eine labile Masse darstellt. Kurzum, eine Unterwelt für Geduldige wenn doch die Landschaft allweil bereits den Ausflug legitimiert.
Die Vorgeschichte Murtel da Fier
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