Das Maggiatal anno 1600

Wieder einst eine Geschichte aus meinem neugierigem Köpfchen entsprungen mit, wie gewohnt, viel Spekulativem und doch durchaus denkbar, vorstellbar. Es ist mein Vorbeitrag welcher über meinen beruflichen Ausflug nach Locarno berichtet. Wenn doch, die Freizeit etwas dünn besäht war so gabs doch, an einem sonnigen Tag, einen  intensiveren Ausflug ins Maggiatal hierbei meine Beobachtungen zusammengebaut zu einer Geschichte welche beschreibt wie einst Abenteuer über dies unwirkliche Gebiet die Alpen zu queren versuchten.

Eine Geschichte auch, stark bebildert und mit echt gestohlenen Karten (Quelle map.geo.admin.ch) in einen möglichen Zusammenhang gebannt.

Und, eine Geschichte entstanden aus Beobachtungen.

Im Gegensatz zu meinen hier beschriebenen Vorgängern bewege ich mich im Auto auf oder neben deren Pfaden und als erstes fallen mir die zahlreichen Kappellen und Andachtsnischen, voll bespickt mit Heilligen und Mariendarstellungen, auf.  Ich folge denen Heiligenbildern als wären diese Wegweisend und frage mich welch der Sinn dieser Bildnisse war. Tatsächlich sind gar von verschiedenster Geschichtsepochen  Sakralbauten auffindbar. Umso mehr die Verwunderung als gar ein echter Mario Botta meine Wege kreuzt.

Meine hier verewigte Geschichte basisiert auf der Annahme das in Jahren der grossen Wegsperren und Zollstellen, so etwa 800 bis 1700 nach Christi, hauptsächlich genannt hier Bellinzona, immer mehr Abtrünnige, Geizhälse, Gläubig-Suchende und sonstige Punks Alternativrouten zu denn best kontrollierten Zugangsstrecken heiliger Gotthardpass respektive heiliger Bernardpass suchten. Auch waren viele Pilger auf der beschriebenen Alternativroute über den Narètpass Richtung  Gotthardpass unterwegs denn nur so lassen sich die zahlreichen Marien und Heiligenbilder in denn Andachtsnischen erklären.

Der Übersicht willen eine Dufour-Karte die aus der Swisstoposamlung stand 1858. Dies Kartenmaterial, da am ehesten dem damaligen Weg folgend, wird fortlaufend mein Beitrag hier unterstützen.

Übersichtskarte Alternativroute Alpenpässe anno 1858

(Quelle map.geo.admin.ch)

Die Übersicht zeigt die gelbe kontrollierte Hauptroute und die rote Ausweichroute zum Gotthardpass. Ich folge der roten Strecke bis zum versunkenen Dorf  Sambucco.

Locarno Val Maggia 1858

(Quelle map.geo.admin.ch)

Beginnend meine Reise, bequem im Auto, von damaligen Locarno Hafen aus.

Damals, so wird berichtet, war der Hafen, ins Landesinnere gebaut, Bestandteil der Stadtbefestigung respektive Teil der westlich gelegenen Burg.

Hafen Locarno

Aus dem Blickwinkel eines damalig anlegenden Schiffes dürfte sich die Sicht in etwa so präsentiert haben. Im Vordergrund Reste der Hafenmauern dahinter Gebäudereste und der Hauptzugang zur Burg, der linke Türrahmenrest. Im Hintergrund Teile der noch erhaltenen Burg aus der Epoche 1600.

Westmauer Schloss Locarno

Oberer Westturm mit Teil der Befestigungsmauer.

Rechts, der tief sich eingrabenden Maggia folgend, führt die Reise weiter nach Ponte Brolla.

Ponte Brolla Brücke Locarno Domodosola-Bahn

Hierbei eindrücklich die alte Strasse ins Maggiatal und oberhalb die, klar, zu Ponte Brolla gehörende Stahlfachwerkbrücke, über die weit unterhalb gesteinsftressende Maggia. Die Fachwerkbrücke ist noch heute genutzt für die Zugsverbindung Locarno Domodosola. Indes seit 1965 stillgelegt, der Abzweiger ins Maggiatal.

Val Lavizzara 1858

(Quelle map.geo.admin.ch)

Weiter führt diese vergnügliche Fahrt, weiterhin den Heligenbildern folgend  der Maggia entlang ins Val Lavizzara.

Rechts der Strasse begegnet uns eine kleine Kapelle mit dahinterliegendem Maiensässdorf genannt dieses Camblee.

Kapelle Camblee

Die Kapelle wie auch all die am Weg liegende Andachtsnischen, lassen keinen Zweifel offen, einst waren hier abenteuerlustige Pilger unterwegs.

Maiensäss Camblee

Die dahinter liegenden Gebäuden sind, so weis eine Infotafel zu berichten, aus Jahren 1401 bis 1544 datiert. Die Häuser können begangen werden und zeigen eindrücklich Einblicke damalig bescheidene Lebensformen.

Nicht  weit dieses Dörfchens begegnet uns erneut ein Kuriosikum  diesmal eines aus Neuzeit welches jedoch, so meine Meinung, in klarem Zusammenhang mit der Pilgerstrecke stehen könnte.

Wenig oberhalb dies Dorf, hört auf den Namen Mogno, Zentral gelegen die Chiesa di San Giovanni Battista.  Eine Kirche aus Mario Bottas Schmiede.

Chiesa di San Giovanni Battista

Die geräumige Kirche die dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht ist beeindruckt durch klar strukturierte Linienführung. Gedeckt ist die Kirche mit Glas und in der Mitte sammelt sich das Dachwasser welches letztlich verspielt über eine Wassertreppe abfliessen kann.

Chiesa di San Giovanni Battista

Im Innern ein helles 2-Farbenspiel aus Gneis und Marmor.

Die Kirche, so wird berichtet, ersetzt das damalig aus dem Jahre 1636 erbaute und 1986 nach einem Lawineniedergang komplett zerstörte Gotteshaus. Auch hierbei erscheint die Bedeutung dieses Weges und dieses Ortes nicht minder zu sein. Das hierbei Mario Botta durchaus tiefer in die Geschichte hineinblickte beim Bau dieses Werkes liegt meiner Meinung nach eindeutig auf der Hand.

Nicht weit entfernt finden wir das Dorf Fusio. Klar wird mir bei durchsicht der alten Karten den Wegverlauf welches sich wiederum mit den vorhandenen Heiligenbildern deckt.

Fusio

Es ist das letzte noch ganzjährig bewohnte Dorf an solch aussergewöhnliche Strecke. Das dies längst nicht immer so war zeigt die Karte von 1858 welche einige weitere Siedlungen in Richtung des Narèt-Passes kennt. Die Wege müssen ab Fusio mörderisch abenteuerlich gewesen sein.

Der Sensemann von Fusio

Der Friedhof mit dazugehöriger Kapelle welcher damals um 1858 am Rande des Weges stand, erinnerte manch Reisender an die Vergänglichkeit des Lebens. Mögen gar Einige dem Sensemann  persönlich beenget sein.

Es geht weiter Aufwärts, hier trennen sich die Wege früherer Wanderer und meiner einzig noch verbleibenden Route. Im Gegensatz zu damaligen Zeiten muss heute richtig viel Höhe überwunden werden.

Staumauer Sambuco

Eine 130 Meter hohe Staumauer trennt die Weiterfahrt über die plus minus alte Strasse Richtung Narètpass. Der damalige Maultierpfad führte links des Staumauerzuganghäuschens zum nächsten Dorf Sambuco welches seit 1956 unter einer rund 80 Meter hohen Wasserdecke schlummert.

Stausee Sambuco

Tatsächlich ist hier jegliche Besiedelung im Seegrund unsichtbar verschwunden. Eine Strasse welche für den Bau der Staumauern angelegt wurde führt weiter ins Tal hinauf dies jedoch weit oberhalb des damaligen Maultierpfades. Die Heiligenbilder dürften auch hierbei tief unter Wasser ruhen. Erst am Ende des Sees kommen wahrscheinlich neue und alte Route wieder zusammen. Für mich nahm hier die Reise ein Ende leider reichte kaum die Zeit um die Wanderung, ab Stausee zu Fuss, Richtung Narètpass fortzusetzen doch eines ist klar, ich habe wieder ein Wunscherkundungsgebiet entdeckt.

Naretpass 1858

(Quelle map.geo.admin.ch)

Der Vollständigkeitswillen, die letzte Meile oder besser gesagt der letzte Kilometer ehe es nach dem Narètpass wieder abwärts zieht.

Quellen:
Karte nach Dufour  map.geo.admin.ch

Links wo relevant im Beitrag integriert

Geoposition Fusio nach map.geo.admin.ch  693994 / 144344

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