Eine kurze Reise in abtrünnige Grenzbereiche zweifelhafter Definitionen. Ein Blog über mich und mein drang Freiheit zu erweitern. Ein Blog ohne jeden Anspruch auf Absolutes. Einfach nur meines.
Es ist 50 Jahre her als eine Handvoll BesucherInnen, nach einer Razia im, von der Mafia betriebenen, Schwulenlokal „Stonewall In“ sich gegen die massive Polizei-Repression aufzulehnen begann. An tagelangen New Yorker Strassenschlachten forderten Schwule, Lesben, Transmeschen und Queers, vornehmlich aus minder priviligierter Schicht, ein Minimum an Würde und Respekt. Damals mit an vorderster Front Stormé De Larverie, Miss Major, Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera welche die Aufstände initiierten und somit eine Weltweite Bewegung des Kampfes für Gay und Transrechte auslösten.
Und 50 Jahre danach, die Freiheit, den Respekt und die Akzeptanz die wir glauben zu geniessen ist ein äusserst zartes, kaum sichtbares Blümchen. Ein Blümchen das Gefahr läuft wieder zertrampelt zu werden.
Grosse Konzerne liebäugeln mit unserer, DoppelverdienerInnen, Kinderlosgeldbörse doch deren Intention ist rein opportunistisch. Die geglaubte Unterstützung des Kapitals ist uns nur solange sicher als wir unser Geld und unsere Arbeitskraft in dessen Rachen werfen. So wunderst nicht weiter dass im Getümmel der bunten Zürichpride „Swiss“, „Credit Suisse“, „UBS“ und Weitere sich ein Stelldichein der Toleranten geben.
Wir geniessen ein Selbstbewusstsein und eine Sichtbarkeit die verletzlicher nicht sein könnte. Dunkle Wolken attackieren die hart erkämpften Freiheiten. Eine erstarkende Weltweite neue Rechte, der Rückschritt zu alten Büchern, genannte Buchreligionen, und die zunehmende soziale Ungleichheit könnten unser Leben, unser Geschlechterbewusstsein, unsere Form der Liebe, massiv aus den Angeln heben.
Ich beobachte in meiner Wohnumgebung eine zunehmende Transphobie und Homophobie die eine beängstigende Militanz entwickelt. Es ist an der Zeit uns wieder rückzubesinnen an Tage an denen Freiheit mit Hand- und Faustfesten Argumenten erkämpft werden musste.
Basel der Remember Stonewall Umzug liess meine Hoffnung wieder erwachen. Es gibt sie doch, jene die sich der Labilität unserer Freiheit durchaus bewusst sind. Unser Anspruch auf Freiheit ist zwangsläufig auch geübte Kritik an der gesetzten kapitalistischen Ordnung.
Kurzum, es war eine geile Demo, die so behaupte ich, gegenwärtig nur in Basel denkbar möglich wäre.
Und, wir haben Lust unsere Freiheit zu verteidigen.
Gestern nach der Pride ist ein Paar an der Weststrasse, höhe Marienstrasse, von Unbekannten angegriffen worden (unterer oranger Punkt), Blickartikel „Schwules Paar an Gay-Pride in Zürich verprügelt“.
Zeitlich nicht lange zurückliegend, am 17.Mai 2019, wurde, am internationalen Tag gegen Homophobie, ein Stand des vom Vereins „Achtung Liebe“ attackiert (oberer oranger Punkt), Blickartikel „Unbekannte zerstören Regenbogen-Stand beim Zürcher Lochergut“.
Die roten Punkte symbolisieren Orte in denen ich bereits
Anfeindungen erlebte diese jedoch teils bereits 20 Jahre herrührend womit
meinem Wohnquartier eine lange Homo und Transphobe Tradition angerechnet werden
darf.
Das Rotblaue Feld umfasst ein Gebiet welchem ich besondere Vorsicht zolle und insbesondere Nachts eher meide. Der Innenhof der Lochergut-Überbauung (Nördlichster Roter Punkt) ist, meinem Wissensstand, traditionell immer wieder Treffpunkt einer äusserst homophoben Gang denen ich solche feigen Anschläge zutraue.
Kurzum, die Gruppe, wahrscheinlich immer wieder gleiche Täterschaft, die Polizei spricht von Locherguet-Jungs, verfügt über ein doch er bescheidenen Aktionsradius, kaum 500 Meter.
Wie Ihr wisst, bin ich total spitz auf georeferenziertes
Zeugs, naja ihr wisst schon, Wohnadressen, Arbeitgeberadressen und sonstig
Zeugs was richtig weh tun kann.
Eine Ferrera-Tal-Geschichte den es wird nicht alles Almeria
sein und irgendwie muss ich wohl mal wieder hierzulande ankommen.
Val Ferrera, konkret dreht meine Geschichte ums Eisenwerk am
„Ual Martin“, Bach Martin, heute Ual da Martegn und die nahegelegenen
Erzgruben.
Trotz der verhältnismässig kurzen Betriebszeit, von 1806 bis
1827,finden Schmelzwerke auf einigen alten Dokumenten Erwähnung und noch heute
sind Reste einer grossflächigen Industrieanlage auffindbar.
Und doch, liegt erstaunlich wenig Überlieferung zu dieser
Anlage und den umliegenden Gruben. Für mich ein interessantes Forschungsrevier
mit reichlich ungeklärten Fragen welches mich bereits im Februar des Jahres
2011 faszinierte, indes, mangels Zeit, irgendwo in der Versenkung landete. Gelegenheit
im 2019, nach reichlich Almeria-Eisen, mich dieser Geschichte anzunehmen. Also
führten mich die letzten zwei Wochenenden in dies Industrierelikt.
Von der grossen Verhütungsanlage sind hauptsächlich die gemauerten markanten Pfeiler, welche Strickwände umschlossen, erhalten geblieben. Drei solche, wahrscheinlich als Lagerräume oder Stähle genutzte, grössere Gebäudeumrisse sind im Gelände der Kraftwerke Hinterrhein ausmachbar. Daneben finden sich zahlreiche kleinere Gebäudereste, wie auch Kanalanlagen weit verstreut. Die beiden Öfen, respektive wenige Reste davon, wahrscheinlich ehemalige Blashochöfen, liegen unmittelbar etwas oberhalb des Averser Rheins in der Nähe des Ual da Martegn. Eine erahnbare Kanalanlage könnte das Blasbalg-Triebwasser vom Ual da Martegn abgeleitet haben. Könnte, denn, meine Beobachtungen widersprechen sowohl der historischen Tuschzeichnung wie auch der Siegfriedkarte Erstausgabe doch zu diesen Wiedersprüchen will ich an späterer Stelle, nach kurzem Bergwerksrundgang, eingehen.
Nicht unweit der Schmelzanlage, nahe dem Bach Martegn, 300
Meter westlich und auf einer Höhe von ca. 1550, liegt die erste grössere
Zuliefergrube.
Das Areal ist heute, trotz komplettem Kahlschlag um 1826,
schwer zu erreichen. Die Vegetation eroberte sich, in den fast 200 Jahren
Erholungszeit, grosse Flächen der Anlagen zurück. Markant an dieser Abbaustelle
sind die zahlreichen kleineren Gebäuderesten welche nördlich des, rund 140
Meter langen, Abbauschlitzes gruppiert sind.
Der Abbauschlitz erreicht teils Tiefen um die 20 Meter.
Noch heute stützen unermüdlich ein paar wenige Stempel die
überhängende Schlitzdecke. Die Grube macht, trotz einiger Verstürze, einen
gesamthaft stabilen Eindruck.
Zeitweilig schwindet der Tagbauschlitz ins Untertägige. Die 140 Meter Abbauschlitz sind mittig mit
einem Steindamm getrennt. Auf Höhe des Steindamm findet sich Grundmauerreste
die auf eine ehemalige Bergbau-Schmiede hindeuten. In der Grube sind Bohrlöcher
erkennbar die auf den Einsatz von Sprengmittelns schliessen lassen.
Über den Erztransport, Siderit / Hämatit lässt sich heute
nur spekulieren. Erdrutsche, Lawinen, und die wiederblühende Vegetation
veränderten die nähere Umgebung frappant. Auffällig jedoch, die geordnete
Haldenaufschüttung und Südposition des Tagschlitzes diese teilweise durch
Stützmauerwerk abgesichert.
Das Bergwerk liegt exakt oberhalb der
Weiterverarbeitungsanlagen. Es ist
durchaus denkbar das ein Abwurfgraben genutzt wurde um das Erz in die Anlage zu
befördern. Wege sind aktuell keine eindeutigen auffindbar.
Was jedoch auf der Martegn-Seitigen Grube nicht zu
beobachten war, war ein Röstofen wie er an den weiteren Standorten erkennbar
ist.
Szenenwechsel, Gegenseite, diesmal östlich der Schmelze, in
rund 200 Meter Luftlininie ferne und Gegenseite auf des Averser Rheins aber aus damaliger Erschliessungssituation,
wahrscheinlich einiges schwieriger zu erreichen, eine weitere Eisenerzgrube.
Diesmal eine Erz-Grube mit eigenem Röstofen.
Der Ofen ist heute, anhand des noch verbleibenden
Steinhalbkreises, eindeutig ausmachbar. An der Ofenwand klebt noch ein kleiner
Rest Schlacke welcher unbeschadet die vielen Jahre überdauerte.
Das eigentliche Bergwerk ist, dank einer noch heute intakter
Versatzwand, leicht auszumachen. Der letzte genutzte Untertagezugang liegt
wahrscheinlich oberhalb des Felsvorsprungs, quasi hinter der Versatzwand. Ein
weiterer Zugang in dies, verhältnismässig kleine Werk, liegt auf der
Gegenüberliegenden Flanke.
Innendrin, hinter der seitlichen Versatzwand, ists vorwiegend eng und weitläufig eingebrochen. Trotzdem spricht viel für ein kleines Bergwerk mit eher geringer Ausbeute welche jedoch, zur Optimierung, im Ofen auf eine höhere Güte getrimt wurde.
Ich klaute aus der herumliegenden Erzauswahl ein kleines
Stück Siderit welches, behaupte ich, noch des Ofens verschont blieb.
Die letzte Grube die ich besuchte liegt im Gebiet
„Gruoba“ und ist auch auf der Ostseite des Ferreratals aber bereits
auf stolzen 1720 müm. Die Bergknappen mussten bereits 300 Höhenmeter überwinden
um das Eisenwerk zu erreichen. Folglich
findet sich auf diesem Grubenareal sowohl Ofen, Schmiede wie auch
Schlafgebäude.
Die Grube selbst ist, wie bereits beobachtet, ein
Abbauschlitz welcher unbekannt in die Tiefe reicht, denn, seit Überlieferung,
steht Wasser im Gesenk. Es wird berichtet dass in optimaler Jahreszeit, wenns
Wasser frisch und klar wirkt, ein tiefer Verlauf mit abgesoffener
Türstockzimmerung sichtbar wird. Bei meinem Besuch lag das Wasser trübe und
abgestanden über die Geheimnisse. Auch das obligate Lampenversenken brachte
einzig eine 30 cm Sichterweiterung. Auch in dieser Abbaukammer folgten die
Bergknappen der schmalen Sideritschicht ins dunkle Tief.
Das Leben der Bergleute war alles andere als entspannt dies
verdeutlicht das kleine Schlafgebäude welches den Aufrechten Gang in keinerlei
Stelle erlaubte. Der Bau mit Gibeldach ist kaum über 1.30m und platzbietend für eng aneinander liegende
10 Knappen. Die Bergschmiede ist da deutlich grösser ausgelegt.
Die Situation im Überblick
Das ehemalige Eisenwerk steht heute auf dem Areal der Kraftwerke Hinterrhein. Durch den
Bau der Turbinenkavernen, nördlich des Eisenwerks, ist viel der ursprünglichen
Industrielandschaft verloren gegangen. Die Gruben westlich wie östlich des
Werkes sind indes noch heute erhalten. Die Grube Gruoba ist leider
abgesoffen dies wahrscheinlich knapp
nach Ende des Bergwerksbetriebs. Ein angefangener, tiefer gelegene Querschlag
könnte ein Indiz sein für den Lösungsansatz des Wasserproblems. Leider ist der
Querschlag nur bis ein Meter angefahren, Richtung und Höhe hätte bei Vollendung
indes doch einige Liter vernichtet.
Das
Gebiet um die 3 mir bekannten Gruben und ums Eisenwerk war um die 1826er
ziemlich kahl geschoren. In den 21 Jahren der Eisenproduktion vernichteten die
Öfen eine Unmenge an Wald womit das Eisenwerk mangels Rendite um 1826 die Tore schloss.
Die Gruben rund herum wurden indes noch längere Zeit betrieben.
Der Weg auf Gruoba und zu weiteren, noch höher gelegeneren, Gruben ist im Inventar historischer Verkehrswege unter Nummer GR 7855. Noch heute zeugt diese Verkehrsverbindung von schwerer Transportlast wie dies üblich ist beim Eisenerzbergbau.
Zulieferbergwerke
sind etliche weitere bekannt die ich jedoch an dieser Stelle nicht näher
beschrieben werde, ein andermal.
Interessantes
Detail welches mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet sind die unterschiedlichen
Kartografischen Erzeugnisse die irgendwie alle nicht so recht mit den
Beobachtungen auf dem Industrieareal passen.
Stand
Siegfried Karte die Erste um rund 1875 mit meiner Anlagenüberlagerung zeigt
erste mir nicht passende Unstimmigkeiten. Der Bach Martegn fliesst diesmal
nördlich meiner Schmelze. Eingezeichnete Ruinen mit dem Vermerk ehem.
Eisenschmelze liegen nördlich des Martegn
Baches was mit der historischen Tuschzeichnung am Anfang meines Artikels
übereinstimmen würde.
Ein Teil
des Martegn Bachs fliesst heute in aller Gemütlichkeit durchs Bergwerk was für
eine aktive Umleitung des Wassers sprechen würde anderseits könnte einfach nur
die Siegfriedkarte an dieser Stelle reichlich Ungenauigkeiten beinhalten.
Den wenn
jetzt die Verkehrswege der Siegfriedkarte auf die aktuelle Karte übertragen
werden, zeigen sich einige merkwürdig anmutende Unstimmigkeiten zwischen Gewässer und Wege.
Exakt 75 Jahre vor meinem Besuch, also am 9.6.1944, Fotografierte ein Flugzeug die Gegend. Auf dem Bild ist meine gewohnte Ansicht durchaus wiedergegeben. Zwar liegen im Norden einige wenige Mauerreste die infolge des Kraftwerkbaus geschliffen wurden doch die Ofenanlage will ich an der von mir beobachteten Stelle wiedererkennen.
Auf dem
Luftbild ist deutlich weniger Wald sichtbar was den Blick was die Sicht ins
damalige wiederum deutlich vereinfacht.
Somit bleibt aus meiner Sicht die plausibelste Erklärung die einer reichlich unpräzisen Siegfriedkarte.
Geschichte
Der Namen Ferreratal lässt sich eine frühe Eisenbergbautradition ableiten. Berichtet wird von Römern die bereits nach Eisen und Bundmetallen suchten. Erste schriftliche Überlieferungen indes datieren auf die Jahre 1605.
Sowohl die Gruben wie auch die Schmelzen könnten demzufolge
bereits lange vor deren Industrieller Ausbeutung, in Form kleinster Betriebe,
existiert haben.
Die Industrielle Gewinnung von Eisen an den Standorten
Innerferrera und Ausserferrera begann anfangs
19tes Jahrhundert.
Im Jahre 1806 erbauten die Gebrüder Venini aus Veltlin die Eisenschmelze Innerferrera und öffneten erste Erzgruben. 200 Arbeiter förderten und verhüteten grosse Eisenerzmengen bis 1827 die schrumpfenden Waldbestände eine rentable Eisengewinnung verunmöglichten. Die Veninis schlossen in der Folge die gesamte Eisenproduktion.
1829, ein Marietti aus Mailand übernimmt die Gruben im Ferratal doch da kaum noch Holz zur Verhütung zur Verfügung steht, kommt’s nie zu aktivem Bergbau.
1830 betreibt die Firma del Negri
die Erzgruben im Ferreratal. Del Negri und dessen gutbetuchter Teilhaber Gaspere
Ordogno de Rosales waren politische Flüchtlinge die den
italienischen Unabhängigkeitskrieg unterstützen. Sie wollten mit dem gewonnenen
Erz Waffen für den Freiheitskampf in Italien herstellen. Da im Ferreratal kaum
noch Holz zu finden war, bauten Del Negri und Rosales zwei neue
Schmelzen in Sufers und Andeer.
Während die Schmelze Sufers dem
Autobahnbau A13 weichen musste, steht die Schmelze in Andeer im Haus Rosales noch
heute.
Die aufwendige Produktion stand in
keinem Verhältnis zum erreichten Ertrag, das Vermögen von Rosales neigte sich
dem Ende worauf 1848 der Bergbau eingestellt wurde.
Es sind noch, nach 1848, immer wieder neue
Prospektionsversuche im Ferreratal unternommen
worden. Bekannteste Gesellschaft war die Bergbau AG Chur unter der Leitung des Ingenieurs
Markwalder die zwischen 1917 und 1921 Manganerz auf Starleta abbaute.
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