Die kleinen Kupfererz-Gruben ob der Mürtschenalp sind ein immer wieder willkommenes Wanderziel. Ich geniesse die prächtige Landschaft gemischt mit etwas Industrieromantik. Die Relikte reichen, im und oberhalb der unteren Mütschenalp, bis in die Jahre 1919, Epoche Gustav Weinmann.
Untere Mütschenalp, Bildmittig, die Tannengruppe, ehemalige Wasserradbetriebene Poche.
Bei unserer Exkursion lang bereits eine feine Schneedecke über dem Tief-Gelände und der Tag schien sich überzeugend zu verabschieden. Trotz aller Widrigkeiten die ein Besteigen der hochgelegenen Gruben erschwerte siegte die Neugierde und die Lust. Insbesondere meine Begleiterin brannte nach untertägigen Tiefsichten.
Also stiegen wir auf, Wegspurensuchend und bei absinkender Sonne, in die damaligen Kupfererzreviere. Am Erzbettmundloch, Bildmittig, sammelte sich reichlich Schnee in der Senke was mich, eher Wasserscheu veranlagt, von tieferen Einblicken abhielt. Fest steht, der blöde, Busenaufkrazende Klotz hängt immer noch verkeilt tief von der Decke. Im Mundloch liegt eine etwas Rostramponierte Schaufel die, so wies aussieht, nicht wirklich Wirkung tat.
Das obere Mundloch der Hauptgrube neigte sich allmählich der Nacht zu. Wir erreichten die Hauptgrube gegen 17:00 Uhr bei Sonnenuntergang. Ein letzter Blick hinunter ins Alptal nährte die Hoffnung eines Direktabstiegs. Der begangene, weit ausholende Weg hätten wir bei Dunkelheit eh nicht wieder gefunden.
Die Grube entlockt auch meiner Wenigkeit, nach rund 20 Besuchen, immer wieder ein qualitativ hochstehendes Stauen. Abgesehen von den üblichen, nervenden Geocaches gibt’s bei jeder Befahrung Neues zu entdecken.
Die Grubendokumentation ist eher Spärlich und basiert den von Emil Stöhr gezeichneten Plänen. Ein jeder fingerte noch weitere Ergänzungen hinzu, mich mit eingeschlossen, doch so richtig genaue Erkenntnisse zu den Grubenwerken liegen keine auf.
Nichts desto trotz machts immer wieder Spass die bis zu 200 Meter langen Gängen abzulaufen.
Auf Ebene Förderstrecke liegt immer noch der Geheimnisumwitterte Schacht bis Rand wassergefüllt. Nach mir bekannten Unterwasseraufnahmen, GoPro, solle dies Schachtwerk, mit verschiedenen seitlichen Aufhauen, bis zu 12 Meter messen. Bekannte Pläne, Emil Stöhr, enden bei 4 Meter Tiefe.
Inzwischen zeigte sich die ankommende Dunkelheit am Fenster der Zwischensohle.
Bis zum Ausstieg wars am Hauptmundloch stockfinster. Die direkte Route trotz einiger Schwierigkeiten lang auf der Hand.
Der schneebedeckte Abstieg führte uns an der kleinen unteren Grube vorbei.
Auf abenteuerlichen Pfaden endete unser Abstiegt, minus einer Thermosflasche, punktgenau am ehemaligen Pochwerklein.
Inzwischen jedoch dieses reichlich ins Dunkel gehüllt. Der letzte noch verbleibende stündige Spaziergang bis zum Auto wirkte, im Vergleich zu halsbrecherischer Fährtensuche, wie reines Wellness auf flauschigem Schneeboden.
Auch dieser Ausflug offenbarte einige neue Tatsachen zum Bergwerk und den Zugangswegen. Mit der Ära Gustav Weinmann 1916 bis 1919 riss die Dokumentation der Grubenwerke abrupt ab. Das tragische Ende des Bergbaupioniers, früher Tod und heftige Erbstreitigkeiten, vernichteten wertvolle Schriften der letzten Bergbauepoche. Viele der heute herumgeisternden Texte weisen Ungereimtheiten auf, wahrscheinlich trifft dies auch auf meine Ergüsse zu.
Der Plan, in seiner Urform zeichnete Emil Stöhr um 1865, weitere Ergänzungen folgten von Fehlmann 1919 und ich bin, seit letzten Sonntag, der Meinung dass die Strecke Gelb in Westrichtung deutlich länger und gewundener verläuft als auf letzter Planfassung.
Da ich, zur Orientierungshilfe, unser Track aufzeichnete konnte ich die abgespulte Wanderstrecke mit allerlei Kartenmaterial vergleichen was mögliche Indizien auf den alten Grubenweg von 1919 offen legen könnte.
Auf der Aktuellen Karte ersichtlich der Hinweg über die weit ausholende Westwanderroute. Vom Erzbett führt eine geschlagene und nivellierte Fuss/Rollstrecke bis fast an die Hauptgrube. Mein doch eher schlechter Orientierungssinn und reichlich Schnee bescherte uns, nahe der Hauptgrube, eine kurze Mundlochsuchaktion. Naja, nun wissen wir wies oben am Weg aussieht. Ab Hauptmundloch Hauptgrube beschlossen wir den direkten Abstieg zu riskieren quasi den Spuren folgend des alten Grubenwegs.
Der alte Grubenweg ist seit längerem verschwunden und doch wir lagen wir gar nicht so krumm.
Das Kartenwerk von 1920 zeigt leider, in dieser Gegend, erhebliche Ungenauigkeiten und doch, sofern die Kartendarstellung Geistig-Mental etwas zurechtgerückt wird, stimmt der Verlauf gar nicht schlecht. Der Weg nach Karte 1920 trifft auf das Südosteck des Pochwerks. Auch wir erreichten über eine kleine Rampe im Wald punktgenau die Poche.
1956 sind zwei Wege abgebildet die gerade zu den Gruben, Erzbett und Hauptgrube führen. Wir sind am Hauptgrubenweg von 1956 eher östlich vorbei geschrammt. Der 1956 gezeichnete Weg ist aktuell unpassierbar da sich in den Jahren des Verfalls Sträuchervegetation breit machte. In Kombination mit Schnee mutierte diese Route, wie ich feststellen musste, zur schnellen Bobbahn. Am letzten Wegstück unserer GPS-Aufzeichnung, kurz vor der Bachpassage führt eine sanfte Rampe auf Niveau Pochwerk. Diese Rampe könnte ein Überbleibsel aus der Ära Gustav Weinmann sein.
Der vollständigkeitshalber die Trackaufzeichnung auf sommerlichem Luftbild. Die Luftaufnahme mag täuschen, der Weg ist deutlich abenteuerlicher und die Felsbändchen, Vertikal, nicht wirklich sichtbar.
Fazit, zweierlei Projekte stehen an. Der Aufstieg über die Abstiegsroute. Vielleicht werden weitere Details des Grubenwegs sichtbar.
Und, eine Vermessung der Grubenanlage, den Pläne sind a) selten b) reichlich spekulativ.
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