Zweifelsohne der Zeitgeist ist alles andere als entspannend umso eher Motivation zu ausgedehnten Erkundungstouren. Entgegen meines tief sitzenden Vorurteils gegenüber dem Aargauer Landkanton finden sich einige interessanter Bergbauleckerbissen mit weiterem Forschungspotential.
Ich selbst hab mich dieser Apriltage vorwiegend des Geldverdienes hingegeben und da in Zeiten des ausufernden Scharlatanismus sich niemand für Geschichtsforschung interessiert, ist dieser Betrag doch eher Bilderlastig statt Wissenslastig.
Wer Stollen sucht der findet Stollen und da der Aargau eine nicht unbedeutende aber länger zurückliegende, Bergbautradition sein eigen nennt gibt’s, Gipsbergbau, Bohnerz verschiedene Wasserstollen und aktuell Zementindustrie.
In diesem Sinne, meinerseits eine kleine Bilderreise ohne viel wissenschaftliches Blabla. Blabla überlass ich momentan en den Berner Kuppeltänzern.
Der Birmostollen
Dies Unterwerk von ehemals beträchtlicher Länge war in letzter Betriebsepoche als Mineralwasserstollen tätig.
Die gelben Quadrate markieren die Schachtpositionen gemäss Siegfriedkarte. Die Orange Linie stellt den Stollen dar.
Ursprünglich unterfuhr der, rund 800 Meter lange, Birmo-Stollen ein ausgedehntes Gipsbergwerk. Beim Gipsabbau in den teils bis 70 Meter tiefen Schächten, erkannten die Bergleute den aussergewöhnlich bitteren Wassergeschmack was findige Vermarkter auf den Plan brachte das Grubenwasser als Mineralwasser zu vermarkten.
Historisches Foto, Grubenarbeiter am Schacht um 1918 (Quelle: Geschichte der Gemeinde Birmensdorf / Max Rudolf)
Der Birmostollen ist heute in einer Länge von 130 Metern befahrbar und druchgehend mit Schienen ausgestattet. Ab 130 Metern, am Ende einer Betonauskleidung, ist Lehm in den Stollen eingeschwemmt welcher bis Dach hin schliesst.
Wasserstollen Scherz
Kein Scherz aber ein durchwegs schmuckes Stollenwerk.
Im Waldboden, nahe Bachlauf lädt ein kleines Törchen zum Besuche was feuchtliebende Tiere sich nicht zweimal flüstern lassen. Im Innern tummeln sich Frosch und Feuersalamander in harmonischer Gemeinschaftlichkeit.
Das Bauwerk ist in feinster Schrämkunst durch den Sandstein getrieben, selten höher als 1.50, was ein eher altes Untertagewerk erahnen lässt. Wasser war des Stollens letzte Funktion doch Ortschroniken berichten über ursprünglichen Bohnerzabbau in der nahen Umgebung.
So wird auch dieser Stollen ursprünglich Erzer gefördert haben.
Beobachten konnten wir nur minime Vererzungen wobei der Stollenbau nach rund 70 Metern eindeutig verbrochen ist.
Nach geologischem Atlas finden sich einige Dolinen in der näheren Umgebung die auf Erzbergbau schliessen lassen. Ich hab diese als Glück-Auf-Symbol in der Karte markiert. Gemäss Chroniken, war um ca 1700 reger Bergbau auf Eisenerze aktiv. Diese Erze wurden, so wird berichtet, in Albbruck zu Eisen geschmolzen. Der besuchte Wasserstollen könnte solch ein Relikt sein welches in junger Zeit, die Betonwand am Eingang ist eindeutig neuer, zur Wasserquelle umfunktioniert wurde. Heute ist das Bauwerk weder reich mit Erze bestückt noch vom üppigem Wasser durchflutet.
Jura Zement Förderstollen
Ausnahmsweise zeitgenössischer Auftagebergbau, genannt die Zementwerke in Wildegg rezeptive deren Förderstollen welcher die Grube Jakobsberg erschliesst.
Eine kleine Fotoserie unter Überschrift, „die Türe stand wieder mal offen“.
Moderne Untertageförderstrecken sind fast ausschliesslich mit Förderbänder ausgestattet.
Die alte, längst vergessene, untertägig verbundene, Wägeli-Strecke gibt’s immer noch. Heute jedoch amtend als überdimensionierte Grümpelkammer.
Wägelistrecke-Gegenende nicht minder interessant, leider heute amtend als Schlammsammler. Ergo verzichteten wir auf weiteres Schlammgewate.
Und allerletz ein schönes Graffiti Thema „Aargauer Sehenswürdigkeiten“ an der Fassade des ehemaligen Förderhauses Grube Jakobsberg.
Und, der Aargau hat noch viel mehr zu bieten, ergo eine durchaus Fortsetzungswürdige Geschichte.
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