Vor vielen Jahren streckte ich scheu meine Nase in die Kienberger Gipsbruchunterwelt indes war mein Schuhwerk nicht zur Stollenbefahrung geeignet worauf ich eine genauere Erkundung unterliess. Namentlich war mein Vordringen nur wenige Meter nach Mundloch die Neugierde jedoch überdauerte all die Jahre und so war bei heftigem Regenfall, neulichen Sonntag, die Gelegenheit gegeben um 3 Jahre danach hinter die Versturzhügeln zu spienzeln.
Das Mundloch oder was davon noch heute übrig bleibt, ist gemessen an den Stollendimensionen verhältnismässig klein. Wie üblich bei Gips und Kalkwerken ist selten ein Stollen unter 4 Meter breite.
Nach erstem Versturzhügel findet sich eine klassische Kipplore an Stelle die kaum erklärbar erscheint. Die Schienen liegen deutlich tiefer, wenn sich Kienberger Buben den Spass machten das Teil auf den Versturzhügel zu kippen so müssten sie dies schwere Teil ordentlich auf den Haufen hinauf gehievt haben, zweifelsohne eine sportliche Leistung. Oder, man spielte hier mit Baumaschinen die klar im Stollen platz haben.
Teilweise sind noch 60er Schienen und Weichen auf dem Stollenboden verlegt.
Im hinteren Stollenwerk ein weiteres Geheimnis welches Neugierde weckt. Ein unterirdisches Silo bestätigt die Vermutung wonach oberhalb unseres Stollens eine weitere Sohle liegen dürfte.
Die nördlichen Stollen sind wahrscheinlich grösstenteils verstürzt. Ein ehemals Mannsgrosser Stollen zweigt nördlich des Silos in westliche Richtung ab. Dieses Werk indes endet wenige Meter ab Hauptstrecke im Versturz. Auch der vor dem Silo westlich abzweigende Stollen mündet im Versturz.
Im Gelände ausserhalb des dokumentierten Stollens sind noch heute unzählige Stollenspuren sichtbar. In den oberen Gipsbruchterrassen sind gar kürzere Stollen und Stollenüberbleibsel noch heute fahrbar.
Einer dieser kürzeren Stollen, weit weg spielender Kienberger Buben, bewohnt eine niedliche Flattermaus. Diese scheint den Winterschlaf zu frönen. Allfällige Besucher sollen doch bitte diesem Tier den wohlverdienten Schlaf gönnen und äusserst behutsam sich dem Stollenwerk nähern.
Der Kienberger Gipsbruch solle von 1923 bis 1976 in Betrieb gewesen sein. Auf der Siegfriedkarte stand 1877 findet sich der Flurnamen Gipsacker, was indes auf eine viel ältere Nutzung hindeutet. Genaueres jedoch ist kaum bekannt und so fristet dies Revier heute die Ruhe eines Naturschutzgebiets mit darauf weidenden Spezies-Rara-Ziegen.
Vorbeitrag zu Kienberg Industriegeschichtliche Streifzüge
Super Blog! Sehr detailreich und inspirierend. Vielen Dank, dass du das alles teilst!
Hatte mir die Zeit genommen, um die Kienberger Stollen selber anzuschauen. Im südöstlichen Teil, kurz vor den Schienen befindet sich ein Schacht, der nach oben führt. Sieht irgendwie aus als wäre es eine Art Schurre. Oberhalb des Mundlochs habe ich keine Eingänge mehr gefunden (wohl eingestürzt?), aber eventuell gibt es eine zweite Etage.
Hoi Konstantin
Ich bedank mich zu den lobenden Worten.
In der Tat ein steinalter Beitrag den Du hier entdecktest. Soviel mir ist, waren die Hauptarbeiten über Tage aber nicht auszuschliessen dass mal weitere Stollen vorlagen. Einst, bei strömendem Regen, haben wir nochmals potentielle Zugänge erkundet. Ein bretterverbauter Abwurf liegt recht genau oberhalb der Rollenschnautze auf einer Tagbauterasse. Ergo, soweit ich dies beurteile, mündete der Rollenbeschnauzte Schacht an einer oberen Tagbauebene.
Von Kienberg ist mir, trotz deren Grösse, nie irgend ein nennenswertes Dokument begegnet und inzwischen, 7 Jahre plus, stapeln sich doch einige Bergbauunterlagen.
Liebs Grüessli
Luisa