Es ist unlängst kein tief gehütetes Geheimnis im Gegenteil einige Bergbauinteressierte wissen um dortige Stollen. Ich war neulich im Gisental wo mir ohne grosse Anstrengung ein abgesoffener Stollen begegnete.
Mit gewonnenen Erkenntnissen waren letzten Samstag Marlene und ich wieder in der Gegend oberhalb Elgg, klar mit Gummistiefel ausgerüstet, indes diesmal unser Hauptinteresse das Bergwerk im Fürst welches mir noch ein Mundloch schuldig blieb.
Wer denkt ich krieche hier durch die engste Stelle täuscht. Im innern folgt eine noch engere Durchfahrt in welche kaum mein Becken passte. Eine Übung die einiges an Nerven abverlangte, nichts für Panikmenschen. Die enge Durchfahrt ist runde 4 Meter lang. Während dieser Zwängerei kratzt die Nase mässig unangenehm am Sandstein darum hier mal wieder richtig stimmige Koordinaten. Eindeutig, wer hier hineinkriecht ist entweder superschlank oder hat mächtig einen an der Waffel.
Im innern wird klar, dieser Stollen war einst zugeschaufelt worden. Wie üblich senkt sich im laufe der Zeit der Schutt womit sich eine kleine Einstiegslinse unter der Sandssteinstollendecke bildet. Ich vermute dass periodisch Gemeindearbeiter den Zugang wieder zuschaufeln. Das Wasserreservoir der Gemeinde Oberelgg liegt rund 50 Meter von der Grube entfern auch finden sich ums Mundloch zahlreiche safe Familiengrillplätze.
Im Innern jedoch taucht nach etwas schroffen Stollenabschnitten ein sauber ausgearbeitetes Stollenprofil in humaner Höhe auf. Der ersehnte aufrechte Gang ist genüsslich möglich. Leider jedoch ist dies Bergwerk oft wieder reichlich mit Wasser aufgefüllt. Gummistiefel, keineswegs meine favorisierte Fussbekleidung, ein absolutes Muss.
Kurz nach dem Mundloch linker Hand ist ein kleiner Raum im Felsen eingelassen. Dieser Raum war einstig mit einer Holzpalisade abgetrennt. Drei zusammengebaute Holzrugel stehen an der linken Stollenwand. Wir werweissen was diese kleine Kaverne soll. Vom Sprengstofflager bis zum Znüniraum ist unserer Vorstellungsgabe keine Schranke gesetzt.
Zeitweise senkt sich das Stollenprofil mittels Absatz. Es scheint so als wäre man dem Kohleflöz minutiös gefolgt.
Kohle gibst in diesem Bergwerk jede Menge. Keineswegs ist hier der Berg leer gesaugt. Viel eher scheinen die wirren Stollenverläufe einen wirklich lohnenden industriellen Abbau im Wege gestanden zu haben. Abbauschlitze sich über 50 Meter hinweg kaum höher als 60 cm ausgebaut. Ein Erreichen der begehrten Kohlen verkommt auf dem abgeblättertem Nagelfluh zur Tortur. Wäre nicht in mir eine Restkomponente Masochismus enthalten hätte ich kaum mich im Abbauschlitz vorwärts gescheuert. Klar wird, wer hier einst arbeitete hatte richtig viel Hunger und eine richtig hungrige Familie.
Unser Hauptquerschlag wird immer Enger bis dieser schlussendlich gerade folgend endet. Doch an der Seite, knapp vor Stollenende tut sich wieder ein Mysterium auf. Seitlich ein Abzweiger welcher bösartig zunehmend verengt, weitet sich nach Durchfahrt der engsten Stelle erneut zu gewohnten Stollenprofil.
Leider jedoch nahm mit der Stollenhöhe auch die Wassertiefe zu. Irgendwo zuhinterst verschwindet der Stollen im Wasser. Mein Fotoapparat konnte diese Tatsache nicht erkennen ich jedoch sehe am Ende die Stollendecke im Wasser verschwinden.
Wäre nicht im meinen Händen ein ganz tauglicher Stollenplan und an der Stollendecke diverse Messmarkierungen gewesen, hätte dies Mysterium keine Klärung gefunden so jedoch konnte ich mir einen Reim zusammenbauen. Insbesondere die Exaktheit der bis anhin verglichenen Aufzeichnungen liessen genauere Erkenntnisse zu.
An dieser Stelle wieder erwähnend, meine Rückschlüsse basieren auf gemachten Beobachtungen und können durchaus hinterfragt werden.
Es waren einst zwei Bergwerke im Fürst. Beide Bergwerke jedoch von der gleichen Gesellschaft betrieben. Erwähnt wird als Konzessionär Anno 1811 die K. Schulthess + Cie.
Das von uns befahrene Bergwerk dürfte ein eher älteres, vielleicht vor 1811 angelegt, sein. Für diese These spricht die etwas unorganisierte Stollenführung und die an Leibeigenschaft erinnernden Stollenhöhen.
Ein weiteres Bergwerk, deutlich grösser zieht sich den Berg hinunter auch dem Flöz folgend in Richtung unseres Bergwerks. Das zweite grössere Bergwerk im Fürst bleibt mir unentdeckt. Einzig der Grubenplan wie auch eine nicht allzu tiefe Sandsteinhöhle in möglicher Mundlochposition sind meine Indizien für die Existenz des zweiten Bergwerks.
Somit vermute ich,
Einst erschien die Idee nahe liegend, beide Stollensysteme zu verbinden und den mehr oder minder horizontal verlaufenden alten Querschlag zur Kohleförderung zu nutzen.
Zwei Trupps machten auf um, von beiden Seiten her, die Stollen zu verbinden. Indes schienen sich die, mit wenigen Vermesskünsten ausgestatteten Bergarbeiter, heftig zu verhauen. Die Stollen trafen sich nicht in der erwarteten Geraden. Der einte Trupp vom neueren Stollensystem herkommend versuchte nun in einer scharfen und steigenden Rechtskurve doch noch den alten Querschlag anzustechen. Was letztlich auch gelang. Somit wäre dieser in der Kurve sich verengende Stollenverlauf für mich plausibel erklärt.
Darum hier nun der Stollenplan nachgeliefert.
Stollenplan gross machen, Stollenplan anklicken.
Erwähnt hierbei, da die Originalzeichnung nicht von mir stammt sind nur die von uns erkundeten Stollen abgebildet. Hinter dem Fragezeichen ist, gemäss Originalgrubenplan, das deutlich grössere System zu finden welches ich, wie erwähnt, nur per Grubenplan kenne. Ich jedoch liess von einer Befahrung ab da offensichtlich ein Siphon den Weg sperrt. Und, von einem Siphontauchgang ist bei dieser Stollenbreite dringest abzuraten. Eine Erkundung des hinteren Systems ist somit allerhöchst mit einer Tauchpumpe ausgestattet, möglich.
Die Links zu dieser Geschichte wie folgt:
Von Luisa
Verborgene Kohle in Elgg
Von Hansjürg
Kohlebergwerk Elgg
Ich war 1987 als Bub in diesem Stollen, schon damals war der Eingang ziemlich schmal.
Soweit ich weiss war einer der Stollen damals noch durchgehend.
Hoi Christian
Erstmals, es Dankeschön zu Deinem Kommentar. Wahrlich ich bin nicht die schnellste im Beantworten.
Ja, Du hast schon recht, der Stollen führt auch heute noch weiter. Leider bin ich nicht die mutigste und das Wasser reichte bei all meinen Befahrungen fast bis zur Decke. Ich weiss heute dass dieser, von Dir erkundete, Teilstrang empfindlich nahe der Weststrecke Bergwerk Birmenstall kommt. Ob die beiden Werke eine unterirdische Verbindung haben, entzieht sich meiner Kenntnis, möglich wärs. Sicherlich ein Geheimnis welches ich, bei gegebener Zeit, genauer untersuchen möchte.
Und, letzter Beitrag zum Thema Die Elgger Kohlebergwerke
Liebi Grüessli
Luisa
Salve Luisa,
ich brauchte 4 Anläufe an diesem Tag zum Reinkommen. Rauszu war alles nicht mal mehr ansatzweise so schlimm. Viele Fragen bleiben allein im First offen. Wohin führt der linke Abzweig nach ca. 60m? Also was kommt wohl nach den Engstellen? Vielleicht die Verbindung ins westliche Hauptwerk, welches von aussen her mittels Türen verschossen bleibt? Und Abzweig Ost in diesen Engstellen führt vielleicht hinter die Wassereinbruchstellen? Fragen welche darauf warten, irgendwie ergründet zu werden.
Wir freuen uns drauf.
Hoi Tom
In der Tat, die kleine Engstelle verlangt ein minimales an Überwinden.
Der Linke Abzweiger ist, Stand heute, ziemlich wahrscheinlich nach 50 Meter Ende. Um eine halbwegs rentable Menge Kohle zu gewinnen, waren bereits 1811 rationelle Transportwege notwendig diese sind, trotz zeitweilig angenommenen Familienbetriebs, im Seitenschlag Nord nicht gegeben.
Die Gegenseite indes führt eindeutig unter dem Wasser weiter und könnte a) Verbindung zum Werk Birmental haben, b) möglicherweise mit dem, vom Wasserreservoir verdrücktem Stollensystem im Westen, anschliessen. Die Fortsetzung unter dem See ist bekannt und dokumentiert, siehe Kohlebergwerk im Fürst
Auch über den Anschluss ans Birmental-System hab ich einiges spekuliert, ich glaub auf Die Elgger Kohlebergwerke
Liebs Grüessli
Luisa