Auf den Spuren nahe verborgenen Kohlen

Des Sonntags wieder unterwegs mit wuchtiger Ausrüstung und präzisen Koordinaten ausgestattet, meinen Bloglesern  hierbei ein grosses Dankeschön send, sind wir gestiegen in felsige Tiefen des St Galler-Ländle.

Unser Interesse hierbei, zwei nahe beieinander liegende angefahrene Kohlevorkommen genannt hier das Bergwerk Lütschbach am ebenso zierlich genannten Bach und etwas wenige Kilometer weiter östlich das Bergwerk Ennetbach (Heute Enetbach) am ebenso klingenden Bach.

Beiderlei Bergwerke bergen interessante Geschichten die auf eine Erforschung gedulden.

Lütschbach
Ein mir gänzlich unbekanntes Bergwerk mit desto tiefer eindringend umso mehr sich zeigenden aber nicht wirklich klärenden Mysterien.

Anfänglich ein schier unüberwindbarer Lehmwassersee muss erst mühsam bezwingt werden ehe der Stollen, ich schätze aus Zeiten des  zweiten Weltkrieg, sachte nach Links ziehend, befahren werden kann. Im innern immer wieder anzeichnen eines nicht wirklich wasserscheuen Fuchses. Was noch Weniges  an Zimmerungen übrig bleibt nutzt dieses schlaue Tier zur perfekt drapierten Notdurft. Der Stollen selber ist mit Pickel in den weichen Lehm geschlagen.  Spuren eines Kompressoreisens oder gar Sprenglocher offenbaren sich uns, zumindest im Querschlag, keine.

Im Abbaufeld selbst, welches doch von mehr Standfestigkeit zeugt, zumal auf lehmigem Untergrund einiges an harten Sandsteinblöcken herumliegt, finden wir erstaunlicherweise kaum Anzeichen für einen getätigten Kohleabbau. Erahnen  tun wir eine mögliche Flözrichtug anhand eines Miniflözchen welches oberhalb des Querschlags aus einer Sandsteinschicht hervorblinzelt. Nach unfangreicher Suche ist kaum eine grössere Flöz-Mächtigkeit von 2 cm auszumachen. Die Frage ob noch verborgene Stollen uns zu der gesegneten Kohle führen ist auch baldig beantwortet. Zwar lassen Senkungen einen Stollenfortlauf erahnen doch das von uns erkundete Stollenvolumen entspricht in etwa dem Haldenvolumen. Somit dürften kaum weitere nennenswerte Öffnungen zu finden sein.

Das Rätsel indes bleibt bestehen.
Was war hier abgebaut worden? Man erzählt sich Braunkohle, wir fanden kaum welche.
Ist dies tief im Wald verborgene Untertagswerk ein ergebnisloser Sodierversuch oder war unter Umständen eine grosse Braunkohlelinse bis zum letzten Stückchen herausgeputzt worden? Die Halde spricht hier eher vom Ersten.
Ich datiere dies Bergwerk auf Zweiter Weltkrieg was zweifelsohne auch eher Behauptung bleibt denn, durchaus möglich das dies Werk viel älter ist und erst die knappen Jahre zur erneuten Reaktivierung animierten.

Ennetbach
Oder heute aktuell Enetbach. Am, auch so genannten, Bach zu finden sich zwei Stollen wovon der Erste leider mir verschlossen blieb zumal der Zugang definitiv zu eng ist. Anfänglich zeigt sich die erste Fundstelle als reine Schürfung.

Das Kohleflöz um die Schürfstelle ist gut sichtbar und immer wieder von 10 cm Mächtigkeit.

Hätte ich nicht in den Fels geschlagene Stufen am Boden entdeckt wäre diese Stelle als reine Schürfung in mein Blog eingegangen doch diese Stufen waren Anlass zu genauerer Suche am, mit Schutt bedeckten, hinteren Bodenteil. Die in den Fels gehauenen Stufen sind eindeutig ein Zeichen für ausgedehnte Bergbautätigkeit.

Und tatsächlich unter dem Nagelfluh hindurch zeigt sich der Fortlauf eines Stollens von welchem weder mein Auge noch mein Fotoapparat das Ende zu erkennen vermochten. Die Stelle unter dem Nagelfluhvorsprung ist mit Geröll aufgeschüttet. Der Durchschlupf ist unmöglich indes kann mit Schaufel, zumal lockeres Material, der Durchgang relativ schnell frei gemacht werden.

Auch der zweite Stollen, rund 50 Meter östlich, auch am Enetbach, war bepackt mit einer wahrhaft gelungenen Überraschung. Anfänglich glaubte ich beim ersten Abstieg eher eine kurze Abbaustrecke  vorzufinden. Die Tatsache das Wasser in der Stollensohle sich breit machte sollte dieser meinige Glauben noch bestätigen.

Erst der zweite Ausflug und damit verbunden vier aufmerksame Augen brachten neue äusserst unterschiedliche Erkenntnisse zu tage. Im Querschlagboden verläuft ein Abbaustollen parallel  zum Enetbach, von West nach Ost, in einer ungeahnten  Länge von, mutig geschätzt, 80 Metern dem Kohleflöz folgend.

Das Flöz ist auf der gesamten von uns befahrenen Strecke, rund 30 Meter Ost und 10 Meter West, in einer Mächtigkeit von 5 bis 8 cm deutlich erkennbar. Der Stollenboden indes ist mit rund 70 cm Wasser aufgefüllt was die Befahrung äusserst beschwerlich machte.

Der aufrechte Gang war auf der ganzen Abbaustrecke unmöglich, hinzukommend drohte die Schräglage mit einem ungewollten kühlen Bad. Entgegen denen mir bekannte Unterlagen scheint dies Stollensystem um einiges ausgedrehter zu sein. Im hinteren Teil Strecke Ost steckt noch ein Bohrwerkzeug in der Stollenwand. Die Stollenenden könnten wir weder in der Strecke West noch in der Strecke Ost erkennen. Es bleiben folglich auch hierbei Fragezeichen im Grubenplan fest gefressen. Die Auflösung dieser wäre einzig mit Taucheranzug oder Tauchpumpe realisierbar, trotz Neugierde,  beides fehlte.

Es wird berichtet von einer Abbautätigkeit in den Jahren 1917 bis 1918. Geschlagene 10 Tonnen, sagt das Büro für Bergbau, seien aus dem relativ steilen Schrägstollen in denen Jahren gezogen worden. Das jedoch diese Stollen um einiges älter sein dürften liegt auf der Hand. Der Bach hat stellenweise die Nagelfluhwand am Ufer angekratzt. Schon früh, denk ich, dürfte die Sandstein/Mergelschicht mit darin eingeklemmtem Kohleflöz zum Vorschein gekommen sein. Nahe liegend  dass bereits in frühen Jahren gar um 1800 erste Stollen geschlagen wurden. Die nach Siegfriedkarte bezeichnete Nähe zum damaligen Armenhaus dürfte ein weiteres Indiz für den frühen Abbau dieser wärme spendender Steine sein.

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