Schlafegg, die ganz grosse Kelle

Ja zugegeben, diese Geschichte liegt einiges zurück. Berufliche Herausforderungen zwangen mich diesen Ausflug respektive deren Beschreibung etwas in den Hintergrund zu schieben. Nun ist die Zeit gegeben und die Lust vorhanden um wieder einst die Schlafegg hervorzugraben. Und wenn ich doch lange schon den Kulturgutstiftung Frutigland-Jungs eine etwas detailliertere  Erarbeitung damaliger Bergbauverhältnisse schuldig bin so will ich hier hauptsächlich unseren Ausflug beschreiben ehe ich die archäologischen Funde weiter bearbeite.

Es war wieder einst Sonntag und unser kleiner Ausflug welcher, mit nur geringer Vorstellungsgabe, als Werbeaktion der Firma Bosch verstanden werden könnte, konnte wie gewohnt starten. Klein, gar und gar nicht, mit 30 Kilo Material, also folglich zu dritt, meine Liebste, Marlene und meine Wenigkeit, waren wir unterwegs zu solch tiefen.

Klar im Sinn, Anker setzen bis Batterien rauchen, dies an allen Schächten die lange unsere Unruhe schürten. Gewichtsmässig jedoch legten wir uns auf 5 Anker fest und da wir gefährliche Stellen stets mit 2 Schlaganker absichern wollten, blieben folglich zwei Geheimnisse zur Erkundung. Und, ohnehin, eines dieser Geheimnisse war bei Vorausflug unter äusserst dilettantischen Bedingungen geknackt worden.

Bosch im Stolleneinsatz

Also eben diesmal mit meinem nigelnagelneuen Boschbohrhammer unterwegs. Wie üblich wieder über die Wetterschachtverlängerung von Gesenk I in die Unterwelt, war unser Ziel,
a) die Erkundung der Grundstrecke 2N auf 1797 Meter über Meer und der Abstieg über Gesenk III zur  zweitunterste Ebene auf 1759  Meter über Meer.
b) und über die Grundstrecke 2S mittels Schrägschacht 2 die Grundstrecke 1777 erreichen.
Beides Aktionen die ein Abseilen voraussetzten.

Die Grundstrecke 2N wollten wir über den im Vorbeitrag Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke beschriebenen Schrägschacht parallel zu Gesenk II erklimmen. Zwei Anker waren hier eindeutig von Nöten zumal die ersten Meter praktisch senkrecht in die Tiefe führen. Unten angekommen, nach so etwa 3 Meter, ein wildes durcheinander an zerdepperten Leitern. Der Schacht indes führt in sanfter 45 Grad-Senkung  rund 10 Meter weiter abwärts. Nach denen 10 Metern die gefährliche Erkenntnis. Es gabeln sich zwei weitere Schrägschächte abwärtslaufend.  Beide Holzgezimmert wovon der nördlich abdriftende an etlichen Stellen verbrochen ist. Der Südlich abzweigende zwar in gutem Zustand doch dafür deutlich steiler. Für mich, als Vorhut, zu gefährlich in der Folge trat ich den mühsamen Rückweg an. Hierbei die letzten Metern mich mit Seil praktisch Senkrecht hinaufziehend.

Nächste Station, die Schrägschachtverbindung auf 1S von 1822 auf 1802 Meter über Meer. Auch hier, obschon wie im Erstbeitrag Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke beschrieben, bereits erklimmt, wollten wir diesmal professionell Sicherungsanker setzten um möglichst sicher die 30 Meter länge zu bewältigen.

Christina im Seil Schlafegg

Auch hier, Seil, das a und o, hierbei im Bild, Christina am Seil.

Diesmal wollten wir in dieser Zone genauer nach Zeitzeugen forschen auch war immer noch unser Wunsch den Gornuschacht aus sicherem Stand  zu erkunden. Idee hierbei, die Nutzung aller weiteren Schrägschächte um die Hauptkluft herum.

Stempel im Bergwerk Schlafegg

Auf der Hauptstrecke, perfekt intakte Stempel wechseln sich ab

Rollenschnauze Bergwerk Schlafegg

mit ebenso gut erhalten Rollenschnauzen. Oberhalb an der Stollendecke noch die Drähte  die einst Installationen für Licht und Pressluft festklammerten.

Holzaufbau in Abbauschacht Bergwerk Schlafegg

Mächtige Holzkonstruktionen tun sich drohend oberhalb unserer Köpfe auf.

Znüni im Bergwerk Schlafegg

Und wer hat hier wohl sein Znüni vergessen? Sicher ist, wir sind nicht die Einzigen nach der Bergwerksschliessung um 1946 hier drinne doch viele waren nicht dies zeigen die fehlenden Abseilsicherungen. Der Zugang in diese Ebene ist einzig übers Seil möglich. Wahrscheinlicher, waren hin und wieder Pfadis an Halsbrecherischen Mutproben in dieser Zone unterwegs. Das Büchslein indes dürfte durchaus ein ehemaliger Schienendemonteur um die 1946 liegen gelassen haben.

Schrägschacht 2 Bergwerk Schlafegg

Der von uns gesuchte Schrägschacht war schnell gefunden und ist bis auf wenige Rutschstellen auf die Grundstrecke 1777 hin gefahrlos befahrbar.

Lehmeinbruch auf Grundstrecke 1777 Bergwerk Schlafegg

Auf 1777 indes teils Meterhohe Lehmeinbrüche kontrastreich

Fahrstollen 1777 Bergwerk Schlafegg

zu denen top erhaltenen Stollenprofilen.

Hauptkluft im Fahrstollen 1777 Bergwerk Schlafegg

Je näher jedoch wir uns der Hauptkuft nähern umso mehr Abbrüche und Schächte tun sich uns auf.

Nun war auch diese Ebene ausführlich erkundet. Tiefer jedoch erreichten wir keinen Zugang. Ein Abseilen über die Hauptkluft schien uns viel zu gefährlich. Die Liftbauten um den Gornuschacht sind vollständig rückgebaut.

Trotzdem mein Grubenplan kann weiter ergänzt werden.

Erkundung Bergwerk Schlafegg September 2012

Und klar, den Seigerriss hat jetzt für mich eine ersichtliche Logik bis auf Grundstrecke 1777 hinunter.

Seigerriss Bergwerk Schlafegg

Beide Pläne können mittels Anklicken in Grossansicht betrachtet werden.

Und die Links
Der Letzte Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke
Vorbeitrag Braunkohlegruben Schlafegg
Vorvorbeitrag Kohlegruben Schlafegg
Und klar, alles begann einst Berner Oberländer Braunkohle

Interessante Links nicht aus meiner Feder
Gruppe Projektwoche Berner Oberland mit dem Infoheft als PDF “Schiefer und Kohle”
Kulturgutstiftung Frutigland mit der PDF Broschüre “Frutiger Schiefer und Kandergrunder Kohle”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert