Gottschalkenberg

Zweifelsohne, wieder schönes Wetter und wir machen das, was wir dies Jahr wahrlich ausgiebig zelebrierten, die Erkundung längst verfallener und vergessener Bergbaustätten.
Diesmal führte uns die Reise ins nahe gelegene, ich war deffinitiv zu faul um weite Strecken zu fahren, Molassekohlebergwerk Hohen Rone. Letztmalig als wir den an einem Sommersonntag in leichter Kleidung dortig uns tummelten fanden wir keinerlei Gruben. Diesmalig passte alles, das Wetter, die Ausrüstung und die Laune.

Naja es solle der 13. November der letzte Jagdtag im Kanton Zug gewesen sein und so dauerte es nicht lange bis wir auf der Suche nach dem Stollen 6 im Greit ein Jagdhund, von einer grossen Halde herunterbellend, entdeckten. Genau an dieser Halde vermuteten wir den gesuchten ersten Stollen welchen wir zu erforschen gedenkten. Also machten wir uns auf zum Hund und denen dazugehörigen Jägern, die wie wir später erkennen konnten, um ein Feuer offensichtlich viel Spass zu haben schienen. Nach kurzer Begrüssungsrunde wurden wir in deren Mitte zu ausgezeichnetem Wein eingeladen ehe wir den Stollen aufsuchten.

Unser neu gewonnener Freund schien sich mehr für die Stollenerkundung zu interessieren als für die Jagt oder war gar ein Bergbau-Fuchs in denen Systemen. Nein, es war kein Fuchs dafür tausende herumnervende Spinnen.

Nach erbittertem Kampf mit denen1000 Spinnen, die uns piesackten wo sie nur konnten, ca 20 Meter tief  im Berginnern, erreichten wir den Querstollen von welchem aus die Molassekohle heraus  gebrochen wurde. Gebückt die meiste Zeit sind wir diesen Gang ca. 100 Meter abgelaufen bis wir in etwa deren Ende vermuteten. Im Stollen waren diverse mit Versatz gefüllte Stellen auszumachen welche von einem doch eher bescheidenen Abbau zeugen denn die Kohleschicht, teilweise sehr gut sichtbar, war nur rund 10 cm dick.

Nun denn, zurück gings, wieder gebückt, zum Steinmänndli welches meine Liebste, zur Orientierungshilfe beim Ausgangsstollen aufbaute. So war denn die Freude gross als wir, nach dem zweiten Spinnenkampf, einen feinen Kaffe welcher uns die sichtlich beeindruckten, noch immer vor dem Mundloch sitzenden Jäger anboten, schlürften.

Nach kurzem Gespräch mit denen Ortskundigen Männern beschlossen wir noch Stollen 2 im Wurf zu suchen. Bekannt war mir auch diese Grube von HJ Kellers berichten. ER solle diese im Jahre 1985 bereits ausgiebig erforscht haben. So war den die Neugierde angeheizt durch das gesammelte Vorwissen überaus ausgeprägt.

Auch diese Grube, die Nummer 2 im Wurf gemäss der Aufzeichnung von HJ Keller, war dank der genauen Beschreibung der Jäger schnell gefunden. Zwar vermochte das Loch, über die Jahre hinweg, eine gute Tarnung, mit viel Grünzeugs, aufzubauen doch die Standorte der ehemaligen Zufahrten und der Halden liessen mehr oder minder exakte Rückschlüsse zu über die Eingänge. Anfänglich eng folgte der Gang präzise der Molassekohleschicht bis diese sich gegen Ende des Haupttunnels nach ca 80 Meter im Felsen verlor.

Auch hier kaum mehr als 10 cm Molassekohle welche parallel zum Bergprofil Richtung Stollen 1 abgebaut wurde. Klar musste meine Liebste sich gleich mal hinter die Kohle machen welche hier recht brüchig offen lag.

Das Abbaugebiet auf dem Bild mit viel Versatz links und einigen doch recht gut erhalten Pfählen von der unteren Ebene, vermutlich Stollen 1, kommend.

Dieser kaum höher als 1,40 m gebaute Abbauschacht  verbindet folglich, meiner Annahme folgend, Stollen 1 mit Stollen 2 dies im etwa 40 Grad Neigungswinkel.

Wahrhaftig ein Interessanter Ausflug wenndoch noch viel in dieser Gegend zu entdecken wäre. Alleweil könnte ich noch lange dortig herumturnen und weitere Gruben aufspuren. Trotzdem waren wir beide froh als wir aus den dreckigen Kleidern heraus konnten und am Abend in warmer Wohnung ein exzellentes Fondue Chinoise geniessen konnten.

Der Grubenplan Stollen 2 im Wurf

Grossmachen, wie gehabt anklicken

Wer sich berufen fühlt mit 1000 Spinnen zu Kämpfen, nun den, die GPS Wegpunkte
Stollen 2 im Wurf 690873 / 223520 (15m plusminus)
Stollen 6 im Greit, der mit den 1000 Spinnen, 691306 / 223749 (15m plusminus)

Die Geschichte
1835 entdecke der Theologe und Privatlehrer Kaspar Josef Staub Kohle im Greit, heute unter anderem Stollen 6. Er beantragte eine Abbaukonzession bei der Gemeinde Menzingen welche kurz darauf erteilt wurde. Zusammen mit dem Schlosser und Landrat Hegglin begannen die beiden Unternehmer Kohle abzubauen welche sie der Zürichseeschifffahrt verkauften. Mit finanzieller Hilfe des Kaufmanns Heinrich Wolfensberger konnte ab 1838 industriell Kohle abgebaut werden. Zeitweise waren bis zu 60 Arbeiter im Bergwerk tätig. Indes war die Rentabilität des Kohlebergwerks eher bescheiden. Die dünne Kohleschicht und deren Aufwand um diese abzubauen brachte nicht den erhofften Gewinn.  1840 geht Staub Konkurs einige Jahre später, nach einigen Besitzerwechseln,  schliesst das Bergwerk Griet.

In den Jahren 1838 und 1844 versuchen immer wieder neue Bergbauunternehmer im Greit ihr Glück dies jedoch ohne jemals nennenswerte Rendite erzielt  zu haben. 1846 werden, trotz mässiger Ausbeute im Bergwerk Greit, unterhalb im Wurf weitere Stollen, unter anderem Stollen 2, vorangetrieben des weiteren sollen Abbaugebiete im Obersparen erschlossen worden sein. Auch bei diesen Gruben blieb der Kohleregen gänzlich aus und so ruhte ab 1860  sämtliche Bergbautätigkeit.

Das Kohlebergwerk versank allmählich bis 1941, dank der kriegsbedingten Kohleknappheit, der Lehrer Willi Schön und der Geologe Josef Kopp den Abbau wieder fortsetzten. Trotz Unterstützung namhafter Industrieller,  Gebrüder Sulzer, Eisen und Stahlwerke Schaffhausen, schlossen im Februar 1943 definitiv die Gruben.

Trotz der bewegten Geschichte und der kurzen Zeit in welcher effektiv gegraben  wurde war ich überrascht ab der Grösse der Bergbauanlagen die noch heute auffindbar sind.  Es sollen gemäss altem Situationsplan 16 Gruben bestanden haben von denen wir einzig Zwei, in doch stattlicher Grösse,  sahen.

Und Relevante Links (meine Infoquellen)
Kohlebergwerk am Griet (PDF) von Katja Hürlimann
Der Bergknappe „Die Molassekohlengruben Greit und Wurf am
Gottschalkenberg“ (PDF) von HJ Keller
Molassekohlengruben an der Hohen Rone auf HJ Kellers Bergwerkseite

3 comments on Gottschalkenberg

  1. Hallo ihr zwei Maulwürfe, lach

    Während ich mich immer noch mit einer, zwar halbbatzigen aber immer wiederkehrenden, Erkältung abmühe hattet ihr beide ja wieder mächtig Spass beim Abtauchen in Werke vergangener Zeiten.

    Hab diesen Bericht gerne gelesen und ich kann mir Euch zwei Grubenkraxler bestens vorstellen dabei, lach. Ihr beide in der Runde der Jäger hätt sicher ebenfalls ein tolles Bild abgegeben. Eine tolle und herausfordernde Arbeit, die Ihr Euch da vorgenommen habt mit dem Entdecken und Aufzeichnen von Zeugen der „Unterwelt“ von längst vergangenen Zeiten.

    Weiter so – ich find das super!

    E liebe Gruess us em Toggeburg, Sibylle

  2. Liebe Sibylle

    Ja in der Tat, der Spass war uns wirklich gegönnt wenn doch wir noch nie so schmutzig aus einem Schacht gekrochen kamen. Alles ab in die Waschmaschine war anschliessend das Tages-Motto einzig beim Auto gabs etwas Platz- wie auch Gewichtsprobleme, dieses steht noch heut auf dem Parkplatz und wartet auf richtig heftigen Monsunregen.

    Die Jäger haben uns den Abstieg in die dortige Tiefe bis zum Schluss nicht zugetraut. Naja die Überraschung war ihnen zuteil.

    Nun denn, ich freue mich dass Du hier Dich im Blog verewigt hast.
    Lieben dank zu Deinen Worten.
    Möge baldig Deine Erkältung schwinden.

    Und, das geplante gemeinsames Fondueessen sei keineswegs vergessen viel eher sind wir zumeist am Terminkollidieren umso mehr als, bei schönem Wetter, wir oft irgendwo etwelche Jäger am verunsichern sind.

    Trotzdem, Zuversicht, kommt gut.

    Liebi Grüessli

    Luisa

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