S-charl

Der kleine beschauliche Ort mit Namen S-charl liegt fern bekannter Zivilisation und nennt als Bergbaudorf eine lange, sehr lange Geschichte deren Eigen.

Ja klar, wer sich für Tiroler Bergbau, im schweizerisch eher grösserem Stile, interessiert wird irgendwie, fast schon magisch angesogen, diesen Ort aufsuchen. Ich bin da definitiv nicht die Ausnahme und die Gelegenheit ergab sich um Spuren vergangener Tage aufzusuchen.

Knappenhaus S-charl

Das Knappenhaus, S-charls, Dorfplatzmittig, zuletzt als Grenzwachtposten amtend, lässt grosse Bergbautätigkeit vermuten. Zwei relevante Blei und Silber-Minen sind bekannt, Mot Madlein und Cuogn Nair in beiden war mir ein kleinwenig Einblick gewährt den beide verfügen über kilometerlange Stollennetzte die kaum aufrechten Gang erlauben.

Knappenhaus S-charl

Auf Bergmannswegen liegen noch heute Zeugen damaliger Knappenbehausung aus letzter Epoche, 1819 bis 1829, offen.

Mot Madlain

Und wie üblich liegen auch diese zwei Untertageanlagen an bester Landschaftslage.

Wer mit Sepp unterwegs ist muss sich die Untergründe erstmals schwer abverdienen. Respektive, trotz reichlich sauberer Stollendokumentation aus Jahren 2007, liegen noch einige Geheimnisse verborgen. Insbesondere die Erbstollenaustrittstelle Mot Madlain ist nie eindeutig gefunden worden.

Mot Madlain

Geheimnisse die unser aller brennend interessierten. Also machten wir uns, über zweier Wasserfälle,  in Richtung des potentiellen Erbstollens.

Mot Madlain

In unwirklicher Felslandschaft liess ein erster bekannter Stollenfund nicht lange auf sich warten.

Mot Madlain

Doch dies Mundloch besass keinerlei Qualifikationen zum Erbstollenausgang. Der Stollen endet wenige Meter nach Eingang in Stollenbrust hinzukommend liegt deren Richtung entgegen des Planerbstollens.

Mot Madlain

Der Erbstollenausgang wusste sich gekonnt vor uns zu verbergen doch stattdessen sind uns nicht minder interessante Bergbauspuren begegnet die potentielle Hinweise auf eine Erbstollenbaustelle lieferten. In der Felswand sitzt ein kleiner Tunnel paar wenige Meter lang welcher eine Felsnase unterquert. Am Tunnelende sind böse, kaum begebbare Felsen womit uns weitere Details unsichtbar blieben.

Am benachbarten Gehänge sind weiter zahlreiche Balkenlager im Fels eingelassen als hätten einst auf denen weite Dachkonstruktionen geruht.

Das Bauwerk Erbstollen Mot Madlain solle über einen Zeitraum von 70 Jahren erstellt worden sein. Wer das Bergwerk  Mot Madlain kennt, weis der Erbstollen in dessen heute Wasserführenden Funktion ist Goldwert. Wo nun das Wasser, viel Wasser, zu Tage tritt wissen wir nicht.

Mot Madlain

Das Bergwerk selbst liegt im wunderschönem Tal auf, Barabarastollen, 2821048 / 1179300 / 2165 müm (LV95er Koordinaten)

Barbarastollen Mot Madlain

Wie üblich für Tiroler Bergbau, in Ursprüngen Mittelalter, sind die Roll-Strecken eng und die Türstöcke kaum grosser 120 x 80 cm, also härteste Kinder-Schutter-Arbeit.

Barbarastollen Mot Madlain

Ziehen und Stossen der Grubenhunde über die Rollstollen war zumeist Kindern vorenthalten. Um Höhenunterschiede mit schweren Hunden zu bewältigen sind seitlich der Laufbretter Steigbäume eingepasst.

Barbarastollen Mot Madlain

Alte Abbauhallen sind noch heute geräumig mit Stempeln verstützt.

Barbarastollen Mot Madlain

Wasser war und ist, in den gesamthaft 10 Kilometer langen Stollen, ein Thema. Zeitweilig sind aufwendige Teuchel-Leitungen, die das Wasser einst in den Erbstollen lenkten, auffindbar.

Barbarastollen Mot Madlain

Das Gerät meiner Begierde steht an einer anderen Zone. Dieses lieferte plausible Antworten auf Fragen zum Buffalora-Haspel welcher, in dortigem Buffalora, mir nur in demontierter Form bekannt ist. Hier auf Mot Madlain steht ein montiertes Exemplar ohne Kuhhornlager womit die nächste offene Frage des wieso Kuhhorn geklärt wäre. Eindeutig ohne die Kuhhornlagerung würde die Achse gnadenlos ins Holz einschneiden was im S-charler Haspel auch geschah. Eine nachträgliche Reparatur des Führungsschlitzes, in Form eines eingepassten Holzes, zeigt die Problematik des Lagerlosen Haspels. Meine gezeichnete Version liegt unter Haspel als PDF abrufbar.

Mot Madlain

Wieder Auftage die Ansicht des letzen Mundlochs mit Vorbau auf 2820874 / 1179144 / 2150 müm aus der Ära Johann Hitz 1819 bis 1829.

Da die Grubenpläne gut gehütete Geheimnisse sind, ich nicht so recht über ein mögliches Verbreitungsrecht verfüge und das Ganze abzeichnen mich anscheisst hier mal nur eine Grobübersicht der Minenanlagen.

Mot Madlain

Sollte ich irgendwelche, mir bis dato unbekannte, Urheberrechte verletzten darf man mich gerne kontaktieren (Bildquelle, keine Ahnung)

Die Zweite Mine die interessante Einblicke und Erkenntnisse versprach liegt an gegenüberliegender Talseite und nennt sich Cuogn Nair. Dies Werk ist schwierig zu erreichen sind doch deren 2 Mundlöcher an ungemütlicher Felswand platziert.

Auch dies Blei/Silber Bergwerk kennt deren Anfänge so um 1300.  Und auch wieder in letzter Epoche Johann Hitz 1819 bis 1829 (Silberberg Davos).

Cuogn Nair

Trotz bekanntem Sprengstoff, in den grossen Johann Hitz-Stollen auf Cuogn Nair finden sich keine Bohrspuren stattdessen sind verrusste Stollenwände vom Feuersetzten weit verbreitet.

Cuogn Nair

Abbaukammern, aufs Minimum geweitet, erinnern an klassische Mittelalter-Hauen.

Cuogn Nair

Auch in diesem Werk gibt’s punktuell Rundholzschienen in kleinere Abbaukammern. Ob einst Fahrzeuge auf den Schienen rollten oder diese nur zur Führung der Erztröge dienten, entzieht sich meiner Kenntnis. Tatsächlich sind keine Schwellen an den Schienen montiert was die Dinger fürs Rollmaterial eher unbrauchbar macht.

Cuogn Nair

Grubenplan Cuogn Nair auch wieder in kleiner Auflösung ums Geheimnis zu wahren. Hauptmundloch unten liegt auf 2820603 / 1179225 / 2056 müm in luftig unwohliger Felswandhöhe.

Die Blei und Silberminen ob S-charl sind seit em Jahre 1300 bekannt. Hauptsächlich unter Tiroler Führung waren die Gruben immer wieder Gegenstand spekulativer Geschäfte.

Lange Zeit waren diese verpachtet an die Familie von Planta aus Zuoz. Am Erbstollen Mot Madlain solle 70 Jahre lang gearbeitet worden sein.

Die letzte bahnbrechende Investition, neue Schmelze, neue Transportwege und erweiterte Rollstollen tätigte der Silberberg Davos Betreiber Johann Hitz in den Jahren 1819 bis 1829. Während dieser Zeit resultierte ein Gewinn von 8.060 kg Blei und 200 kg Silber.

Heute steht sowohl Knappenhaus wie auch Verwaltungsgebäude. Im Zweiterem ist gegenwärtig das Bergbau- und Bärenmuseum untergebracht.

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