Bei herrlicher Herbststimmung zogs mich gestern ins schöne
Schwarzwald. Noch viele Sehenswürdigkeiten warten auf Entdeckung und, abgesehen
vom Europaweit rückständigstem Bergbauamt, gibt’s noch immer schöne,
erreichbare Bergbaurelikte die richtig viel Geschichte zu erzählen haben.
Schwarzwald auch, ein ruhiges Eck wo noch Autofahren Spass macht und das Bier mit einem freundlichem Lächeln serviert wird. Kurzum, die Wellnessoase aller Bergbauinteressierte.
Erstmals jedoch war noch eine offene Baustelle auf unserer Ausflugsliste genannte Friedrich Augustgrube am Dachsberg. Bei unserer letzten Tour, Beitrag St Blasien Reviere noch Eine, herrschte tiefster Winter. Die fehlenden Mundlöcher mussten, aus Sicherheitsgründen, auf allfällige Erkundung warten. Gestern wars genau ideal zu systematischer Suche, Zeit war da, angenehmes Klima herrschte und die Völkerwanderung hielt sich in Grenzen.
Nach wie vor Thema, die Erkundung des gesamten Areals Friedrich August.
Das unterste Mundloch, respektive der ganze Stollen, ist, wie wirs kennen, auch im Sommer, fast bis Dach, Wassergefüllt. Also eher eine Geschichte für Neopren-Schwimmerinnen. Wird mir, wohl oder übel, so nen Anzug zulegen müssen wenns mich nach weiterer Einsicht gelustet.
Und das Zwischensohlemundloch ist, ziemlich sicher,
verschüttet. Der Eingang lang unterhalb der Nickelgrube-Tagebauhalden die noch
heute, deutlich erkennbar, kein Gras an Vegetation zulassen.
In mitten dieser Haldenlandschaft, uns im Winter entgangen,
stehen noch Reste einer alten Siloanlage.
Das oberste Mundloch im hinteren Teil des Tagbaueinschnittes
ist, wie wirs exklusiv in Baden-Württemberg immer wieder vorfinden, mit einem masslos
überdimensioniertem Stahltor verschlossen.
Keine Frage, das Tor liesse sich mit entsprechendem Aufwand öffnen doch die schwere dieses möglichen Kapitalverbrechens dürfte die Deutsche Justiz total aus em Konzept werfen. Da empfehle ich einer kreativen Dorfjugend doch eher den Bergtechnischen, juristisch nicht wirklich beweisbaren, Einstieg oberhalb, rechts an Rahmenkante.
Für mich ein definitiv nicht lohnendes Unterfangen, zu viele
Bergwerke gibt’s die auf Erforschung warten.
Also, Szenenwechsel, Brandenberger Reviere.
Mal wieder Erzgänge, Fluorit, Blei und Silber in rauen Mengen wobei, seit den 1940er, der Bergbau auf Brandenberger Gebiet kaum noch rentierte. Die neueren Gruben, westlich der Ortschaft Brandenberg, schlossen um die 1960er.
Während die neuen Stollen restlos verfallen sind, finden
sich noch zahlreiche kleinere Aufhauen aus 18tem Jahrhundert oder älter.
Solch ein schönes Untertagewerk, Gesamtlänge 30 Meter, liegt östlich des Ortes nicht unweit des Tiefkängelbachs. Am Stollen sind feine Bohrlöcher auszumachen die auf eine Betriebszeit um das 18. Jahrhundert deuten.
Auch ein kleiner Stollen, diesmal aus Mittelalterzeit, mit
versteckter Panzerabwehrgrantenhülle welche definitiv nicht in die Zeitepoche
des Mittelalters passt, liegt am Nordufers des Wiese-Bachs.
Die letzte noch aktive Grube, die bis in die 1960er bewirtschaftet wurde, liegt genau hinter der Ortschaft Brandenberg. Diese Blei, Silber und zuletzt Fluoritgrube solle eine der ältesten Gruben des Schwarzwaldes überhaupt sein. Die erste urkundliche Benennung geht auf Jahr 1288 zurück.
Das ehemalige letzte Mundloch ist komplett verschüttet, an
dessen Existenz erinnert heute nur noch die Bergbauhinweistafel. Der Erzgang
jedoch, welcher ziemlich genau mit der 800er Höhenlinie übereinstimmt, lässt
sich anhand der Aufschlussarbeiten, recht gut verfolgen.
Immer wieder führen tiefe Einschnitte des ausgeräumten Erzgangs fast senkrecht ins Berginnere.
Einige dieser Schächte offenbaren äusserst spannende Einblicke. Im Bild ein angefahrener Stollen vermutlich aus dem Spätmittelalter. Die offenen Schächte sind sehr gefährlich und sollten, wenn überhaupt, mit aller Vorsicht, Vertikalseiltechnik, befahren werden. Viel Versturzmasse klemmt irgendwo im ausgeräumten Erzgang welche den trügerischen Eindruck einer guten Standfestigkeit vermittelt. Der Erzgang könnte auf einer Vertikalhöhe von 80 Metern leergeräumt worden sein. So genau kann ich dies heute nicht beurteilen.
Sicher ist, der östlichste Schacht reicht tief ins Berginnere und ich soweit sichtbar kaum mit Steinblöcken verstellt. Möglich das über diesen Schacht der Einstieg in die Hauptförderstrecke, rund 60 Meter tiefer, gelingen könnte. Wie erwähnt, ich war nicht unten, und wenn so fordert diese Befahrung die nötig, saubere Vorbereitung.
Wie üblich, der Übersicht halber, die Karte mit den Details zu meinem Brandenberger Ausflug. Die Rote Linie gibt meine Trackaufzeichnung wieder. Die östlichste Trackspitze war unser Grillplatz der importierten Cervelats und am südlichen Trackende gibt’s Bier, alle Geschichten dazwischen sind selbsterklärend. Und wers noch gnauer wissen will, mein Plan gibt’s auch als PDF und zwar hier.
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