Wieder einst passend zum prächtigem Samstagswetter eine Ostschwarzwälder Bergbaugeschichte. Diesmal führte uns die Reise ans beschauliche Gauchachtal zu dem längst versunkenen Gipswerken Posthaus. Die Gauchach, damals zum Wasserkraftnutzung beigezogen, mündet in die, bereits bestbekannte, Wutach nahe der auch schon erkundeten Wutachmühle.
Inspirieren zu solch Abenteuer tat ein prächtiges Bild welches in der Leseprobe zum Buch „Die Wutach“ erschienen ist.
Das Bild, aus der Leseprobe „Die Wutach“ geklaut, zeigt die Frontwand des Abbaus mit deren, 3 bis 6 Mundlöchern. Neider ist das Foto nicht allerbeste Qualität und auch nicht allerbeste Auflösung womit nicht jede Finesse erkennbar ist.
Alleweil, das Bild war Anlass unser Dreien, meine Wenigkeit, Matti und Babs, zur Erkundung damaliger Anlagen insbesondere die Untertägigen.
Nördlich des vermutenden damaligen Gipswerkes Posthaus liegt ein kleiner Steinbrucheinschnitt an der alten Landstrasse zwischen Döggingen und Unadingen. Dieser Steinbruch ist eindeutig kleiner als jener auf dem Originalfoto abgebildeter und doch schien auch dies Werk nicht minder interessant.
Tatsächlich dürfte auch dieser kleinere Steinbruch einst minimum ein Gipsstollen beherbergt haben. Wir finden schnell an der Kante zur Felswand ein Einsturz welcher wahrscheinlich von einem unterirdischem Hohlraum ausgelöst wurde. Leider jedoch ragt die fahrbare Öffnung nur ca 2 Meter in den Fels hinein. Die Sicht auf Tag wiederum zeigt eine eindeutige Mundlochverschüttung um 5 bis 10 Meter. Weitere Stollenspuren konnten wir an diesem Ort keine weiteren Ausmachen.
Die zweite viel grössere Gipsgrube, die uns in Aufsicht aus Jahren 1951, bekannt war, erreichten wir über den schmucken Wanderweg welchen, wie wir am Ende unserer Expedition feststellten, grösstenteils in das ehemalige Feldbahntrasse eingepflanzt war. Die ehemalige Feldbahn verlor sich in Wasserintensiver Gauchach während wir, trockenen Fusses, dem Wanderweg am Grubenareal vorbei weiterfolgten. Grosse Felsformationen und die nasse Gauchach sperren lange den Zugang zur alten Grube.
Kurz nach dem Grubenareal führt eine Wanderwegbrücke über die Gauchach womit wir wieder an richtiger Uferseite landeten. Infolge könnten wir den Wanderweg verlassen und zurücksetzen um die Felsen zu überklettern.
Erstes Indiz damaliger Felsbewegungen das betonierte Munitionshäuschen in sicherer Abbauentfernung.
Nicht weit dessen, einige Abbauterrassen höher, die erste westliche Wand. Der Bildvergleich zeigt vernichtendes, der hier mögliche Stollen muss etwa, in Horizontale, Bildmittig zu finden sein indes noch etliche Meter unter Schutt vergraben.
Auch die Ostwand, auf dem Foto aus 1951 noch eine Wand, ist im Frühjahr 2016 längst keine Wand mehr. Stollen sollen einst, dem Bild aus 1951 glaubend, aktuell auch wieder tief im Schutt vergraben, einige angelegt worden sein. Tatsächlich ist diese Zone weitläufig, in jüngster Zeit zur Bauschuttdeponie avanciert. Stollen könnten wir eindeutig keine Aufspüren indes ranten einige Füchse auf dem weitläufigem Areal hin und her. Diese Füchse dürften zweifelsohne ein fundiertes Wissen zu Untertägigem mit sich tragen jedoch waren die Pelztierchen überaus Scheu und gar nicht kommunikativ.
Indes scheint die Anlage in westliche Regionen, gegenüber dem 1951er-Bild, deutlich angewachsen zu sein. Tiefbauten sind an verschiedenster Stelle ausmachbar. Links im Bild stand wahrscheinlich einst die Feldbahn-Verladeanlage.
So ist den auch schnell das fehlende Feldbahnteilstück am Gegenende der Gauchach gefunden. Ein Bremsberg führt von jener Stelle an der Gauchach in welcher das vermutete Bahntrasse im Wasser verschwand, ins Grubenwerk.
Die Karte, als Basis geklaut von udo.lubw.baden-wuerttemberg.de
Der Übersichtlichkeit willen, Die Gipsmühle war einst in naher Umgebung der alten Landstrasse zwischen Döggingen und Unadingen an der Gauchach. Es wird berichtet von Anfängen einer Gipsmühle um 1790. Die Steinbrecher und Mühlewerke nutzen damals die Kraft der Gauchach die, mittels Kanal ins Wasserrand geleitet wurde. In Spätzeiten hielt auch an diesem Orte die Elektrizität Einzug. Ein Trafohäuschen mit zwei abgezwackten Abgängen zeugt von jener, vermutlich letzter, Gipsepoche um 1923. Eine Abbaustelle liegt nördlich der Gipsmühle kaum 200 Meter fern während die zweite, weitaus grössere, Abbaustelle rund 800 Meter südlich zu finden ist. Die südliche ist, da gibt’s kaum Zweifel, mittels Feldbahn erschlossen worden. Heute indes ist nur noch scheu das Bahntrasse erahnbar. Gebäulichkeiten, Bahnschienen wie auch sonstige Industrierelikte sind allesamt rückgebaut, einzig noch das Dynamithäuschen steht verlassen noch im Wand herum.
Quellen:
Erstes Bild aus „Die Wutach“ Thorbeckeverlag
Kartenbasis udo.lubw.baden-wuerttemberg.de
Texte zur Wutachregion aus meiner Feder:
Februar 2016 Wutöschinger Mysterien
Februar 2016 Das Bergbauwochenende
Januar 2016 Ewattinger Geheimnisse
Dezember 2015 Noch mehr Deutsche Sehenswürdigkeiten
Dezember 2015 Gipsgrube Fützen weitere Geheimnisse
Dezember 2015 Gipsbergwerk Fützen
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