Und schon wieder krieche ich in unmöglichen Schlammlöchern. Doch zweifelsohne, manche Löcher habens Faustdick hinter dem Schlamm so geschehen in jenem Uzwiler Geheimnis.
An verträumt, verspielten Glatt, nicht jene die im Rhein einmündet, eher jene die in kleinere Thur einfliesst, gruben einst fleissige Uzwiler Mannen nach Kohlen. Nichts grosses solls gewesen sein eher klein und etwas chaotisch organisiert sollen 2 bis 3 Bergarbeiter die Braunkohle geschöpft haben. Berichtet wird von einem rund 100 Meter langem Stollen und diversen Seitengängen im Schutze des Nagelfluhdaches. Mich stemmte Gina eine langjährige Uzwilbewohnerin in diese Geschichte. Und da diese Story, mal ganz meinem Geschmacke, entsprechend niemand sonst tiefer aufgriff, war die Zeit gekommen um alle meine längst versteiften Körperteile tief in den Berg hinein zu schlängeln.
An einer Nagelfluhwand oberhalb des Flussknies der Glatt findet der geübte Bergbaumensch schnell ein Mundloch welcher auf etwas aus dem Runder laufenden Tagbau erinnert. Irgendwo nachdem im sichtbaren Nagelfluh möglichst viel des bergehrten Braunsteines entzogen war wagten sich mutige Männer an dickster Flözstelle in den Berg hinein.
Für mich machte dies Mundloch, kaum 30 cm hoch, den Eindruck eines konsequent abgebautem Kohleflöz soweit der Pickel und der Mensch dahinter noch hineinpasste. Ich krieche hinein und mit mir scheint der Schlamm aller Schlammschlachten sich förmlich zu potenzieren.
Die Stollenhöhe nimmt dramatisch ab während der Schlamm dramatisch zunimmt. Ich bleib bei einer Stollenhöhe von rund 20 cm im Schlamm kleben. Zwar könnte Bauch einziehen durchaus helfen doch mein Hindernis ist der Vorbau Körbchengrösse B welcher schlicht nicht durch passt. Der Amispaten welcher helfen soll die fehlenden 5 cm zu beseitigen, verklebt genau so gnadenlos wie meine Vorderseite, respektive der Dreck klebt auf ihm. Indes schaffst mein Höhlenerfahrener Begleiter Matti in die weitere Tiefe. So auch entsteht dieses Bild einer sichtlich resignierten Luisa. Und trotz meiner erhöhten Beweglichkeit, der geduldigen Flex-Physiotherapeutin sei Dank, schaff ichs nicht bis Stollenende, eine doch eher seltene Situation.
Matti indes macht interessante Bilder des Stollens die wichtige Informationen zur Weiterbearbeitung liefern. Auf Mattis Bildern wird nach 12 Meter ein klares Stollenende sichtbar. Das Flöz keilt allmählich aus bis nur noch vereinzelt schwarze Flecken sichtbar werden. Am Fels eindeutige Werkzeugspuren von oben nach unten verlaufend. Frei interpretierend würde auch ich hier das logische Stollenende vermuten. Die Geologische Karte sieht auch so, wenige Meter hinter der Felswand ein sich verdruckendes Flöz. Auch glaube ich nicht das unter dem Schutthaufen, über dessen Höhe frei debattiert wird, eine Stollenfortsetzung zu finden wäre. Die Geologiekarte welche sich wahrscheinlich den Erfahrungen vom Löchli bediente, dürfte stimmig sein.
Doch der Blick nach rechts Richtung Norden zeigt Neues. Es scheint so als wäre eine rechts verlaufende Abzweigung die Weiterführung des Löchlistollens. Hinein geht nicht auch für den superschlanken Matti nicht. Indes zeigt Mattis Fotoapparat eine leichte Abwärtsneigung des Stollenverlaufes. Auch die Decke ähnelt mehr einem Stollen als einem wilden Flözausbruchs.
Währen nicht widersprüchliche Aussagen im Örtchen Uzwil zu Tage, hatte diese Geschichte mit der endgültigen Auskeilung des Kohleflözes unter Tage, hier im Bilde noch stolze 15 cm breit, sein endgültiges Ende genommen. Im Blog stunde heute, Stollenlänge 12 m und der ruhefindende Fuchs hätts gefreut.
Doch es gibt, durchaus ernstzunehmende Herren die von 100 und mehr Laufmeter berichten. 1806 findet dies Bergwerk, so klein es auch gewesen sein mag, Erwähnung. Um die 19er Jahrhundertwende gar schenkt Molassekohleguru Letsch dem Bergwerkchen Aufmerksamkeit. Später, zu Zeiten des zweiten Weltkriegs, sollen Uzwiler Buben ein Schnürchen im Stollen verlegt haben um den Ausgang wieder zu finden. So wollen die heute gestandenen Buben berichtet haben.
Alles in allem genügend Gründe um wieder zurück in die tiefen zu blicken. Im Glattblatt Ausgabe 2011 findet sich ein Artikel zum besagten Stollenbau. Das auf den historischen Bildern abgebildete Mundloch entspricht meiner Eingangspartie und auch das Wasserfällchen ist erklärbar, mittels Siegfriedkarte von 1878, mit dem damaligen Bachverlauf. Die Stollenhöhe ist in den Bildern locker Meter und mehr.
Es ergibt sich aus diesen Beobachtung folgender Rückschluss,
Das Mundloch ist ziemlich aufgefüllt worden mit gebröckeltem Nagelfluh. Das Stolleninnere wiederum ist massiv zugeschlammt worden. In der rechtwinklig zur Felswand künstlich gebauten Höhle könnte unter dem Flöz eine Störungszone liegen die immer fleissig nachschlammt. Je tiefer der Vorstoss möglich wird desto mehr schwindet der Schlamm zu Gunsten von neu hinzu kommendem Deckenbruchmaterial.
Kartengrundlage, Quelle Geoportal
Das Destillat aus gemachten Beobachtungen.
- Das Flöz in seiner vollen Mächtigkeit, so weiss es die Geologiekarte, bewegt sich parallel zur Felswand nur wenige Meter hinter dieser. Auch so solle das Flöz rund 150 Meter Länge aufweisen.
- Die Herren welche als Buben den Stollenverlauf als Kompliziert empfanden waren wahrscheinlich durch immer wieder auftretende leichte Richtungsänderungen an Stollenkreuzpunkten schnell irritiert. Dies könnte die etwas unkoordinierte Flözverfolgung erklären. Im Stollen selbst waren keine Hunte unterwegs eher dürfte das Zeugs mit Kesseln und sonstigen Gefässen zum Labyrinth herausgezogen worden sein. Einiges spricht gegen ein Industrieller Abbau, wahrscheinlicher dürften Lokalansässige dem Flöz zu Leibe gerückt sein.
- 1806 findet dies Bergwerk Erwähnung. Zwar unterschiedlich intensiv dafür jedoch immer wieder waren Männer am Graben. In der Zeitspanne zwischen 1806 und 1945 als Kohle wirklich noch Thema war, dürften etliche Laufmeter Stollenwerk entstanden sein.
Ich folgere daraus das im Innern der Nagelfluhwand, zu grosser Wahrscheinlichkeit, ein verzweigtes Stollensystem zu finden ist. Indes jedoch die ersten Meter, rund 20, bis auf wenige, cm verfüllt sind.
Mein angenommener Grubenplan im Kartenausschnitt (Stollen rote Linie) lehnt an den Flözverlauf in der Geologiekarte. Wir konnten einzig den Querschlag von rund 12 Meter Länge befahren. Dieser Querschlag könnte das Resultat eines ausgebauten Tagbauschlitzes sein während der rechtwinklig weiter folgende Stollen als eigentlicher Förderstollen eine klassische Stollenprofilform aufweisen dürfte. Wegführend, im rechten Winkel zum besagten Hauptförderstollen, sind wahrscheinlich niedere Abbauschlitze und Stollen im Fels geschlagen worden. Fazit, ein Stollen welcher längst nicht zu ende erforscht ist.
Quellen Kartenausschnitt: Geoportal
Quellen Bilder: Matti und Luisa
Aussagen Buben, Glattblatt 2011
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