Längst verwelkte Eisen

Eine weitere Uri Amsteg Industriegeschichte, diesmal das längs vergessene Eisenbergwerk Siglisfadgrätli, wobei der Flurname mir nicht restlos klar erscheint, solle mein Blog beehren.

Es war ein sonniges Wochenende, diese sollen bekanntlich hierzulande äusserst selten sein, und eine illustre, äusserst neugierige Truppe, Andrea, Tanja und ich, machte sich auf zum Pass Siglisfadgrätli. Am besagten Pass, die Nordseite des Sattels, solle ein kaum bekanntes Bergwerk schlummern. Geocover  wie auch wie auch das Verzeichnis der Historischen Verkehrswege weiss von solch einem Bergwerk. Grund genug dieser Behauptung auf den Grund zu steigen den, Fakt ist, weder Siegfriedkarte noch Dufourkarte kennen dies Bergwerk. Mein Fazit nun, dies Bergwerk muss vor Dufours Bestandsaufnahme ins Vergessene abgetaucht sein ergo vor rund 1840.

Siglisfadgrätli

Die Passhöhe Siglisfadgrätli versteckte keinerlei Bergwerke weder in südlicher Richtung noch 180 Grad inverser Position. Nichts desto trotz geizt die dortige Landschaft nicht des Geringsten mit deren Reizen. Das Bergwerk indes liegt einige Meter höher, 270 Meter Nordost auf eben so schönem Felsbalkon. Von der Passhöhe aus ist dieses kaum zu lokalisieren.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Auf dem Felsbalkon jedoch wird baldig der gesamte Bergbaubetrieb erkennbar. Ähnlich der Val Tisch Situation findet sich auch auf dieser Anlage künstlich angelegte Seen. Im Hintergrund klar erkennbar Mundlocheinschnitt und Erzscheideplatz.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Zahlreiche Mauerreste und ausplanierte Böden lassen teils handwerklich ausgefeilte Gebäude erahnen. Im Bild wahrscheinlich die ehemalige Schmiede.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Auch so finden sich vor dem Mundlocheinschnitt eindeutige Gebäudespuren. Links und Rechts des Stollenzugangs sind zwei verfallene Gebäuderechtecke platziert. Oberhalb des Mundlochs wüteten  Hangrutsche die den Stollenzugang rege verstopften.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Die Sicht vom Mundloch herunter aufs Werkareal verdeutlicht die Situation. Der linke See, Rückhaltebecken für irgendwelche metallurgische Tätigkeiten oder vielleicht einfach nur als Trinkwasserspeicher, wird gespiesen vom See recht im Bild. Im Hintergrund dieser Wasserstaunung wieder die bekannte Schmiede. Im Vordergrund die zwei Gebäuderechtecke links und rechts des Stollenzugangs.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Der Hauptstollen ist nach wenigen Handgriffen zwar wieder fahrbahr aber nicht überaus komfortabler Grösse.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Nach Überwindung des Eingangversturzes wächst das Stollenwerk zu beachtlicher Höhe von 2.20 bis 2.50 Stollenprofil. Zeitweilig steigt die Höhe in Form des Abbaus drastisch bis 4 Meter an.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Leider jedoch macht sich, nach nur rund 12 Meter, ein erneuter Versturz breit. Es gibt kein Zweifel, das Stollenwerk war eins von beachtlicher Länge. Immer wieder tauchen Spalten im Versturz auf die meine Begleiterinnen und ich  zu weiten versuchen doch die Versturzmenge scheint gröbere Werkzeugarbeit abzuverlangen. Die Stollenbreite ist für Mitteldornhunte ausgelegt also selten über 80 cm.  Wahrscheinlich war einst im Werk ein fast senkrecht verlaufendes Erzband von verschiedenen Höhen aus  abgebaut worden. Oberhalb unseres Stollens sind Spuren verstürzter Mundlöcher erkennbar. Unser befahrender Stollen indes ist eindeutig die tiefste Sohle.

Bergwerk Siglisfadgrätli

Plan gross machen, Plan Anklicken. Quelle Satellitenbildgrundlage map.geo.admin.ch

Meine Rekonstruktion ist, klar, nicht über jeden Zweifel erhaben. Ich vermute dass dieser Betrieb zwischen 1700 und 1810 in voller Blüte stand. Im Satellitenbild lassen sich noch heute die Bauten wage ausmachen. Ein Blick vor Ort und die Auswertung zahlreicher Fotos inspirierte mich letztlich zur Zeichnung. Wenn doch nicht alle Komponenten eindeutig zuzuordnen sind so denk ich sind auf diesem Werk noch deutliche Spuren ausmachbar.

Hingegen sind die Historischen Wegspuren, genannte Route UR 1064, kaum auszumachen. Stattdessen liegt eine edle Strasse zwischen Siechchrut und Wildampferen die eindeutig zu gut ist für gelangweilte WK-Soldaten. Obwohl auf Siechchrut ein Militärnormhäuschen steht welches aktuell zu Alpwirtschaftlicher Tätigkeit genutzt wird, schliesse ich nicht aus dass dieser aktuelle, leichte Artelerietaugliche Weg auf der Unterlage eines Bergwerkswegs sitzt.

Weg Siechchrut

Zu bestaunen etwa die Serpentinenstrasse Hinauf zum Militärnormhäuschen. Vielleicht so nebenbei, weder die Strasse mit wunderschönen Abflusskanälen wie das Normhäuschen machen für mich Sinn. Der Siglisfadgrätli-Pass kennt keine strategische Relevanz. Über diesen Pass ist irgend ein Intschialpbachnebenzweig mit dem Gornerertal verbunden. Beide Orte wird kaum ein Panzer Erreichen und die Treibladung für den de Schuss ist Gotthardmassiv wird niemals reichen.

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