Die Staumauer die nie Wasser stauen wollte

Eine Geschichte um eine Staumauer oberhalb der viel beschriebenen Felder von Nijar die nie Staumauer war. Eine kleine Reise durch ehemalige Glanzleistungen der Baukunst und des dilettantischen Übereifers.

Auch hier wird berichtet von einer fruchtbaren Gegend um das Dörfchen Nijar herum welche zunehmend nach Wasser schreite. Tausend Jahre früher sollen auch hier, wie bereits im Sierra Alahmilla Beitrag berichtet, Mauren, Piraten und Geistliche  ein Leben in saus und braus gesucht haben. Obschon die Felder bis in die Neuzeit an Reichtum kaum zu überbieten waren, war die Landbevölkerung teils bettelarm. Einzig all die Grossgrundbesitzer könnten mächtig absahnen. Ein Problem verschärfte sich, bedingt durch unkontrolliertes, massloses Holzschlagen in den anstössigen Hügeln der Sierra Alahmilla, das Wasser blieb aus.

Dies war Ausgangslage 1840 um ein damals gewagtes Staumauerprojekt zu aufzugleisen. Der Geschäftsmann Diego María Madolell initiiert die erste Aktiengesellschaft die dies Bauvorhaben realisieren sollte. Dank massiven Gewinnen in den Minen Hiendelaencina (Ciudad Real) und Almagrera (Almería) findet sich denn auch bald das nötige Startkapital.

1850 wurde der Stausee, der bis anhin, so wird erzählt, eher einem Tümpel glich, eingeweint. Das Wasser indes blieb aus. Es stellte sich heraus dass die bescheidenen Wassermengen entweder unter der Mauer hindurch versickerten oder in der brütenden Hitze schlicht verdampften.

1871 wird die Anlage definitiv für unbrauchbar erklärt und aufgegeben.

Und 2011 will ich die Geheimnisse dieses Projektes und deren Scheitern genauer erkunden.

Bei meinem Besuch finde ich kein Tropfen des begehrten Wassers. So war ich froh in meinem Paris-Dakar-geplagtem Auto einige Literflaschen des begehrten Wassers mit dabei zu haben.

Auch die Gegenseite der Staumauer, die Talwärtige Seite, zeigt sich auf den ersten Blick in furztrockenem Zustand.

Etwas kurios anmutend die zwei Überlaufkanäle die wahrscheinlich nie zum Einsatz kamen.

Auf der Mauer der Wendeltreppeneinstieg in die Kontrollstollen. Leider ist die Wendeltreppe unpassierbar womit das Innenleben mir grösstenteils verborgen blieb.

Auf der einten Talseite liegt zuoberst auf dem Hügel ein kleiner Turm ähnlich einem Schindlerbunker und dahinter ein bis anhin nicht näher bekanntes Gebäude. Klar, ich stieg hinauf um Näheres zu erfahren.

Der gemeinte Schindlerbunker entpuppte sich als Stauseeüberwachungsunterstand. Die Sicht aus diesem zeigt die gesamte Anlage.

Und auch das bis anhin unbekannte Gebäude zeigt sich baldig als grosszügig bemessenes Verwaltungsgebäude passend zum Stausee. Das Haus ist zweistöckig mit feudaler Raumhöhe und für Südspanien eher unüblich teils unterkellert. Im hinteren Teil findet sich eine Art Werkstatt mit dazugehöriger Esse. Es scheint mir als wäre anno 1850 hier mit der ganz grossen Kelle angerührt worden.

Zurück zur Staumauer und zwar diesmal Talseits am Fusse dieser, finde ich tatsächlich noch Wasser im Sickerkanal.

In der Druckreduzierkammer ist auch kein Wasser zu finden. Einzig getrockneter Schlamm lässt erahnen das hier hin und wieder Wasser sich ganz gemächlich hinausschlängelte.

(Plan gross machen, anklicken)

Berichtet wird das mögliches Wasser welches so rein Zufällig den See erreichen könnte, in dessen Boden versickert. Dies wäre in etwa auch mit meinen Beobachtungen vereinbar. Die Staumauer war nie als Staumauer tätig das Wasser versickert ehe dieses an der Mauer ankommt. Allerhöchts regenreiche Zeiten vermochten über den längst vermoderten Schieber etwas Schlamm aufhäufen.

Interessant hierbei, der von mir begangene Kotrollstollen, von unten her offen, trägt mehr Schlamm als die eigentliche Wasseraustrittstelle.

Fazit, dies Projekt war realisiert worden ohne minimale hydrodynamische Abklärungen trotzdem verdient die Staumauer als gekonnte Baukunst durchaus dessen Anerkennung.

Auch dies Bauwerk ein Symbol für die damaligen Auswüchse des Kapitalismus. Während die Einten dursteten verprassten Grossgrundbesitzer Millionen um ihre Felder optimaler zu bewässern.

 

Die Links dazu
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