Val Tisch und die verschollenen Unterwelten

Längst nicht alles ist im Bergwerk Minas da Fier im Val Tisch einer Klärung unterworfen. Vielleicht auch, aus meiner Sicht, das Attraktive an solch längst geschlossenen Industrieanlagen. Es bleibt viel Offenes was so manch Forscherherz höher schlagen lässt und so war dies letzte Wochenende wieder ein Puzzlestein ins Val Tischer Geschichtsbuch eingefügt.

Anfänglich sollte der Schacht II, das noch undokumentierte Bauwerk, genauer auf meinen Plan gebannt werden also war wieder eine Vermessung, inklusive Schnitterfassung, notwendig, da die Zeit jedoch grosszügig bemessen war und wir erstaunlich leichtfüssig  die Wanderung auf uns nahmen, blieb genügend Zeit zur Erkundung weiterer Geheimnisse. Auch so mit im Abwärtsgepäck schöne Bilder die hier im Blog Platz finden.

Val Tisch Minas da Fier

Schacht II war unser zu vermessendes Teil. Im Bild eine sich tief weitende Halle mit Holzboden, folglich wird der Seilabstieg, im Seil Sepp, ziemlich bald überhängend. Das gelbe Band im Bild ist unser Messband welches als Schnittorientierung fungierte.

Val Tisch Minas da Fier

Die Holzbodenunterseite, nach rund 175 Jahren, noch in Topform.

Val Tisch Minas da Fier

Plan gross machen, Plan anklicken.

Im Plan steht nun der Schacht welchen wir in 3 Sohlen unterteilten.  Bergmännisch wird jetzt einiges Klarer. Der Abbauverlauf folgte einer reichen Hämatitader Nordwest zu Südost.  Die übereinadergelegten Hohlräume passen ins Abbaubild aus Albertini-Zeit um 1840.

Abgesehen von schönen Plänen gabs auch hin und wieder schöne Bilder.

Val Tisch Minas da Fier

Da wir wieder als eher grösseres Grüppchen unterwegs waren gabs immer wieder viel Geleucht im wirren Stollengetümmel.

Ein weiteres Geheimnis ist noch tief in Erde vergraben. Die Rede ist vom Verbleib des Stollens III der seit mindestens 1927 niemand mehr zu Augen bekam. Für die Existenz des III-ers sprechen insbesondere die Aufzeichnungen von Jacob Ulrich von Albertini  des 22. Septembers 1835. Es sind in diesem Schriftstück die Stollen beschrieben so auch der Stollen III doch nach Aufgabe des Bergwerks verschwand diese Haue im Berggeschiebe. Einige Wissenschaftler mutmassten über den Standort des ehemaliges Zugangsmundloch so auch Max Müller vom Büro Fisch 1942. Genannter Max Müller vermass mit einem Theodoliten die Mundlochpositionen, respektive die angenommenen ehemaligen Positionen der Stolleneingänge. Da wir im Besitze sind dieser Aufzeichnungen und wir 3 Stollen sehr detailiert kennen wars einzig Fleissarbeit die Werte auf eine Karte respektive auf ein Satellitenbild zu übertragen mit doch positiv verblüffendem Resultat.

Val Tisch Minas da Fier

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Die Positionen scheinen wo bekannt, recht genau zu stimmen alle weiteren Positionen wirken plausibel.

Von oben nach unten,

  • Stollen II angeben (Wahrscheinlich aus Albertinis Beschreibung)
  • Stollen II vermutet (unterirdisch liegt an dieser Position unsere hohe Steinmauer)
  • Stollen I (bekannt)
  • Stollen V (bekannt)
  • Stollen IV (bekannt)
  • Stollen III (verschollen)

Zu Stollen III nennt Max Müller einen angepeilten Felsblock in der Runse.

Val Tisch Minas da Fier

Tatsächlich ist diese Position in Natura äusserst interessant. Im Gelände ist eine leichte Mulde erkennbar. Eine Wegspur endet ziemlich genau an dieser Mulde und unterhalb der Mulde finden wir die Reste einer Trockenmauer. Oberhalb der Stollen III-Vermutung sitzt der mächtige Tagebau mit allen tiefen Bergfurchen. Das hier der Stollen III begraben liegt macht Bergbautechnisch durchaus Sinn doch ein Aufsuchen dieses Werkes wird richtig Aufwendig. Die mögliche Mundlochpositionsfläche liegt bei 10 m x 20 m, bei Berücksichtigung einer 45 Grad Steigung sind folglich 100 m3 zu bewegen. Sofern dies Stollenwerk, unter der Erdlawine, noch intakt ist, könnte eine Wiederaufwältigung möglich sein. Leider jedoch vermute ich auch im Bauwerk selbst tiefe Einbrüche. Der Tagebau ist sehr zerklüftet, das Gestein grösstenteils mürbe und brüchig. 30 Meter unter der Tagebaustelle wird’s kaum besser aussehen.

Vorbeiträge zu Bergbau in Bergüner Gemeindeboden:
Val Tisch im 2017
Fopa da Chianols, noch mehr Geschichten
Wer war Anton ?
Eisenbergwerk Val Tisch so is es
Internationale Val Tischer Bergwerke
Eisenbergwerk Val Tisch, Neues
Minas da Fier Val Tisch
Die geheimnisvollen Minen des Val Tisch
Bergbausachverständige am graben

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