1. August

Gedanken zur Schweiz aus Sicht einer High-Tech-Affinen Industriearchäologin

Die Schweiz ein Einigvolk, längst nicht einig und dies, zurückblickend auf die Geschichtslinie wie folgt.

Definitiv, die Schweiz wie wir sie heute kennen, entstand erst in Mitte des 19ten Jahrhunderts, ergo ein äusserst junges Gebilde und, Gebilde, ein durchaus diskutabler Begriff. Also, bis anno dato war dies hier reichlich unterentwickelte Völklein vorwiegend der Landwirtschaft verschrieben und regional auf sehr enge topografisch fixierte Grenzen beschränkt.

Mit der Erschliessung der Alpenpässe, damals hauptsächlich vom römischen Reich initiiert, folgte ein bescheidener Handel und ein allererster Technologietransfer innerhalb wachsender Zentren an den Verbindungstrecken.

Die Umschliessung durch wuchtige Berglandschaften verunmöglichte weitgehend eine Entwicklung der Bergbevölkerung. Hochgebirgige Regionen lebten viele 100 Jahre den ewigen Dornröschenschlaf des Fortschritts das Leben war stattdessen vom kargen Berg-Alltag geprägt. An vielbewanderten Alpentrasitstrecke, ab rund 1830 war fahren mit bescheidenen Pferde-Fuhrwerken halbwegs möglich, entwickelte sich der Berufstand der Säumer, ansonsten schien die Zeit in den Alpenregionen weitgehend stillzustehen. Im äusserst Alpenpassdichtem Graubünden war der motorisierte Strassenverkehr erst ab 1930, per Kantonsbeschluss, erlaubt.

Im frühen Mittelalter entstehen wichtige kulturelle Zentren in Städten, weit fern hiesiger Geografie, dies zumeist an Wasserwegen oder Meereshäfen. Diese kulturellen Zentren entwickelten ein kaum stillbarer Hunger nach Rohstoffen welcher gedeckt werden musste. In Folge schwärmten immer mehr Spezialisten, Investoren oder Abenteurer, auf der Suche nach Ruhm und Reichtum, in hohe Berggefilde.

Der damalige Bergbau, initiiert von Tirolern, Venetiern und Freiburgern, spielte eine wichtige Rolle in der Schweizer Geschichte, insbesondere die Technologieentwicklung gedeiht dank diesem Wissensimport.

High-Tech ein damaliges Importgut jener weit her gereisten Spezialisten während die hiesig Lokalansässigen billige Arbeitskräfte stellten.

Erbstollen Gnadensonne

Berner Oberland, Szenenwechsel, High-Tech Erbstollen Silber und Bleiwerk Trachsellauenen. Dies Werk, wahrscheinlich von den Venetiern um die Jahre 1300 erbaut, erlebte seine letzte Blütezeit im Jahre 1810. Der, auf dem Bild dargestellte, mit Holzboden und Fahreinrichtung ausgestattete Erbstollen dürften Spezialisten aus dem Tirol oder aus Italien, in letzter Trachsellauenen-Bergbauepoche, um die Jahre 1700, erbaut haben.

Stollen Gottschalkenberg

Demgegenüber die ansässige Bevölkerung, gebeutelt von Hungernöten, versucht sich, in Hoffnung eines besseren Lebens, des, als Billigst-Arbeitskraft erlernten, Bergbaus. Indes erwacht einzig die Zeitepoche des Raubbaus um 1700 welche vereinzelt noch bis rund 1940 andauerte. Unwissenheit und eine grosse Portion Analphabetismus führten zu zahlreichen sich aneinanderreihenden Misserfolgen. Im Bild, ausgebeutete Braunkohle im Gottschalkenberg um 1890. Brachial mag erscheinen dass dieser Schlitz mit primitivsten Mitteln und lachhaft minimer Abstützung in liegender Position getrieben wurde.

Röstofen Bellaluna

Die Verhütungsanlagen Bellaluna oder damals genannt Balla Lüna, in Bergün dürften, als Werk Tiroler Spezialisten, um 1760 gebaut, worden sein. Dass sich diese, inzwischen veraltete Technologie, um 1840, Kantonsrat und Investor Albertini zu Nutze machte, lang doch eher an dessen Finanzkraft als an dessen Hüttenwissen.

Stollen Bethlehem

Die Briten, damals Erfinder der Eisenbahn, exportierten etliches Rollmaterial weit in den Süden hinein. Die im Bild ersichtliche Holzschienenanlage steht im Stollen Bethlehem im Bündnerischem Ursera. Inspiriert von alten, teils amateurhaften, Bergbauspuren bildete sich eine hochrangige, finanzstarke britische Investorengruppe die um 1860, mit ganz wuchtigen Mitteln, die Kupfer und Silbervorkommen von Ursera auszubeuten versuchte. Wohlverstanden, beim Versuch blieb es, der Erfolg bleib definitiv aus, die Industrieanlagen indessen waren alsbald für immer verlassen.

Wer glaubt der Gotthardtunnel sei einzig Schweizer Schaffenswerk vergisst die zahlreichen, zum Teil schwer unterbezahlten, italienischen Spezialisten.

Die Schweiz wird gerne ans Datum 1291 (Der Bundesbrief von 1291) fixiert doch die damaligen sogenannten Eidgenossen waren finanzkräftige innerschweizer Oberschichter die sich von ausländischer Herrschaft lösen wollten. Allen voran lagen klar finanzielle Interessen zu solch separatistischen Ideen im Vordergrund. Allen voran auch lagen finanzielle Mittel auf um ein bewaffneter Krieg gegen eine vordergründig übermächtige Gegnerschaft durchzuziehen. Das damals begehrte Waffenfähige Eisen etwa lag grösstenteils im Wissen weit ferner Völker.

1291 werden Herrscher gegen neue Herrscher ausgetauscht und dies auf regionalem Gebiet welches 1/10 der heutigen Landesfläche umfasst. Ob dies diese Jahreszahl als Entstehung der Schweiz gewertet werden kann ist, aus meiner Sicht, durchaus fraglich.

Ergo, eine winzekleine Region die ein langer Entwicklungsweg vor sich haben dürfte.
Eine Region die, bedingt durch topografische Ungnaden, dem Umfeld technologisch wie auch Sozial lange hinterherhinken wird.

Und es floss viel Wasser den Rhein hinab bis die heutige Schweiz sich vom brachialen Bauernvolk zum, teilweise ausbeuterischem, Dienstleistungsstaat entwickelte.

Die hiesig Lebenden profitiertem zumeist vom zunehmenden Wohlstand ab Jahren 1970 aufwärts.

Als Link erwähnt,
Maurische Hochkultur, ein beginnendes Industriezeitalter mit allerlei Playern
Minas Los Baños Sierra Alhamilla

Versus versuchte helvetische Eisenherstellung im Spätmittelalter
Eisenwerke Guppenalp

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