Silber und Bleibergwerk Cava Sul Rhein

Fröhliches Wasserpumpen oder eine Fortsetzung meiner Cava Sul Rhein-Geschichte aus Rueun.

Am Freitag hatte ich wieder einst die Möglichkeit, zu bester Zeit mit Freunden, Matti und Babs, ins ferne Rueun zu Fahren um das Bergwerk Cava Sul Rhein näher zu erkunden. Noch fehlten mir die weiteren, dazugehörigen Stollenbauten auch, längst ein Thema, der erste Probelauf meiner Schachtsaugeinrichtung. Also reiste ich mit 25 Meter Gartenschlauch, Akkubohrmaschine und Wasserpumpe ans Rheinufer beim Bahnhof Rueun.

Erstmals galt unser Augenmerk jedoch der Suche jener oberen Grube welche nicht weit vom Polenweg irgendwo in der Felswand liegen musste. Da entlang des Polenwegs nicht viel Felswände um das bereits bekannte Bergwerk zu finden waren, stiessen wir bereits nach wenigen Minuten auf ein Mundloch wenig oberhalb des Weges.

Cava Sul Rhein

Ab Tag führte uns dies Stollenwerk über 15 Meter durch konsequent taubem Stein. Nach 15 Meter war genauso konsequent das Stollenende angesagt womit wir uns, nach ein paar kurzen Fotosessions, ins tiefer gelegene Bergwerk, die eigentliche Cava Sul Rhein Anlage, verzogen.

Noch immer liegt im geheimnisvollen Schacht mit Anschlussstollen rege Wasser und lange schon nahm ich mir vor das Wasser mittels Schwerkraft und kurzer Pumpenunterstützung heraus zu saugen.

Cava Sul Rhein

Die Schläuche waren schnell verlegt und auch die Wasserpumpe mit Kugelventil-Y war am gewünschten Stollenabschnitt platziert doch leider schien ich mit 25 Meter gewaltig daneben gelegen zu haben.

Der Schacht war deutlich tiefer als anfänglich geglaubt. Beide Saugleitungen waren in der Folge zu kurz also musste ich meine Pumpe und meine Ventile in den Schacht nahe des Wassers zügeln. In der Folge war nun meine Fallleitung, die einige Meter durch die Hauptstrecke musste, am Gegenende äusserst Knapp. Der Fallleitungsaustritt war rund 2 Meter über dem Rheinniveau.

Meine Pumpe vermochte zwar das Wasser aus dem Schacht problemlos ansaugen, auch war die Fallleitung nach wenigen Sekunden mit Wasser gefüllt, doch leider war die Fallleitung zu kurz um selbstständig weiter zu saugen. Ich konnte ergo nur mit der Akkumaschine Abpumpen und da hätten die mitgebrachten Batterien nicht lange gereicht. Somit blieb mehr Zeit um Neues im trockenen, weitverzweigtem Teil der Silber und Bleimine zu entdecken.

Cava Sul Rhein

Nicht weit des Mundlochs auf der Hauptstrecke finden sich altertümlich anmutende, mit Brandruss gemalte, nicht weiter identifizierbare, Initialen. Die Schriftzeichen könnten von einer Karbidflamme wie auch von einer Kerze stammen. Ob uns, bei dieser Beobachtung, Pfadibuben einen Streich spielen oder die Zeichen tatsächlich älter als 1917, letzte bekannte Bergbauperiode, sind, können wir letztlich nicht eindeutig bestimmen zweiteres indes wäre wahrscheinlicher.

Cava Sul Rhein

Auch auf den äusserst fotogenen Parallelstrecken gibst jede Menge interessantes zu entdecken.

Cava Sul Rhein

Ich machte mich daran den Schuttwall soweit abzutragen dass ein Durchschlüpfen ins unbekannte Innern möglich wurde. Der Schutt hält sich tapfer weitere 15 Meter bis der Stollen abrupt im Fels endet.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit kann ein Abbau des Silber und Bleisegens im Südwestlichen Teil der Grubenanlage ausgeschlossen werden. Weder am Ende der Hauptstrecke noch im Seitenzweig Südöstlich sind scheue Andeutungen eines Abbaus erkennbar.

Im Südoststollen ist kurz vor dem Schutthaufen eine Nische eingelassen die ein begonnener Schacht erahnen lässt. Die genaue Sichtung ergab eindeutig, der Schacht ist nur rund 20 cm tief wenn doch dieser wahrscheinlich hätte deutlich tiefer ausfallen sollen. Die Bauarbeiten an diesem Teil dürften mangels Erfolge vorzeitig abgebrochen worden sein. Der Schutt im Stollenende könnte noch von diesem, begonnenen, Bauwerk stammen.

Cava Sul Rhein

Im Nordteil nahe Tag war der Blei und Silbersegen eher gegeben. Rege steht Versatz an den Stollenseiten aufgeschichtet. Wo noch ein Minierzgang sichtbar wird, ist dieser nie über nen halben Zentimeter mächtig.

Cava Sul Rhein

In der nördlichsten Strecke finden wir untertags ein möglicher weiterer, aktuell verstürzter, Stolleneingang. Auf Tag, in ungefährer Position des Versturzes, wird die Stützmauer des Polenwegs sichtbar. Der Polenweg stammt aus Jahren 1940 bis 1945 die Bergbauarbeiten waren zu jener Zeit längst Vergangenheit ergo könnte dieser Zugang von Aussen her verfüllt worden sein. Auch möglich dass der Eingang bereits längst verstürzt war und die Mauer obendrauf gepappt wurde. Der Verlauf dieses Einstiegs steigt, soweit Erkennbar, steil an.

Es erscheint mir naheliegend dass um die Jahre 1600 oder früher, dem zutage tretendem Erzgang, am Rheinufer zu, gefolgt wurde. Um das Bergwerk herum sind noch zwei weitere Stollenwerke, eines oberhalb des Polenwegs, rund 15 Meter lang, und eines östlich dem Hauptbergwerks, 3 Meter tiefe, zu finden. Der Erzgang, wo dieser noch erkennbar ist, fällt 30 Grad in südöstlicher Richtung dieser könnte jedoch am felsigem Rheinufer ein eindeutiges Bild ergeben haben.

Cava Sul Rhein

Im Nordstollen findet sich ein weiteres Exotikum. Eine Art nicht fertiggestellter Hochstoss liegt etwa mittig der Nordstrecke nahe Tag. Dieser Hochstoss, so glaube ich, hätte ein Fahrtrum respektive ein Fördertrum geben sollen. Lange vor dem Polenweg war ein Weg angelegt an Polenwegposition so zumindest will es die Siegfriedkarte aus 1873. Dieser Schacht wäre, bei Fortsetzung, optimal südlich des Weges und weit fern des damals wilden Rheins, in festem Fels, zu Stande gekommen. Der Rhein dürfte ein damals grosse Wasserhaltungsprobleme verursacht haben. Das Stollenmundloch ist deutlich oberhalb der Hauptstrecke angelegt. Das im Bild sichtbare Kantholz dürfte die Leiter gestützt haben.

Der Grubenplan

Cava Sul Rhein

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Die aktuelle Grubenplanversion ist von mir deutlich verfeinert worden wenn doch, Grössenverhältnisse, da nicht genau ausgemessen, definitiv ohne Gewähr sind.

Auch unbekannt bleibt uns die nächsttiefere Sohle. Der Anschlussstollen ist bis aufs Dach mit Wasser gefüllt und meine Schlauchkonstruktion vermochte nur weniges Wasser herauspumpen.

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Die Schachtdetails sind auch etwas Upgedatet, so wissen wir gegenwärtig dass der Wasserspiegel im Schacht nur 80 Zentimeter über dem Rheinniveau liegt. Der Schachtboden und der Anschlussstollenboden indes sind deutlich unter Rheinniveau. Sollten wir dieses Bauwerk trockenen Fusses befahren wollen, so müssen wir ohne wenn und aber auf die altbewährte Tauchpumpe zurückgreifen. Auch konnten wir unter dem Schuttkegel im Schacht eindeutig eine Holzbühne ausmachen diese jedoch birgt keine Gefahr da unter der Holzkonstruktion noch ein Schuttkegel sitzt. Sollte der Holztremmel einbrechen ist das mögliche unfreiwillige Bad eher von minderer Tiefe.

Historisch ist wenig bekannt über dies Bergwerk. Entgegen meiner Aussage im Vorbeitrag Cava Sul Rhein Rueun war in diesem Bergwerk Silber und Blei gefördert, und nicht wie von mir genannt Kupfer, worden.

Die Anlage wird erstmalig um 1600 genannt, es wird weiter von einer letzten Bergbauepoche um 1917 berichtet. Die herumliegende Zimmermannskralle, am Eingang des Bergwerks, ist Handgeschmiedet was um 1900 nicht unüblich war. Das Bergwerk präsentiert sich zudem in einem erstaunlich ordentlichen und aufgeräumten Zustand. Nahe dem Hauptstollen, oberhalb des Polenwegs und neben dem Hauptwerk, finden sich weitere 2 Stollen wovon der Lange vielleicht maximal 15 Meter misst während der Kurze käumlich die 3 Meter überschreitet.

Im Val Schmuer finden sich weitere Bergwerke bis heute sind jedoch nur kleinere Stollen bekannt.

Meine Vorbeiträge
Cava Sul Rhein Rueun

Und Weiteres aus der Region
Cava da Mettal (Affeier / GR)
Das Geheimnis von Affeier (Affeier / GR)

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