Monat: Oktober 2016

Fondue 2016

Fast schon Tradition hier, das Fonduebildchen.

Fondue 2016
Zwar bereits 1 Woche Geschichte, trotzdem, die ersten sind, wie üblich, die Allergeilsten. Das Rezept für Nachahmer und Nachahmerinnen gibt’s in diesem Theater auf Foduezeiten .

Das dieser Herbst auch Landschaftlich was zu bieten hat, beweist dies kommende Bildchen aus meinem Fopa da Chianols-Fundus.

Fopa da Chianols

Und ich zieh mir Deutsche Kunstgeschichte rein, Paul Kalkbrenner am Tomorrowland 2015, voll Geil.

Schöne Sunntig

Luisa

Fopa da Chianols, noch mehr Geschichten

Geschnittene Berge oder eine Ansicht des damaligen Bergarbeiteralltags

Zweifelsohne die Interessen der HöFos (Höhlenforscher) und BeBauFos (Bergbauforscher) können ganz mächtig differieren. So geschehen im letzten Mysterium des Vitriol und später Eisenbergwerks Fopa da Chianols. Während die durchwegs professionellen HöFos akribisch den natürlichen Hohlräumen folgen sind die BeBauFos durchaus fantasiereicher unterwegs. Deren Hohlraum-Bestandsaufnahme basiert vorwiegend auf Bergbautechnischer Betrachtung. Da die Anlagen des Alters und Abbauwürdigkeit längst nicht weiter gepflegt wurden spielt die freie Interpretation eine nicht unwesentliche Rolle.

Ich selbst vertraue eher einer Interpretation des „Es war Einmal“ als auf gespeicherte Messresultate welche alle nur erdenklichen, herumliegenden Steine wiedergeben.  Insbesondere schwerst versunkene Bergbauhauen sind nur mit einiger Fantasie verständlich wiedergebbar.

Fopa da Chianols

Ich bin in „Fopa da Chianols“, nicht „Foppa da Chianols“ wie ich im Erstbeitrag behauptete.  Die Hauptgrube hier im Bild ist die Untere deren Zwei.

Ins Jahr 1810 will ich mich wagen um dies letzte Geheimnis des unbekannten Schachtes verständlich zu klären.

Fopa da Chianols

Würde ich mich auf Speologische, Hightech Abwicklungen des Topodroiden, oben im Bild, verlassen, täte dies unförmige Schläuchlein, Bergmännisch wie auch Bergfrauisch, man bedenke die heilige Barbara war eindeutig eine Frau, kaum Sinn ergeben.

Die Selbstbefahrung wiederum lässt mich und meine Erfahrung wieder ins Jahr 1800 schlüpfen. Damals entdecken findige Bergleute Pyrit in freudiger Menge an Felsen anstehend. Ob und wo Stollen zu finden waren zu jener Zeit müsste spekulativ angegangen werden. Die nahe Ortschaft Latsch kennt zu jener Zeit ein bunter Sprachenmix zwischen Italienisch, Deutsch und Rumantsch. Bauern und Bergleut teilen sich das bescheidene Dörflein ob Bergün.

Fopa da Chianols

Ich währenddessen steig mit Freunden Matti und Sepp ins Tief. Im Bild das unförmige Gesenk mit Sepp darinne.

Die räumlichen Verhältnisse sind fern bequemer Befahrungsideen und herumliegendes  Gefelse ist von kantiger Natur. Es ist viel herunter gebrochen und, im Wege stehende Holzkonstruktionen sind vom Gewichte schlicht zerdrückt worden. Es gibt Felsbrocken die eindeutig zum linken Gesenkwand passen es gibt indes wiederum welche die gar nicht so genau irgendwohin passen sich jedoch in Fallbewegung einst unverrückbar verkeilten. Zwischen deren Situation muss der Befahrer, die Befahrerin, sich gekonnt hin und her schlängeln.

Fopa da Chianols

Es ist gelb, es riecht nach Schwefel und es könnte aus der Vitriolbergbauepoche stammen. Gelbe Steine gefolgt von moderndem Holzstempel noch in dieser Optik nicht wirklich zuordnungsbar.

Fopa da Chianols

Der anschliessende, nur schwer zu erreichende Hohlraum indes klärt auf.  Obschon der mühselige Zickzack Krichweg unsere Sinne benebelt zeigt sich unter labiler Holzbühne,  wir befinden uns in einem Abbaugesenk.

Fopa da Chianols

Die noch erhaltene Bühne stand einst auf einer tiefer gebauten Bühne die heute komplett zusammengefallen unter, unsererseits unbeliebter, spitzen Felsklumpen, liegt. Die gelbe Versinterung lässt mögliches Vitriol, Schwefel, erahnen. Die Bühnen, so glaube ich, waren durchgehend über den gesamten Gesenkgrundriss eingebaut. Die noch heute erhaltene Bühne ist die letzte ihrer Art sie diente als Deckel einer nicht mehr abbauwürdigen Zone. Tatsächlich scheint interessantes Mineral untendurch allmählich auszukeilen  wenn doch eine eindeutige Identifikation fasst unmöglich erscheint. Interessant ist weiter, die Holzkonstruktionen scheinen mir eher unterdimensioniert zu erscheinen. An Holz mangelte es im umliegenden  Wald keineswegs. Die Hölzer sind kaum fürs Auffüllen des gesamten Gesenks ausgelegt worden, der klassische Firstbau kann somit ausgeschlossen werden. Ein Strossenbau wie er im Lehrbuche bekannt ist könnte eher zutreffen.  Wir wissen nicht so genau wo die Gesenke in Nord/Südausrichtung enden auch wissen wir nicht genau über die Tiefststelle bescheid. Die Wahrscheinlichkeit jedoch dass auf der noch erhaltenen Bühne, respektive Strosse, einst ein Fahrstollen ruhte, halten wir alle für sehr naheliegend. Dieser Stollen könnte bis Tag geführt haben. Im verbrochenen Strossenteil findet sich rege Humusmaterial wie er im Waldboden, auf Tag , vorliegt.  Es sprechen etliche Spurenfunde, verbrochenes Holz, für eine höher gelegene zweite Bühnenkonstruktion diese jedoch ist restlos von den Steinmassen verdrückt worden.

Fopa da Chianols Plan

Plan gross machen, Plan anklicken.

Wir wissen also,

Wahrscheinlich sind einst  zwei Fahrstollen angelegt worden. Der untere, heute restlos verschüttete, könnte älter sein und hauptsächlich der Vitriolförderung gedient haben.

Beide Stollen könnten einer Pyritspur gefolgt sein.

Nur wenig ab Tag ist ein Gesenkt angelegt welches mit Holzbühnen unterteilt wurde.

Die untere Fahrstrecke könnte über die tiefer gelegene Strossenkonstruktion in südliche  Richtung in uns unbekannte Bereiche geführt haben. Sowohl nördlich wie südlich unverrückbar viel Bruchmaterial an den möglichen Stollenansätzen.

Die obere Fahrstecke schneidet das Gesenk an deren oberem Ende und folgt ins bekannte Stollensystem nordöstlich.

Die Bergleute waren vorwiegend in Tagnahen Zonen vom Erzglück gesegnet was der Stabilität keineswegs diente.

Die Bergtieferen, heute bekannten, Hauen  indes waren von eher minderem Segen.

Der Gesenkbau ist, so glaube ich, älteres Artefakt der Vitriolgewinnung. Die oberen Stollen und Aufhauen dienten eher der Eisenerzgewinnung. Oberhalb meiner gezeichneter und dokumentierten Anlage, knappe 50 Höhenmeter höher, liegt erneut ein kleines Stollenwerk.

Fopa da Chianols

Hier zeigen die Spuren eher auf Eisenerze.

Fopa da Chianols

Auch in diesem, knapp 15 Meter langem Stollen, Ansätze eines heute verfüllten Gesenkbaus.  Interessant ist, dies Werk ist knapp unterhalb eines Felsplateaus auf welchem noch Gebäudereste erkennbar sind. Nicht unwesentlich einleuchtend, könnten doch einst, um die Jahre 1810, rund 10 bis 12 Bergleute auf dem Plateau genächtigt und die darunterliegenden Gruben gearbeitet haben. So genau indes werden wirs nie wissen, eine scheue Annäherung indes wird uns mit jeder Weiterbearbeitung gelingen. So betrachtet wird dieser Beitrag sicher deren Fortsetzung finden.

Weiteres zu Bergüner Berbaugeschichten und sonstige Vorgeschichten
24. Juli 2012 Val Tisch, die Fortsetzung (Bergün / GR)
19. Juni 2012 Das Geheimnis von Val Tisch (Bergün / GR)
12. August 2012 Bergbausachverständige am graben (Bergün / GR)
17. Oktober 2012 Minas da Fier Val Tisch (Bergün / GR)
14. Oktober 2012 Die geheimnisvollen Minen des Val Tisch (Bergün / GR)
24. Dezember 2012 Eisenbergwerk Val Tisch, Neues (Bergün / GR)
17. Februar 2013 Internationale Val Tischer Bergwerke (Bergün / GR)
2. Juli 2016 Als Eisen perse im Werte dem Edlen in Nichten zurückstand (Latsch / GR)
18. September 2016 Wer war Anton ? (Bergün / GR)

Pete Burns

Und wieder stirbt ein bedeutender Künstler welcher damalig, mittig 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, nachhaltig, prägend eine androgyne Lebens – und Ausdrucksform mitgestaltete. Ähnlich David Bowie war auch Petes Auftritt im Zwischenbereich jener als verbindlich betrachteter Zweigeschlechtlichkeit angesiedelt. Indes, im Unterschied zu David Bowie schafte Pete den Sprung in die nennenswerte Beachtung nie. Im Gegenteil das spätere Zusammenwirken mit voyeuristischen TV-Anstalten brachte hauptsächlich deren Umkehrerfolg und eine definitive Abkehr einer künstlerischen Ernsthaftigkeit.

Pete Burns blieb bis zum Schluss eine äusserst schillernde Person indes, zweifelsohne, eine Person die massgeblich Einfluss auf meine Entwicklung nahm und mithalf am Bruch gehegt und gepflegter Genderkonventionen.

Dead Or Alive – You Spin Me Round (Like a Record)

Und, meine erste Maxisingel die ich erwarb,

Darum, Pete Burns am 23. Oktober 2016 im Alter von 57 Jahren an Herzinfarkt verstorben,
ruhe in Frieden.

Wellness im Wallis

Wieder eine Bergwerksgeschichte doch diesmal ich, ohne tausendsachundpack, mich in die Geheimnisse Walliser Unterwelten einweihen lassend. Im lockerer 5er Gruppe gewährte uns Roger Bergwerkforschung Einblicke in die Walliser Bergbaukunst.  Für mich 3 Tage ohne Messzeugs, Bohrmaschine und sonstige Schleppereien, ein überaus erholsames verlängertes Wochenende. Auch so, allen Lobes würdig, die Nächtigung im Bed&Breakfast Berginsel und de jeweilig anschliessenden Bergbau-Brunch. Und, wers noch nicht weiss, das Raclette hoch zu Berginsel ist, nicht nur meine Meinung, Legendensprengend.

Anny, ich habe vorwiegend Fotos produziert und kaum was geforscht was auch kaum von Nöten war, denn, Roger kennt so ziemlich alle Geheimnisse dortiger Berghauer.

Und so sollen vorwiegend Fotos meine hiesige Kurzgeschichte sein.

Freitag 7. 10. 2016 Aproz Bergwerk Pyrit vormals Anthrazit

Hoch im Felsen, nix für Höhenängstliche, mich dazu zählend, liegen einige Stollen verborgen. Ein Hochklettern forderte meine gesamte Überwindung wenn doch die Belohnung keine geringe war.

Bergwerk Aproz

Die Aussicht war Brillant und die Anlage nicht minder spannend.

Bergwerk Aproz

Die Stollen fuhren ursprünglich,  Mitte des 19. Jahrhunderts  verschiedene Anthrazitlinsen an.  Fehlmann spricht von grossem Bergmannsglücke in Form von 3000 Tonnen gefördertem Anthrazit. Eine zweite Bergbauepoche zu Zeiten des 1. Weltkrieg konzentriert sich vorwiegend auf den Pyritabbau,  zur Schwefel respektive Schwefelsäurenproduktion. Im Bild, der obere Stollen aus der Anthrazitepoche stammend während die untere Fahrstrecke des Pyrits Willen den Berg quert.

Bergwerk Aproz

Das Gelbe Zeugs an der Decke, man verzeihe mir mein Mineralogie-Analphabetismus, ist dies begehrte Pyrit. In allen Stollen überwog der herbe schweflige Duft welcher Erinnerungen an meine ausgedehnten Spaziergänge auf Gadors Schwefelwerken weckte.

Bergwerk Aproz

Die Pyritnester erstrecken sich senkrecht über rund 110 Meter. Immer wieder müssen Leitern oder Gesenke beklettert werden um in die nächsthöhere Sohle zu gelangen. Insgesamt sind 9 Sohlen definiert wovon die tiefste einzig als Abfüllanlage und Elektrohauptverteilung amtete.

Bergwerk Aproz

Mit der Ära Dionisotti  um 1940, zogen die schweren Maschinen in den Berg. Dionisotti liess 3 Silostufen und 2 Steinbrecher, Gesamtbauhöhe  70 m, in dem Berg einbauen. Um die Erze von tiefen Sohlen in die Brecher-Siloreihe einzuspeisen liess der alte Patriarch zusätzlich ein Förderschacht schlagen welcher jedoch nie seiner Bestimmung walten durfte. Die Produktion des, eher minderwertigen, Schwefels erreichte nicht die gewünschte Rendite und so zog der Bergmännisch ungebildete Unternehmer Dionisotti, mit all seinen Maschinen, ins nahe Goppenstein. Heute noch stehen die, ehemals in Aproz verbauten Steinbrecher, Rütteltische und Flotationströge oberhalb des Lötschberg Autoverlads auf Goppensteine Seite.

Ende des Zweiten Weltkrieg war Ende des Bergbaus auf Aproz. Der Schwefel, in Uetikon am See zu Schwefelsäure raffiniert, erreichte nie lukrative Qualität.

Bergwerk Aproz

So bleibt einzig, in verborgenen Stollenwinkeln, noch die natürlich gebildete Schwefelsäure welche vielleicht gar

Fuchs im Bergwerk Aproz

dem Fuchstier gar nicht gut bekam. Naja, ob dieser Fuchs, das arme Tier, des Säurewasser betrübt war oder sonst welche mortale Sorgen hegte, werden wir wohl nimmer erfahren.

Samstag 8. 10. 2016 Chalteberg Kobalt-Nickel Bergwerk

Chalteberg

Dies Bergwerk findet sich in prächtiger Berglandschaft mit Blick ins tiefe Turtmanntal.

Chalteberg

Über wilde Bäche führt der Weg zur Werkanlage aus den Jahren um 1890.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

Noch heute sind die alten Gebäude erstaunlich gut erhalten. Im Bild zuhinterst der Unterstand fürs Benzingetriebene Kompresserchen, anschliessend die kleine aber geräumige Mannschaftsküche und nebenan, Fenster links im Bild, die Kantine. Im oberen Stockwerk auf der Küche, die Wärme nutzend,  thronten die Bergwerksverwalter der 2 Bergbauepochen.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

Ein Blick in die Küche verrät, hier war ein geübter Koch auf engstem Raume am Werk.  Die Küchengestelle sind noch fix an Ort und Stelle und auch der Sockel vom Tiba steht an seinem Platz.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

Im Stollenlabyrinth, in den beiden Querschlägen, sind noch heute Holzschienen eingepasst. Insbesondere im Querschlag 1 auf Höhe Sohle 1 ist das Britische Schienensystem, Baujahr ca 1890, fast vollständig erhalten. Einzig die Flachbandstahllauffläche, welche die Holzschiene schütze, wurde abgebaut.  Merkwürdigerweise sind jedoch noch die Senkkopfschrauben im Holz erkennbar als hätte jemand eilig die Stähle, mit Brachialgewalt, zusammenklauen wollen.  Der fehlenden Profile wiederum liegen auf einem Haufen irgendwo im Querschlag also wurde doch nix mit Zusammenklauen.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

Nahe Mundloch, Sohle 1, bricht der Stollen allmählich zusammen. Das wenige Wasser in solch trockener Umgebung erstarrt zu Eis und schweisst somit die verbrochene Zimmerung zusammen.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

In naher Umgebung sind noch einige Sondierstollen getrieben die heute spektakuläre Holzeinbauten wie Spundwände zeigen.

Kobalt Nickel Bergwerk Chalteberg

Plan Gross machen, Plan anklicken

Der Kobalt-Nickelgang fällt 45 Grad Südwest. Mittels 2 Diagonalaufbrüchen machten sich die Arbeiter am Erz zu schaffen.

Die Erzlager sollen im Jahre 1854 entdeckt worden sein,

Im Jahre 1891 erwarb Dr. Schacht  die Abbaukonzession welcher, mit Unterbrüchen, bis 1906 noch Bergbau betrieb.

Kobalt-Nickelaufbereitungsanlage Chalteberg

Auch aus Dr. Schachts Betriebsperiode stammt die im Turtmanntalboden, Vorder Sänntum, befindliche, Wassergetriebene Aufbereitungsanlage. Die Erze wurden zu jener Zeit mittels Seilbahn vom Bergwerk in die Aufbereitung gefugt. Noch heute sind Randlager und Pochbecher erhalten auch so finden sich vereinzelt Seilbahnmastenfundamente. Indessen ist End und Anfangspunkt der Luftseilbahn nimmer eruierbar.

Kobalterz

Im Pochbecher, ebenso vor langer Zeit vergessen, ein schmucker Kobaltbrocken.

Im Jahre 1943 wird nochmals ein Versuch gestartet die alten Kobaltminen zu beleben. Einige Wagemutige öffnen die alten Stollen und verlängern diese um wenige Meter. Der Abraum wird dekorativ vor die alten Versatzmauern und auf den Holzschienen in Sohle 2 verstaut. Der grosse Nickelkobaltsegen indes wird den Männern, die unter ärmlichsten Bedingungen auf 2500 müm hausten, gänzlich verwehrt bleiben.

Sonntag 9. 10. 2016 Chandoline Bergwerk Anthrazit

Am Sonntag, als kleine Entspannung, mal wieder Kohlebergbau diesmal im ausgedehnten Anthrazitbergwerk Chandoline nahe dem Rohneufer.

Bergwerk Chandoline

Über Abbaugesenke lassen sich, unter fachkundiger Führung von Roger, die oberen Sohlen befahren.

Bergwerk Chandoline

Da meine Orientierung allmählich schwindelte war ich froh um Rogers Objektkenntnisse den dass Stollenwirrwar schien nimmer zu enden.

Bergwerk Chandoline

Und immer wieder mit 60er-Spur Schienen ausgestattete Strecken.

Bergwerk Chandoline

Ähnlich den  Simmentaler Bergwerken liegt auch in dieser Anlage reichlich vergessenes Bergbaumobiliar aus Zeiten des 2 Weltkriegs.

Bergwerk Chandoline

Und ebenso sind noch spektakuläre Holzeinbauten zu finden.

Bergwerk Chandoline

Wer sich jedoch auf der Hauptstecke weiter in der Berg wagt passiert zwangsläufig einige sehr brenzlige Stellen. Nicht nur das mürbe Stollendach wird zunehmend zur latenten Gefahr.

Sauerstoffwerte im Bergwerk Chandoline

Auch das Sauerstoff CO2 Verhältnis erreicht ein gefährlicher Schwellwert.

Nochmals als Lebenswichtiger Tipp

Atemluft liegt bei 20,9 Volumenprozent  Sauerstoff und weit unter 0,4 Volumenprozent CO2

Tödlich wird’s bei 15 Volumenprozent  Sauerstoff, respektive 3 Volumenprozent CO2.

Bergwerk Chandoline

Plan gross machen, Plan Anklicken (Quelle Roger Widmer Bergwerkforschung)

Im Plan, hier die westliche Hälfte der Grube,  in Türkis gehalten, die Grundstrecke. In Rot, Orange und Gelb die oberen Strecken. Untendurch wärs Blau und Violett und wie bekannt unter Bergbauprofis, Grau steht für Schrägschacht, die kolorierten Flächen wiederum sollen Abbaufelder symbolisieren.

Wie gesagt, die Grundstrecke wird einige 100 Meter ab Tag zunehmend desolat. In der Ostabzweigung  nimmt  zudem rapide die Bewetterung ab somit schrumpft der Anteil an gesunder Atemluft. Als wären dies nicht genug Gefahren  tauchen immer wieder gefährliche Schächte in der Hauptstrecke auf. Kurzum, wie bekannt bei Kohlebergwerken, eine äusserst lebensunfreundliche Umgebung.

Und abschliessend, nach solch ausgedehnter Geschichte,

Nen Dankeschön an Roger, allen Beteiligten, dem Berg und klar dem Berginselteam.

Meine Wallisbeiträge
Goppenstein die Zweite
Wo Mühlen langsamstetig Blei mahlten und Faxe verfaxt waren

Und die Links
Bergwerkforschung
www.berginsel.com

Und doch kein Eisen

Oder, der Geologe der nie log

Eine Siglisfadgrätli- Fortsetzung der hier niedergelegten Vorgeschichte Längst verwelkte Eisen. Siglisfadgrätli, vorweg eine kleine Passhöhe zwischen dem Gornertal und der Intschialp ob Intschi im Kanton Uri

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Wie schon beim ersten Ausflug vermöchte auch diesmal die Landschaft, in voller Pracht, zu überzeugen.  Diesmal bei ins Herbstgelb getauchte Wiesen, war der Blick aufs Siglisfadgrätli eindeutig nicht minder beeindruckend.

Die 7 Kilometer Distanz a 1 Kilometer Höhenunterschied taten wir uns zu Dritt, Roger unser Geologieexperte, Tanja und ich, an. Nach erstmaliger Befahrung der Stollenanlage und der Erkundung des Industrieareals war damals die Neugierde geweckt und die Fragen noch Zahlreicher. Mein Mineralogie-Unverständnis  konnte auch so die Frage des getätigten Abbaus nicht richtig klären. Meine bis anhin gehegte Orientierung beruhte aufs Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz, genannte Strecke UR 1064. Das Astra nennt auf der Passhöhe Siglisfadgrätli im Foto linksseitig ein Eisenbergwerk. Auf der Passhöhe indes keine Spur einer Industrielandschaft.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Stattdessen liegt auf einem Hochplateau, 2250 müm, nordöstlich der Passhöhe, eine grosse Bergbauanlage  die ich anfänglich, mich aufs Bundesinventar der historischen Verkehrswege verlassend, als Eisenbergwerk taxierte und da ich weder vor dem, einzigen noch erhaltenem, Stollen noch im Stollen selber, irgendwelche Mineralien zu erkennen glaubte war, trotz historischer Wiedersprüche, mein irrtümlicher Stempel aufgedrückt. So konnte mich weder Lavater, welcher die Anlagen um 1748 besucht haben solle, noch sonstige Bergbauexponenten eines Korrekteren überzeugen.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Erst der gezielte Schlag auf, vor dem Mundloch liegende, Steine und die scharfen Augen von Roger brauchten Eindeutiges zu Tage. Das Bergwerk förderte Bleiglanz auch genannt Galenit, alle weiteren Behauptungen sind schlicht falsch.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Noch peinlicher, zu Ungunsten meines  Geologieverständnisses, wo ich die Schmiede richtig vermutete, liegt zentnerweise gepochtes Bleiglanzkies. Auch dieser Reichtum war mir bei erster Erkundung schlicht weitläufig entgangen. Nun ergibt sich ein ganz neues interessantes Bild der damaligen Verhältnisse. In der Schmiede könnte ein Handbetriebenes Pochgerät gestanden haben. Es liegt verhältnismässig viel gleichmässig  gehauenes Bleiglanzkies herum. Nahe dem Mundloch,  an Stelle wo die Vegetation gänzlich aussetzt, auf 688’164.2, 179’212.6, wurde einst das Erz ausgesondert. Auch an dieser Stelle findet unser Mineraloge reichlich Bleiglanz. Die Worte vom Apotheker Lavater aus Jahren 1748 gewinnen, trotz einer oftmals etwas übertriebenen Dramaturgie, stetig an Glaubhaftigkeit.

Und genau dieser Lavater beschreibt den, heute noch einzigen offenen, Stollen als Tunnel welcher den gesamten Erzstock durchqueren solle.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Leider jedoch ist bald, nach rund 15 Meter, ein unüberwindbarer Versturz im Stollen. Da wir jedoch an Lavater glaubend, Schaufel und Schlagwerkzeug mithatten, machten wir uns, an einer vielversprechenden Stelle, am Schuttkegel zu schaffen.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Schnell waren doch beachtliche Mengen Material im Gefälle verschoben obschon unser Vortrieb leider rund 4 Meter über Schienenhöhe erfolgte. Das Bauwerk scheint nach Westen abzudrehen  was die Hoffnung eines möglichen Durchstichst nährt. Der Schuttkegel drückt eindeutig aus östlicher Himmelsrichtung.

Siglisfadgrätli

Zeitgleich macht sich Roger ans Gegenende des Bleiglanzgangs. Diese Stelle, westlich des Bergwerks gelegen, wird zu Zeiten des zweiten Weltkriegs durchs Büro für Bergbau genauer untersucht . Bereits damals finden die Männer keine Spur eines Stollens, respektive eines Tunnels, trotzdem wäre genau diese Stelle naheliegend fürs Gegenende des von Lavater beschriebenen Tunnels.  Indessen ist die Stelle längst bekannt als Galenitabbau und auch die 1943 geführte Untersuchung zeigt reiche Anteile an Bleiglanz also eine eindeutig vielversprechende Stelle.

Doch wir drei waren nicht mit grossen Sensationen beschenkt. Weder fand Roger die Stelle noch schafften wir den Durchbruch. Uns, Tanja und mir, wurde die Tatsache der 4 Meter über Schienenhöhe zum grössten Hindernis. An der aufgewältigten Stelle sank das Stollendach, nach einem Meter Vortrieb, abrupt und steil ab. Ein erhofftes durchrieseln des Gerölls in die Tunnelfortsetzung  blieb aus und obschon ein leichter Luftzug erahnbar war,  gaben wir die Arbeit auf. Um einen Durchbruch zu ermöglichen ohne die Arbeitsfläche zu verstellen, müssten minimal 6 Kubikmeter zu Tage gefördert werden. Hierbei indes steht das nächste Hindernis, eines sehr engen Mundlochs, an.

Trotzdem ergeben sich einige interessante Fakten zu diesem Siglisfad-Mysterium

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Satellitenbildquelle https://map.geo.admin.ch

Die, vom Büro für Bergbau untersuchte, Vererzung westlich des Bergwerks ist bekannt und im Satellitenbild blau markiert. Der Stollen dreht, soweit erkennbar, ziemlich bald nach Westen und scheint fast an die Vererzung zu zeigen. Der Stollenverlauf, respektive der Tunnelverlauf, als rote Linie markiert, misst eine Nominallänge von 378 Meter. Dies mag zwar für damalige Verhältnisse, Bergwerksaufgabe um 1810, viel sein doch, Vergleichbar Gnadensonne in Trachsellauenen, durchaus realistisch.  Lavater beschreibt ein Stollen welcher den ganzen Berg durchquert was dieser Linie etwa entsprechen täte.

Bleibergwerk Siglisfadgrätli

Satellitenbildquelle https://map.geo.admin.ch

Die aktuelle Situationsansicht, gross machen, Bild anklicken,  zeigt die neusten Erkenntnisse. Der Stollen anfänglich einer Verwerfung folgend, wissen wir heute, dreht bald in westliche Richtung. Auf dem Bergbaurevier sind weitere Abbauspuren nordwestlich des Hauptwerks erkennbar. Der Erzgang verläuft wahrscheinlich fast senkrecht vom Südost nach Nordwest wobei dieser gegen Ende die Richtung Ost zu West einschlägt. Das Werksgelände befindet sich auf einem Plateau welches durch Absenkung entstanden ist folglich ist der gewachsene Fels in welchem der Stollen sitzt, äusserst brüchig. Die ursprüngliche Förderstrecke  könnte an vielen weiteren Stellen verbrochen sein. Tatsache ist, kurz nach Mundloch steigt das Stollendach bei zunehmender Breite auf 6 bis 7 Meter an, nur ein kleiner Schlitz dürfte vom Abbau herrühren alles weitere ist gekracht und versperrt heute den Durchgang.

Siglisfadgrätli

Am Siglisfadgrätli indes gibt’s keinerlei Indizien die auf Bergbau schliessen liessen. Auch der Historische Wegverlauf gemäss Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz, genannte Strecke UR 1064, ist nicht über jeden Zweifel erhaben.

Alleweil trotz nicht allzu spektakulären Entdeckungen ein äusserst Aufschlussreicher Tag welcher viele Fragen zu klären wusste und, nicht minder wichtig, eine irreschöne, äusserst sportliche Wanderung ins Intschital Uri.

Die Vorgeschichte, damals noch, meiner Meinung nach, ein Eisenbergwerk
Längst verwelkte Eisen