Passend zum noch sonnigen Winteranfang am 21.3.2014 waren wir hoch zu Sonneberg zwischen Kriens und Littau. Ziel unseres Ausfluges war das mächtige Kohlebergwerk Sonneberg. Die Zeugen dieser umfangreichen, einige Kilometer ausgedehnten Bergwerksanlage sind heute grösstenteils im Waldboden versunken. Indes rechneten wir, Teile der Gruben, welche in verschiedensten Abbauperioden zwischen 1855 und 1946 Kohle tagförderten, noch befahren zu können. Da wir um das schier senkrecht verlaufende Köhleflöz wussten, war klar die gesamte Kletterausrüstung mit auf unserem Ausflug.
Vom Ränggloch her kommend folgten wir den noch auffindbaren Stollenspuren in Form von Absenkungen im Waldboden. An einigen Stellen zeigt sich eine rund 1 Meter breite und ca. 1 Meter tiefe Senkung den Berg hinaufsteigend auf Flözlinie. Klares Indiz, das Kohleflöz wurde, im Firstabbau, bis knapp unter den Waldboden gehauen infolge stürzte der lockere Waldboden über die Jahre hinweg in die damalige Abbausohle.
Einige Stollen sind noch verschiedentlich in der Literatur erwähnt, wir machten uns anhand gefundener Angaben auf die Suche.
Der erste von uns gefundene Stollen auf Rängglochseite war dank eines Maschendrahthages und etlichen „Einsturzgefahr“ Warntafeln schnell gefunden indes dieser leider nach nur 1 Meter komplett verfüllt. Die Schaufelarbeit brachte auch nicht den Ansatz des Erfolges. Mein GPS erfasste die Koordinaten 661407 / 210099 / 760m wobei die Höhenangabe mit etwas Vorsicht zu geniessen ist.
Ich benamste diesen Stollen mit Stollen 1 korrespondierend mit meinen Zeichnungen und Plänen.
Von nun an konnten wir bequem dem Wanderweg folgen welcher auf Stelle des alten Knappenwegs ziemlich parallel zum Kohleföz verlief.
Blick Richtung Ränggloch, an dieser Stelle kreuzt der Wanderweg den ehemaligen Kohleflöz von Links zu rechts im Bild. Die recht genau mittig ersichtliche Abhagung umklammert ein Einbruch oder Schacht des alten Bergwerks.
Matti wagte den vertikalen Einstieg doch auch hierbei war der Weiterverlauf nach rund 4 Meter verschüttet. Da des Weiterkommens nicht zu denken war, stieg ich nicht auch noch ins enge Loch. Diese Stelle wollen die Satelliten auf 661479 / 210135 / 786m platziert sehen was wiederum auf meinen Plänen mit „Einbruch oder Schacht“ korrespondiert.
Die Rängglochseite gilt somit, nach letztem Stand am 21.3.2014, als verschüttet. Die steilere Seite Richtung Littau indes offenbarte doch noch einige interessante Stollenbauten. Das Haupt-Kohleflöz kreuzt nun den Bergrücken um allmählich auf Littauer Seite auszukeilen.
Als erstes finden sich im steilen Berghang zwei Vertiefungen im Waldboden die auf ehemalige Schächte hinweisen. Auf dem Seigerriss tat ich diese mit gelben Kreisen hervorheben. Leider war auch an dieser Stelle ein Durchkommen ins Berginnere schlicht unmöglich.
Etwas unterhalb offenbart sich wenig später der mächtigste obere Querschlag 719er. Mein GPS will diesen auf 661931 / 210384 / 733m erkannt haben. Da dies Stollenwerk 2tig auf unserer Route lang, folglich Stollen 2. Gemäss früherer Grubenpläne solle die Länge des Bauwerks 51 m umfasst haben bis das Kohleflöz ersichtlich wurde. Das Flöz solle indes bereits in erster Abbauperiode um 1870 mittels Firstabbau ausgeräumt worden sein. Dies wiederum erklärt wieso sich im recht robusten, breiten Stollenprofil nach rund 30 Metern eine unüberwindbare Schuttschicht findet. Vermutlich drückten, über die Jahre hinweg, die Schuttmassen von der Fristbausohle bis zum Querschlag hinunter, ähnlich einer zusammengepressten Tube. Spuren von fleissigen Schauflern am Stollenversturz entlockten uns ein etwas Schadenfreudiger Jöeffekt. So nach Seigerriss dürfte dies Werk für alle Tage auf 30 Meter enden, alle die das Gitter am Eingang erblicken sollen sich, in diesem Sinne, nicht von deren Mächtigkeit blenden lassen.
Der mittlere Querschlag 670, Garmin Oregon 450t gemessen 661922 / 210445 / 687m, nenne ich Stollen 3 (Bild Matti).
Dieser Stollen ist indes sowohl vom Seigeriss her betrachtet wie auch aus optischer Beurteilung, deutlich vielversprechender. Leider jedoch war zu viel Wasser auf Stollensohle und zu wenig Gummistiefel an unseren Füssen. Das Profil indes ist, trotz der Wichtigkeit dieses Werkes, deutlich kleiner. Dieser Querschlag führt nicht schnurgerade in ein Abbaufeld sondern erstmalig nach 110 Meter in eine Hauptstrecke. Unsere Hoffnung bleibt somit erhalten das Bergwerk mittels mittlerem Querschlag befahren zu können.
Die Bergwerksituation wie folgt, (Plan gross machen, Plan anklicken)
Zwei Kohleflöze ziehen durch den Sonneberg, indes das Nordflöz war einzig interessant für den Abbau. Zwei Bergwerke greifen dies besagte Nord-Flöz von Westen am Ränggloch und vom Norden am Vogelsang an. 1942 werden beide Bergwerke durchschlägig auf der tiefen Hauptstrecke die heute sowohl Rängglochseitig wie auch Querschlagseitig verschüttet ist. Wir durchkämmten den Wald vom Ränggloch herkommend und bogen im 90 Grad Winkel wieder abwärts in Richtung Vogelsang. Die aufgefundenen Stollen sind aufnummeriert von 1 bis 3.
Der Seigerriss Stand 15.12.1945, (Plan gross machen, Plan anklicken) zeigt die wuchtigen Dimensionen der Untertagsbauten.
Die roten Kreise symbolisieren die von uns weiter erforschten Untertagewerke, gelbe Kreise wiederum entsprechen den zwei gefundenen Schachtresten. Die blauen Positionskoordinaten spukte mein Garmin Oregon 450t ich vergass indes bei der Messung die genaue Höhenabgleichskorrektur durchzuführen.
Abschliessend darf erwähnt werden dass auch diese Geschichte Fortsetzung finden wird. Sehr gezielt werden den mittleren Querschlag wie auch die weiteren Stollen auf Littauseite aufsuchen die Rängglochseite indes dürfte definitiv unauffindbar sein.
Quellen
Foto Mittelquerschlag Matti
Seigerriss Swisstopo
Karte map.geo.admin.ch
Einzigartig interessant und informativ! Bin 1942 geboren und in Luzern aufgewachsen. Unter uns Halbwüchsigen bestand die fixe Idee, unbedingt mal ins Kohlebergwerk Sonnenberg einzusteigen. Viele rieten uns aber davon ab, das sei äusserst gefährlich. Da liessen wir es dann sein, wir wussten sowieso nicht genau, wo die Einstiege gewesen wären. – Die alte Einstiegsstelle mit dem Zaun drum herum, Seite Renggloch, Nähe Bauernhaus, habe ich mal gesehen.
Grosses Kompliment zu Ihrem Bericht und ihren Forschungen. –
Eine Kleinigkeit: der Berg heisst Sonnenberg, nicht Sonneberg.
Freundliche Grüsse
Roger Brändlin
Werter Roger Brändlin
Ein ganz liebes Dankeschön zu solch netten Kommentar.
Und ein wahrhaft kluger Gedanke die Stollen des Bergwerks zu meiden. Gemäss meinen Beobachtungen muss dies ohnehin sehr gefährliche Bergwerk nach deren Stilllegung sehr schnell an etlichen Stellen gefährlich zusammengebrochen sein. Die Wagen, Marke Eigenbastel, schlängelten sich in oberen Strecken über lange Distanzen auf schmalen Holzstegen. Diese Holzstege dürften ende 50er grösstenteils böse angefault gewesen sein.
Der Sonneberg ist der aktuellen Swisstopokarte http://s.geo.admin.ch/600bb0cb30 entlehnt wenn doch, ganz eindeutig, in Jahren 40zig das Hochdeutsche auf Siegfrieds Karte dominierte. So wahr Sonnenberg, wie Renggloch damals noch übliche Bezeichnung. In diesem Sinne zustimmend, nannte sich das Bergwerk Sonnenberg, respektive Renggloch und Vogelsang. Die aktuellen Flurnamen wie sie gegenwärtig in der Swisstopokarte zu finden sind, sind mir indes einiges symphytischer da diese die Schweizerischen Dialekte berücksichtigen.
Liebi Grüessli
Luisa
Ein sehr spannender und informativer Artikel. Mein höchster Respekt für ihre professionelle Arbeit über die Historie des Krienser Bergbaus. Ich hätte niemals damit gerechnet mehr Informationen, geschweige denn einen Plan der Stollen zu finden.
PS: Ich werde mich Heute auch noch auf den Weg zu den Stollen machen, um diese zu erkunden. Mal schauen was ich so finde:)
Ich bedanke mich fürs Lesen und die Worte des Lobes.
Ich war 3 mal am Sonnenberg, Anschlussbeitrag auf http://blog.ateliereisen.ch/?p=3123 , quantitativ betrachtet ist diese Anlage eine, meinerseits, eher wenig erforschte. Fest steht, mein Kenntnisstand, wahrscheinlich ist ein Grossteil des Systems, aktuell zusammengefallen. Ich Gang zeigte sich bald eine unüberwindbare klebrige Schlammmasse obschon ich nicht alle Strecken kenne. Namentlich solle die Wetterstrecke nahe Stollen 2 noch offen sein.
Grüessli
Luisa
Auch ein sehr interessanter Bericht, wirklich meinen höchsten Respekt für diese Bericht und ihre Arbeit.
Ich war in den letzten 2 Wochen mehrmals vor Ort. Es war eine lange Suche aber als wir die schweizer Koordinaten umrechnen konnten ging es dann schnell. Im stollen nr.2 waren wir drin. stollen nr.3 war jedoch ca.die Hälfte mit Schlamm gefüllt und darauch nochmal ca. 40 ch Wasser. auch wir fanden bei der Renglochseite keine Einstiege. ich werde aber sicher noch alle Standorte abklappern und mitteilen, wenn ich etwas interessantes finde.
PS: vis-a-vis von den Autogaragen im Renggloch befindet sich ein abgesperrtes Areal mit einem Haus, Teich, seilbahn (Das Seil ist jedeoch nich mehr gespannt und im Häuschen ist nur der Motor der Bahn, keine Eingänge ins Berginnere wie wir dachten) und einer extrem imposanten Felswand. Ich und meine Freunde, befürchten, dass dieses Gebäude auch mit dem Bergbau am Sonnenberg/renggloch in Zussamenhang steht. Wissen sie vielleicht mehr darüber?
übrigens ist das Häuschen der Seilbahn, welches ich im vorherigen Kommentar erwähnt habe, oberhalb des Felsens. Zudem hat das ganze Areal keine Hausnummer.
Freundliche Grüsse
Leon
Wer weiss, vielleicht hat das Bergwerk versteckt einen Eingang in das Reich der Vrilia ? Beschrieben in dem Buch von C. Bulwer Lytton, VRIL oder eine Menschheit der Zukunft. Wohne unten dran in der Luzernerstrasse Seite Littau. Ein Zwerg oder Elementarwesen nahmens“Ing Siwering“ ist mir im Halbschlaf schon „erschienen“. Liebe Grüsse
Claude