Monat: November 2019

Schiefrige Öler oder andersrum?

Ist bereits en paar Monde her, damals auf der Durchreise Richtung Comer See, siehe Vorbeitrag, als noch en Schmuckes Bergwerk auf Schweizer Seite uns lockte. Dies Bergwerk, bekannt unter Namen wie Tre Fontane oder Serpiano, liegt am Monte San Giorgio und solle bis in die 1950er Ölschiefer gefördert haben.

Das Bergwerk, man nennt etwa 1500 Stollenmeter, ist durchwegs sehenswert und gut und gerne grösstenteils fahrbar.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Wenn doch der Einstieg über die Galleria Arnaldo eher sportlich erscheint.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Bald jedoch, nach einem Versturz welcher noch im 1989 die Weiterfahrt sperrte, wird’s wieder stehend und bequem. Die berühmte Lore vor dem damals nicht passierbarem Versturz, ziert zahlreiche Fotografien  kreuz und quer durchs www. Versatzwände sind kunstvoll entlang der Abbaufelder gesetzt.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Die einzige verbleibende Streckentafel erleichtert die rückwirkende Orientierung ungemein.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Die Förderstrecke Arnaldo ist mit 60er Schienen neuerem Datums ausgebaut. Die Öllschieferschicht fällt knappe 40 Grad Ost-West.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Zeitweilig wieder reichlich versetzte Abbaustrecken mit punktuell eingelassenen Abwurfgesenken.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Manche dieser Abwurfgesenke wurden in späteren Epochen zu Fahrgesenken umgerüstet. Mittels solchen Gesenken gelang uns die etwas holprige Fahrt in tiefer gelegenen Sohlen.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Auf Sohle Santa Barbara oder sonst so einer Heiligen, ist ein improvisierter Kunstraum mit diversen Exponaten zeitgenössischer Kunst eingerichtet. Ich selbst indes beschränk mich in dieser Geschichte definitiv aufs Bergbausachthema.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

In der untersten Sohle, nach bekannten Plänen Galleria Fortuna, wird’s  in Tagrichtung, nicht weit vom Mundloch fern, richtig brüchig. Die einzige gefundene Türstockzimmerungsstrecke ist eindeutig durch und Schrot.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Auf Gegenseite, Tag ins Berginnere, versuchte einst jemand eine Lore in feinem Karton nachzubilden. Nicht weit hinter dem Selbstbaugefährt ist der Stollen eingebrochen. Die Stelle ist, wie bereits erwähnt, vom Bergwerkinnern aus bis an die zusammengedrückte Türstockzimmerung fahrbar.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Gut zu erkennen aktuell die 5 Halden vor den ehemaligen Mundlöchern. Der Einstieg ins System ist gegenwärtig nur noch über die Galleria Arnaldo, am schmalen Einstieg auf 716053 / 85340 / 740 m, möglich. Der unterste, vergitterte Stollen ist nach wenigen Metern eingeknickt und nicht mehr fahrbar.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Der Seigerriss ist  nicht über jeden Zweifel erhaben. Es geistern einige teils, was Gesamtlänge des Bergwerks anbetrifft, recht widersprüchliche Pläne umher. Ob meine Zeichnung hier ein tauglicher Kompromiss sei,  kann ich leider nicht eindeutig beurteilen. Die Verwendung verschiedenster Werkzeuge wie auch relativ genaue Mundlochkoordinaten veranlassten mich zu besagter Stollenausdehnung von maximal 185m auf Santa Barbara.

Ölschiefer Bergwerk Tre Fontane

Der Grundriss folglich ergibt in etwa dies Bild. Beide bekannte Mundlöcher sind als blaue Punkte dargestellt. Die Orange Fläche ist ein ungefähres Abbaufeld und Rot sind die Stollenverläufe eingetragen.

Beide Pläne gibt’s im Grossformat als PDF als Seigerriss auf plan_tre_fontane.pdf und als Grundriss auf trefontane.pdf

Geschichtliches

Seit dem 18. Jahrhundert wurde am Monte San Giorgio Ölschiefer wegen des brennbaren Öls Bergmännisch gefördert. Ab ca. 1900 begann man die Öle, in der eigens erbauten Fabrik bei Meride, für medizinische Zwecke zu nutzen. Unter dem Namen „Saurolo“ vermarktete man das pharmazeutische Produkt welches hauptsächlich zur Behandlung von Hauptkrankheiten verwendet wurde.

Um 1916 waren die heute 5 bekannten Stollen auf eine Gesamtlänge von 900 Meter aufgefahren.  Das Bergwerk lieferte bis zu diesen Jahren geschätzte 2100 Tonnen verwertbaren Ölschiefer. In desn Jahren um die 1940er wuchs die Stollengesamtlänge auf 1500 Meter an.

1950 wurde der Abbau von Ölschiefer, 1954 auch die Produktion und der Vertrieb von Saurolo eingestellt.

Die alte Fabrik steht noch immer bei Spinirolo

Links

Zu den Ölschieferbergwerken auf Monte San Giorgio

Die Bergwerke um 1989 auf Familie Keller

Ein Wochenende am Comer See

Wahrscheinlich gibt’s wenige Menschen die sich gezielt der wärmenden Sonnenstrahlung entziehen.  Obschon der Comer See, im nahen Italien, wahrhaft hübsche Ecken kennt und das Wetter paradiesisch brüllte, lockte mich und meine Freunde ein mächtiges Eisenbergwerk in die Dunkelheit.

Und wieder mal war ein entspanntes Wochenende unter Freunden angesagt darum nur kurz eine kleine Bildergeschichte. Ich dürfte, ohne forschenden Anspruch, etwas durch die mächtigen Hallen spazieren was deutlich an Entspannung beitrug. In diesem Sinne, es Dankeschön an Graziano Ferrari und an Elena Rognoni für die gewährten Einblicke.

Tunnel Sasso Rancio

Das, um 1910 stillgelegte, Bergwerk schneidet, mittels Erbstollen, das Strassentunneldach im rechten Winkel.

Tunnelschalenträger Sasso Rancio

Im Erbstollen liegen noch die Aussenschalenprofile, welche die Strassentunnelquerung offenbaren.

Mine Sasso Rancio

Dieser Erbstollen verbindet eine Reihe von Abwurfschächten die in höher gelegene Abbaukammern führen. Folglich waren einst, in diesem Stollenwerk, Schienen verlegt auf welchen die Hunte das gesammelte Erz nach Tag auf die auf die wartenden Schiffe transportierte. Dies aber, ohne Zweifel, in letzter Betriebsperiode um die 1900.

Mine Sasso Rancio

Im eigentlichen Abbaufeld öffnen sich riesige Hallen die teils über unwegsame Stollen miteinander Verknüpft sind. Der Erzgang verläuft, zeitweilig beachtlich breit, senkrecht aufwärts.

Mine Sasso Rancio

Im neueren Abbau waren kaum Rollbahnen unterwegs, dementsprechend Kunstvoll  sind Höhenunterschiede überbrückt. Irgendwo in einer Fahrstrecke sind noch tief im Lehm eingedrückte Schubkarenspuren sichtbar.

Mine Sasso Rancio

Wo Versatz fehlte sind regelmässige Treppen in den Fels gehauen.

Mine Sasso Rancio

Abwurfschächte waren, auf dieser Anlage, unabdingbare Transportstrecken. Im Bild der Abwurf, eingebaut in ein Zweigeteiltes Gesenk. Die zweite Gesenkhälfte  diente als Fahrsteige in die nächsthöhere Abbausohle. Die Zweiteilung erfolgte mittels Versatzausbau.

Mine Sasso Rancio

Artefakte des Erztransportes oder neuer, so genau ist dies nicht erkennbar,

Mine Sasso Rancio

Fest steht, die Höhendifferenzen in den Abbauhallen sind beachtlich.

Mine Sasso Rancio

Auch im Sasso Rancio-Bergwerk gibts, nachweislich Minimum eine Namenstafel. Wenn doch die noch erhaltene Kritzelei, mit Jahreszahl 1847, nicht restlos entziffert ist womit die Bezeichnung Namenstafel eher meiner Annahme  entspricht.

Die Kritzelei befindet sich im oberen, eindeutig älteren und unübersichtlichem Bergwerksteil.  

Mine Sasso Rancio

Das mittlere Mundloch klafft, als grosse Spalte, aus der Felswand

Mine Sasso Rancio

und auch der obere Bergwerkszugang, aus der ersten Epoche um 1700, fällt bald in die Tiefe.

Mine Sasso Rancio

Die Aussicht, nahe der mittleren Installationsfläche, aufs benachbarte Acquaseria könnte nicht prächtiger sein an sonnigen Tagen.

Mine Sasso Rancio

Das Bergwerk Sasso Rancio ist nicht gänzlich unbekannt. Die Schweizer Siegfriedkarte nennt den Ort „La Miniera“. Mein Overlay visualisiert die drei Mundlöcher als blaue Punkte, wovon das Untere vergittert und im Privatbesitz ist. Weiter dargestellt ist die ungefähre Abbauzone in orange. Die Eisenmine war, in verschiedenen Abbauperioden zwischen 1700 und ca 1910, aktiv.

Näheres zur Mine von Graciano Ferrari und Freunde auf: https://www.researchgate.net/publication/333432540_SASSO_RANCIO_AN_IRON_MINE_ON_LAKE_COMO_ITALY