Monat: Juni 2024

Miniera Torgola

Oder, Bovegno Part II

Nach wie vor, zwischen Bovegno und Collio gibt nur Minen, viele Minen, zuletzt, nach Jahrhunderter Blei-Kupfer-Abbautradition, schossen Barytstollen in die Bergflanken.

Barytwerke Torgola Bovegno

In den Weiten des WWWs geistern alte Geo-Karten herum. In einer dieser Karten, Stand 1877, sind handschriftlich, mit zerknautschen Farbstift, Erzgänge markiert. Diese Gange, eher Blei, sind in mein QGIS-Plänchen eingeflossen und diese Erzgänge korrelieren erstaunlich präzise mit den vorgefundenen Stollenbauten.

Das Hauptwerk, die Flotationsanlage Torgola mit dazugehörigem Stollen, solle hier etwas näher beschrieben sein.

Barytwerke Torgola Bovegno

Wer die Bergstrasse SP345 hinauf schlängelt wird zwangsläufig kurz vor Collio das imposante Industriegebäude der Torgola-Gesellschaft erblicken. Im Innern der rot gefärbten Bauten verbirgt sich eine kompakte Flotationsanlage die zuletzt, von allen umliegenden Gruben, Baryt extrahierte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Nass-Kugelmühlen bereitenden in einer grossen Halle den Flotationsschlamm.

Barytwerke Torgola Bovegno

Grosse Tanks sammelten diese Gesteinsmasse

Barytwerke Torgola Bovegno

In einem ersten Schritt folgt eine Grobflotation im Rührwerktank. Flüssigkeit und leichtes Geschiebe wird in dem lokalen „Flume Mella“-Bach abgeleitet der am Boden abgelagerte Schlamm fliest in die Feinflotation.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die zweite Flotationsstufe, auch wieder mit langsam drehendem Rührwerk, extrahiert nochmal exakter, die verschiedenen Mineralien nach spezifischem Gewicht geordnet.

Barytwerke Torgola Bovegno

Der gewonnene Barytsand wandert in die Silosortierung. Je nach Reinheitsgehalt ist, mittels, nach oben gerichtetem, Förderband, Bild oben Rechts, ein erneuter Flotationsdurchlauf möglich. Im Berginnern liegt eine Siloanlage verborgen zur Sammlung des Nachbearbeitungsguts.

Barytwerke Torgola Bovegno

Nochmals abgelichtet die verschiedenen Förderbandanlagen zwischen Silo, im Bild, und Flotationsmaschinen, mein Fotostandort.      

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Stollen sind über den Wasserableitenden Erb-Querschlag trockenen Fusses zu erreichen. Im Stollen sitzt ein Wassergraben welcher die Menge an ausströmendem Nass bewältigen mag. Das Mundloch liegt neben der kleinen Trafostation nördlich der SP345-Strasse. Die am boden liegenden Kabeln dienten zur Einspeisung der Kompressoranlage im Berginnern.  

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Kompressorhalle ist ein mächtiges Geschoss mit eigener Zuluftversorgung. Total 3 Lufttanks deuten auf ein enormes Bergwerk mit vielen Pressluft-Arbeitsstellen hin.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Hauptförderstrecke ist an vielen Stellen verstürzt. Zwar sind alle von uns entdeckten Verstürze mehr oder minder überkletterbar doch in den Zwischenstellen macht sich Wasser breit was ziemlich bald, an einem Regentag, richtig nasse Füsse sorgte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Die Tagesförderstrecke ist mit Holz ausgebaut, was reichlich für Verbrüche sorgte.

Barytwerke Torgola Bovegno

Leider wurde das Wasser in Bergrichtung nicht weniger, Zeitweilige Wassertiefen bis zu 50 cm. Da wir noch eine Schlafgelegenheit suchen mussten, liessen wir von weiterer Befahrung ab. Im Bild sichtbar, der kleine Versturz und hinten nachfolgend ein weiterer, deckenüberragender Vesturz. Grundsätzlich jedoch, beide Fahrbar.

Barytwerke Torgola Bovegno

Meine Detailansicht visualisiert die verschiedenen Komponenten der Anlage. Der Hauptförderstollen ist in etwa die befahrene Länge abgebildet. Das Bauwerk wird jedoch, schätzungsweise, noch ewig in den Berg führen. Zur Weitererkundung müssten nasse Füsse oder Fischerstiefel mit eingerechnet werden.

Allem in allem en tolles Erlebnis und en grosses Dankeschön an Claudia fürs Miterkunden.

Miniera due Ponti

Es gibt schöne Ecken auf dieser Kugel. Manche Ecken sind schwierig zu erreichen und mit einigen Abenteuern verbunden umso schöner die zu erkundenden Sehenswürdigkeiten.

Ein solcher Ort nennt sich Bovegno und liegt im Niemandsland an einer Gebirgsflanke der Lombardei namentlich in der Industriereichen Provinz Brecia, (Beretta und sonstige bekannte Namen).

Dies Bovegno kennt auch grosse Bergwerke eines will ich hier näher Vorstellen. Diese Anlage liegt an abenteuerlicher Passstrasse SP345 und wird allgemein genannt „Miniera due Ponti“. Anfänglich als Kupfer, Blei und Silbergrube aufgefahren förderten die lokal ansässigen Mineuren in letzter Abbauepoche Baryt bis ins 1974.   

Bovegno Bergwerke

Das Bergwerk ist Teil einer weitläufigen Barytproduktion und zuletzt der Führung einer Torgola-Gruppe unterstellt. Die Stollen sind Kilometerlang und auf verschiedene Sohlen verteilt. Ich kenn, mangels Zeit, aktuell einzig die Fördersohle.

Miniera due Ponti Bovegno

Auftage sind die Silos und eine Brecheranlage platziert. Links im Bild Kipphunde die einst in den Förderstollen zirkulierten.

Miniera due Ponti Bovegno

Detail Brecheranlage unterhalb des Fülltrichters.

Miniera due Ponti Bovegno

Automatische Kippführung auf Ebene Förderstollenmundloch.

Von den Stollenbauten kenne ich nur die Hauptförderebene. Das Vorhandensein minimum einer tieferen Ebene mit Wasserabfluss wie auch minimum einer höheren Abbausohle ist erwiesen. Verschiedene Schächte auf und ab schliessen an die Förderstrecke.

Miniera due Ponti Bovegno

Förderstrecke, ausgebaute Teilabschnitte nahe Mundloch.

Miniera due Ponti Bovegno

Nahe Eingang führt ein Förderlift in eine tiefere Ebene. Bild, Blick aufwärts zur Umlenkrolle.   

Miniera due Ponti Bovegno

In die oberen Bereiche führen Fahrten und Rolllochöffnungen.

Miniera due Ponti Bovegno

Eine pneumatisch gesteuerte Rollenschnauze markiert die Wichtigkeit des obenliegenden Abbaus.

Miniera due Ponti Bovegno

Die Stollen sind beträchtlich lang was Pressluftzwischentanks nötig macht. In dieser Strecke sitzt ein genietetes Exemplar aus früherer Epochen. Wasser in diesem Stollen zu genüge vorhanden was die Befahrung zunehmend unangenehm machte. 

Miniera due Ponti Bovegno

Zwischendurch eine Wasserstauung in einer Seitenstrecke. Den ewig langen Haupt-Stollenzweig haben wir nicht bis Ende befahren da das Wasser unaufhörlich zunahm. Ein Fragezeichen mehr auf meinem Plänchen.

Miniera due Ponti Bovegno

Ohnehin gabs reichlich Strecken anzukucken, da fehlte reichlich Zeit um jedem Detail nachzuforschen. Im Bild eines der gefühlt tausend Abzweiger.

Miniera due Ponti Bovegno

Ein Leckerli darf in meiner Fotodokumentation keinesfalls fehlen, unbeweglich steht noch heute knapp vor Stollenbrust, eine der wenigen erreichten, ein Überkopflader aus neuerer Bergbauzeit.

Da die Bergwerke sehr gross uns sehr umfangreich sind und auch die Verarbeitungsanlagen nicht mit Reizen geizen werden noch weitere Geschichten zu Bovegno folgen.

La Familia 6299

Dies Geheimnis prägte mich und einige Interessierte immer wieder. In naher Gegenwart konnte dieses immense, unterirdische System, im Gewirr der Minas de Gador, nie erkundet werden. Zu tief und zu unwegsam sind die, bis zu 130 Meter tiefen Schächte. Auch die Hauptfahrstrecke, obschon Pepi und ich diese vor 50 Jahren erkundeten, konnte nicht wieder gefunden werden.

Trotz Misserfolgen, entstand bei all den zahlreichen Arealerkundungen ein fundiertes Wissen zum Schwefel-Bergwerk La Familia 6299. Dank des Austausches mit einigen Forschern  ist heute eine umfangreiche Dokumentation verfügbar.

Schwefelbergwerk La Familia 6299

Im Bild, Ofenbatterie La Familia 6299

Ich habe Einiges gebündelt und daraus eine druckfähig gelayoutete Geschichte geschmiedet. Ob ich eine HTML-Fassung bauen werde steht indes in den Sternen. Vermehrt glaube ich an die Zukunft des Buches und an den Zerfall eines zentralistisch kontrollierten Internets.  

Bis dahin jedoch ist diese, Buchform-gelayoutete La Familia 6299-Geschichte im Internet als PDF unter https://www.luisa.net/wp-content/uploads/2024/06/la_Familia_2024_V2.pdf abrufbar.

Lipburger Doggererzer

Doggererzminen sind immer wieder en Besuch wert auch wenn diese im benachbarten Ländle stehen. Zwar sind drüben, bösartige Behördenvertreter die bei weitem konsequentesten Leser meiner Texte doch diese Tatsache ist mir schlicht scheissegal.

Trotzdem, manchmal muss ich mit Ortsangaben eher geizen auch wenn mal wieder alles offen stand. Meine Seiten sollen letztlich den interessierten, taktvollen Forscher / Forscherin ansprechen.

Nichts desto trotz en paar schöne Bilder muss sein.

Doggererz Lipburg

En Ausflug ins Grüne bei richtig intensivem Schauerwetter passte optimal ins Sonntagsprogramm. Die Trafostation hübsch überwachsen und der Geräteschuppen kündigten bald interessante Unterwelten an. Rechts im Bild der Stolleneinschnitt aus besseren Tagen.

Doggererz Lipburg

Nicht weit von grüner Pracht der Vorbote damaliger Bergbautätigkeit.

Doggererz Lipburg

Dazugehörig das 60er Stollensystem in der verfallenen Hauptrollstrecke.

Doggererz Lipburg

Ansicht hier knapp vor Versturz.

Doggererz Lipburg

Wettertüre in der  Tagesstrecke

Doggererz Lipburg

Der Nordostteil (auf meinem Plan gelb) liegt etwas höher womit hin und wieder steile Abhänge den Blick auf die Rollstrecke offen legen.

Doggererz Lipburg

Abbaustrecke mit Pfeilerbau.

Doggererz Lipburg

Und auch schön anzuschauen die obere, gelbe Grundstrecke.

Grubenplan Doggererzbergwerk Lipburg

Wie üblich en Grubenplan mit meinen Ergänzungen darf nid fehlen. Plan im PDF-Gross gibt’s bei Klick auf den Link.