Ausgehöhlte Sonnenberge und sonstig herumstreunende Wölfe

Die zweite Bergwerk Sonneberg Geschichte diese schwergewichtig dem Kohlebergwerk gewidmet welches in letzten Jahren, genannt diese 1946, den Sonnenberg, dem Kohleflöz folgend, förmlich in zwei Sonnenberge teilte.  Es bliebt uns offen die Erkundung der Vogelsang-Mittelstrecke auf Littauerseite wie auch, meine Neugierden nährend, die Wolfsschlucht mit dessen Schacht aus 2 WK welcher das zweite Kohleflöz auf 12 Meter anfuhr.

Bergwerk Vogelsang Littau

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Nochmals der Übersicht willen,

Ich nannte die Vogelsang Bergwerk Mittelstrecke,  Stollen 3, damals bei der Befahrung vom 21.3.2014  eindeutig ein zu nasses Unterfangen. Auch mich neugierig machend, die Mysterien um die Wolfsschlucht und der dortige Schacht ins Südflöz führend.

Diesmal mit Gummistiefeln im Gepäck, machten wir uns auf das noch unerforschte Stollenmundloch genauer auszukundschaften. Die Vermutung wonach dies Stollenwerk uns ganz tief in die Geheimnisse gespaltener Sonnenberge einführen könnte, liess uns zweifelsohne keine Ruhe.

Gemäss Originalseigerriss Büro für Bergbau, bis 19.12.1945 nachgeführt, könnte noch einzig diese Mittelstrecke weite Teile des Bergwerks offenlegen.

Bergwerk Vogelsang Littau

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Also ab ins Wasser, welches sich doch tiefer zeigte als ursprünglich angedacht, trotzdem, trockenen Fusses, erreichten wir den wasserfreien Stollenboden etwa 30 Meter nach Tag.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Der Langzeitbelichtungs-Fotoblick zeigt ein stattlicher Stollen wenn doch für Grubenhunte eher schmalen Kalibers. Die Ansicht hierbei von allmählich schlammintensiveren Stollenpartie Richtung Tag. Die im Bild unten mittig sichtbare Figur ist nicht etwa ein verschiedener Alien, die können, meines Wissenstands, bescheiden  wenig mit Kohlen anfangen, nein, im Bild ist einzig, so banal dies nun klingen mag, ein etwas Schlammverunstalteter Stein am Boden liegend.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Gegen Ende des Querschlags findet sich eine kleine Staumauer im Stollen welche zu einer längst stillgelegten Wasserfassung  gehört. Hinter dem kleinen Stausee beginnt eine aufsteigende Schlammlawine welche die Weiterbefahrung zunehmend zu erschwerte. Die Sicht geradeaus zeigte uns ein bis aufs Dach verfüllter Querschlag, rechts abzweigend indes eine Kurve die etwas Hoffnung aufkeimen liess.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

Die Kurve führt auf die so vielversprechende Mittelstrecke welche nach Grubenplan etliche Abbaufelder miteinander verbinden tat. Inzwischen liegt rund 1.5 Meter Schlamm auf dem Stollenboden. Zum Glück ist der Schlamm grösstenteils verfestigt so das wir nicht ins unermessene versinken. Der noch vorhandene Holzrugel, im Bild links, dürfte von einer Arbeitsbühne stammen welche zum Ausschlagen des Kohleflöz diente.  Damals, um 1945, so denke ich, war dieses Holzstück rund 3 Meter ab Stollenboden, heute ist der Pflock auf Bauchhöhe positioniert alles untendurch ist verfestigter Schlamm. Auch hier, der Blick geradeaus zeigt die bis obenhin verfüllte Mittelstrecke. Oben durch indes, gut sichtbar, das Kohleflöz welches nicht restlos ausgekratzt wurde.

Die Mittelstrecke Richtung Osten ist folglich mit Schlamm bis zum Dach verfüllt und auch mein mitgebrachter Klappspaten hätte kaum dem Schlamm besänftigen können. Der Stollen dürfte leider, so aus dem Plänen ableitend, über weite Strecken hinweg mit teils ausgesintertem  Schlamm versiegelt sein.

Die 180 Grad-Drehung, Mittelstrecke West, lies indes anfänglich etwas Hoffnung aufkommen. Im Abbaubereich welcher, entgegen des Seigerrisses, auch Mittelstrecke war, mehren sich Verstürze die bis auch beträchtliche Höhe, etwa 7 Meter ab Mittelstreckenniveau, besteigbar sind. Oben angekommen jedoch die ernüchternde Erkenntnis, ein wildes Durcheinander an Steinblöcken versperrt jegliches weiterkommen. Zwar wird zwischen den Blöcken leicht ein weiterverlauf erkennbar doch ein wegstemmen der Steine könnte, mit viel Getöse, ein weiterer, alles unter sich begrabende, Versturz produzieren.

Gemäss meiner Seigerriss-Interpretation vermute ist an dieser Steinblockbeladenen Stelle  ein ehemaliger Fahr respektive Fördertrumm welcher viele Meter bis auf Tag führte, auf hiesigem Seigerriss-Ausschnitt mit grüner Farbe dargestellt.

Ergo, der gespaltete Berg könnte in Tat und Wahrheit  mit einer kaum fassbaren Unordnung an Steinblöcken, Schlamm und Waldboden, im Spalt wieder zusammengefügt sein. Ein Durchkommen,  auch auf Westseite, ist folglich nur mit grober Stütztechnik möglich.

Mittelstrecke Bergwerk Vogelsang

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Die zeichnerische Umsetzung der Befahrung zeigt ein rund 130 Meter langer Stollen wovon 110 noch fahrbarer Querschlag sind. Auch nach rund 110 Metern taucht das Nordföz auf, mehr oder minder denkungsgleich dem Worten Fehlmann wie auch Letsch. Die Weiterfahrt geradeaus ist wegen des Schlamms nicht möglich. Die Stollenbahnkurve ermöglicht indes den Einstieg in die Weststrecke, dem Flöz folgend auf einer Länge von 20 Metern ehe der Stollen wegen Verbruchs auch wieder unpassierbar wird.

Noch war mir aber immer noch ein Geheimnis verborgen, welches mich am Folgetag zu kleiner Wanderung animierte,  die geheimnisumgarnte  Wolfsschucht genau auf der Linie des zweiten Flöz verlaufend.

Die Legende besagt das einst Männer im Jahre rund 1480 Eisenerze an besagter Stelle, im Tagbau, förderten und somit diese imposante Schlucht in den Sonnenberg schlugen. 1486 soll gar ein Schacht der Erzgrube eingestürzt sein, wobei 60 Arbeiter begraben worden seien.

Viele Jahre später, besagt im Jahre 1943, legen die Bergarbeiter erneut einen 12 Meter tiefen Schacht in der Wolfsschlucht an welcher das deutlich kleinere Süd-Kohleflöz auf gesamter Länge aufschloss.

Der Flurname Wolfsschlucht entstammt aus 19tem Jahrhundert im Sinne der damaligen Tourismusentwicklung auf dem Sonnenberg. Ältere Ortsbezeichnungen  weissen indes einen klaren Bezug zu früherer Bergbautätigkeit auf. So ist auch auf den Büro für Bergbau-Unterlagen die Rede von Erzgrube am besagten Ort.

Wolfsschlucht

Die Wolfsschlucht ist in der Tat ein imposantes, eindeutig von Menschenhand geschaffenes, Werk. Spuren von Erzen fand ich keine indes war der Schacht aus 2 WK, oder was noch davon übrig ist, schnell gefunden.

Schnell wird mir auch klar, dies Werk dürfte nicht nur Erze zu Tage gefördert haben.  Wahrscheinlich kratzen um 1400 Arbeiter die weiche Flözschicht aus um einerseits die Kohle zu nutzen anderseits an naheliegende Erze zu gelangen. Es entstand allmählich ein langer Schlitz von welchem aus, links und rechts, zu späteren Perioden, Sandsteinblöcke  gebrochen wurden.  Der Sandstein wirkt in der Wolfsschlucht kompakt und witterungsresistent.  Als das Kohle-Nordflöz über weite Strecken hinweg abgebaut war, versuchte man in den 40erjahren des letzten Jahrhunderts in der, rund 300 Meter langen und 30 Meter tiefen, Wolfsschlucht das Südflöz anzustechen. Da dieses jedoch von kaum abbauwürdiger Mächtigkeit war, blieb es beim 12 Meter tiefen Sondierschacht.

Fazit, die Kilometerlangen Bergwerksgänge bleiben zu grosser Wahrscheinlichkeit für immer verborgen. Littauseitig sind 2 Stollen fahrbar. Der obere Querschlag auf rund 30 Meter, siehe Vorbeitrag, und der mittlere Querschlag, mit wenigen Metern Mittelstrecke, auf rund 130 Meter. Rängglochseitig  fanden wir keine nennenswert interessante Stollenwerke. Der Schacht in der Wolfsschlucht ist zwar eindeutig erkennbar indes auch so verfüllt.

Quellen
Seigerriss Swisstopo
Karte map.geo.admin.ch

Vorbeitrag
Bergwerk Sonneberg

2 comments on Ausgehöhlte Sonnenberge und sonstig herumstreunende Wölfe

  1. Die Quellfassung ist übrigens keine längst stillgelegten Wasserfassung. Wird genutz und sollte bei einer befahrung möglichst nicht verunreinigt werden!
    Da ich in diesem Gebiet aufgewachsen bin, kenne ich diese Abbaustollen und habe selbst alle möglichen erkundet. Leider wurde der Stollen 1 respektive der Eingang davon in meiner Kindheit aus vorsichtsmassname gesprengt…
    Ps. Bin gerade heute wieder mal im Bergwerk Klus gewesen und in drei anderen Abbaustollen, die in eurem spannenden Bericht nicht erwähnt sind. Östliche Seite Mittagsfluh. Vom Bergwerk Klus kann man übrigens auf der Gemeinde Boltigen eine interessante Dokumentation beziehen.
    Grüessleni us em BE-Oberland Philipp

  2. Hoi Philipp

    Ein lieben Dank zu Deinem Kommentar.

    Die Quellfassung machte, bei unserer Befahrung, keineswegs einen funktionstüchtigen Eindruck. Der Abstellhahn in Stollenmitte ist, soweit ich mich erinnern mag a) zu b) abgewürgt. Der kleine Rinnsal floss nicht etwa über die Sammlerleitung sondern über den Überlaufeinschnitt, in der kleinen Staumauer, ab. Dies könnte mit eine Erklärung sein wieso nahe dem Mundloch soviel Wasser sich sammelte. Indes könnte die Wasserfassung durchaus, wie Du erwähnst, vor nicht allzu langer Zeit genutzt worden sein.

    Stollen 1, beziehst Du Dich hierbei auf meinen Plan?
    Ich habe ein Foto, aufgenommen im 1998, aus dem Artikel „Industriekultur in Kriens“ von „Hans-Peter Bärtschi“ welches am ehesten zu meinem Stollen 1 passt. Leider jedoch ist der vermeidliche Stollen 1 heute eindeutig abgesackt.

    Boltigen
    Wahrlich, in genannter Region wartet eine regelrechte Invasion an Stollenwerken auf Entdeckung. Nur schon die erfassten Mundlöcher um 1919 gäben Anlass zu tagelanger ausgedehnter Wanderung.

    Am Samstag waren wir am Erkunden der Gesenke von Strecke 1181 zu Strecke 1100, Seite Dürrifluh, womit wir allmählich ein stimmiger Grubenplan, Stand 2014, zusammenbringen, kommend folgt mein Bericht dazu.

    Ich habe einige Dokumentationen zur Bergbauperiode 2. WK liegen. Mit Paul Huggers Werk „Das Kohlebergwerk Schwarzenmatt in Boltigen“ fand ich damals, anhand der alten Fotos, recht fix den Dürrisfluhquerschlag.

    Und ja, vielleicht trifft man sich, so rein zufällig, in einer dieser Boltinger Werke. Momentan bin ich doch recht häufig in denen Regionen.

    Liebi Grüessli

    Luisa

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