Oder das Geheimnis um die Namensgebung „Stolle-bar“ in Hausen.
Es nennt sich irgendwo an einer untertägig, historisch nicht ganz irrelevanter Stelle eine kleine unscheinbare Bar „Stolle-Bar“. In aller Munde ist dieses, zwangsgeschlossene Beizchen in unserem Kreise.
In Hausen, knapp Ortsende, Kanton Aargau, steht diese Dorfbeiz und wartet geduldig auf einen gnädig gestimmten Glatzkopfkönig. Gut liegt unser Interesse, in dieser Sache, eher beim Stollen als bei kühlem Bier wobei Zweiterem ich keineswegs abgeneigt bin.
Hausen hat archäologisch durchaus einiges zu bieten so quert eines der, mehr oder minder erhaltenen, römischen Aquädukte den Ort um in Windisch, Römisch „Vindonissa“, zu enden.
Auf der Michaeliskarte ist dies Miniaquädukt noch als Wasserlieferant fürs Kloster Königsfelden aufgeführt.
Doch ehe ich mich hier auf Nebenschauplätzen verirre, zurück zur Stollebar und deren Namensgebung. Nicht unweit der Stollebar liegt der Stollenweg und dieser Weg dürfte Namensgeber sein.
Der Stollen welcher gemeint ist, und den besagten Weg unterfährt, stammt aus den 1930er und wurde zur Erschliessung der Tagbau-Mergelgruben auf den Eiteberg gebaut und wo Stollen steht ist auch meist Stollen drin.
Die Mergelbrüche liegen fast zuoberst am Eiteberg und dienten als Rohstofflieferant für die Portlandzementwerke Hausen. Um den Mergel in die Fabrik zu transportieren wurde ein 800 Meter langer Stollen bis unter die Tagbaugruben getrieben. In der Schweizerischen Bauzeitung von Juli 1930 wird ausführlich über dies Werk berichtet siehe https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1930:95::394 .
Nach endlichen Jahren des Stillstandes wars unsere Berufung Spuren dieses Bauwerkes aufzuspüren und allfällig eine gefährliche Nase voll zu schnuppern.
So richtig fündig wurden wir erst bei zweitem Anlauf, dafür umso nachhaltiger. Wie so bekannt bittet der Aargau einige Industriearchäologische Leckerbissen. Erst die publizierte Referenz der Lombardigruppe brachte die nötigen Erkenntnisse um den Stollen genau aufzuspüren. Insbesondere der Vermerk einer Grundbuchamtlichen Aufnahme brauchte eindeutige Resultate übers GIS-Aargau.
Das Stollenmundloch, heute zugemauert, liegt gut verborgen, unter einer, mit Autos vollgestellten Betonplatte.
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Erst die Verknüpfung mit zugänglichen Grundbuchdaten macht den Eingang ersichtlich.
Hinter der Betonplatte, im stetigen Kampfe, mit ausgedehntem Brombeergestreuch, findet sich die vermisste Anlage aus alter Tage.
Das Mundloch ist, wie bereits erwähnt, sauber zugemauert. Der Stollen indes wir noch heute mittels 200er Rohr entwässert. Der Kontrollschacht liegt knapp 2 Meter vor der Vermauerung. Rechts liegend steht noch das alte Betriebsgebäude mit kleinem Waschraum und Pausenzimmer.
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Der Eitebergstollen verfügte in seiner letzten Ausbauphase über 3 bis zu 90 Meter hohe Abwurfschächte welche die 3 Tagbau-Gruben erschlossen. Von den Schächten sind heute nur noch minim Spuren auszumachen. Diese sind verfüllt und im Waldbodenzugewachsen. Einzig an der obersten Grube nahe des Gipfels kann eine Stelle erahnt werden.
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Die Ansicht um die 1970er macht die grossen Abwurftrichter zu den 3 Taggruben sichtbar.
Weitere Bergbausymbole kennzeichnen im Nordosten die alten Mergelgruben um plusminus 1830 und im Nordwesten ein alter Steinbruch kaum datierbar.
Nun wiesen wir, die Stolle-Bar hat kein Anschluss an den Zementwerkstollen. Die Lombardimänner erreichten ihr Stollenwerk über einen 15 Meter tiefen Schacht an der Münzentalstrasse, auf meinen Plänchen als gelbes Quadrat gekennzeichnet. Die Stolle-Bar und das Restaurant Stollen bezogen den Namen vom Stollenweg welcher weit nach den 1970ern entstand.
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