Das Bergwerk ob Buffalora, nahe Ofenpass, birgt noch heute reichlich Geheimnisse. Die Benennung, Flurname, wie auch die Endigung des Bergwerksbetriebs sind immer noch nebulös.
Die fast 100 noch verbleibenden Bergbauspuren, vorwiegend eingestürzte Mundlöcher, machen die Forschung auch nicht einfacher.
Es darf, aus meiner Sicht, mehr als nur eine Antwort gelten. Während die einten, aus fernem Bormio kommend, Bergwerk und Dorf um 1500 Valdera nannten, schreiben Bischoff Heinrich um 1495 und Johann von Salis um 1589 in geführter Korrespondenz von Buffalora.
Der, von mir gerne zitierte, Engadin-Chronist Campell nennt um 1571 keine Ortsbezeichnung zum Bergbaudorf nahe des Ofenpasses.
Es bleibt auch nebulös wann der Bergwerksbetrieb einstellte und ab wann alle Anlagen aufgegeben wurden. Da verschiedene Investoren beteiligt waren ist eine gestaffelte Aufgabe durchaus plausibel.
Da wir über die Vergangenheit recht wenig wissen an dieser Stelle eine kleine Zusammenstellung kleiner Details die die aufmerksame Forscherin zur Kenntnis nahm.
Die Siegfriedkarte Erstausgabe (um 1897) nennt ehemalige Erzgruben zuoberst im Bergbauareal. Die zwei Ruinen gibt’s tatsächlich nur sind diese, seit eh und je, östlich der Gradkante.
Auf dem Geocover sind zwei offene Mundlöcher verzeichnet, Quellangabe unbekannt.
Beide Mundlöcher sind, falls korrekt eingezeichnet, meiner Beurteilung nach, seit Jahrhunderten verschüttet.
Das südwestlich Mundloch deckt sich mit oberen Sohlen 7 und 8 in meinem Planwerk, Der nordöstliche Stollenmund zeigt auf ein sehr alter Bergwerksteil Sohle 4. Beide Positionen sind von innen her bekannt und auf beiden Positionen liegen Meterdicke Einbruchstellen zu Tage.
Anderseits würden Bergleute nie einzelne Erzklumpen lose auf einem Brett 2.5 Meter ab Boden deponieren. Sohle 5 erfuhr möglicherweise nach Bergbaubetrieb noch Besuch.
In Sohle 2 will einer aus unserem Team, namentlich der Erstbefahrer Cristian Conradin, moderne, gerippte Schuhsohlenabdrücke erkannt haben und auch in Sohle 2, nahe Tag, liegt Fledermauskot.
Kurz vor Ende des ersten Weltkriegs projektierte das Büro für Bergbau eine Prospektionsmission. Zu dieser ist es nie gekommen. Ob der Zugang zum Werk fehlte oder inzwischen der Krieg endete ist nicht ganz klar.
Es gibt ein Foto vom 15. September 1934 welches die Haldenlandschaft wiedergibt. Aus meiner Beurteilung, keine Indizien die auf offene Mundlöcher hindeuten.
Anderseits sind, ausserhalb des Erzfördernden Bergwerks, einige unbedeutende Nebenstollen bis zu heutigem Tage offen geblieben. Es ist aber auch denkbar dass diese tauben Strecken von neugierigen Menschen, wie ich auch, später geöffnet wurden.
Der von mir oft zitierte Engadin-Chronist Campell gilt, aus meiner Sicht, als zuverlässigster Zeitzeuge.
Zu Buffalora, anmerkend ohne Flurnamensangabe, schrieb Campell um 1571:
«Hier standen noch bei unserm Gedenken einige Herbergshäuser, fast ein kleines Dorf zu nennen, für die, welche den Berg in der einen oder der andern Richtung überstiegen und dort einen Halt machen mussten, um Unterkunft zu nehmen. Es wurden hier auch mancherlei Waren zum Kauf feilgeboten. Deshalb war der Ort als kleiner Handelsplatz von den Leuten der Umgebung stark besucht. Es fanden sich hier auch viele deshalb ein, weil es da verschiedene Silbergruben gab, von denen heute nur noch die Überreste zu sehen sind. Denn die, welche den Platz als Gastwirte innehatten, das heisst als Eltern und Beschützer der Gäste und fremden Wanderer (was man landläufig als die Pflicht der Herbergsväter bezeichnet), wurden als Diebsgesindel und schändliche Mörder entlarvt, im Engadin abgeurteilt und ihre Häuser zerstört. Seither liegt der Ort verlassen und die Bergwerksanlagen und Häuser in Schutt und Asche.» (Übertragen aus dem lateinischen Originaltext.)
Das Jahr 1571 und der beschriebene Zerfall des Dorfes ist ein mögliches Indiz des Endes einer rentierenden Eisenerzförderung.
Es gibt aber allerlei Indizien die auf eine Fortsetzung des Grubenbetriebs, respektive auf eine Eisenherstellung, hindeuten.
Johann von Salis betreibt nach 1571 an verschiedenen Zeitpunkten Handel mit, genannt hier, Buffalora.
Das Staatsarchiv Graubünden kennt unter Aktenvermerk StAGR CB II 1360 g 03 und Titel „Johann v. Salis-Samedan (1546–1624), Bergwerksakten“ folgende Korrespondenz:
Das Erz stammt vom Berg Fraele und solle nach Buffalora, vermutlich zur Verhütung, transportiert werden. Das ein Eisenbergwerk auf Buffalora zu jener Zeit bestand ist aus dieser Textpassage nicht ersichtlich. Die Ofenanlagen sind vermutlich noch lange nach Bergwerksende erhalten geblieben. Klar ist, Von Salis mischte im Erzhandel kräftig mit.
Das Zernezer Schmelzwerk wird immer wieder in der Literatur nahe Buffalora angesiedelt. Heute sind kaum noch Reste der Verhütungsanlagen ausmachbar.
Auch unklar bleibt ab wann der Bergwerksbetrieb startete. Die Dendrochronologie der wenigen Holz-Aussenkonstruktionen (Spuntwände, Türstöcke) deckt den Bereich zwischen 1310 und 1457 ab (Schlagjahr).
Bischof Heinrich (Bistum Chur) nennt 1495 Buffalora im Zusammenhang mit einer Zahlung. Konkreteres entzieht sich meiner Kenntnis. Staatsarchiv Graubünden, Aktenvermerk StAGR CB II 1360 b 09 Titel „Gillardon Paul“
Die Alp Buffalora wird Grundbuchamtlich, im 16. Jahrhundert, von der Gemeinde Tschierv an die Gemeinde Zernez überschrieben.
Der Geografische Ort Buffalora oder Valdera, war lange bekannt so wie der Rote Stein am Grat vielleicht bereits um 1000 als Eisenerzlieferant diente.
Roter Stein, Initialauslöser zu umfangreicher Bergbautätigkeit am Munt Buffalora.
Obwohl ich mich seit dem 25.8.2018 intensiv mit dem Bergwerk Buffalora / Valdera beschäftige bleibt, insbesondere die Historische Komponente, noch sehr im Dunkeln.
Zwar sind bei der Vermessung des umfangreichen 4 Kilometer-Stollenwerks einige interessante Aspekte aufgetaucht die detaillierte Einblicke ins Bergleute-Leben um 1500 geben doch die Strippenzieher hinter solch einer investitionsintensiver Anlage bleiben Unerkannt. Italienische Fachleute spielen eine massgebliche Rolle in der Lokalen Montanindustrie um Buffalora tiefere Erkenntnisse könnten jedoch, trotz 6 Jähriger Forschungszeit, keine gezogen werden.
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