Das Geheimnis verschwundener Goldstollen
am 17. Juni 2018 unter Steinerne Unterwelten abgelegtUnd wieder eine Almeriageschichte, diesmal angesiedelt im nahen Rodalquilar. Eine Geschichte die mit Bildern nicht geizen wird da wir derer auf unserer Studienreise im Mai reichlich machten. Eine Geschichte auch die einige verschwundene Stollenwerke wiederöffnet und derer Erkundung dokumentiert.
Alle hier erkundeten Minen stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und dienten zur Goldförderung im Quarzgang, in letzter Epoche durch die Bergbaugesellschaft Adaro.
Da manch ein Stollen zugemauert, getarnt oder sonstwie annektiert ist, wars vorteilshaft aus fernem Land zu stammen, um tief in die Unterwelten zu blicken.
Wir folgen einem leicht Goldhaltigem, ausgeräumten Quarzband von der Mine „las Niñas“ aus beginnend.
Las Niñas war uns bekannt aus letztjähriger Studienreise nur fehlte damals der Einstieg ins tiefere Level.
Der ausgeräumte Quarzgang zieht sich fast senkrecht durch den Berg, im Bild die Sicht Vertikal nach oben, wie wir heute wissen, von Süd zu Nord Azimut 25 Grad. Der Quarzgang streift den Dorfrand Rodalquilar im Westen und zahlreiche, teils miteinander verknüpfte, Stollenwerke machten sich dem Quarzganz zu schaffen. Einzig das Tal „Barranco del Chuchillo“ schneidet das Stollensystem, gemäss aktuellem Wissensstand, auf rund 80 Meter über Meer ziemlich genau mittig.
Wir wussten bereits aus erster Reise dass unterirdisch ein reiner Förderschacht, mit rund 70 Meter Abteufung, sitzt. Dessen Abstieg, respektive der anschliessende Aufstieg, indes kein Leichtes, zumal 70 Meter ohne Pausenmöglichkeit, Vorspruch, Seitenstollen, ziemlich an der Substanz zehrt.
Stattdessen war die ausgeräumte Gangspalte prädestiniert zum Abstieg in mögliche tiefere Förderstollen.
Mittels Speleovertikaltechnik erreichten wir die erhofften Förderstrecken (Bild Matti).
Eine erste Umladestrecke findet sich auf – 20 Meter ab Hauptstrecke las Niñas.
Und eine zweite Förderstrecke finden wir auf – 39 Meter ab Hauptstrecke las Niñas. Diese Strecke schlängelt schier unendlich durch den Berg ehe unsere Erkundung an einer Vermauerung endet. In der Mauer eingelassen ein kleines Törchen welches, durch die Spalten erkennbar am Gegenende in kleinem Raum, mittels Riegel geöffnet werden kann.
Auf der -39 m Strecke sind immer wieder grosse Aufbruche erkennbar auch findet sich nahe der Vermauerung ein weiterer Schacht welcher klar Tagwärts führt. Eine kleine DistoX2 Vermessung ergibt eine recht eindeutige Längenangabe, ca 500 m, wie auch ein aussagekräftiger Azimut.
Im Satellitenbild ist der nähere Zusammenhang schnell erkundet und, wie wir später erfahren, erreichten wir unterirdisch, über Strecke -39, die Mine „Ronda i el Resto“. Nun wars einzig Ding unserer Neugierde, die Suche des Mundloches auf der Umkehrseite der Mauerung
und nicht lange blieb es Verborgen. Vor dem, mit Türe ausgestattetem, Stollenportal liegt eine Matratze.
Im kurzen Stollenstummel, rund 5 Meter Untertägig, ein dazugehörendes Bett, eine kleine Kult, Andachtsstätte rechts in einer Nische und, ganz wichtig, unser Törchen in die Strecke -39.
Nicht weit fern, auf der gegenüberliegenden Seite des Tals „Barranco del Chuchillo“ wieder ein Gebilde möglicher Stollenbeschlagnahmung.
Auch dies Häuschen scheint eine grössere Förderstrecke zu tarnen.
Hinter dem zarten Häuschen ein wildes Durcheinander möglicher Entsorgungsstätte. Und auch Gerüche sind nicht minder vertreten dieser Anlage.
Irgendwo hängt in der Fahrstrecke, nach knappen 50 Metern, ein mit Gips überpappter Teppich welcher allen erstes glaubt er könne uns die Stollenbrust vorgaukeln. Da wir doch schon einige Bergwerke sahen, wussten wir eindeutig am Teppich vorbei in den Stollenfortlauf. Geruchlich dominiert, ab Teppich, eindeutig die Verwesung. Den Ursprung des Duftes lokalisieren wir in einem Schaf, Hund, was auch immer, welches in der Sprengkammer locker vor sich hin dampft. Wer ein Empfindliches Näschen trägt sollte dieser Einstieg eher meiden, der Gestank, gelinde formuliert, ist kaum auszuhalten. Indessen liegt hier die Luftqualität voll im grünen Bereich entgegen der westlichen Parallelstrecke.
Wir sind, erfahren wir später, in der Mina Consulta. Auch wieder, riesige fast vertikale Aufhauen des Qurzgangs.
Diese Mine liegt am Dorfrand und solle bis 1958 über den markanten Förderturm die Aufbereitungsanlage „Planta Dorr“ reichlich mit Quarz versorgt haben. Im Bild die eindrücklichen Fundamentpfeiler des Förderturms aus dem Aufzugsmaschinenhaus aus betrachtet.
In der Mina Consulta sind noch einige Artefakte aus Abbauzeit erhalten. Teilweise sind noch Schienen und Pressluftleitungen erkennbar.
Doch Vorsicht, wo Schienen sichtbar werden, betrifft westliche Parallelstrecke, sinkt der Sauerstoffgehalt rapide ab. Den Schienen folgen ist tödlich.
Der Hauptschacht Consulta in Rodalquilar bleibt, gegenwärtiger Erkenntnisstand, unerreichbar. Die wichtige Oststrecke ist kurz vor Schacht übel verbrochen und in der Weststrecke gibt’s zu wenig Sauerstoffgehalt und zu viel CO2 Volumenprozente um zu überleben. Indessen teufen die Aufbrüche stellenweise auf geschätzte 50 Meter ab und die Grösse des Maschinenhauses lässt eine sehr grosse Kabeltrommel erahnen. Gut möglich dass über die Aufbrüche tiefere Sohlen erreichbar sind die bis an den Schacht Consulta führen. Sicher ist, solch ein Unterfangen birgt grosse Gefahren da die Luftqualität unerwartet massiv abnehmen könnte.
Der vollständigkeitshalber die Karte mit Erklärungen.
Die roten Punkte sind Mundlöcher, gelbe Quadrate symbolisieren Schächte und die roten Linien stehen für Stollen. Von Süd nach Nord reihen sich, „las Niñas“, „Ronda i el Resto“ und „Consulta“ aneinander. „las Niñas“ und „Ronda i el Resto“ bewirtschafteten ein Quarzband während „Consulta“ 2 Quarzbänder anfuhr. Im zweitem, westlichem Quarzband dominiert nordwärts zunehmend Schlechtwetter. Das Quarzband wird erkennbar durchs Tal „Chuchillo“ indessen sind die tieferen Sohlen, welche unters Bachbett führen könnten, unsereins nicht erkundet.
Und meine Hauptgeschichte Rodalquilar gibt’s auf: Goldminen Rodalquilar
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