Fahlerzgruben Gnapperkopf

Dies kleine Bergwerk wusste seine Reize gekonnt zu verbergen. Insbesondere die kleine, damals beim ersten Versuch, leicht Schneebekreuselte Passage zum Gnapperkopf weckte in mir alle Schwindelreaktionen. Diesmal, Versuch zwei, war der Schnee an exponierter Lage weg und der Weg frei zur Erkundung der Gruben.

Die Gruben, 4 Stollen in der Zahl, liegen nahe beieinander, rund 2 10er-Höhenlinien kurz vor dem steilen Gnapperchopftobel. Ein 5. Stollen, so wird berichtet, solle sich weiter oben auf 1217 müm im oder neben dem Gnapperchopftobel liegen. Da das besagte Tobel richtig rutschig war verzichtete ich auf Stollen Nummer 5.

Die 4 bekannten Stollen, Baujahr vermutet 1713 bis 1866, fand ich indes, dank guter Beobachtungsgabe und brauchbarer Höhenangabe, relativ schnell.

Bergwerk Gnapperkopf

Auffällig hierbei, eine breit angelegte Installationsfläche vor den Stollenwerken die ich auf letzte eindeutig bekannte Abbauperiode datiere, 1865 bis 1866. Etwas speziell indes, zwei Stahl-T-Profile fest im Boden eingerammt, vordergründig im Bild, die vielleicht einst eine Tafel, Verbotstafel, was auch immer, trugen.  Klar ist, Strahler, respektive deren Zerstörungsspuren,  sind durchs Band omnipräsent.

Stollen 2 Gnapperkopf

Stollen 2, oberhalb des verstürzten unteren Stollens, führt bald in ein steiles Abbaugesenk. Sehr viel nachträglich eingestürzte Steinklötze erschweren die Befahrung.

Stollen 2 Gnapperkopf

Es sind einige Holzeinbauten mehr oder minder stehend, auszumachen. Klar ist,  die Grube war einst tiefer aber heute mit reichlich Steinen aufgefüllt. Eventuell könnten auch ganze Versatzpackungen ins Gesenk gekullert sein. Spuren in Form von Trockenmauerwerk konnte ich nicht ausmachen. Am verstürzten, verfüllten Gesenkende plätschert Wasser.

Stollen 2 Gnapperkopf

Augenmerk in Grube 2,  wie ich später herausfand verbunden mit Grube 3, es liegen reichlich schwere bearbeitete Kanthölzer im Schutt. Denkbar dass dies Bauholz einst für den untertägigen Gerüstbau verwendet wurde. Denkbar auch das dies Material einst zu auftägigen Bauwerken gehörte. In südwestlicher Richtung, auf Stollen 1, zulaufend, ist kein gewachsener Fels erkennbar. Nur Schuttmasse begrenzt die Südwestrichtung. In Gegenrichtung Ost, beim Stollen 3 indes ist die Bergknappenbegierde deutlich wiedererkennbar.

Fahlerz im Stollen 3 Gnapperkopf

Feine Fahlerzstufen, bis zu 12 cm mächtig, säumen den Aufgang über Stollen 3. Stollen 3 mündet Tagseitig wieder auf kleiner Fläche. Der letzte Stollen, Nummer 4 wenige Meter vom 3 fern, sucht sich auch so, seinen Weg zur Fahlerzschicht. Doch leider ist auch Stollen 4 nach wenigen Metern mit Felsbrocken verfüllt.

Eine Dorf-Legende besagt, die Knappen einst sollen strikte um Mitternacht bis ein Uhr die Arbeit ruhen lassen. Nur so könne Frieden mit den Bergmächten herrschen. Die Knappen indes liessen, an einer unglücklichen Nacht, ab von dieser Regel. Infolge dessen stürzte schweres Gestein von obenliegender Felswand  worauf das Knappenvolk jähes Ende unter Trümmern fand und die Stollen im Schutt verschwanden. Trotz Nachgrabung wurd von den unglücklichen Bergleuten nie Spur gefunden.

Einige Höhenmeter oberhalb liegt tatsächlich drohend eine steile Felswand offen. Es gibt auch einige Anzeichen für hin und wieder  herunter trollendes Gestein.

Die Stollen 1 bis 4 liegen auf einer Höhe verteilt von 1178 bis 1199 müm. Die grösste Untertageausdehnung liegt, vorsichtig geschätzt, bei 15 x 15 Meter (Stand 17.4.2022).

Pikantes Detail, als ich mich von den Gruben abwandte um allmählich den Heimweg anzutreten, fielen mir rote, gepinselte Strichlinien an einigen Bäumen auf. Auf Spur den markierten Bäumen folgend, glaube ich den Knappenweg gefunden zu haben. Soviel ist klar, die markierten Bäume  wiesen mir ein recht bequemer Weg zur heute bekannten Wanderroute. Hätt ich dies beim Aufstieg gewusst wären mir viele Ausrutscher auf feuchtem Waldboden erspart geblieben.  Spät Nachmittags, im Dorf Vättis, begegnete ich einer, etwas in die Jahre gekommene, Hinweistafel die Führungen ins Bergwerk anpries.  

Gruben Gnapperkopf

Am Vorsprungsfels, dem Namensgeber „Gnapperkopf“, stand einst, der Siegfriedkarte 1890 entnommen, ein Gebäude. Möglich hier der Standort des Knappenhauses welches letztlich Namensgebend für Tobel und Felsvorsprung amtete. Heute sind, meine Sichtung, keine Spuren eines Bauwerkes auszumachen. Berichtet wird indes von einem zweistöckigem Holzbau welcher als Knappenunterkunft und Werkzeugdepot amtete.

Gnapperkopf

Die Aussicht vom Felsversprung lässt, soweit erkennbar, keine Wünsche offen. Ideal für den Bau einer möglichen Seilbahn die jedoch nie zu Stande kam.

Gnapperkopf

Und auch der Blick ins benachbarte Dorf „Vättis“ eine pure Augenweide. Ganz ohne Zweifel, die Knappen wussten wie sichs leben lässt.

Gnapperkopf

Der Vollständigkeitshalber, der Gnapperkopf Bildmittig von unten betrachtet.

Der Blick ins alte Kartenwerk, wieder mal Siegfried 1889 zeigt weitere Details die historisch interessant sein dürften.

Bergwerk Gnapperkopf

Der damalige Weg zum Grubengelände verläuft, beginnend Dorfmittig, in sanfter Steigung zum Gebäude Knapperkopf. Im Dorf neben der Bezeichnung Mühle stand eine Wassergetriebene Poche.

Poche Vättis Winkel 10

Bild der ehemaligen Poche (Quelle: Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz / Knappen und Geister auf Gnapperchopf https://www.burgenverein-untervaz.ch )

Das Gebäude der ehemaligen Poche steht noch heute, ohne Wasserrad und ohne Poche an der Adresse Winkel 10 in Vättis.

Vättis

Ohne Zweifel, der Bergbau war nicht die Haupteinnahmequelle des Örtchens Vättis. Trotzdem erlebten die zwei auf Vättiser Boden befindlichen Bergwerke Silberegg und Knapperkopf eine nicht unerhebliche Stellung im Dorf. Das Bergwerk Silbereck ist heute unauffindbar und die Knapperkopf-Anlagen nur noch Bruchhaft vorhanden. Trotzdem war der Bergbau von keinem Erfolg gekrönt. Immer wieder wurden optimistisch anmutende Versuche unternommen die jedoch nach kurzer Zeit wieder zur Aufgabe führten.

Erwähnt wird im Jahre 834 ein „altes Knappenhaus in Vättis“. Obs sich hierbei um das Gebäude Winkel 10 handelt ist unbekannt.

Im Jahre 1713 stellte ein Mathias Schreiber aus Basel, der im Wallis ein Bleibergwerk betrieb an den Abt von Pfäfers, Bonifazius II., das Gesuch, die ‚Gänge‘ zu erschürfen, von welchen der erstgenannte durch Bergleute Erzproben erhalten hatte. 1715 ruhte, auf Richterliche Anordnung hin, der Bergbau wieder.

1719 Jos. Ant. Reding von Biberegg meldete Interesse am Bergwerk. Es bleibt schleierhaft ob in den Folgejahren  namhafte Tätigkeit erfolgte.

1850 wurde der Bergbaubetrieb wieder aufgenommen. Das gewonnene Erz gelangte zur Weiterverarbeitung nach Deutschland. Die Arbeit jedoch waren auch im 19. Jahrhundert von mässigem Erfolg. Immer wieder standen die Arbeiten still.

Letzte Abbauversuche werden 1860 bis 1861, 1865 bis 1866 und kurze Zeit im 1880 initiiert.  Auch diese Betriebsepochen erwiesen als gänzlich unrentabel.

Die aktuelle Sichtung der Gruben lässt keine grosse Tätigkeit erahnen. Anderseits spricht das heute erhaltene Pochwerkfoto für durchaus grössere Aktivität. Denkbar könnten grosse Teile damaliger Bergwerke heute unauffindbar erscheinen. Erzählungen berichten von grosser Bergknappenbehausung und mit Stahltüren versehenen Stolleneingängen. Ich selbst fand grösstenteils in sich zerfallene Abbaugesenke. Die Kanthölzer indes machten mich schon en bisschen stutzig.

Quellen: Bergknappe 13 https://www.burgenverein-untervaz.ch

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