Noch bleibt unser Bachstollen eindeutig nach 7 Metern verschlammt, respektive verlehmt, doch dies sollte bei zweitem Versuch ändern.
Obschon alle Anfänge viel spannende Einblicke versprachen und wir, Matti und ich, liebevoll den Einstiegsbereich abstützten war trotz Schaufel und Bickel der Lehmkegel Tendenz zunehmend.
Unser Versuch, der Innenkurve folgend, den abartig klebenden, Lehm durchzulochen scheiterte mit zunehmender Kompaktheit des Versturzkegels. Wir konnten in der Folge damals, wie im Beitrag Mythus Bachstollen beschrieben, einzig die ersten, und wahrscheinlich die ältesten, 7 Meter des Bachstollens befahren.
Indes war bekannt aus alten Grubenplänen dass der Beachstollen über zwei Eingänge verfügte.
Einer dieser Eingänge, bis anhin mit Felsblöcken und einer Betonmauer verstellt, führte einst vom tonnlägigen Schacht, welcher zu frühen Zeiten in maximaler Tiefe von 439m endete, ins Berginnere. Heute ist dieser, 1923 noch zur Kohleförderung benutze, Schacht bis auf ca 485m Metern verfüllt. Indessen ist uns nicht 100pro klar ob tatsächlich rund 50 Meter Material den Schacht füllen. Auch möglich dass gar irgendwo zwischendrin eine Betonplatte der Schacht stopfe.
Ergo sitzt heute, im Jahr 2015, der Schachtboden auf Kote 485 und an der Schachtseite, zwischen Betonmauer und Fels, wird ein, zunehmend verengender, Spalt sichtbar. Lange lag die Vermutung nahe dass zwischen denen Felsblöcken, quasi hinter dem Betonbau, ein Einstieg in den Bachstollenweiterverlauf möglich wäre.
Leider indes verengte sich dieser Spalt ziemlich bald auf 10cm Breite was den Einstieg verunmöglichte. Wir mussten die ersten 4 Meter den Spalt weihten, dies wiederum brachte neue Probleme. Felsen waren eher lose am Spalt anliegend, ehe wir diese a) untergraben b) anspitzten könnten, musste eine Abstützung her.
Am Schachtkopf respektive am Schachtboden, der Schacht ist heute höchstens 2 Meter tief schlugen wir unsere Baustelle auf. Bewaffnet mit Jumbo-Gartenpfählen, Säge, Schaufel, Pickel und Batteriespitzmaschine machten wir uns auf ins Felsreich.
Erstaunlich schnell gelang uns, mit allerlei Handarbeit, ein Vorstossen in Bachstollenregionen.
Nicht wirklich ungefährliche Einblicke sollten baldig folgen. Inzwischen waren enorme Felsklötze teils ordentlich untergraben eine Abstützung wiederum war nur gegen seitliches Verrutschen möglich.
Matti wagte den Einstieg in den vermuteten Bachstollen mit leider ernüchternder Erkenntnis.
Die Stollendecke wird zwar eindeutig sichtbar doch auch hier versinkt der Stollen im weiterverlauf baldig im Lehmkegel. Linksseitig im Bild wahrscheinlich der Versturz welchen wir, bei der ersten Bachstollenmission, von der Gegenseite her, trotz viel Schweiss, scheu ankratzen. Geradeausfolgend der Bachstollen welcher, ins Berginnere verlaufend, allmählich im Lehm versinkt. Ein Knochen liegt Bildmittig welcher Wahrscheinlich ein Fuchs an der Stelle deponierte. Beim Graben treffen wir auf ein, unter Steinen verklemmtes, gezacktes Flacheisen welches uns an Bärenfallen usw erinnert. Durchaus möglich dass einst in diesem Durchschlupf jemand dem Bergbaubewandertem Fuchs böses antun wollte.
Alleweil wissen wir nun ganz genau, der Bachstollen ist nach rund 6 bis 12 Meter, je nachdem von welchem Mundloch aus gemessen, unüberwindbar verfüllt.
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Es gibt’s widersprüchliche Angaben über die frühe Bergbautätigkeit, wenig ist aus den Anfängen bekannt zu diesen Gruben. Letsch nennt das Jahr 1824, mir wiederum ist bei meinen Archivstreifzügen auch schon die Jahreszahl 1812 ins Auge gestochen. Der Bachstollen, soviel steht fest und ist nachvollziehbar, war die erste Kohlegrube überhaupt in Rufi, Schänis.
In einer Nässibachkurve westlich des Bachstollens auf etwa 722’628.1, 227’562.1 tritt ein scheues Köhleflözchen zu Tage. Wahrscheinlich folgte ein findiger Unternehmer auf flacherem Terrain erfolgreich diesem, rund 70 Grad fallendem, Flöz.
Als Emil Letsch 1899 die Gruben dokumentiert sind bereits etliche Stollen, ober und unterhalb des Bachstollens, getrieben worden.
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Der Bachstollen ist inzwischen auf eine Länge von rund 500 Meter angewachsen. Das Flöz wird wahrscheinlich ab 1890 systematisch im Firstbau gefördert. Es erscheint naheliegend dass die Stollen alle samt voll Lehm sind. Die Angetroffene Situation erinnert mich an Sonnenberger Verhältnisse.
Ob wir je ein solcher Flözstollen befahren können, mag ich je länger je mehr anzweifeln. Und auch der 200 Meter lange, zugemauerte Querschlag aus Zeiten 1942 dürfte, so nehme ich an, höchstens bis ans ehemalige abgebaute Kohleflöz fahrbar sein.
Trotzdem war diese Befahrung eine ganz spezielle Erfahrung und durchwegs als Erfolg zu werten . Insbesondere die kleine Vortriebsaktion zeigte wie schnell doch, bei günstigen Verhältnissen, ein Schlauch von rund 4 Metern gebaut ist.
Alles in allem längst nicht die letzte Geschichte, noch wartet der 1942er Querschlag in 722’598.6, 227’646.1 wie auch der Versuchstsollen in 722’637.1, 227’649.4 auf Erkundung .
Quellen
Bilder: Matti / Luisa
Grubenplan 1899: „Emil Letsch“ „Die Schweizer Molasse Kohlen östlich der Reuss 1899“
Links Vorbeiträge
23.12.2014 Mythus Bachstollen
18.12.2011 Bergwerk Rufi, Nachtrag
25.10.2011 Kohlloch Rufi
4.6.2011 Das Fledermausparadies
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