Kohlebergwerk Rossweg

Kaum schönes Wetter triebs meine Freunde und mich wieder ins unterirdische Getümmel. Ziel unseres Ausflugs waren die Bergwerksanlagen am Rossweg bei Adliswil die ihre Blüte, als Versuchsbetrieb, in Jahren 1943 erlebten.

Auf 681314 / 239451 / 600m  war einst  ein Stollen getrieben worden welcher in Endfassung, Ende Dezember 1943, eine Gesamtlänge von 287 Meter erreichte. Man hörte dass dies Werk noch bis 1990 fahrbar war und infolge, aus Sicherheitsgründen, mittels Metalltüre verschlossen wurde. Auch wussten wir vom Versturz  welcher, in aktuellen Jahren, die Stahltüre und das Mundloch unter sich begrub. Im Geologiealtlas Fassung 2009 wird das Mundloch, leicht verschoben, als verschüttet markiert.

Mit Grubenplan und recht detailierten Unterlagen vom Büro für Bergbau machten wir uns auf dies alte Mundloch zu finden.

Stollenplan Rossweg

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Mittels Stollenplan, hier im Bild die etwas mit Farbe gepimmte Version,  konnte der Mundlochstandort ermittelt werden. Auch konnte das gesamte Areal, mit denen Übertagsbauten, sehr genau nachvollzogen werden, indessen stand weder Mundloch noch Stahltüre geschweige den Reste der Übertagsbauten  auf dem Areal herum.

Bergwerk Rossweg

Abraumhalde, vom Mundloch aus Fotografiert, im Jahre 1943.

Bergwerk Rossweg

Gleiche Sicht am 26. Januar 2014. Die Geleise sind verschwunden dafür hat der Wald ganz mächtig zugelegt. Und auch die eigentliche Abraumhalde ist reichlich überwuchert.

Bergwerk Rossweg

Im November des Jahres 1943 lang das Mundloch nahe dem Waldrand in steiler Zone. Der relativ kurze Mundlocheinschnitt näherte unsere Hoffnung auf ein wiederfinden der verschütteten Stahltüre. Wir glaubten dass vielleicht gar dieser Verschluss das Stollenwerk sicher vor Verschlammung gerettet haben könnte.

Bergwerk Rossweg

Das Bild, fast an gleicher Stelle jedoch am 26. Januar 2014 aufgenommen, also 71 Jahre danach, zeigt ein mächtiger Haufen Waldboden welcher sich übers Eingangsportal  wälzte.

Bergwerk Rossweg

Unsere Sondiergrabung brachte Vernichtendes zu Tage. Im Waldboden vermischt tauchen immer wieder mit Sandsteinblöcken versetzten Lehmschichten auf. Naheliegend also dass der Stollen unter der Last des verschobenen Waldbodens zusammenbrach und die eigentlich schützende Türe heute flach liegt.

Nicht unweit des ehemaligen Stollenmundlochs findet sich ein Schachtdeckel am Boden. Wir öffneten diesen und erkannten im, etwa 1 Meter tiefen, Schacht 3 kleine Zementröhren wovon 2 Richtung Mundloch zeigten. In der unteren Zementröhre sitzt ein PE-Schlauch welcher die Vermutung nahelegt dass im Stollen Trinkwasser gesammelt wird.  Ergo mussten wir unsere Schürftätigkeit abbrechen. Ein weiteres herumstochern an der Mundlochverschüttung hätte das gefasste Trinkwasser unangenehm trüben können womit die allfälligen Wassernutzer ernsthaft böse auf uns gewesen wären.

Ähnlich dem Bergwerk Sellenbüren scheinen auch auf dieser Anlage die Untertagebauten definitiv verloren zu sein. Respektive, wer hier gräbt wird zwangsläufig das Trinkwasser einiger Bewohner unterhalb, ganz mächtig verderben was den Aufwand eindeutig nicht lohnt.

Ergo bleibts einzig die Geschichte aus vergangenen Tagen.

Das Kohleflöz ist lange bekannt da es an verschiedensten Stellen in der Hügelkette zwischen Horgen und Birmensdorf kurzzeitig schnell hervor blinzelt. Bereits seit 1763 sind Kohleausbisse an besagter Stelle bekannt. Verschiedene kleinere Stollen sollen in den Jahren zwischen 1836 bis 1837 und zwischen 1850 und 1861 angelegt worden sein. Emil Letsch nennt 1899 6 Stollen wovon einer kriechend befahren werden konnte.

Im August 1943 beauftragte die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle Co das Bauunternehmen Walo Bertschinger mit den bergbaulichen Untersuchungsarbeiten. Wenig später am 21. September 1943 erteilte die Finanzdirektion des Kanton Zürichs eine Schürfbewilligung.

In erster Tätigkeit wurde der alte 48 Meter lange verstürzte Stollen wieder aufgewältigt anschliessend  wurde dies Stollenwerk um 239 Meter verlängert. Das Kohleflöz erreichte an seiner mächtigsten Stelle, 55 Meter ab Mundloch, rund 11 cm. Gegen Stollenende indes keilte dieses sehr schnell aus.

Im Dezember 1943 wurde mangels Abbauwürdigkeit der Bergwerksbetrieb eingestellt. Während des gesamten Stollenvortriebs wurden rund 30 Tonnen  Förderkohle gewonnen demgegenüber stand ein nicht unwesentlicher Aufwand für Stollen-Auszimmerungsarbeiten. Fast die gesamte Stollenlänge bedurfte aufwendiger Sicherungsmassnahmen.  In dieser kurzen Zeit standen stehenden 18 Mann im Einsatz.

Im März 1944 endigten die Aufräumarbeiten inklusive dem Ausbau der Zimmerung. Der Stollen indes hielt sich tapfer bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.  Irgendwann  im die Jahre 2000 solle der Stollen definitiv eigebrochen sein.

Quellen:
Plan, Originalfotos, Büro für Bergbau Bericht Nummer 3571 b

Literatur:
Büro für Bergbau Bericht Nummer 3571 b, Emil Letsch Schweizerische Molassekohlen 1899

Vorbeitrag:
Buchenegg

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