Gottschalkenberger Erleuchtungen

Oder ein erneuter Spaziergang durch die Tiefen des damaligen Bergwerkes im Wurf, auch genannt Bergwerk Mühlebach.

Ein doch eher verregnete Tag veranlasste uns, eine kleine Delegation von rund 4 Wagemutigen, neulich ins Bergwerk Mühlebach hinunterzusteigen. Der Grube sollen zwischen 1846 und 1943, in verschiedenen Epochen, Braunkohlen hübscher Qualität, wenn doch eher wenige, entlockt worden sein.

Mundloch Bergwerk Mühlebach

Was vom Mundloch heute, am Tage 15.11.2014, noch zum Waldboden herausblickt war im Jahre 1943 ein ansehnlicher Stollen, einer von 2en, mit 60er Begleisung und altbekannten Kipploren.

Nach Überwindung der bekannten Waldbodenengstelle indes wächst der Stollen wieder zu bekanntem Kipplorenprofil von rund 1.8m Höhe mal 1.2m Breite. Das angeschnittene Kohleflöz, eindrücklich sichtbar, erreicht indes nie die Mächtigkeit von über 15cm. Immer wieder sind am Stollenseiten, dem Flöz folgend, enge Aufbrüche auffindbar die von einer früheren Abbauperiode zeugen. Ohnehin scheinen die damaligen Bergarbeiter um die Jahre 1942 ziemlich Pech gehabt zu haben, überall so dünkte mich, stiessen die Knappen auf eindeutigen alten Mann. Trotzdem wurde dieser obere Stollen, bis auskeilen des Miniflözes, ganze 88 Meter tief in den Sandstein getrieben.

Bergwerk Mühlebach

Mittig bei 50 Meter ab Mundloch, wohlverstanden das damalige heute im Waldboden versunkene, findet sich ein 20 Grad fallender Aufbruch. Auf einer Länge von rund 40 Metern wurde im Gesenk die Kohle abgegraben. Die einte Gesenkwand ist mit Versatz aufgefüllt. Diesem Gesenk folgend erreichten wir die eigentliche Hauptstrecke welche heute nur noch über den Aufbruch erreichbar ist. Wasser rieselt nach wenigen Metern zum Versatz heraus und sollte bis auf Weiteres unser stetig nasser Begleiter im engen Aufbruch sein.

Bergwerk Mühlebach

Die Hauptstrecke war einst Richtung Tag robust ausgezimmert. Die Türstöcke aus dicken Hölzern gebaut sind heute jedoch ziemlich in sich verfallen. Die Stollendecke scheint dies nicht weiter zu irritieren naheliegend eher dass dies Holzwerk die seitlich vorfühlten ehemaligen Aufbrüche, ich vermute wieder mal eine überaus dominante Präsenz des alten Mannes, hätten stützen sollen. Richtung Mundloch indes ist nach regem verstürztem Türstockwald baldig aus. Wie schon in Vorbeiträgen geschrieben, scheint das Mundloch der Hauptstrecke von aussen her verfüllt worden zu sein. Eindeutig die Hauptstrecke ist einzig übers Gesenk zu erreichen.

Die Gegenseite des Hauptstollens, am Gesenk vorbei Richtung Berg , vom alten Mann gänzlich verschont, verliert baldig das begehrte Flözchen. Trotz des Auskeilens der Kohle wird der Stollen noch ganze 60 Meter, in harten Sandstein, geschlagen.

Bergwerk Mühlebach

Das Wasser scheint sich, im Gegensatz zur Kohle, in diesem Stollenabschnitt zunehmend anzusammeln und doch ist ein durchkommen ohne nasse Füsse über die gesetzten Steinböcke problemlos möglich.

Bergwerk Mühlebach

Am Ende des Stollens, bei Laufmeter 113 ab ehemaligem Mundloch angelangt, steht doch tatsächlich Buddha höchstpersönlich, respektive dessen Statue, auf dem Stollenboden. Dieser nicht etwa aus Messing, wie mir bekannt aus fernöstlichen Gegenden, sondern in leichtem Styropor gefertigt. Trotz des leichten Buddhas dürfte der Urheber des Andachtraumes ein wahrhaft Gläubiger sein. So nen Teil das Gesenk hinunter schleppen zeugt von grosser Überzeugtheit wenn doch der Buddha, eher ramponiert dreinschauend, vermutend grosse Strecken in Fallgeschwindigkeit zurücklegte. Der Buddha ist eindeutig neuerem Datums, bei meinem letzten Gottschalkenberger Besuch vor 2 Jahren stand dieser noch nicht am Stollenende.

Zurück zum Ursprungsthema will ich wieder eine Sohle hinuntersteigen diesmal wahrscheinlich über eine sehr alte Strecke aus Zeiten des 19ten Jahrhunderts. Wieder über ein Gesenk dieses jedoch deutlich enger und erst noch mit reichlich herunter rieselnden Wasser, erreicht die gelenkige Person eine weitere Hauptstrecke.

Bergwerk Mühlebach

Im Gegensatz jedoch zu den Strecken aus 2 WK wird’s in diesem Bergwerksbau richtig Eng. Hier waren nie Looren oder Rollhunte unterwegs allerhöchst dürften Kinder und kleine Menschen Holzkübel zum heute verschüttetem Mundloch hinausgezogen haben. Die noch vorhandenen Holzstempel machen eindrücklich die Originalstollenhöhen sichtbar, selten sind diese über 1.2m.

Indessen wird ein systematischer Pfeilerabbau sichtbar. In den Aufbrüchen sind immer wieder mittig grössere Abschnitte des Flözes erhalten so als hätte hier ein sehr bewusster wenn doch eher primitive Abbau stattgefunden.

Bergwerk Mühlebach

Die Aufbrüche selbst können nur gerade im Liegen, respektive Kriechen, befahren werden. Teilweise sind einige Aufbrüche abgesoffen.

Bergwerk Mühlebach

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Der Grubenplan aus dem Jahre 1943 begünstigte wahrscheinlich eine doch eher optimistische Prognose. Tatsächlich waren hauptsächlich Sondierarbeiten sowohl im Bergwerk Sparrenweid wie auch im Bergwerk Mühlebach im Gange. Diese Sondiertätigkeit wird käumlich die grosse Kohle zu Tage gefördert haben. Zumindest in der Grube Mühlebach stiessen die Knappen immer wieder auf grossflächigem alten Mann.

Bergwerk Mühlebach

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Aus meiner Sicht, stand 15.11.2014, sieht dies Bergwerklein doch eher ziemlich leergeschossen aus und dies nicht erst seit 1943. Im Waldboden finden sich zahlreiche Spuren, bis hin zu verwinkelten Stollensystemen, die vor früherer Abbauperioden zeugen. Die beiden Stollen, Stollen I und Stollen II, aus Zeiten um 1943 dürften immer wieder auf leergeräumte Bereiche gestossen sein. Denkbar gar das beide Stollen in ehemalige Grubenwerke getrieben wurden.

Radioaktive Gottschalkenberger Kohle

Und allerletzt, die wenige Kohle aus Gottschalkerberger Stollen geniesst nicht nur einen ausgezeichneten Ruf bezüglich des Heizwertes, die Kohle ist auch schwach Radioaktiv wie meine neuste Errungenschaft, ein Geigerzähler, danke Dir Hanspeter, zu knattern wusste.

Quellen:
Grubenplanoriginal, Archiv Swisstopo vormals Büro für Bergbau

Vorbeiträge:
Kohlebergwerk Sparrenweid
Gottschalkenberger Erkundungen
Gottschalkenberg die Letzte
Im Greit
Der Weg des Wassers
Die Gottschalkenberger Kohlegruben
Das Geheimnis der zwei Fragezeichen
Gottschalkenberg
Die erste Suche verborgener Stollen
Die Molassekohle Greit und Wurf

auf Luisa.net
Verborgene Kohlen

Links von Hansjürg
Familie Keller Gottschalkenberg

2 comments on Gottschalkenberger Erleuchtungen

  1. Obschon der Beitrag schon einige Zeit zurückliegt, möchte ich auch hier meinen Senf dazugeben, denn ich hatte kürzlich die Gelegenheit, diese Mine zu besuchen. Sehr schön dokumentiert und vermessen, vielen Dank für deinen Beitrag!
    Die Radioaktivität in der Kohle ist schon noch interessant. Nach meinen Messungen vor Ort ist die Strahlung im Tunnel bei ca. 1 μSv/h und bei der Kohle stellenweise bis zu 10 μSv/h, das ist also 5 bzw. 50 Mal mehr als die Hintergrundstrahlung aussen! Die Strahlung kommt vermutlich von Spurenvorkommen von Uran und Thorium; man sieht stellenweise auch gelbliche Ausfällungen an den Kohleoberflächen, vielleicht Schoepit oder ein ähnliches Mineral. Spannend was wir alles früher in die Luft geblasen haben…

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