Roma, Industriearchäologie Hardcore

Allen voran, dies wird eine richtig Bildintensive Geschichte trotz der Tatsache dass ich meine Auswahl streng einzugrenzen versuchte.

Es war mir die Gelegenheit gegeben kleine Einblicke in tiefe Römische Unterwelten zu werfen. Eine kleine Romreise organisiert von einigen guten Bergbaufreuden, allen voran Andreas (es Dankeschön an dieser Stelle), best vertraut mit dortigen Tiefen, führte uns, illustres Grüppchen, zusammen.

Roma Via Tortona

Grossstadtfeeling zu Abendstund am Nachtquartier, Via Tortona

In zentraler Lage an der Via Tortona nächtigten wir in schmucker 4 Zimmer Wohnung. Und wenn doch die warmen Wässerchen zu abendlicher Duschstunde etwas knapp waren so kompensierte diese Tatsache das an allen Ecken genossene Essen und ein ebenso leckerer Wein.

Oasi Francescana

Und , da unsere Truppe sich aus ausgesprochenen Geniessern und Geniesserinnen zusammensetzte, war wohl nix mit abnehmen.

Nun mal, wie so oft bei solch erlebnisreichen Besuchen, fehlt mir der inspirierende Funke zur gekonnten Beitragsgliederung. Zur Gestaltung eines reinen Reiseberichtes sind die Geschichten viel zu spanend und zur tieferführenden Ausarbeitung ist mein Blog schlicht zu klein, respektive mein Wissen zu gering. So solle irgendwo was zwischendrin entstehen mit dem möglichen Risiko einer Zwei oder Dreiteilung des Beitrags.

Wässerige Tiefsichten oder eine Millionenstadt hat richtig Durst

100 nach Christus, so wird angenommen, solle Rom die Einwohnerzahl von über einer Million Einwohner überschritten haben. Damals war die Megacity eine der wenigen wenn nicht gar die einzige im heutigen Europa. Hinzukommend frönte ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung der Verschwendungslust. Wasser war wertvolles Gut welches vom Bergigem Umland herbeigeschafft werden musste. Insbesondere die römische Oberschicht liess sich feinstes Quellwasser für deren opulente Bäder herbringen. Es entstanden verzweigte Fliesswasseranlagen mit Aquädukten und Zisternen.

Aquädukt Oasi Francescana

Das Aquädukt beim ehemaligen Kloster Oasi Francescana war eines dieser zahlreichen Bauwerke welches Wasser von rund 50 Kilometer fernen Bergland aus Quellen sammelte und in geschlossenen Kanälen, unterirdisch im Berg oder auf Brückenstelzen, in die Stadt beförderte. Die Baukunst dürfte um die 400 nach Christus ihren Höhepunkt erreicht haben. Damals war solch eine, im Fels getriebene, Röhre ein wartungsintensives Hightechgebilde. Auf dem Bild ersichtlich der, bis fast zur Stollendecke, mit Hydraulikzement ausgemauerte Wasserflussbereich. Im unteren Stollendrittel sind Wände und Boden mit Raupfaster ausgebaut um Kalk und Sonstiges festzuhalten.

Aquädukt Oasi Francescana

Die Wasserkanäle waren wo immer möglich Geschlossen um mögliche Giftanschläge zu verhindern respektive sonstige natürliche Verunreinigungen zu vermeiden. Rund alle 20 bis 40 Meter waren Kontrollschächte angebracht um die Wasserstollen zu begeben und allfällige Reparaturen auszuführen. Die Stollendecke ist auf oberem Bild mit einer Giebelmauerung verstärkt. Da oberhalb der Vermauerung ein gewachsener Berg liegt, vermute ich, arbeiteten die Wasserleitungsbauer mit einer Schiebeschalung . Um den Aquädukten ein stetiges, optimales Gefälle von 4% zu verpassen mussten diese Kunstvoll, der Höhenlinie folgend, nahe eines möglichen Kontrollschachtes, durch den Berg getrieben werden.

Zum Ausgleich der Flussdifferenz, respektive der ankommenden Wassermenge, wurden die Wässerchen in wuchtigen Zisternen zwischengelagert.

Zisterne Frascati

Hiesig abgebildetes Beispiel eines vorchristlichen Wasserspeichers die Zisterne bei Frascati. Diese Zisterne ist gemauert in ein vorbereiteter Felseinschnitt.

Entwässerungsbauwerke und sonstige Allerheilige

Ein nicht minder interessantes Bauwerk welches auch Wasser transportierte wenngleich nicht trinkbares, diente einst, um 300 vor Christus, zur Wasserspiegelregulation eines Wassergefüllten Vulkankraters.

See von Nemi

Genannt der Vulkansee von Nemi welcher, zu Ehren der Heiligtümer von Diana Nemorensis, auf konstante Spiegelwerte abgesenkt wurde, naja oder so irgendwie. Doch da ich Mythologie keine Kompetenz meines Wissens nenne, zurück zum Tunnel von Nemi welcher eben diesen Nemi-Vulkan-See absenkte.

Tunnel von Nemi

Auf eine Länge 1.7 Kilometer führt der Abflusstunnel grösstenteils Pfeifengerade durch ein Umfangreiches Gesteinspaket, eine wahre Fundgrube für den ambitionierten Geologen, ich bins nicht. Auf meinem Bild stösst der Stollen zunehmend auf Handzahmes Vulkangestein. Die mitfolgende geschweisste Stahlröhre stammt aus Mussolinis Zeiten und diente einst einer weiteren Seeabsenkung diese jedoch, im Gegensatz zur Antike, mittels Spiralpumpen. Heute ist das Stahlrohr vergessen und trocken.

Tunnel von Nemi

Ziemlich Tunnelmittig verstürzte, in der Antike, der Stollen ein, in der Folge bauten die versierten Bergknappen einen Bypass-Stollen um den Versturz herum. Auch diese auf dem Bild sichtbare Wasserleitung ist keineswegs aus der Antike und auch Mussolini darf sich hier mal Unschuldig währen. Das im Stollen liegende 1 Zoll-Rohr ist neueren Datums und solle einem Bauer, am Stolleneingang West, frisches Wasser liefern.

Mussolini indes liess, wie sichts gehört für nen waschechten Faschisten, durch den Versturz graben. Die geschweisste Druckleitung führt durch die, um die 1930er Jahre ausgemauerte, Versturzstelle.

Tunnel von Nemi

Teilweise treffen zwei verschieden harte Gesteinsschichten im horizontalem Stollenverlauf aufeinander. Die obere Stollenhälfte ist, da im weicheren Stein getrieben, breiter und wahrscheinlich älter. Das untere Profil, so glaube ich zu erkennen, ist von oben herab gebaut worden.

Der Tunnel ist grösstenteils Pfeifengerade, rund 80 Meter ab Mundloch West wie Ost wurden vertikale Schächte getrieben. Beide Schächte dienten zur Orientierung und Richtungsbestimmung des Vortriebs. Da von West wie Ost zwei Teams gleichzeitig den Vortrieb starteten war es die gekonnte Kunst sich Stollenexakt irgendwo im Berginnern zu treffen. Obschon dieser Treffpunkt insbesondere in der Vertikale um rund 12 Meter verhaute, war die Leistung, bezogen auf damalige Verhältnisse, beachtlich. Ich glaube gar das mittels beider Schächte, zu antiker Zeit, optische Apparate, in Form einer Lichtbündelung oder Verwandtes, im Einsatz standen. Wage vergleichbar die damalige Methodik, meiner Meinung nach, mit dem heutigem Lasergestütztem Schild-Pressvortriebsverfahren.

Tunnel von Nemi

Eine weitere sehr interessante Entdeckung dürften die zum Teil sichtbaren Schrämspuren an den Stollenwänden sein. Es sieht so aus als hätte ein rotierendes Rand oder sonstwie ein regelmässig verlaufendes Werkzeug die Stollenwand Schicht für Schicht angekratzt. Eine gewagte Behauptung, eine Antike Tunnelbohrmaschine. Tatsächlich finden sich auch in anderen Tunnelwerken, aus naheliegender Zeit, solch Schrämspuren. Es sind, hinzukommend, die Stollenprofile bei Sichtung solcher Spuren, tendenziell Rechteckig was auch eher für leicht mechanisiertem Vortrieb spricht. Alleweil, die Konstruktion einer solchen Maschine dürfte mein Geist und mein Ideenreichtum noch nen Weilchen auf Trab halten.

So, ich bin Müde, ich mach nen Teil Zwei meiner Romgeschichten.

Also, die Geschichte wird demnächst fortgesetzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert