Wieder eine Bergwerksgeschichte doch diesmal ich, ohne tausendsachundpack, mich in die Geheimnisse Walliser Unterwelten einweihen lassend. Im lockerer 5er Gruppe gewährte uns Roger Bergwerkforschung Einblicke in die Walliser Bergbaukunst. Für mich 3 Tage ohne Messzeugs, Bohrmaschine und sonstige Schleppereien, ein überaus erholsames verlängertes Wochenende. Auch so, allen Lobes würdig, die Nächtigung im Bed&Breakfast Berginsel und de jeweilig anschliessenden Bergbau-Brunch. Und, wers noch nicht weiss, das Raclette hoch zu Berginsel ist, nicht nur meine Meinung, Legendensprengend.
Anny, ich habe vorwiegend Fotos produziert und kaum was geforscht was auch kaum von Nöten war, denn, Roger kennt so ziemlich alle Geheimnisse dortiger Berghauer.
Und so sollen vorwiegend Fotos meine hiesige Kurzgeschichte sein.
Freitag 7. 10. 2016 Aproz Bergwerk Pyrit vormals Anthrazit
Hoch im Felsen, nix für Höhenängstliche, mich dazu zählend, liegen einige Stollen verborgen. Ein Hochklettern forderte meine gesamte Überwindung wenn doch die Belohnung keine geringe war.
Die Aussicht war Brillant und die Anlage nicht minder spannend.
Die Stollen fuhren ursprünglich, Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedene Anthrazitlinsen an. Fehlmann spricht von grossem Bergmannsglücke in Form von 3000 Tonnen gefördertem Anthrazit. Eine zweite Bergbauepoche zu Zeiten des 1. Weltkrieg konzentriert sich vorwiegend auf den Pyritabbau, zur Schwefel respektive Schwefelsäurenproduktion. Im Bild, der obere Stollen aus der Anthrazitepoche stammend während die untere Fahrstrecke des Pyrits Willen den Berg quert.
Das Gelbe Zeugs an der Decke, man verzeihe mir mein Mineralogie-Analphabetismus, ist dies begehrte Pyrit. In allen Stollen überwog der herbe schweflige Duft welcher Erinnerungen an meine ausgedehnten Spaziergänge auf Gadors Schwefelwerken weckte.
Die Pyritnester erstrecken sich senkrecht über rund 110 Meter. Immer wieder müssen Leitern oder Gesenke beklettert werden um in die nächsthöhere Sohle zu gelangen. Insgesamt sind 9 Sohlen definiert wovon die tiefste einzig als Abfüllanlage und Elektrohauptverteilung amtete.
Mit der Ära Dionisotti um 1940, zogen die schweren Maschinen in den Berg. Dionisotti liess 3 Silostufen und 2 Steinbrecher, Gesamtbauhöhe 70 m, in dem Berg einbauen. Um die Erze von tiefen Sohlen in die Brecher-Siloreihe einzuspeisen liess der alte Patriarch zusätzlich ein Förderschacht schlagen welcher jedoch nie seiner Bestimmung walten durfte. Die Produktion des, eher minderwertigen, Schwefels erreichte nicht die gewünschte Rendite und so zog der Bergmännisch ungebildete Unternehmer Dionisotti, mit all seinen Maschinen, ins nahe Goppenstein. Heute noch stehen die, ehemals in Aproz verbauten Steinbrecher, Rütteltische und Flotationströge oberhalb des Lötschberg Autoverlads auf Goppensteine Seite.
Ende des Zweiten Weltkrieg war Ende des Bergbaus auf Aproz. Der Schwefel, in Uetikon am See zu Schwefelsäure raffiniert, erreichte nie lukrative Qualität.
So bleibt einzig, in verborgenen Stollenwinkeln, noch die natürlich gebildete Schwefelsäure welche vielleicht gar
dem Fuchstier gar nicht gut bekam. Naja, ob dieser Fuchs, das arme Tier, des Säurewasser betrübt war oder sonst welche mortale Sorgen hegte, werden wir wohl nimmer erfahren.
Samstag 8. 10. 2016 Chalteberg Kobalt-Nickel Bergwerk
Dies Bergwerk findet sich in prächtiger Berglandschaft mit Blick ins tiefe Turtmanntal.
Über wilde Bäche führt der Weg zur Werkanlage aus den Jahren um 1890.
Noch heute sind die alten Gebäude erstaunlich gut erhalten. Im Bild zuhinterst der Unterstand fürs Benzingetriebene Kompresserchen, anschliessend die kleine aber geräumige Mannschaftsküche und nebenan, Fenster links im Bild, die Kantine. Im oberen Stockwerk auf der Küche, die Wärme nutzend, thronten die Bergwerksverwalter der 2 Bergbauepochen.
Ein Blick in die Küche verrät, hier war ein geübter Koch auf engstem Raume am Werk. Die Küchengestelle sind noch fix an Ort und Stelle und auch der Sockel vom Tiba steht an seinem Platz.
Im Stollenlabyrinth, in den beiden Querschlägen, sind noch heute Holzschienen eingepasst. Insbesondere im Querschlag 1 auf Höhe Sohle 1 ist das Britische Schienensystem, Baujahr ca 1890, fast vollständig erhalten. Einzig die Flachbandstahllauffläche, welche die Holzschiene schütze, wurde abgebaut. Merkwürdigerweise sind jedoch noch die Senkkopfschrauben im Holz erkennbar als hätte jemand eilig die Stähle, mit Brachialgewalt, zusammenklauen wollen. Der fehlenden Profile wiederum liegen auf einem Haufen irgendwo im Querschlag also wurde doch nix mit Zusammenklauen.
Nahe Mundloch, Sohle 1, bricht der Stollen allmählich zusammen. Das wenige Wasser in solch trockener Umgebung erstarrt zu Eis und schweisst somit die verbrochene Zimmerung zusammen.
In naher Umgebung sind noch einige Sondierstollen getrieben die heute spektakuläre Holzeinbauten wie Spundwände zeigen.
Plan Gross machen, Plan anklicken
Der Kobalt-Nickelgang fällt 45 Grad Südwest. Mittels 2 Diagonalaufbrüchen machten sich die Arbeiter am Erz zu schaffen.
Die Erzlager sollen im Jahre 1854 entdeckt worden sein,
Im Jahre 1891 erwarb Dr. Schacht die Abbaukonzession welcher, mit Unterbrüchen, bis 1906 noch Bergbau betrieb.
Auch aus Dr. Schachts Betriebsperiode stammt die im Turtmanntalboden, Vorder Sänntum, befindliche, Wassergetriebene Aufbereitungsanlage. Die Erze wurden zu jener Zeit mittels Seilbahn vom Bergwerk in die Aufbereitung gefugt. Noch heute sind Randlager und Pochbecher erhalten auch so finden sich vereinzelt Seilbahnmastenfundamente. Indessen ist End und Anfangspunkt der Luftseilbahn nimmer eruierbar.
Im Pochbecher, ebenso vor langer Zeit vergessen, ein schmucker Kobaltbrocken.
Im Jahre 1943 wird nochmals ein Versuch gestartet die alten Kobaltminen zu beleben. Einige Wagemutige öffnen die alten Stollen und verlängern diese um wenige Meter. Der Abraum wird dekorativ vor die alten Versatzmauern und auf den Holzschienen in Sohle 2 verstaut. Der grosse Nickelkobaltsegen indes wird den Männern, die unter ärmlichsten Bedingungen auf 2500 müm hausten, gänzlich verwehrt bleiben.
Sonntag 9. 10. 2016 Chandoline Bergwerk Anthrazit
Am Sonntag, als kleine Entspannung, mal wieder Kohlebergbau diesmal im ausgedehnten Anthrazitbergwerk Chandoline nahe dem Rohneufer.
Über Abbaugesenke lassen sich, unter fachkundiger Führung von Roger, die oberen Sohlen befahren.
Da meine Orientierung allmählich schwindelte war ich froh um Rogers Objektkenntnisse den dass Stollenwirrwar schien nimmer zu enden.
Und immer wieder mit 60er-Spur Schienen ausgestattete Strecken.
Ähnlich den Simmentaler Bergwerken liegt auch in dieser Anlage reichlich vergessenes Bergbaumobiliar aus Zeiten des 2 Weltkriegs.
Und ebenso sind noch spektakuläre Holzeinbauten zu finden.
Wer sich jedoch auf der Hauptstecke weiter in der Berg wagt passiert zwangsläufig einige sehr brenzlige Stellen. Nicht nur das mürbe Stollendach wird zunehmend zur latenten Gefahr.
Auch das Sauerstoff CO2 Verhältnis erreicht ein gefährlicher Schwellwert.
Nochmals als Lebenswichtiger Tipp
Atemluft liegt bei 20,9 Volumenprozent Sauerstoff und weit unter 0,4 Volumenprozent CO2
Tödlich wird’s bei 15 Volumenprozent Sauerstoff, respektive 3 Volumenprozent CO2.
Plan gross machen, Plan Anklicken (Quelle Roger Widmer Bergwerkforschung)
Im Plan, hier die westliche Hälfte der Grube, in Türkis gehalten, die Grundstrecke. In Rot, Orange und Gelb die oberen Strecken. Untendurch wärs Blau und Violett und wie bekannt unter Bergbauprofis, Grau steht für Schrägschacht, die kolorierten Flächen wiederum sollen Abbaufelder symbolisieren.
Wie gesagt, die Grundstrecke wird einige 100 Meter ab Tag zunehmend desolat. In der Ostabzweigung nimmt zudem rapide die Bewetterung ab somit schrumpft der Anteil an gesunder Atemluft. Als wären dies nicht genug Gefahren tauchen immer wieder gefährliche Schächte in der Hauptstrecke auf. Kurzum, wie bekannt bei Kohlebergwerken, eine äusserst lebensunfreundliche Umgebung.
Und abschliessend, nach solch ausgedehnter Geschichte,
Nen Dankeschön an Roger, allen Beteiligten, dem Berg und klar dem Berginselteam.
Meine Wallisbeiträge
Goppenstein die Zweite
Wo Mühlen langsamstetig Blei mahlten und Faxe verfaxt waren
Und die Links
Bergwerkforschung
www.berginsel.com
Neueste Kommentare