Monat: September 2018

30 Jahre Techno

Ich habe ich schon lange nicht mehr über Musik berichtet. Ein Grund hierfür dürfte in der Vergänglichkeit jeweilig verfügbarer Links im WWW liegen. Nun denn diese Geschichte knüpft an Vergangenes an und basiert aufs neuliche Festival „30 Jahre Techno im Funkhaus Berlin“, produziert von Arte Concert. Die Sendungen sind, teilweise unvollständig unter 30 Jahre Techno  abrufbar.

Ich als Techno und Technologie-Kind schenkte dieser Sendungsreihe ganz besondere Aufmerksamkeit denn, zum einen sind all die Kreativköpfe welche diese Kunstgeschichtsepoche bewegten, plus minus, in meinem Alter, zum anderen assoziierte ich dieser kleine Aufbruch zu neuen Sphären mit vielen revolutionären Elementen des zivilen Ungehorsams. Ergo, der Anspruch auf Räume, sprich die aufkeimende 90er-Hausbesetzerszene, das Spiel mit allmählich erschwinglichen Sequenzern und eine aus den Kellern aufsteigende Queerbewegung machte vieles möglich. Auch für mich schien die Welt, wie durch den Tekkno-Blitz getroffen, um Lichtjahre freier zu werden.

Es war und es verging, und trotzdem waren Grundsteine gelegt zu meinem weiteren Leben, Luisa war geboren und möglich. Kunst und Musik entwickelte neue, äusserst kreative Dimensionen, Dimensionen welche auch mich stark prägten, doch leider wollten von jenem Hönigtöpfchen alle naschen. Die Zeit verstrich, das Kapital schlug richtig kräftig zu und der Begriff „Gentrifizierung“ war geschaffen dies sowohl im damals alles möglich machende Berlin wie im Schlafdörfchen Zürich. Die Veränderung, in meiner nähen Wohnumgebung Tag für Tag zu beobachten, sind frappant.

Nun, trotz des zurückgebliebenen Hippsterschrotts, 30 Jahre danach sind sie, die Altmeister vergangener Tage, durchwegs im bester Kreationslaune nur eben, wie ich auch, um einige Jährchen älter.

Miss Kittin Wahlberlinerin und aus dem öden Städtchen Grenoble kommend zog an allen Registern zur Gestaltung eines würdigen Retro-Sets.

Und auch Altmeisterphilosoph Westbam schien kein bisschen Begeisterung verloren zu haben.

Es ist, aus nostalgischer Sichtweise, viel Lebensgeist, respektive Lebensfreude verschwunden. All die tollen Industrieruinen mit den kleinen und trotzdem kaum überschaubaren Mikrokosmen sind zu Gunsten einer öden, sich inflationär ausweitenden  Hippsterkultur verschwunden.

Und doch sagte einst einer dieser Urväter, genannter Westbam, „alles was oben in den Mainstream angesaugt wird, zieht untendurch Neues an“.  Ich stell mich mal, mit meinen 53, ganz tief in den Sog der Kulturgeschichte so möge viel Neues mich zu Neuem inspirieren.

Abschliessend die Links
30 Jahre Techno auf Arte Concert
Die einzelnen Sets sind teilweise auf Youtube  in besserer Qualität und in voller Länge abrufbar.

Rückwärtsfahrende Lokomotiven

Ich mag bescheuert sein, da bin ich an einer grossen Dampffahrt zu Speis und Trank geladen und mich beschäftigt die Frage wie die Dampflok rückwärts fährt.

Rheinschlucht

Obschon die Landschaft durchs wunderschöne Rheintal genügen Verlockungen zu bieten hatte, liess mich die Fragestellung der rückwärts fahrenden  Dampflok nicht mehr los.

Ich weiss, seit ich mich mit der Betriebsdampfmaschine  beschäftige, dass viel  Zauber der Wirkungsgradoptimierung in der Zylinderfüllsteuerung liegt. Diese Steuereinrichtung sorgt für optimale Dampffühlung der jeweiligen Zylinderseite. Im Gegentakt schliessen und öffnen die Ventile und füllen somit Zylindervorder- und Rückseite mit Wasserdampf. Betriebsdampfmaschinen drehen konsequent nur in eine Richtung definiert durch die gewünschte Drehrichtung, folglich ist auch die Steuerwelle fest mit der Antriebseinheit verbunden.

G 3/4

Dampflokomotiven wie neulich an der besagten Dampffahrt angetroffen sind in Aufbau und Funktion grundverschieden. Das hiesige, mich zur Fragestellung animierte Modell G 3/4 Baujahr 1902 ist heute noch, mit Ölbefeuerung, für Dampffahrten, im Einsatz.

Wesentlicher Unterschied zur fest verbauten Betriebsdampfmaschine ist sicherlich deren Grösse. Die Lok muss auf kompakter Bauweise deutlich mehr Leistung entwickeln können als die kontinuierlich vor sich hin drehenden, tonnenschweren Schwungräder der Betriebsdampfer.

Auch wesentlich verschieden ist die Zylindersteuerung. Bei Dampfloks etablierte sich fast ausschliesslich, bis zum Ende der Dampflokära, die Schiebersteuerung.

G 3/4

Die Zylinderfüllung wird über einen Schieber geregelt welcher im Wechseltakt die vordere Zylinderseite mit Frischdampf füllt während Zylindersrückseitig das Ausblasens ermöglicht wird respektive im nächsten Takt Zylindersrückseite mit Frischdampf aufgefüllt wird und Zylindervorderseite ausgeblasen wird.

Der Scheiber wird gesteuert über ein, anfänglich äusserst unverständliches, an der Antriebseinheit befestigtes, Gestänge doch in diesem Gestänge liegt das Geheimnis der vor und rückwärts fahrenden Lok.

G 3/4

Das Gestängekonstrukt lässt sich vor Führerstand aus in die Umkehrrichtung stellen so das die Füllung eine Rückwärtsfahrt der Lok ermöglicht. Die Umstellung erfolgt über den Umlenkhebel welcher, im Bild im Ausschnitt der Blechverschalung, zu erkennen ist. Dieser Umlenkmechanik bewegt das Steuergestänge in einer, an der Antriebskurbel befestigten Nutführung. Abgesehen von der Vorwärts-Rückwärtsfahrt kann auch die Zylinderfüllung beeinflusst werden. Ist das Triebgestänge an den Randbereichen der getrieben Nutführung so ist die Zylinderfüllung maximal, im Mittelbereich indessen, auf Nutführungsachse, ruht der Steuerschieber. Die Steuerungseinheit nennt sich Heusinger-Steuerung und ist auf verständlich beschrieben womit ich mir, nen Plan aus meiner Feder definitiv sparen kann.

G 3/4

Blick in den Führerstand, noch leicht zu erkennen im hinteren Teil des Führerstands die Kurbel zur Bedienung der Heusinger-Steuerung.

G 3/4

Nochmals der ungehinderte Blick auf die Heusinger-Steuerung. Alle beweglichen Teile sind noch richtig nostalgisch, bei jeweiligem Halt, in Handarbeit geschmiert. Ölpumpen und Automatische Ölschmierungen setzten sich anfänglich im Motorwagenbau durch.

Links zum Thema
Dampfverein RhB
Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (richtig Geile Seite die auch ich, als Leihe, verstehe)
Wiki zur Steuerung
Meine Geschichte zur Betriebsdampfmaschine

Ich bin keine Domina

Kleine Geschichte aus meinem hin und wiederkehrendem Freitagsalltag.

Ja, Fact ist, meine Telefonnummer ist öffentlich einsehbar. Das find ich gut so und dass solle auch weiterhin so bleiben.

Fact ist auch, die moderne, Schneiderammannische-Leistungsgesellschaft schafft viele einsame Menschen mit etlichen, nicht erfüllten Sehnsüchten.

Soweit meine Betrachtung einer, nicht wirklich sozial funktionierenden Hochleistungszuchtgemeinschaft.

Nun, viele Menschen suchen das mögliche Eintrittsventil zur Realisation ihren Sehnsüchte im Internet. Leider sind die FBs und Co auch nicht wirklich sozial erfüllend und so landet der Mancher, wohlverstanden nur Männer, bei mir auf der Seite www.luisa.net . Geblendet vom, oft inszeniertem, Bildmaterial, ja ich bins wirklich, potenzieren sich die Erwartungen ins unermessene. Der Blick für die komplexen Buchstabenkombinationen beginnt sich allmählich zu trüben. In solch einer ausweglosen, sich zunehmend eskalierenden, Situation greift mach einer zum Telefon zu abenteuerlichen Umschreibungskapriolen.

Ich, mich dem komplexen Formulierungsdschungel unterwerfend, versuche dem Gegenüber die tatsächlichen Sehnsüchte zu entlocken. Dies mache ich parallel in, nicht allzu einfacher, Abendessenzubereitender Tätigkeit, während Kochtöpfe dampfen und Schwarze Wellen aus Subwoofern dröhnen.

Wer sich trotzdem die Sekunden ausklinkt, den Schneider Ammann mit all derer destruktiven Ideologie geistig auf den Mond bläst und nochmals meine Seiten durchliest wird einiges Entdecken.

Ich bin eine obermiese Verkäuferin, nein gar, Verkaufen macht mir echt keinen Spass, solls geben.

Materieller Reichtum ist für mich kaum ein Anreiz, weder für den Montagsmorgen-Aufstand noch fürs Domina-Inszenieren.  Wer meine Seiten betrachtet, es sind einige, wird feststellen dass keinerlei Gegenwerte fürs beziehen der Informationen verlangt werden. Weder Werbung noch sonst irgendwas was mir materiellen Zustupf bewirken könnte, ist in der Seite enthalten. Irgendwann wars, als selbstständig Erwerbende,  angebracht eine Geschäftswebseite zu bauen, ich würd sagen, diese Aufgabe hab ich, auf ganzer Breite, voll verkackt, zum Glück ist mir diese Tatsache ehe Egal wenn nicht gar Scheissegal.

Nun liebe Männer, es ist schon richtig, BDSM ist ein Teil von mir, je nach Phase ist dies BDSM mehr oder minder wichtig. BDSM ist eine Inszenierung die, so glaube ich, einzig im Gleichtakt zu einem tollen Erlebnis wird sofern alle Beteiligten mit Herzblut an dies grossem Theater mitwirken.  Da BDSM im Gegensatz zu meiner aktuellen Tätigkeit als Energie-Daten-Management-System-Bastlerin,  viel intime Anteilnahme erfordert, sind die Kriterien zur funktionierenden Session um einige Quadräter komplexer.

Finanzielle Anreize mögen gut gemeint sein doch sie sind definitiv nicht kickender Motor zur BDSM-Session, übrigens gilt gleiches fürs bauen des Energie-Daten-Management-Systems nur dass

Zweiteres, als gesellschaftlich anerkannte bezahlte Tätigkeit gilt womit sich weitere Diskussionen erübrigen.

Mich kennenlernen ist nicht unmöglich und nach wie vor will ich versucht sein, im Gespräch, Euch Sehnsüchtigen zuzuhören, doch bitte lasst die Pferde im Stall. Wie gesagt, man muss meine Webseite kurz betrachten um festzustellen dass meine Energie enorm sein kann wenn mich was gelustet doch auch Inverses ist der Fall. All dass was mir nicht schmeckt werde ich, auch unter finanziellen Anreizen, kaum realisieren.

Erwartungen Erden und auf Normalpegel schrauben  hilft zu tollen Gesprächen. Wers nochmals ankuckt, es ist richtig, Kategorien find ich fast immer Schwachsinn trotzdem machts Sinn das en Brot, Brot heisst und nicht Kupfer. Verständigung ist ne geile Sache und Kupfer ist definitiv giftig.

Darum, ja, es gibt en Wörtchen Bi, ist fasst so scheisse wie Bu und Bä, trotzdem, meine Fixierung auf Frauen ist tendenziell recht gross. Auch dass ich in Partnerschaft lebe, seit 16 Jahren, ist kein Geheimnis.

Füttert keine Vorurteile den ja, ich bin Trans und Du bist vielleicht kriminell und ein jeder Mensch hat eine Geschichte. Solange Du mich oder andere nicht niederstreckst oder sonst wie Leid zufügst ist, aus meiner Sicht, alles voll Easy.

Ich bin ein sehr Kunstaffiner Mensch, Kunst ist Geil, ich erwachte aus der Hausbesetzerszene und dem E-Musikkuchen. Ich mag gescheite Menschen mit interessanten Geschichten.

Ergo, es ist blöd wenn Du die mögliche Zeit zur Durchsicht meiner Seiten in, vielleicht frustrierende Telefongesprächen verbratest. Auch ohne explizitem Industriegeschichtsinteresse kann mein Wirken unterhaltend gelesen und betrachtet werden.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spass

Buffalorageleucht

Die neuliche Befahrung der Anlagen „Minieras da Fiern“ förderte eine Reihe neuer Erkenntnisse zum Spätmittelalterlichem Bergbau. Kaum eine Abbaustelle auf Schweizer Boden ist noch heute in solch erhaltenen Zustand. Es sind noch etliche Artefakte aus jener Zeit, zwischen 14. und 15. Jahrhundert, erhalten und der ursprüngliche Bau blieb, dank jahrhundertelanger  Versiegelung, im Urzustand. Eines der faszinierendsten Erkenntnissen war die durchwegs durchdachte Transportlogistik vom Schienensystem bis hin zum eigentlichen Beleuchtungskonzept der Hauptförderstrecken.  Noch heute sind die Geleuchtnischen, in regelmässigen Abständen, in den Hauptstrecken erhalten. Die Leuchten, wie ich heute weiss, sogenannte Talgleuchten, interessierten mich besonders. Motivation zu meiner weiteren Recherche war ein Fund in einer Zwischenstrecke welche irgendwann zu einem Materialmagazin ungenutzt wurde.

Talgleuchte

Der besagte Fund ist ein Teil eines Talglichtes. Leider fehlt, wie meine Recherche ergab, ein beträchtlicher Teil der Lampe.

Talgleuchte Die Hafnerin

Der moderne Nachbau dieser Leuchte ist mir bei „Die Hafnerin“  begegnet. Auf dessen Seite bediente ich mich des Bildes.  Gemäss „Die Hafnerin“ ist die Leuchtenkonstruktion einem Fund aus Freiberg in Sachsen, 14./15. Jahrhundert nachempfunden.

Mein Minieras da Fiern Exemplar verfügt über eine bläuliche Glasur und einer durchgehenden Fingeröffnung zum Greifen des Geleuchts. Am Fundort der Lampe stehen Teile einer demontierter Hanspelaufzugsanlage , diverse Rundhölzer die aber nicht erkennbar zur Haspelmechanik gehören, sowie nicht weiter identifizierbare Kanthölzer.

Die Zwischenstrecke in der die Funde lagen war Teil eines Abwurfsystems welches irgendwann zu einem Lager umfunktioniert wurde. Damals war dieser Bereich, gut versteckt und schwer zugänglich, eher selten befahren worden wodurch die Artefakte über die Jahre in Vergessenheit gerieten.

Die Links
Urheberin des zweiten Bildes und Macherin zahlreicher, dem Mittelalter nachempfundener, Keramik Alltagsgegenstände Die Hafnerin www.die-hafnerin.de
Einiges übers Taglicht auf derlichtermacher.de

Und meine Vorbeiträge
Der Krucks mit dem Öllichtchen
Buffalora

Der Krucks mit dem Öllichtchen

Im Zuge meiner Erkundung Buffalorischer Eisenwerke wars mir ein Selbstversuch mit Beleuchtung unter Öllicht, wert. Von Interesse wars zu erfahren wie solch Lichtquelle funktioniert und welche Ausbeute das Flämmchen hergibt.

Öllicht

Mein Lämpchen ist ein Messingnachbau einer alten Bergbaulampe ca 1890, die so ziemlich alles schluckt. Ein 2 Jahre übers Verkaufsdatum hinweg verstrichene Fine Food Kürbiskernöl diente als Brennstoff und als Docht musste eine alte zerrissene Hose hinhalten.

Öllicht

Beim Eglibraten indes war ich froh um das reichlich vorhandene Aussenlicht.

Fazit, moderner Bergbau ist mit solchem Lämpchen schier undenkbar doch im Mittelalter funktionierte viel mit dem feinen Tastsinn. Stollen folgen oft einer Verwerfung und das Eisenerz von Buffalora lässt sich, unter gewissen Kriterien, im Gesteinsverbund gut ertasten, respektive mit Bergeisen und Fäustel, gut in deren Konsistenz erfühlen. Das Lämpchen indes hat heut noch keineswegs den Ruhestand erreicht, es solle am kommenden Samstag wieder in Einsatz stehen bei einer Cava sul Rhein-Befahrung.

Luisa mal wieder, in unruhigen Zeiten, etwas Städtischer

Zweifelsohne, wer lange in tiefen Gefilden herumkriecht und sich kurzfristig in die Haut eines Bergknappen, aus Mittelalter, begeben will, wird irgendwann wie eine ausgelutschte Scheuerbürste aussehen.

Luisa 2018

Naja, ich beschloss, in einer ganz und gar nicht hübschen Zeitepoche, mal wieder etwas hübscher zu werden.  Tanja Fehr stilbruch-züri.ch sei Dank bin wenigstens ich wieder ganz ne Schöne geworden.

Währenddessen auf den Strassen sich üble Szenen abspielen und die Jagd auf Andersdenkende, Andersfarbige, Andersglaubende, angeheizt durch die, überhaupt nicht Sozialen Medien, voll entbrannt ist. Anknüpfend an eine längs überwunden geglaubte Geschichte erwachen neue Gelüste des Tötens, entfacht von en paar Sarasinischen Hetzschriften. Es macht Unbehagen, dieser Tage, zu wissen dass Waffenexportbeschränkungen in Bürgerkriegsländer aufgehoben wurden nur zugunsten einer Profitoptimierung skrupelloser Waffenlobbisten. Keine schöne Zeit in welcher die, welche blumig das Volk genannt werden, sich zunehmend von einer geldgierigen, egoistischen Hochfinanz instrumentalisieren lassen.

Manchmal wenn ich meine Facebook-Pinnwann betrachte überkommt mich Angst und Bange. Es scheint das Rädchen der Zeitgeschichte wieder an üble vergangene Zeiten anzuknüpfen und wichtige Sozial-Kulturhistorische Errungenschaften werden mit Springerstiefel zu Tode getreten.

Sie sagen, en paar Wenige, eine neue Regierung müsse her doch dass was die Regierung ist, war und wird gewählt von dieser blumig klingenden Horde genannt das Volk. Es scheint so als würd eine Meute rufen „wir sind das Volk“ und ich bin am Rande dieser Meute, realistisch betrachtet, ein exzellentes Opferkaninchen.

Scheisse sag ich, in welche Geschichts-Scheisse ich da hineingerasselt bin, dabei ist meine Intension ganz und gar nicht die Eskalation eines Konfliktes. Im Gegenteil, als sozialer Mensch hoffe ich auf die friedliche und sich gegenseitig, geistig befruchtende Gemeinschaft.

Es mögen alle einen schönen, friedlichen Sonntag geniessen

Luisa

Buffalora

Der Beginn einer hiesigen Schwerindustrie als kulturelles Importgut aus dem fernen Tirol

oder ein Forschungsintensiver Rundgang durchs hochindustrialisierte 16. Jahrhundert in luftiger Höhe nahe des Ofenpasses. Vorweg eine kleine Gruppe mit Namen „amis da las minieras Val Müstair“ öffnet, seit dem Jahre 2004, in undankbarer Sisyphus-Tätigkeit, Stollenwerke rund um die Buffalora-Alp.

Alp Buffalora

Gemäss Daniel Schläpfers Disertationsarbeit verbergen sich rund um den Flurnamen „Minieras da Fiern“, steht für Eisenbergwerke über 80 Stollenbauten. Nur minimal wenige dieser Stollenbauten waren zum Zeitpunkt der Disertationsarbeit 1960 zugänglich.

Minieras da Fiern

Die riesigen Halden am Fusse des Munt Buffalora indes sprechen noch heute eine eindeutige Sprache und so versuchten sich immer wieder engagierte Forscher und Forscherinnen im öffnen der Stollen. Mit viel Fleiss schafte die Gruppe „amis da las minieras Val Müstair“ bedeutende Durchbrüche in der Offenlegung der Hauptabbaustellen.

Uns, eine kleinen Gruppe Bündner Bergbaufreunde, war der Einblick in dies Tief gewährt und so erlebten wir, allesamt der Industriegeschichtsforschung begeisterte, 2 richtig intensive Tage im Val Müstair.  Aktuell sind etwa 7 Stollen von vermuteten 80 offen. Die oberen Werke sind indes die wahrhaft interessanten da diese produktiv Eisenerze, zwischen 1300 bis anfangs 1600, förderten. Einer dieser Stollen, genannter San Rafael (ein Heiliger, es gibt deren 4 verrät mir das Heiligenlexikon https://www.heiligenlexikon.de) führt in ein verzweigtes System von Abbauten und Abwurfanlagen.

Minieras da Fiern

Mitteldornschienen als Standard in allen Förderstollen

Die Hauptförderstollen, in Längen um die 350 Metern, sind ausgestattet mit handwerklich sauber ausgearbeiteten Mitteldornschienen-Stecksystemen. Periodisch angeordnete Geleuchtnischen, für damalig verwendende Oellampen, wie auch die verschiedenen Abwurfanlagen,  lassen auf äusserst rationelle  Transportwege schleissen.

Minieras da Fiern

Verbindungsschrägschacht

Die Ebene San Rafael, die wir zum Einstieg nutzen, verläuft Erzarm bis an eine enge Schräg-Schacht-Anlage welche die zentrale Strecke erschliesst.

Minieras da Fiern

Die zentrale Strecke, respektive eine der zentralen Strecken, endet in Tagrichtung in einer unüberwindbaren Verstürzung  zusammengebrochener Türstöcke. Indessen sind jene Exemplare die noch dem Bergdruck trotzen in guter Verfassung und geben Aufschluss übers handwerkliche Können der damaligen  Tiroler Bergknappen. Die Holzeinzahnung liegt satt ohne Spalte auf dem Unterholz, die Konstruktion wirkt noch heute in alle Richtungen sauber versteift und folglich äusserst vertrauenserweckend.

Minieras da Fiern

Die Gegenseite der zentralen Förderstrecke erschliesst das produktive Eisenbergwerk. Der Hauptstollen endet an Stollenbrust bei geschätzten 350 Metern, wovon rund 150 dieser Meter ab Tag von uns schnell-kartographiert wurden.

Zeitweilig liegt viel Material im Förderstollen so das die Schienen nicht mehr zu erkennen sind. Ab 140 Meter öffnen erste stark ansteigende Erzaufhauen.  Ich erkenne, über die Länge von 210 Metern 3 mir eindeutig erscheinende Abbauten eines 60 Grad steilen Erzgangs.

Minieras da Fiern

In den verwinkelten Aufhauen, die sowohl aufwärts wie abwärts der Hauptstrecke anliegen,  sind Abwurfschächte eingebracht welche die Transportwege optimieren sollen.

Minieras da Fiern

Ein grösseres Abbaugesenk verbindet eindeutig eine untere Förderstrecke. Diese Abbauhalle könnte in letzter Betriebsphase auch als Abwurf funktioniert haben.

Minieras da Fiern

Die untere, anschliessende Förderstrecke ist gleicher Charakteristik wie die bis anhin bekannten. Auch in diesem Stollenwerk sind, in regelmässigen Abständen die  Geleuchtnischen zu finden und auch so ist das Werk konsequent mit Mitteldornschienen ausgebaut.

Minieras da Fiern

Im Stollen liegt immer noch, als wär dieser erst vor kurzer Zeit in Verwendung gestanden, ein gut erhaltener Erztrog. Es ist nicht der erste Erztrog den ich ausmache, deren 4 glaube ich bei meiner Expedition erkannt zu haben.

Ohnehin scheint dies Bergwerk voller Artefakte, die viel über das damalige Schaffen zu erzählen wissen.

Minieras da Fiern

In der grossen Abbauhalle sind in einer Geleuchtnische verschiedene eingeritzte Inschriften erkennbar. Schrifttypus könnte in die Jahre um 1600 oder früher passen. Unwahrscheinlich erscheint mir dass die Niederschriften aus Neuzeit stammen. Ich glaube, anhand der Versturzspuren, dass dies Stollenwerk kurz nach deren Betriebsende um ca. 1620 unerreichbar blieb.  Der Text ist schwierig zu entziffern, ich behaupte  „Ciao Andrea“ oder „Gio Andrea“ zu erkennen der  folgende Teil könnte sowas wie „S…pano“ sein. Die weiteren Zeichen und Initialen wirkend auf mich indes äusserst Nebulös. Klar ist, in der Geleuchtnische brannte nicht still vor sich hin ein Öllampenflämmchen sondern eher ein ölgetränkter Lappen welcher die nötige Russunterlage hinterliess. Was wiederum erklärt wieso einzig in dieser Geleuchtnische die Texte zu finden sind.

Minieras da Fiern

Die Ritzarbeit stammt, meiner Meinung nach, von einem der zahlreich herumliegenden Bergeisen. Dies Exemplar hier lagert  ein einer weiteren Geleuchtnische.

In einer Abwurfzwischenstrecke liegt ganz offensichtlich ein Materiallager mit erstaunlich gut erhaltenen Gerätschaften.

Minieras da Fiern

Fein säuberlich auseinandergebaut liegen die einzelnen Komponenten einer Haspelaufzugsanlage, einzig der eigentliche Haspel schein ich im Depot nicht zu finden. Die Holmen sind mit einen Hornlager, zur Aufnahme der Haspelachse, ausgestattet.  Es ist mir nie solch ein gut erhaltenes Exemplar unter die Augen gekommen.

Minieras da Fiern

Nicht unweit des Materiallagers liegt ein weiterer Gegenstand aus dem damaligem Bergbauwerkzeugkasten.

Wahrscheinlich ist dieser Keramikteil die verbleibende Hälfte einer Öllampe die einst der Magaziner  zur Verstauung des demontierten Hapselaufzuges benötigte. Leider ist von der Lampe ein beträchtliches Stück abgebrochen und faktisch unauffindbar trotzdem kann in etwa erahnt werden wie das damalige Geleucht ausgehen haben könnte.

Der Flurname „Ofenpass“ respektive „Pass da Fuorn“ hat Ursprung in der damaligen überregionalen Bedeutung des Hüttenwesens. Um 1600 oder früher standen einige Ofenanlagen in der Nähe an der heutigen Passstrasse. Nicht unweit der Passhöhe liegt „Il Fourn“ was für „der Ofen“ steht und tatsächlich solle noch eine Ofenruine im Nationalpark auffindbar sein.  Auf Buffalora stand einst eine ausgedehnte Siedlung die, so wird berichtet, um 1499 verschwand und nicht nur das Bergwerk bediente. Auf Buffalora erwuchs damals ein reger Handel mit Waren aller Art von nah und fern. Gleichzeitig leben Knappen und Metallurgen in Ort Buffalora. Heute sind kaum noch Spuren des Ortes ersichtlich.

Wir bauten eine Schnellvermessung des befahrenen Stollens welche ich zu einem sehr rudimentären Plan zusammenschusterte um einen Überblick des Stollens auf 815391 / 168649 zu erhalten. Dieser Plan möchte ich keineswegs dem neugierigen Leser / Leserin vorenthalten.

Minieras da Fiern

Plan gross machen, Plan anklicken

Leider reichte die Zeit nimmer um das gesamte Werk zu vermessen, nein, das Gesamte Werk würd den Rahmen von 2 und mehr Tagen bei weitem sprengen. Trotz des einzigen Vermess-Drittels ist eine gute Übersicht über den systematischen Eisenerz-Abbau im Mittelalter möglich. Der Stollen nennt sich San Rafael, eine Bezeichnung gegeben im 21 Jahrhundert der damalige Namen ist unbekannt. Hauptförderstrecke in Rot liegt knappe 16 Meter unter der gelben Grundstrecke die merklich keine Erzgänge anfuhr aber heute die noch existente Schachtverbindung in die Hauptförderstrecke offen hält.  Meine rote Hauptstrecke fährt 3 Abbauten eines 60 Grad steilen Erzganges an.  Unsere Vermessung indes reicht nur bis Ende erste Abbauzone.  Am Ende unserer Vermessung folgt der erste Abwurf, welcher, so angenommen aber nicht bewiesen, eine tieferliegende Hauptstrecke erschliesst.

Abwürfe finde ich minimum 2 weitere die einher mit den Abbauten sich anreihen. Der hinterste Abwurf, durch die letzte Abbauhaue verlaufend, erreicht tatsächlich die untere Hauptförderstrecke die jedoch in Richtung Tag zugeschwemmt ist.  Ein überbrücken der Schwemmstelle könnte am ersten Abbau möglich sein, ist aber, wie erwähnt nicht bewiesen, unser Seil war zu kurz um den gesamten Schacht absteigen zu können. Auch nach oben sind Abbauten weit hinauf fahrbar vermutlich sind auch in oberen Lagen Hauptfahrstrecken erreichbar. Leider reichte die Zeit nicht zur tieferen Erforschung der oberen Stollenbauten.

Minieras da Fiern

Plan gross machen, Plan anklicken

Die Verknüpfung des Plans mit dem Satellitenbild zeigt den Stollenverlauf unter allen Halden hindurch.  Unser befahrene Stollen dürfte eine Länge von 350 Metern inne haben ergo reicht dieser bis unter alle Halden hindurch. Die Halden auf dem Satellitenbild stammen alle von höher liegenden Stollenbauten. Mit Einbezug des  Erzgangverlaufes ist mit einer weit verzweigten untertägigen Verbindung der einzelnen Förderstrecken, im Bereich der 100 Höhenmetern, zu rechnen.

Die unten angelegten Stollen, etliche müssten es gewesen sein, sind indes wahrscheinlich alle durch taubes Gestein getrieben worden.

Der Erzgang liegt folglich zwischen 2500 und 2390 müm, alle tiefen Werke, bis 2260 müm führen kein Erz. Unser Forschungsbereich erstreckte sich zwischen 2390 und 2422 müm und, wir haben nur ein Bruchteil der Werke gesehen.

Wer die Minen besuchen möchte, solle sich an die „amis da las minieras Val Müstair“ wenden.