Buffalora 2021

Ist lange her seit letztem Bergbauartikel, zu dominant war das weltumspannende Pandemiethema. Klar, ich muss mein Ding drehen, und wenn ich mal all den Virologen Glauben schenken solle, so muss ich mein Ding richtig schnell drehen denn, nach deren Prophezeiung sei mir nicht viel Lebenszeit geschenkt. Nun, Propheten gab’s schon einige und Sinnfluten, Weltuntergänge und sonstige Heuschreckenplagen überlebten wir etliche.

Ergo, Zeit für Wissenschaft, andere sollen Dummschwatzen.

Buffalora erfreut sich einer weiteren Vermessungsorgie und wir verkünden den erfolgreichen Abschluss der Datenerhebung Grundsohle 4, auch genannte Grundstrecke Sonch Rafael II.

Und parallel dazu öffnete die fleissige Knappenschaft erneut neue Geheimnisse auf 2481müm.

Buffalora Stollen Sohle 8

Aus dem Boden ragende Kanthölzer waren lange Motivation zu tiefergreifender Untersuchung. So fand sich ein Team zusammen die, mit Schaufeln und Pickeln, in die tiefen Geheimnisse blickten.

Zum Vorschein kam eine Stolleneingangsüberdeckung die, wie wir heute vermuten, im Tagbau erstellt wurde. Dieser Bau sollte Platz ermöglichen für weiteres Abraummaterial der oben liegenden Zugänge ohne Aufgabe des, im Deponiebereich befindlichen Stollenzugangs, dies die Gedankengänge um 1500. Auf Buffalora finden sich einige solch Bauten zumal die Stollenzugänge der Haupterzgänge alle mehr oder minder Vertikal untereinander platziert sind doch bis anhin ist noch nie einer solchen Verbauung bis tief ins Erdreich gefolgt worden. Das Material welches die Holzauskleidung schwerwiegend zerdrückte ist fein und als reiner Aushub zu betrachten. Der Stollen blieb aber, nach 500 Jahren Betriebsschluss, noch heute nicht erreichbar. Trotzdem waren überaus interessante Einblicke möglich.

Buffalora Sohle 8

Erste Auffälligkeit,  bei diesem Bauvorhaben wurden keinerlei Kosten gescheut. Nur best verarbeiteter Kanthölzer und Gerüstbretter sind im Innern verbaut worden. Trotz damalig immensen Sägeaufwand sind die im Schutt gefundenen Hölzer, im Bild recht deponiert, von hohem Verarbeitungsstandart.

Buffalora Sohle 8

Ein Blick ins hocheinsturzgefährdete Stolleninnere, zeigt saubere Schnittkannten und präzise auf Stoss gelegte Dachhölzer. Leider sind die Dachbretter unter der Gewichtslast geknickt und der Stollen nicht weiter zugänglich. Angesichts des feinkörnigen Materials welches auf der geknickten Holzdecke  lastet, musste auf den weiteren Vortrieb  verzichtet werden. Weitere Aufwätigungen sind, in dieser Haldentiefe, nur noch als Schildvortrieb möglich.

Buffalora Sohle 8

Ein Blick auf mein Planupdate zeigt die überdeckte Strecke knapp oberhalb unserer Michael II Strecke (Sohle 2)  aber eben auf Plus 72 Metern zu Michael II. Michael II knickt an dieser Stelle steil Norden um Erzgang 2 rechtwinklig anzufahren.  Folglich kann die neue Entdeckung als Erschliessung des zweiten Erzgangs auf 2481 müm gewertet werden, Annahme in etwa der Höhe Sohle 7 bis 8.

Zurück ins Untertägige

Die Vermessung startete  am 3. September 2019 beginnend bei Sohle 3, zu Sohle 2, zu Sohle 1 hoch zu Sohle 4, auch bekannt als Grundstrecke Sonch Rafael II. Diese Vermessung auf Sohle 4, insbesondere der vertiefte Blick in einige Einzelheiten, schaffte spannende, neue Erkenntnisse zu damaligem Wirken im Eisenbergwerk Buffalora.

Auf einige dieser Erkenntnisse will näher eingehen.

Die Grundstrecke Sonch Rafael II ist gemessen 184 Meter lang ohne erkennbarer Tageseinstieg und ohne erkennbare Stollenbrust. Es ist anzunehmen dass diese Strecke, im  Hochbetrieb um 1500, beträchtlich länger war. Sowohl Anfangsversturz wie Endversturz deuten auf einige unbekannte Stollenmeter hin.

Buffalora Grundstrecke 4

Auf Sohle 4 lohnte die Eisenerzförderung, der Stollen durchfährt den Erzgang in voller Länge. Der ertragreiche Erzgang ist weitläufig ausgeräumt . Über die steile Spalte ist die nächst höhere Sohle erreichbar.

Buffalora Grundstrecke 4

Die Grundstrecke war mit Rollmaterial, Wettertüren und Verladebühnen ausgestattet. Doch der Erzgang keilt, gegen Berginnern, aus. Vereinzelt wird im Firstbau an kleinen Erznestern gearbeitet.

Buffalora Grundstrecke 4

Die Höhe der Firste kann indes nur anhand des herumliegenden Schutts erahnt werden.

Buffalora Grundstrecke 4

Trotz massiver Ausbauten ist gegen Ende der fahrbaren Grundstrecke  von eher kleineren Firstbauten auszugehen. Im Bild der Blick aufwärts in eines der zwei Firstbauten gegen Ende der bekannten Grundstrecke.

Trotz massiver, und damalig in dieser Zone annehmend rentable Ergebnisse, sind immer wieder Suchstollen in unbekannte Zonen getrieben worden. In der brüchigen Erzzone war die Abbautätigkeit effizient und mit vergleichbar geringem Aufwand zu stemmen indessen offenbaren die Parallelsuchstollen harter Kalkstein welcher schweisstreibende Sisyphusarbeit nötig machte.

Bekannt sind zwei solcher, sehr langer Stollen die zur Suche potentieller Parallelerzgänge angelegt wurden. An einer Wand solch eines Suchstollens finden wir eine merkwürdig anmutende zweizeilige Strichliste die weitere Neugierde beflügelte.

Buffalora Grundstrecke 4

Ich gebs zu, es ist schwierig über dies Relikt weiter zu spekulieren. Fakten, oben sind 7 Striche ausmachbar unten zählen wir deren 18. Gemacht ist diese Strichliste, vermutend, mit dem Russ der Flamme einer Frosch-Fett-Lampe. Die Deutung der Striche indes kann durchwegs diskutiert werden, ich war um 1500 nicht mit dabei als jemand dies Zeichen setzte, doch ich mach mir einen Reim aus dem Ganzen.

Die beiden Stollen, der Einte sauber gekehrt als wär dieser gestern dem Chefe gezeigt worden, der andere in einer späteren Periode als Erznebengesteindeponie amtend, zeigen grosses Handwerkskönnen und fundiertes Bergbauwissen.

Wahrscheinlich waren in beiden Untertagebauten ein und das selbe erfahrene Handwerksteam, zwei, maximal 3 Mann, unterwegs. Im Unterschied zu den hart arbeitenden, per Ertrag entlöhnten, Erzhauerfamilien, Männer als Erzhauer, Kinder als Schutter an den Hunden und Frauen als Erzklauberinnen auf den Abraumhalden, waren Suchstollenknappen per Lachter, Aufwand, was auch immer entschädigt.

Die Strichliste könnte, meiner Meinung nach solch eine Abrechnung sein. Leider ist auf zur Plausibilität mir noch kein Pony geschweige den ein kompletter Ponyhof begegnet trotzdem sollte erstmals eine Faktenauflistung meinerseits erfolgen ehe weitere Spekulationen die Fachwelt erschüttern.

Buffalora Grundstrecke 4

Beide Suchstollen sind im Strossenbauverfahren angelegt. Stollen Südwest, ab Punkt 1516 bis 1526, ist bis Brust fahrbar und in Abnahmezustand. Stollen Nordost, Punkt 1510 bis 1514, ist grösstenteils mit Erznebengestein verfüllt. Im Strossenbauverfahren sind zwei Mann im Stollenbau um einige Meter versetzt am Arbeiten. Der erste Mann schrämt kniend ein maximal Meter hohes Stollenprofil. Der zweite Gehilfe bemüht sich um effizienten Schuttabtransport und erweitert das Stollenprofil um eine Strosse tiefer, auf Höhen zwischen 1.40 und 1.70.  Dem zweiten Mann wird die Aufgabe des Aufbaus der Förderinfrastruktur zuteil. Im  Südwest-Stollen, an der Strossenkante, ist das erste Holzschienenpaar verlegt, noch heute stehen, dank des darüberliegenden Schutts, die Fahrhölzer an ursprünglicher Stelle. Nicht weit, in Ausgangsrichtung, liegt noch das zweite Schwellenbrett  bereit. Um einst der zweistrossige Stollenteil mit Rollwerkzeug ausgebaut war ist anzunehmen. Die Holzschienen sind immer wieder an neue Arbeitsorte gewandert. Die westverlaufende Vortriebsstrosse, kurz nach Richtungswechsel, ist im Endansatz als Werkzeugnische verwendet worden. Heute liegen Holzteile, nicht weiter identifizierbar, in der Nische.

Kurzum, in diesen Bauten waren qualifizierte Profis, 1 bis 2 Monate, am Werken. Wie sie abrechneten ist heute ein Rätsel. Die tabellarische Auswertung der Stollenmasse brachte auch nicht die erfolgte Erleuchtung.

Buffalora Grundstrecke 4

Klar ist, so einfach ist dies Rätsel nicht zu entschlüsseln. Das Verhältnis 18 zu 7 ist Faktor 2.57. Dieses Verhältnis taucht in den Längen leider nirgends auf. Auch Georg Bauers Einheiten brachten wenig Übereinstimmung mit der Zahl 7 / 18.

Und doch muss um dies Strichmuster etwas zu verstehen, etwas über den Tellerrand geguckt werden.

Der Abraum der beiden Stollen liegt, mit Anmerkung, Teilweise im nebenliegenden tiefergelegenen Abbau. Wie viel dieser ist, lässt sich nur schätzen. Kurzum, ein Teil des Abbraums liegt wo anders, bedeutet, Mehraufwand.

Es waren Teams, eingespielte, aber auch externe in gemeinsame Arbeit unterwegs. Fahrmaterial, Werkzeuge was auch immer wahren auch so Aufwendungen. Die Strichliste rein auf die Stollenlängen umgewälzt wär vermutlich zu einfach.

Auch nicht von der Hand zu weisen, wir kennen die Sondierstollen nicht abschliessend. 18 und 7 ergibt eine Summe von 25. Nach Lachtern gerechnet sind beide Stollen 26 in der Zahl dies mit Werkzeugnische eingerechnet. Und auch nicht zu unterschätzen, ob ich nun mit meiner Maus von Stollenwand zu Stollenwand husche oder ob ich doch nur einfach eine Schnurr die alle 1.70 Metern mit Knopf ausgestattet ist, Stollenmittig auslege macht bald auch mal 1 bis 2 Lachter Messdifferenz aus.

 Fazit, die Strichliste diente zur Verrechnung der geleisteten Arbeit. Wie diese Verrechnung genau ausschaute, kann abschliessend nicht geklärt werden. Im Unterschied zu S-charls gibt’s aus Buffalora recht wenig Dokumentiertes aus der Betriebszeit.

Meine Sicht als erfahrene Handwerkerin, dies Team setze an diversen Orten auf Buffalora Zeichen. Der Stossenbau nahe unser Einstieg, mit Andreaskreuz versehen, ähnelt beschriebenem Sondierstollen.  

Buffalora, die Geschichte auf Luisa.net

https://www.luisa.net/industriearchaologisches/buffalora/

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