Oder, Bovegno Part II
Nach wie vor, zwischen Bovegno und Collio gibt nur Minen, viele Minen, zuletzt, nach Jahrhunderter Blei-Kupfer-Abbautradition, schossen Barytstollen in die Bergflanken.
In den Weiten des WWWs geistern alte Geo-Karten herum. In einer dieser Karten, Stand 1877, sind handschriftlich, mit zerknautschen Farbstift, Erzgänge markiert. Diese Gange, eher Blei, sind in mein QGIS-Plänchen eingeflossen und diese Erzgänge korrelieren erstaunlich präzise mit den vorgefundenen Stollenbauten.
Das Hauptwerk, die Flotationsanlage Torgola mit dazugehörigem Stollen, solle hier etwas näher beschrieben sein.
Wer die Bergstrasse SP345 hinauf schlängelt wird zwangsläufig kurz vor Collio das imposante Industriegebäude der Torgola-Gesellschaft erblicken. Im Innern der rot gefärbten Bauten verbirgt sich eine kompakte Flotationsanlage die zuletzt, von allen umliegenden Gruben, Baryt extrahierte.
Nass-Kugelmühlen bereitenden in einer grossen Halle den Flotationsschlamm.
Grosse Tanks sammelten diese Gesteinsmasse
In einem ersten Schritt folgt eine Grobflotation im Rührwerktank. Flüssigkeit und leichtes Geschiebe wird in dem lokalen „Flume Mella“-Bach abgeleitet der am Boden abgelagerte Schlamm fliest in die Feinflotation.
Die zweite Flotationsstufe, auch wieder mit langsam drehendem Rührwerk, extrahiert nochmal exakter, die verschiedenen Mineralien nach spezifischem Gewicht geordnet.
Der gewonnene Barytsand wandert in die Silosortierung. Je nach Reinheitsgehalt ist, mittels, nach oben gerichtetem, Förderband, Bild oben Rechts, ein erneuter Flotationsdurchlauf möglich. Im Berginnern liegt eine Siloanlage verborgen zur Sammlung des Nachbearbeitungsguts.
Nochmals abgelichtet die verschiedenen Förderbandanlagen zwischen Silo, im Bild, und Flotationsmaschinen, mein Fotostandort.
Die Stollen sind über den Wasserableitenden Erb-Querschlag trockenen Fusses zu erreichen. Im Stollen sitzt ein Wassergraben welcher die Menge an ausströmendem Nass bewältigen mag. Das Mundloch liegt neben der kleinen Trafostation nördlich der SP345-Strasse. Die am boden liegenden Kabeln dienten zur Einspeisung der Kompressoranlage im Berginnern.
Die Kompressorhalle ist ein mächtiges Geschoss mit eigener Zuluftversorgung. Total 3 Lufttanks deuten auf ein enormes Bergwerk mit vielen Pressluft-Arbeitsstellen hin.
Die Hauptförderstrecke ist an vielen Stellen verstürzt. Zwar sind alle von uns entdeckten Verstürze mehr oder minder überkletterbar doch in den Zwischenstellen macht sich Wasser breit was ziemlich bald, an einem Regentag, richtig nasse Füsse sorgte.
Die Tagesförderstrecke ist mit Holz ausgebaut, was reichlich für Verbrüche sorgte.
Leider wurde das Wasser in Bergrichtung nicht weniger, Zeitweilige Wassertiefen bis zu 50 cm. Da wir noch eine Schlafgelegenheit suchen mussten, liessen wir von weiterer Befahrung ab. Im Bild sichtbar, der kleine Versturz und hinten nachfolgend ein weiterer, deckenüberragender Vesturz. Grundsätzlich jedoch, beide Fahrbar.
Meine Detailansicht visualisiert die verschiedenen Komponenten der Anlage. Der Hauptförderstollen ist in etwa die befahrene Länge abgebildet. Das Bauwerk wird jedoch, schätzungsweise, noch ewig in den Berg führen. Zur Weitererkundung müssten nasse Füsse oder Fischerstiefel mit eingerechnet werden.
Allem in allem en tolles Erlebnis und en grosses Dankeschön an Claudia fürs Miterkunden.
Hallo,
wir haben die Miniera Torgola und die Miniera due Ponti letzte Woche besucht. Leider haben wir deinen tollen Artikel erst danach gefunden, wir sind aber in allen Stollen gleich weit gekommen ohne Watthose 😛 Ein weiterer Besuch wird folgen.
Mich würden die Geo-Karten von 1877 interessieren, hast du einen Hinweis wo ich die finden könnte? Bis jetzt war ich da leider erfolglos.
LG aus Österreich – Mazu