Mythus Bachstollen

Schon wieder eine Kohlebergwerk Rufi Geschichte.

Obschon mein letztmaliger Besuch dieses Industriedenkmals auch schon 3 Jahre zurückliegt. Any, eines der Geheimnisse suchten wir neulich, an warmen Dezemberfreitag, zu knacken, genannt dieses den alten Bachstollen von Jahren 1860.

Bachstollen Rufi

Zwar wusste ich lange schon dass diese Unterwelt hinter dem Betondeckel, am verschütteten Schacht zu, auffindbar wäre doch mein Freund Matti kannte neue Fakten die wir genauer erkunden wollten. So wusste Matti über einen Einstieg welcher exakt auf den verzeichneten, alten Standort von 1860 passte.

Brücke Bachstollen Rufi

Tatsächlich findet sich auf Tag in Stollenverlängerung, auf der gegenüberliegenden Seite des Nässibaches, ein schmuckes Brückenfundament welches perfekt zu einer 60er-Geleise-Brücke passt.

Der Stollen selbst zeigt sich scheu, dank eines Einbruches, unter eines grossen Wurzelstocks.

Bachstollen Rufi

Nach einigen Grab und Stützarbeiten konnten wir uns mit Hilfe des Seils in die Tiefen herunter gleiten lassen.

Der Stollen selbst offenbart ein edles Profil von maximal 2 Meter Höhe. Auch die Breite lässt eher grosse Hunte, auf 60er Schienen furzend, vermuten.

Bachstollen Rufi

Leider indes ist der wunderschöne Stollen nach nur 7 Metern wieder verbrochen. Ein energisches Buddeln brachte auch nicht die erwünschte Weiterbefahrung. Der Stollenverlauf jedoch korrespondiert recht genau mit der Zeichnung aus 1920. Die leichte Süddrehung erreicht gefährlich nahe den Hang, nahe dem ehemaligem Schachtkopf. Bei erneuten Norddrehung liegt ein unüberwindbarer Lehmkegel welcher der Stollen, in der Kurve, komplett ausstopft.

Der Stollenweiterverlauf indes zeigt sich, nach neustem Erkenntnisstand, eindeutig seitlich am Betondeckel welcher doch eher als Stützmauer für den Schachtkopf, um die Jahre 1917, amtete.

Einziges Problem, obschon wir beide einen Stollen zwischen den Felsen, rund 4 Meter tiefer, zu erkennen glauben, sind eben diese genannten Felsen das zu lösende Problem. Die Spalten sind kaum 10 cm breit, definitiv zu wenig fürs reinschlüpfen. Wir müssen die Nagelfluhblöcke mit Spitzeisen soweit traktieren das uns genügend Platz zum Weiterarbeiten bleibt. Wie erwähnt 4 Meter tiefer liegt unser Bachstollen. Doch die Spitzerei schleppt gleich das nächste Problem im Schlepptau an. Sind die unteren Blockzonen geknackt, hängt der fette Nagelfluh-Stein, mehr oder minder absturzmotiviert, in der Luft ergo muss fortlaufend eine Abstützung gebaut werden. Eine Mission dies in sich hat, trotzdem, eine Fortsetzungsgeschichte wird folgen, zu gross ist die Neugierde aufs Wiederentdecken des Bachstollens.

Grubenplan Bergwerk Rufi

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Ein Blick in die Situationsskizze zeigt die verschiedenen Bergbauanlagen der jeweiligen Zeitepoche zugeordnet. Die erste Abbauepoche zwischen 1820 und 1870 griff das steil fallende Kohleflöz mittels Stollen an. Der Bachstollen, damals zuunterst liegend auf 484 Meter über Meer, war folglich der wichtigste Bau dieser Untertagsanlage. Im Jahre 1925, als meine Plangrundlage von Letsch und Ritter gezeichnet wurde, solle bereits der Bachstollen ein Eintritt in die Kohleflözzone verstürzt gewesen sein. Tatsächlich ist diese Situation auch auf dem Plan so visualisiert. Heute indes ist uns einzig der kleine westlich liegende Schlänker bekannt.

Nach 1860 wurde die Kohleschicht mittels Schächten und Tiefbauten abgebaut. Dieser Abbau erreichte sein Tiefstpunkt 1944 unter 361 Meter über Meer. Noch heute ist der, in die tiefste Sohle führende, rund 300 Meter lange, Schrägschacht, zwar zugemauert, fahrbar, ob dieser jedoch bis zuunterst trocken bleibt, ist zweifelhaft. Die tiefste Sohle liegt rund 100 Meter unter dem Nässibach und das damalige Büro für Bergbau berichtete von wuchtigen Wasserpumpen. Die Untertagebauten aus Jahren 1917 bis 1920 sind indes definitiv verstürzt, beide Einstiegsschächte sind bis obenhin verfüllt.

Der Bachstollen könnte jedoch, sofern einigermassen intakt, ähnlich dem Bergwerk Schwarzmatten, Einblick in tiefere wie auch höhere Sohlen gewähren. Leider jedoch spricht Einiges gegen einen intakten Bachstollen. Insbesondere die Tatsache dass sehr gezielt im Firstbau gearbeitet wurde, lässt kaum Hoffnung auf tiefere Erkenntnisse zu. Trotzdem, wir bleiben auch an dieser Geschichte.

Quellen
Plangrundlage: Letsch und Ritter
Gebäude 1942: Hans-Peter Stolz

Vorbeiträge
18.12.2011 Bergwerk Rufi, Nachtrag
25.10.2011 Kohlloch Rufi
4.6.2011 Das Fledermausparadies

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